LEON VYNEHALL - MUSIC FOR THE UNINVITED
Es gab 2014 im Grunde keinen besseren Zeitpunkt, "Music For The Uninvited" zu veröffentlichen. Das Debut des House-Produzenten auf Martyns 3024 Label erschien vor fast genau einem Jahr im März zu den ersten wärmenden Sonnenstunden nach langer Winterfinsternis, und ich umarmte diesen Strahlemann sogleich mit einiger Begeisterung. Insofern ist es auch passend, "Music For The Uninvited" heute und damit zum Frühling 2015 hoch zu werfen, denn damit lässt sich auch dieses Jahr jeden dunklen Fleck auf Seele und Leben weglasern.
Die 36-minütige EP, ein Konvolut aus leicht angejazztem, swingendem Deep House, Boogie-Funk und lässigem Downtempo, ist durch und durch lebens- und farbenfroh, im besten Sinne optimistisch und dabei völlig echt, im Sinne von unironisch. Ein großer Teil dessen geht auf das Konto eines romantischen Vibes und einer bittersüßen Melancholie, die als Fundament dieser sieben Tracks für ein debil-zufriedenes Grinsen bei Herrn Dreikommaviernull sorgen, auch hörbar gemacht durch ein feines weißes Rauschen, das sich durch die gesamte Platte zieht und bereits Anlass zur Spekulation über einen vermeintlichen Produktionsfehler war.
Vor allem in den Sommermonaten 2014, beim morgendlichen Bereitmachen für so manch schwierigen Tag, lieferten Tracks wie das hypersonnige "Goodthing" oder der Clubstampfer "Be Brave, Clench Fists" die Familienpackungen Endorphine auf 3024 Europaletten an und machten dann doch für so einen kurzen Moment klar, dass das alles so irrsinnig schlecht dann doch nicht ist, wenn man es denn endlich nur mal so sehen könnte. Oder wollte. Denn wir halten fest: ich atme, die Pumpe schlägt noch und ich kann diese wunderbare Musik hören. Das hätte alles schon ganz anders aussehen können.
Because there is no light when you're dead.
Denn wer sagt, dass elektronische Momente ganz prinzipiell und wie von Moses in kühlen Schnee gepinkelt nicht so ganz nah an die eigene Seele angetackert werden könne, weil sie so distanziert, kalkuliert und entmenschlicht wäre, sollte sich mal Gedanken über das verbarrikadierte Dachgeschoss machen.
Erschienen auf 3024, 2014.