SRAUNUS - DANCE ALONE
Die meisten Schmerzen bei den vorgenommenen Streichungen für die 2020er Bestenliste hatte ich möglicherweise bei "Dance Alone" von Sraunus. Das elfte Album des Produzenten aus Litauen steht in meinen (digitalen) Hörstatistiken bei last.fm tatsächlich in den Top 100 der meistgehörten Alben aller Zeiten (!) - und das ist bemerkenswert für eine Platte, die erst im Frühjahr 2020 erschienen ist.
Bemerkenswert (ein echter Delling!) sind auch die Ideen für die Ausgestaltung seiner Musik: Sraunus vermischt die dunkel schimmernden, manchmal klaustrophobisch wirkenden, ambrierten Merkmale des Dubtechno mit weitläufigen Ambientflächen und legt einen Schleier aus raffiniertem IDM-Elektrogefummel über die oberste Sphäre seiner Songs. "Dance Alone" ist introvertiert und selbstreflexiv, es zeigt sich in einem immer weiter ausbreitenden Geäst von Erfahrungen und den daraus entstandenen Brüchen, diesen Verschleißerscheinungen, die das Leben kälter werden lassen. Manchmal scheinen sich in erster Linie die Gefühle von Einsamkeit zu spiegeln, die nach innen gerichtete Version der Einsamkeit; die, die keinen Platz für Überwärmtes und andere Sentimentalitäten hat. Vielleicht war es insbesondere ebenjene Wahrnehmung in Zeiten der Corona-Isolation, die "Dance Alone" zu einem solch treuen Begleiter werden ließ. Hätte definitiv in meine Top 20 gehört. Aaaand I fucked this up. Again.
P.S.: Sraunus stellte vor einigen Jahren einen isolatedmix für das Ambientlabel A Strange Isolated Place zusammen. Mehr Informationen und den Mix zum Download gibt es hier:
Self-Released, 2020.