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31.08.2015

Sex, Drugs & Rosenkohl - oder: der Weg zurück zum Vegetarier


Ich ernähre mich seit Dezember 2014 nicht mehr vegan. Nach zweieinhalb Jahren habe ich den Selbstversuch zumindest vorübergehend abgebrochen. Die Gründe sind komplex und nicht in drei Sätzen zu erläutern; sie sind jedoch alle im physiologischen Bereich zu suchen und weiter zu ergründen.

Im August 2012 entschloss ich mich, wie hier bereits erwähnt, nach über zweieinhalb Jahren als Vegetarier, den Schritt zum Veganer zu machen. Dem ging ein sorgfältiges Studium der Möglichkeiten und Risiken voraus, weil ich es unter allen Umständen vermeiden wollte, zu scheitern: ich halte die vegane Lebensweise damals wie heute nachwievor für richtig und wichtig. Was ich unterschätzt habe: meine eigene Krankheitsgeschichte nebst der seit nunmehr 12 Jahren andauernden Medikation mit Esomeprazol.

Die ersten Nachdenkfalten auf der Stirn gab es jedoch bei der Recherche über Nähr- und Mineralstoffe wie Eisen, Kalium, Zink oder auch Selen, und speziell darüber, wie leicht und locker die vegane Internetcommunity den ganz großen Kamm zur Hand nahm. Eisen? Kein Problem, einfach ein bisschen Quinoa, Spinat und ein paar Sprossen essen - fertig. Und ich dachte: cool, das bekomme ich schon auf die Reihe, richte ich meinen Essplan eben auch darauf aus.

"Aber das ist doch total anstrengend und aufwändig, immer die Zutatenliste zu checken!"

Zwei Klicks weiter sah die Welt schon wieder deutlich anders aus, tatsächlich ist die Eisenzufuhr hochkomplex - ich muss an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass Eisenmangel längst eine Zivilisationskrankheit ist und bei Weitem nicht nur Vegetarier und Veganer betrifft.

Bleiben wir beim Beispiel Quinoa:
Pflanzliche Lebensmittel beinhalten Nicht-Hämeisen, das zu etwa 2–20 Prozent vom Körper aufgenommen wird, je nachdem wie man die Lebensmittel miteinander kombiniert: bei gleichzeitiger Aufnahme von beispielsweise Vitamin C steigt die Chance, mehr Eisen aufnehmen zu können, die Kombination mit Kalzium, Hülsenfrüchten, Tee, Kaffee und interessanterweise Sojaprotein wirkt sich negativ auf die Eisenaufnahme aus. Um also auf meine benötigten 10mg Eisen pro Tag zu kommen, muss ich ganz schön rechnen: 100g Quinoa enthalten etwa 11g Eisen, bei der Annahme optimaler Eisenaufnahme von 20% (entspricht 2,2g) müsste ich also 500g Quinoa in mich reindübeln. Dummerweise enthält Quinoa mit 47mg auch einen ganzen Arschvoll an Kalzium - erzählt einem niemand, muss man sich selbst rausfummeln. Inwieweit sich nun die Eisenaufnahme durch die stattliche Menge Kalziums verringert, steht in den Sternen - und ich habe gleichzeitig die Kontrolle darüber verloren. Kombiniere ich den Quinoa dann noch mit einem Sojaschnitzel (=Sojaprotein) und Spinat (durch den hohen Anteil von Oxalsäure im Spinat ist die tatsächliche Eisenaufnahme stark gehemmt), wird's in Sachen Eisen ganz duster und das Lecken an der Straßenlaterne wird zur ernsthaften Option. Der obligatorische Disclaimer (1), bevor jemand weint: dass Quinoa, Sojaschnitzel und Spinat grundlegend gesünder sind als ein Big Mac ist mir klar, bitte keine Hassbriefe schreiben, es geht um Eisen.

"It's a dirty job, but someone's gotta do it."

Was mich daran in erster Linie störte, war die Verharmlosung - andere Beispiele zu Magnesium, Zink und Selen habe ich auf Anfrage auch in petto - nein, wir werden nicht alle sofort daran sterben und ja, jeder ist für sich selbst verantwortlich und vielleicht ganz bestimmt sehe ich das alles auch viel zu eng. Ich habe jedenfalls versucht, die Verantwortung zu übernehmen und mich, vielleicht sogar übermotiviert, durch den Ernährungsirrsinn geschlagen, weil ich wie gesagt jeden Fehler vermeiden wollte. Ich hatte nach einem halben Jahr, in dem ich wirklich wie ein Schießhund aufpasste und meinen Essensplan akribisch genau auf die größten Risikofaktoren und Schwachstellen ausrichtete, trotzdem einen kleinen Eisenmangel eingefangen, den ich mit der Einnahme von Eisensaft (etwa ein Liter pro Woche) schnell wieder wegbekam. Es kann also in manchen Fällen bedeutend komplizierter sein, als nur die Zutatenlisten zu checken. Manchmal muss man auch noch ein bisschen nachdenken. Der nächste Disclaimer (2): für mich war weder das Checken der Zutatenliste noch die eigenverantwortliche Recherche nach Nähr- und Mineralstoffen "anstrengend" oder "kompliziert", ich nahm das ganz im Gegenteil sehr selbstversändlich als "part of the deal" an, und muss auch zugeben, dass die Auseinandersetzung mit diesen Themen sogar Spaß machte. Ich habe darüber hinaus auch noch nie soviel über Ernährung und meinen Körper gelernt.

"Wie kommt Kuhscheiße aufs Dach?"

Zwei Jahre nach Beginn meiner veganen Ernährung wurde im Rahmen einer Routineuntersuchung in der Praxis meiner Hausärztin ein ausgesprochen hübsch erhöhter Bluthochdruck von bis zu 270/160 festgestellt. Die hektisch angeleierte Diagnose ergab, dass mein Herz bis auf gelegentliche Stolperer in bester Ordnung ist, und die Nieren bis auf eine kleine Nebenniereninsuffizienz links (danke, Chemotherapie!) ebenfalls unauffällig ist. Nierenkrankheiten können für Bluthochdruck verantwortlich sein, deswegen werden die Nieren in dem Zusammenhang auch sofort überprüft. Alle eingeschalteten Ärzte zuckten mit den Schultern: vegane Ernährung, praktisch kein Alkoholkonsum, dezentes, aber irrelevantes Übergewicht -

"Woher kommt denn der Scheiß?"
"Tja, Herr Dreikommaviernull, wie kommt Kuhscheiße aufs Dach? Hier sind Tabletten, viel Spaß damit." 

Und weil die Schulmedizin in handgeschätzten und mundgeblasenen 999 von 1000 Fällen einen Bluthochdruck nicht erklären kann, hat man dem Kind gleich einen Namen gegeben: der primäre Bluthochdruck. Der kommt eben mal vorbei. Und wenn wirklich alle Stricke reißen, dann ist's eben vererbt. Case closed.

Ein ähnliches Erlebnis hatte ich übrigens auch mit meinen erhöhten Triglyceridwerten (anderer Arzt, andere Zeit):

*konfus* "Woher kommen die denn, Frau Doktor?
*triumphierend* "Tjaha, ganz einfach! Weniger Fleisch, weniger Käse, weniger Alkohol, Herr Dreikommaviernull!"
*fassungslos* "Äh, ich ernähre mich vegan. Und Alkohol trink ich zwei Mal pro Monat."
*??* "Hm."
*!!* "Ja. Hm."
*souverän* "Dann ist's vererbt."

Ein offenes, dafür nicht überraschendes Wort: ich kann das nur ganz schwer akzeptieren. In meiner Welt hat es da gefälligst eine Ursache zu geben, vor allem für einen solch signifikant erhöhten Blutdruck. Ich schieb's gerne und jederzeit auf meine eigene Unzulänglichkeit, aber ich bin unfähig, es einfach so hinzunehmen. Ich saß bei Kardiologe Nummer 3 in der schicken Snob-Praxis im Frankfurter Westend und löcherte ihn mit meinen Fragen. Der Todesstoß:

"Kann eine vegane Ernährung für Bluthochdruck verantwortlich sein?"
"Hm. Nein."
"Und wie steht's mit einem Vitamin B12 Mangel?"
"Hm."
"Weil ich hätte da einen im Angebot..."
"Hm."
"..."
"Normalerweise nehmen wir den B12-Wert bei der Blutuntersuchung nicht ab. Aber lassen sie mich mal in mein Buch schauen."

*blättert ziellos für 7 Sekunden darin herum*

"Nein, hier steht nichts. Sie können davon ausgehen, dass das damit nichts zu tun hat. Herr Dreikommaviernull, ab und an passiert eben sowas. *joviales lächeln* Ich selbst habe auch Bluthochdruck. Ich nehme zwei Tabletten am Tag und zack! - Mir geht's total prima. Machen sie das auch, sie können damit ganz hervorragend leben. Es macht in ganz vielen Fällen keinen Sinn, nach der Ursache zu suchen. Akzeptieren sie es einfach."

Ich akzeptierte es nicht. Aber an wen sollte ich mich jetzt wenden, wenn alle nur den Weg in die Apotheke beschilderten? Hinzugezogene Heilpraktiker und Ernährungsberater wussten auch keine Antwort. Recherche auf eigene Faust? You bet!

Rückblick


Ich hatte es an anderer Stelle in diesem Blog schon mal irgendwo und -wann erwähnt: im Sommer des Jahres 2000 wurde bei mir ein Hodentumor am linken Hoden zunächst entdeckt und dann mitsamt Hoden entfernt. Nach ca. 20 Monaten "Wait & See", also engmaschiger Blut- und Ultraschallkontrollen, zeigte sich die Krebs-Mistsau erneut in Form einer mittlerweile handballgroßen Metastase im linken Abdomen. Was folgte waren die dunkelsten acht Monate meines Lebens mit vier Zyklen Hochdosis-Chemotherapie und einer an- und abschließenden Operation, in deren Verlauf mir die vormals befallenen Lymphbahnen im linken Rücken entfernt wurden. Das Ergebnis war indes erfreulich: die dumme Drecksau war besiegt und ich bin bis heute clean. Als Nachwirkung dieses Irrsinns nehme ich allerdings seit 2003 täglich mindestens 40mg Esomeprazol, und das kam so: Im Verlauf des zweiten Chemo-Zyklus bekam ich plötzlich sehr starke Schulterschmerzen (natürlich links, bei mir ist links ja bis auf das politische Weltbild alles am Arsch) "unklarer Genese", heißt: niemand konnte sie sich erklären. Nach Durchlaufen des kompletten Diagnoseverfahrenlabyrinths zuckten meine Ärzte immer noch mit den Schultern, und da selbst das Morphium, das mir wegen der Tumorschmerzen in rauhen Mengen in die Venen geballert wurde, keine Linderung für die Schulter brachte, hielt man das Phänomen hinter vorgehaltener Hand für ein psychosomatisches. Da ich alles andere als ein einfacher Patient war, war das eine naheliegende Diagnose.

"Vielleicht simuliert er ja auch." 

Die Monate zogen ins Land und ich kam langsam wieder zu Kräften, die Schulterschmerzen aber blieben hartnäckig an meiner Seite. Nach einigen weiteren Episoden mit meinem Magen (Magenblutung) gab man mir nach der sechsten Magenspiegelung und der der endlich erfolgten Diagnose "Magengeschwür" im Krankenhaus eine Tablette mit dem Wirkstoff Esomeprazol, ein Protonenpumpenhemmer, der vor allem bei der Bekämpfung von Magengeschwüren eingesetzt wird und der die Salzsäuresynthese im Magen hemmt. Nach zwei Tagen stellte ich plötzlich fest, dass meine Schulterschmerzen verschwunden waren, und sie sind es bis heute, wenn ich jeden Tag eine Tablette nehme. Auch das konnte ich damals nur schwer akzeptieren, denn erstens: woher kommen die Schulterschmerzen und warum sind sie so stark, dass ich kaum mehr denken kann, zweitens: warum helfen selbst Schmerzmittel auf Morphinbasis nicht und zum dritten: warum zum fickenden Fick helfen ausgerechnet Magentabletten bei Schulterschmerzen? Es kam, was kommen musste: ein Bonusmeilenprogramm durch die Arztpraxen Hessens: Orthopäden, Gastrologen, Heilpraktiker, Internisten, Osteopathen. Von "Zwerchfellbruch", über "Allergie" (stilsicher mit direkt ins Schulterblatt gespritzem Cortison behandelt) bis zu "Depression" war fast alles dabei, aber im Grunde zuckte jede und jeder nur mit den Schultern, bis es am Ende auch hier hieß: "Wenn die Tabletten helfen, ist's doch super."

Mittlerweile weiß ich, dass das Zwerchfell wenn auch nicht gebrochen, dann doch durch den Tumor und das Magengeschwür und dessen Vernarbungen in Mitleidenschaft gezogen wurde und womöglich mit dem oben Teil des Magens verwachsen ist. Immerhin gibt es eine direkte Nerven/Meridianverbindung des Zwerchfells zur Schulter und das würde auch die stärkeren Schmerzen nach dem Essen (also bei vollem Magen) erklären. Wie ich den Dreck allerdings wegbekomme, sodass ich die Pillen in die Tonne treten kann, weiß wieder kein Mensch.

Protonenpumpenhemmer und B12


Ich würde das Esomeprazol lieber gestern als heute wegbekommen, denn es steht zum einen in wenigstens indirektem Zusammenhang zu meinem Bluthochdruck und darüber hinaus für eine ganze Reihe anderer möglichen Risiken, die sich insbesondere bei einer Langzeiteinnahme zeigen. Hier schließt sich auch wieder der Kreis zu Vitamin B12:

"Das Ärzteteam um Jameson Lam und Douglas Corley aus Oakland wollte den Ursachen von Vitamin-B12-Mangel auf die Spur kommen. Zwölf Prozent der mehr als 25.000 Patienten, deren Vitaminspiegel zu niedrig waren, nahmen regelmäßig Säureblocker, in der Fachwelt als Protonenpumpenhemmer bezeichnet. "Wer die Mittel länger als zwei Jahre einnahm, erhöhte sein Risiko für Vitamin-B12-Mangel um 65 Prozent", sagt Corley. "Je höher die Dosis, desto höher das Risiko. (aus: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/nebenwirkung-von-saeureblockern-magenschutz-mit-schaden-1.1840788)

Oder etwas wissenschaftlicher:

"Die Ordination von Fibraten und PPI steigerten den nitrosativen Stress, die Laktazidose, die Vitamin-B12- und Vitamin-C-Defizite. Fünf Jahre nach Beginn der NSAR-Behandlung entwickelte sich klinisch das chronische ATP-Defizit, es musste in kurzen Intervallen gegessen werden. Die Refluxösophagitis war schon Hinweis auf eine gesteigerte intestinale NO-Synthese und einen Vitamin-B12-Mangel, der durch Hemmung der Salzsäuresynthese (Protonenpumpenhemmer) verstärkt wurde. NO hemmt die Pyruvatverwertung und die mitochondriale Atmungskette, so dass zwangsläufig nutritive Kohlenhydrate zu Fett metabolisiert wurden (Fettleber) [1, 2, 3]
Die 1998 einsetzenden „brennenden Füsse“ und die Blasenentleerungsstörungen (Miktion nur noch im Stehen und träufelnd bei fehlendem Miktionsdrang trotz voller Blase) waren schon Hinweis auf periphere und vegetative Polyneuropathien. Der exzessive B12-Mangel 2007 hatte seine Ursache im nitrosativen Stress, er war Wegbereiter für die neurologische Schädigung. Auch die Cholecystolithiasis war Folge des nitrosativen Stresses und nicht zufallsbedingt." (aus: http://www.dr-kuklinski.info/publikationen/nitrosativer-stress_2.pdf)

Durch die jahrelange Einnahme von Esomeprazol war mein B12 Spiegel somit vermutlich schon vor meiner Zeit als Vegetarier/Veganer im Keller und wurde durch die vegane Ernährung sicherlich nicht wenigstens mal ins Erdgeschoss gehievt. Ich supplementierte zwar B12 mit entsprechenden Präparaten, nachdem im Juni 2014 ein Mangel festgestellt wurde, über die Sinnhaftigkeit war ich mir aber angesichts des Esomeprazols nicht sicher.

Ich ließ im Dezember 2014 weitere Blutuntersuchungen vornehmen, nach eigener Recherche mit dem Schwerpunkt auf das Hormon Homocystein, die Vitamine B6 und B12 und Folsäure. Die übrigen wichtigen Werte wie Eisen, Magnesium, Zink, Selen, Kalium und Calcium nahm ich auch noch mit.

Homocystein könnte in dem ganzen Schlamassel mit den zu vielen Variablen eine zusätzliche und gewichtige Rolle spielen. Es handelt sich hier um eine Aminosäure, die ein Zwischenprodukt im Stoffwechsel ist und, bei erhöhter Konzentration im Blut, der Auslöser für zahlreiche, schwerwiegende Krankheiten sein kann - unter anderen schädigt Homocystein die Blutgefäße, es kann für Bluthochdruck *blinkblink* und außerdem schwere Herz/Lungenkrankheiten verantwortlich sein. Weil der Körper weiß, dass zuviel Homocystein nicht so richtig geil ist, reguliert er den Homocysteinspiegel im Blut mit Hilfe von Betain, Bitamin B6, Folsäure und Tadaaaa: Vitamin B12. Letzterem wird bei der Regulierung/Senkung des Homocystein am meisten Gewicht zugewiesen. Ergo die Annahme: fehlt Vitamin B12, kann der Körper das Homocystein nicht mehr ausreichend regulieren. So ließe sich mein Bluthochdruck erklären.

"Sie haben ein vierfach erhöhtes Mortalitätsrisiko."

Tatsächlich war mein Homocysteinwert stark erhöht. Das absurde an den übrigen Werten war indes, dass sich alle im Normbereich wiederfanden - auch das B12. Zugegebenermaßen am unteren Ende des Normbereichs, aber eben doch nicht so weit unten, als dass es zu einem Problem hätte kommen können. Eine Interpretation dieser Werte durch meine Ärzte fand nicht statt.

Die Idee


Ich begann nach dem Ergebnis der Blutuntersuchung wieder damit, Milch, Eier und Käse zu mir zu nehmen, in erster Linie als mittelfristig angelegten Versuch. Ich würde einige Monate wieder vegetarisch essen (Fleisch ist niemals mehr eine Option) und dann nochmal Blut abnehmen lassen. Das wird voraussichtlich jetzt im September geschehen und ich bin sehr gespannt, ob sich die Werte verändert haben. Rein logisch müsste das Homocystein nach unten gegangen sein, B6 und Folsäure weiter nach oben. Aber wie wird sich das B12 verhalten, vor allem unter Berücksichtigung des Risikos, dass das Esomeprazol meinen Darm schon so geschädigt hat, dass die Aufnahme von B12 signifikant gehemmt ist? Ich werde weiter darüber berichten.

Wie zu sehen und lesen ist, ist die Situation insgesamt nicht einfach und man tut sich zu keinem Zeitpunkt einen Gefallen damit, solche Themen auf die leichte Schulter zu nehmen. Das geht bei Sätzen wie "Du musst nur ein bisschen Radieschensprossen essen, dann geht das mit dem Magnesium schon." los, geht  über "Ich weiß, dass die Nebenwirkungsliste über drei Seiten geht, aber ich nehme die Tabletten auch und mir geht's prima." bis hin zu "Dann ist's eben vererbt." Die Ärzteschaft, die sich in meinem Fall nicht unbedingt mit Ruhm bekleckerte, muss ich etwas in Schutz nehmen, weil man nicht erwarten kann, dass jeder die Untiefen einer veganen Ernährung in Verbindung mit Esomeprazol und Bluthochdruck und Homocystein sofort aus dem Effeff weiß und kennt, aber ein bisschen mehr Motivation und nennen wir es ruhig: Wissbegierigkeit hätte ich mir schon gewünscht. Aber das ist eben auch die Crux des Gesundheitssystems: es gibt für alles Tabletten und in der Regel schmeißt man ein Packerl Pillen in das schwarze Loch namens Patient und meistens hilft's. Wenn es nicht hilft, wird es sehr schnell sehr einsam um einen herum. Und ich möchte betonen, dass die Option, das Internet zu befragen, soviel es mir nun bis hierhin geholfen hat, nicht immer eine gute ist - denn so viele übersichtlich Dachgeschossmöblierte es schon draußen in der Schlange beim REWE gibt, so viele gibt es auch im Internet. Man hat sogar den Eindruck: dort sind's noch mehr.


Bestes Beispiel ist ja gerade auch der Blog, den ihr gerade lest.


[officevokabular]I keep you posted.[/officevokabular]





13.07.2015

Vegan Christ Superstar



Sich Probleme zu machen, gehört zugegebenermaßen nicht nur zu meinen herausragenden Eigenschaften als zwischen Lohnarbeit und Teilzeitpunkrocker umherdackelnder Mensch des Web 2.0. Es gibt darüber hinaus praktisch nichts, was in meinem Leben einfacher zu erledigen wäre, denn Stoff für einen schönen Wutanfall gibt's en masse; und wenn alles zu dolle Licht und Liebe ist, dann genügt im Zweifel ein aufmerksam zur Kenntnis genommener Leserkommentar auf der virtuellen Heimat unserer Qualitätsmedien oder ein in vollem Bewusstsein angeschauter Werbeblock der fernsehmedialen Verblödungsanstalten, zu denen mir bisweilen nichts weiter einfällt, außer die eigene Denkvorrichtung mit größtmöglichem Schmackes auf die Kante des Wohnzimmertischs zu knallen, weil Schmerz bekämpft bekanntermaßen Schmerz und Feuer bekämpft Feuer - das kenne ich von der zweiten Platte der Intellektuellenband Metallica. 

Nun ist's aber geradewegs, wie so beinahe alles um uns herum, systemisch so fein eingedreht und ausgezwirbelt, dass any promotion tatsächlich good promotion ist, und wo es mindestens angebracht wäre, jedem, also wirklich jedem moralisch degenerierten Gehirnauszuzzler, der auch nur im mikroskopisch kleinsten Ansatz mit der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung des sogenannten und ausschließlich vom hinterletzten Zellgerumpel konsumierten "Pizzaburgers" zu tun hat, einem brutalstmöglich ausgefeilten Quadratsonderquatsch von Doofen für Doofe, denen man beiderseits mindestens 37 Stunden pro Tag einfach nur die Fresse polieren will, einfach für, äh - 37 Stunden pro Tag die Fresse zu polieren, und man das im Sinne der Aufklärung, der Mentalhygiene und der gesellschaftlichen Intellenzoptimierung (sic!) mit gigantomanischem Druck in den Volksschwellkörper hineinpressen will, damit das Leben für uns alle besser, schöner und toller wird, dann gibt's konsequenterweise in 9 von 10 Fällen die Frage "Pizzaburger? Issen ditte?" und am Ende fressen's den von echten Nihilisten ersonnenen Wohlstandsscheißdreck auch noch. Was wurde also erreicht? Die Twittertimeline wird in Folge geblockter und damit künftigen ex-Follower schmaler - was grundsätzlich zu begrüßen ist, aber die Marketingabteilung bei Dr.Doofkopp Oetker freut sich Ende des Jahres über 340% Boniausschüttung ein zweites Loch in den Pöter. 

"Theorien über Konsumkritik in der postkapitalistischen Gesellschaft", von Howard Carpendale und Sascha Hehn, Frankfurt, Brummsummsel Verlag, 2015. Bitte, Danke, Rechnung folgt. 

Ein ähnlich zu beobachtendes Phänomen ist die seit einigen Jahren andauernde Diskussion über den Star der wenigstens deutschsprachigen Veganerszene Attila Hildmann, der tatsächlich nicht erst seit gestern jedem, der auch nur mit einem Hauch Empathie und Klarsicht ausgestattet ist, durch permanenten Protz und despiktierliche Aussagen über diejenigen, die unverständlicherweise seine Bücher kauften, negativ auffiel. Nach seiner erfolgreichen Darstellung einer tief nach vorne gebeugten Werbehure für Porsche inklusive eines ultrapeinlichen, zweieinhalb quälende Minuten dauernden "Ich hab' den Längsten!"-Werbefilms - er will ja immerhin nach Hollywood und nicht etwa nur nach Castrop-Rauxel -  und vor allem angesichts seiner jeder Beschreibung spottenden "Vegangsta"-Videoreihe auf Youtube, merken ein paar Menschen mehr, dass sie möglicherweise seit Jahren von einem Schwachstromelektriker mit Vermarktungsdiplom an der Nase herumgeführt wurden. 

"Sex sells einfach." (A.Hildmann)

Als mein Zorn angesichts seiner flachen, in furchtbar peinlichem Englisch erzählten, latent sexistischen und mit Gewaltszenen kokettierenden "Vegangsta"-Videos und der bemitleidenswert naiven Rechtfertigung mittels des beliebten "Das ist ein Kunstprojekt und ihr seid eben alle zu doof und versteht das nicht!" - Arguments einen vorläufigen Höhepunkt erreichte, und ich am Frühstückstisch der Herzallerliebsten davon erzählte, dass man darüber doch mal locker schreiben könnte, wo nicht müsste, bekam ich den Kopf mit veganem Leberwurstersatz gewaschen: über so einen schreibe man nicht, vor allem würde man dann doch dieser ins Youtube-Bild gegossenen Superscheiße auch noch eine weitere Plattform geben, und könne ich es denn außerdem verantworten, dass vielleicht junge Menschen auf "Vegangsta" aufmerksam werden?

Disclaimer: folgendes Video verursacht Schmerzen.




Letzteres ist konkret in meinem Fall natürlich Kappes, denn ich habe keine jungen Leser, weil die jungen Leute außer ganzseitigen Werbeanzeigen für den Pizzaburger generell nichts mehr lesen, gar nichts, nada, niente - aber der Rest ist natürlich valide: was juckt's die Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt? Ich lebe seit jetzt skandalösen 38 Jahren bestens ohne direkte Verbindung zu dem aufgepumpten Berliner Gernegroß, der neulich übrigens weitere Sympathiepunkte sammeln konnte, als er Jamie Oliver als zu fett bezeichnete, um uns Deutschen etwas von gesunder Ernährung zu erzählen, und habe meine zweieinhalb Jahre als Veganer ohne eines seiner megakomplizierten Rezepte ("Hier ist eine Pita, da tu' ich jetzt Tomatenmark und ein paar Champignons aus der Dose drauf, mhhhmmm, Pizza ist fertig!") verbracht. 

Es gibt primagute vegane Kochbücher von primaguten Menschen, ich brauche seine "Wieg'n Dschellensch" (Hildmann) ganz bestimmt nicht. Ist es das also wirklich wert?


Hildmann vertritt die vermeintlich dunkle Seite des Veganers: er legt vor allem wert auf Gesundheit und Fitness und verbindet diese beiden Schwerpunkte mit einer veganen Ernährung. Dafür lässt er sich regelmäßig mit Quellbizeps und Waschbrettbauch ablichten, bezeichnet die vegane Ernährung in erster Linie als "Diät" und hält von Fragen zur Ethik, zur Moral und zum gesellschaftlichen Umgang mit Tier und Umwelt nicht so irrsinnig viel, jedenfalls nicht im Vergleich mit seinem Kontostand. Das alleine bietet vor allem im emotional ordentlich aufgeheizten Milieu genügend Spielraum für Kritik, und dass da einer seit Jahren auf Veganerkönig macht, sich zeitgleich die Ledersitze in der klima- und ressourcenschonenden Studentenschüssel von Porsche vor Selbstgeilheit vollsabbert und Menschen, die aus den erwähnten ethischen Gründen die vegane Lebensweise bevorzugen, herabsetzend als "Müsli-Jürgen" und ungewaschene Waldmenschen bezeichnet, bringt mich auch an die Grenzen dessen, was ich in meinem Wertesystem noch unter jener Rubrik einsortieren würde, in der sich die verwirrten Unsympathen austoben dürfen. Die sind halt da, man hat Mitleid, aber lässt sie ansonsten links liegen. 

Auf der anderen Seite kann ich generös Hildmanns positiven Einfluss auf die vegane Szene (und die darüber hinaus) anerkennen - er hat zweifellos zu der guten Entwicklung beigetragen, wegen der sich Veganer heute nicht mehr nur mit Papiertüte über dem Kopf in ein Restaurant setzen müsssen. Und dass Erfolg nicht dazu führt, überall mit offenen Armen empfangen zu werden, ist auch klar. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Zudem habe ich selbst nicht zu selten die Erfahrung gemacht, von genau den Menschen, die sich über nichts und gleich drei Mal nichts Gedanken machen, verbal angeschissen zu werden, weil auf meiner vor 8 Jahren gekauften Laptoptasche das Herstellerlogo auf einen kleinen Lederriemen gedruckt wurde. Und weil man völlig verblendete Veganer mit Doppelmoral eben am einfachsten mit dieser eigenen Gewissensreinigung abkanzeln und decouvrieren kann, indem man also die Bewertung des eigenen Lebenswandels auf den Kopf und jene der anderen dafür ins Güllefass kippt, damit der Schmerz im Dachgeschoss nicht all zu unerträglich wird, ist das auch in meiner Realität ein oft beobachtetes Phänomen. Will ich mich wirklich auf die selbe Stufe mit diesen Typen stellen, die aus ihren 40qm Couchlandschaft immer alles sofort torpedieren, unfair argumentieren und selbst den Arsch nicht hochbekommen?

Nein, will ich nicht.

Aber muss man den Medialchaoten, den Lautsprechern, den Machos, den Aufgeblasenen, den Unaufrichtigen, den Denunzianten, den Respektlosen und den schmerzhaft Arroganten wirklich immer und überall alles kritiklos durchgehen lassen?





Ende Juni 2015 hat das Portal indyvegan.org die seit längerer Zeit kursierenden Gerüchte um Strongman Andreas Hordan aufgegriffen, wonach Hildmanns rechte Hand in Sachen "Vegangsta" nicht nur wegen seines "Ruhm & Ehre"-Tattoos, sondern auch wegen weiterer verbaler und relativ eindeutiger schriftlicher Ausfälle mehr als nur leichte Tendenzen und Kontakte zum Rechtsradikalismus pflegen soll. Der in den Videos von Hildmann als „Müsli-Jochen-Klatscher“ und später als „Hippie-Smasher“ auftretende Hordan darf mittlerweile und dank der detaillierten Recherche des Indievegan-Teams als überführt gelten, eindeutig rassistische, islamfeindliche und antisemitische Statements abgegeben zu haben. Zu seinem Vokabular gehören "widerlicher Musel" und "verfilzter Affe" als Bezeichnung für einen Moslem, sowie "Herr Affe" für US-Präsident Obama. Oh, "Gutmensch" lässt sich auch finden. 


"Aus dem Instrumentarium reaktionärer Ideologien ist fast alles dabei. Verschwörungsthesen, Rassismus, Xenophobie, Antisemitismus, Homophobie, Verteidigung von Reichsbürgerideologen und Ableism. Dass das Rechtspopulistinnen-Buzzword „Gutmenschen“ auch mehrfach dabei ist, wundert uns mit Blick auf Hordan und sein Umfeld nicht. Wir haben vergeblich nach Argumenten gesucht, dabei jedoch leider nur Kommentare gefunden, die Hordan gegen einen „Nazi“-Vorwurf verteidigen, der von uns nicht gemacht wurde. Zudem fanden sich eine Reihe von Beleidigungen gegen unsere Autorinnen." (Indyvegan.org)

Und schon könnte man wieder argumentieren, dass Hildmann den ganzen Wirbel selbst inszeniert hat, denn jedes halbwegs größere Klatschportal (u.a. Stern.de, siehe oben) schrieb über den vermeintlichen Skandal, "Vegangsta" war in aller, wenn auch schlechter Munde. Und außerdem muss ich auch völlig nüchtern das weiter oben erwähnte "Was juckt's die Eiche..." Zitat nochmal verwenden, nur dieses Mal in die andere Richtung: Hildmann ist nach wie vor der Vegan Christ Superstar, weiterhin sehr erfolgreich und hat immer noch Tausende loyal ergebener Fans - was wird's ihn jucken, dass ich hier mein virtuelles Wohnzimmer vollkotze?  

Inhaltlich bleibt sein Auftritt natürlich trotzdem auf jeder Ebene völlig inakzeptabel. 

Und darüber soll ich nicht schreiben? 

"Und das ist voll schlimm, dass so asoziale Typen so 'ne Asi-Lobby sich gebaut haben und man traut sich nicht mehr, was zu sagen." (Olli Schulz)

You wish!





03.04.2015

Blackfish



Der US-amerikanische Dokumentarfilm "Blackfish" von  Gabriela Cowperthwaite ist mittlerweile auf Youtube zu sehen. 

"Blackfish" thematisiert in erster Linie das Leben des Orcas "Tilikum" ab seiner Gefangennahme im Jahr 1983 und dessen Beteiligung an insgesamt drei tödlichen Zwischenfällen mit Menschen, darüber hinaus aber auch die Zustände von weiteren gefangenen Orcas in den populären amerikanischen Erlebnisparks wie Sea World oder in dem mittlerweile geschlossenen Sealand Of The Pacific. 

Der Film und vor allem die sich ihm anschließende Kampagne in den sozialen Medien, vor allem von PETA angeführt, hatte und hat weiterhin offenkundige Auswirkungen auf Sea World. Zum einen sah sich das Unternehmen provoziert, mehr als nur ein Mal eine Gegendarstellung zu veröffentlichen, um "Blackfish" als unzulässige Propaganda von "Extremisten" (Sea World) zu verurteilen, zum anderen hat Sea World seit der Premiere des mehrfach preisgekrönten Films mit sinkenden Besucherzahlen und einem durchaus signifikanten Absturz des Aktienkurses zu kämpfen. 

Auf Twitter führt die Organisation gleich mehrere überdeutliche Gegenkampagnen. Jede Erwähnung des Hashtags #Blackfish eines Nutzers führt automatisch zu einem Antworttweet von Sea World mit dem Verweis auf vermeintlich irreführende Fakten des Films:




Außerdem setzt das in Orlando, Florida ansässige Unternehmen unter dem Banner "Sea World Cares" den Fokus auf seine Bemühungen für den Tier- und Artenschutz mit entsprechend emotional aufgeladenen Bildern, beispielsweise die Auswilderung von ehemals kranken und von Sea World-Mitarbeitern aufgepeppelten Schildkröten oder Seevögeln. 

Es ist ein verzweifelt anmutender Kampf an vielen Fronten.  





Ich selbst erinnere mich daran, dass ich in den frühen 80er Jahren im traditionellen Familienurlaub in Riccione/Italien ebenfalls Delfinarien besuchte, weil meine Eltern offenbar dachten, es sei wichtig, dem kleinen Florian "wilde" Tiere zu zeigen. Es braucht sicher nicht "Blackfish", um selbst bei minimaler Auseinandersetzung mit diesem Thema und der Situation vieler Tiere - nicht nur in Delfinarien, sondern auch in Zoos (von Tierversuchslabors und Schlachthöfen müssen wir nicht sprechen) - zur Erkenntnis zu gelangen, wie ungeheuer falsch unser Umgang mit diesen Lebewesen ist. 

Für mich ist der Film - bei aller erkannten Wichtigkeit - nur schwer zu ertragen. Entscheidet selbst, ob Ihr das sehen wollt. 




05.10.2014

Von der Freiheit...


Oder: wie sich der mündige, aufgeklärte Konsument, der einen fleischfreien Kantinentag als Einschränkung seiner Freiheit bewertet, ganz mündig und aufgeklärt: verarschen lässt.










Full disclosure: The speaker in this video is actually an actress named Kate Miles, but the facts about produce and its marketing are 100% real. The audience is also real, and thus the looks of disgust are totally real too.

Original video by Catsnake Film

Mehr gibt's hier.

08.07.2014

You like Foie Gras? Then fuck you!

Klick auf das Bild für eine größere Ansicht




Warnung: schau' Dir das Video nicht an, wenn Du abscheuliche Gewalt gegen Tiere nicht sehen willst (und sowohl Dein Blutdruck als auch Dein Mageninhalt da bleiben sollen, wo sie gerade sind).





Selbst in einer Umgebung, die nicht gerade arm an abseitiger und perverser und widerwärtiger Scheiße ist, ist die "Herstellung" von Foie Gras wohl die abseitigste und perverseste und widerwärtigste Scheiße ever.

Und wenn Du das Zeug kaufst oder frisst, dann bist Du ein Riesenarschloch. 

Case closed. 



20.06.2014

Me and McDoom



PROPAGANDHI - POTEMKIN CITY LIMITS

We have no sponsors because we're not fucking posers (but we would take a ride in Dexter Holland's multi-million dollar private jet that he's christened Anarchy Airlines, which clearly honours the spirit and vision of a long history of people who have struggled and often died fighting concentrations of wealth and power. Pretty fly for an asswipe!


This record not brought to you by George Soros.

And I vote you most likely to clutter your language with so much deadwood that no amount of pruning will reveal your intensive, protracted campaign of saying nothing at all. Your daydreams of black tie affairs at Rideau Hall. Your acceptance speech. Your dramatic pause. Don’t forget to thank those bitter ex-musician cum embedded rock-journalists frantically applauding the latest artist-formerly-known-as iconoclast, giddy from the fumes of a fresh defection, moping to the maudlin beat of a hat rack rhythm section, a tacit understanding of mutual non-aggression enjoyed by every nauseating do-nothing functionary.
("Fedallah’s Hearse")


The opening track, "A Speculative Fiction," won the first annual ECHO Songwriting Prize from the Society of Composers, Authors, and Music Publishers of Canada (SOCAN). The band pledged to use the $5000 prize to make donations to the Haiti Action Network and The Welcome Place, an organization in Winnipeg (which they'd previously done volunteer work for) which helps refugees start new lives in Manitoba.


"Probably my favorite of our records, too." (Glen Lambert)

I fuckin’ love that one rock video where that fucking jack-ass mohawked millionaire prances around by far the worst sausage party on earth, where by mere chance he’s caught on film shaking hands with an incredibly diverse collection of patriotic skins. I like the message it sends: With a Rebel™ yell, Just Do Exactly What You’re Told. One million douche bags can’t be wrong?

“When did punk rock become so safe?” You’ll excuse me if I laugh in your face as I itemize your receipts and PowerPoint your balance sheets.

I hear this year’s Vans Warped Tour is “going green!” I guess they heard that money grows on trees. Hope they ship all those shitty bands overseas like they did the factories.

Music’s power to describe, compel, renew … It’s all a distant second to the offers you can’t refuse.

Anyone remember when we used to believe that music was a sacred place and not some fucking bank machine? Not something you just bought and sold? How could we have been so naïve? Well, I think when all is said and done, just cuz we were young doesn’t mean we were wrong.

And I’ll rock back and forth on this two-bit hobbyhorse ‘til she splinters and gives way. I’ll tend the flowers by her grave. And whisper her name. If anyone out there understands can I please see a show of hands just so I know I’m not insane? Ever get the feeling you been played? Well, that’s rock for sustainable capitalism and you know, we may face a scorched and lifeless earth, but they’re accountable to their shareholders first.

That’s how the world works.
("Rock For Sustainable Capitalism")


Booklet art by Sue Coe (graphicwitness.org/coe).


Superbowl patriots cheer half-time propaganda, fake titties, tooting trumpets. “FREEDOM” is in lights and is shitting itself out of Post-Hippy “Call me Sir” Paul McCartney’s multi-millionaire fucking mouth. Machine guns raised. Kegs secure. Beers held high! The (Presidential) Liar is in the house. Bono’s in the house! We’re DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED!
("Superbowl Patriot XXXVI (Enter the Mendicant)")


For Christ sakes let’s stop eating animals already! Have no fear – within days the thought of eating their bodies will seem similar to fishing a shit out of the toilet for supper. There will always be those that will try to discourage you or even try to make you feel foolish or cliché. But that never mattered to us before, did it?



Erschienen auf G7 Welcoming Committee/Fat Wreck Chords, 2005


P.S.: Ich danke Simon und Marek für die Vinylausgabe von "Potemkin City Limits". Die Platte ist sowohl musikalisch als auch textlich eines der größten und beeindruckendsten Statements harter Musik, die Band als solche eine große Inspiration und ein großer Motivator, ein Vorbild in Sachen Konsequenz, Kompromisslosigkeit und Aufrichtigkeit.



24.01.2014

Meat!

"Awareness is bad for the meat business. Conscience is bad for the meat business. Sensitivity to life is bad for the meat business. DENIAL, however, the meat business finds indispensable."
-John Robbins


Wir unterbrechen unsere Jahresbestenliste für eine kleine Sonderbeilage der Deutschen Bahn: in deren ICE Zügen (ÖKOSTROM, ÖKOSTROM, ÖKOSTRglglglglgl) liegt, hängt und gammelt seit zwei knapp zwei Wochen dieser obszöne Scheißdreck aus, beziehungsweise herum:


Das "Meat Magazin". Auf dem Cover zwei Steaks von irgendeinem armen Rindvieh mit Pfefferkörnern und einem Kräuterquatsch draufgepackt, damit den Damen und Herren Zuginsassen heiter der Geilheitssabber in die Galoschen rinnt, dazu bereits jetzt schon legendär zu nennende Quatschnuss-Schlagzeilen wie "Gut, gesund, nachhaltig - Fleisch gehört dazu" und - mein Favorit - "Reportage: Schwein haben, jeden Tag". Jetzt kann man sich natürlich eins Grinsen, den Kopf schütteln oder den Müll einfach ins ICE-Klo werfen, man kann auch erstaunt die Augenbraue hochziehen und sich darüber wundern, ob die Fleischmafia angesichts von milliardenschweren Exportüberschüssen und 30 Meter langen Fleisch-und Wursttheken in jedem verkackten Supermarkt in Hinterbumshausen tatsächlich schon derart am Hungertuch nagt, dass sie uns nun also derlei Propaganda ins Hirn drillen muss. Andererseits empfinde ich dieses peinliche "Hallo, wir sind übrigens auch noch da, mmhhmmm, lecker Wurst und Fleisch, so lecker, und so gesund - hört nicht auf die ganzen Umweltstalinisten und Gutmenschennazis, Fleisch ist lecker, gesund und wir hätten jetzt wieder ganz gerne, dass Du Dir 18 Mal pro Tag tote Tiere in den Ranzen ballerst, Du Homo!"-Abgestrampel als eine schöne Bestätigung dafür, dass sich der Wind dreht - langsam zwar, aber er dreht sich.

Wie ich nun mal so bin, es geht sich halt partout nicht aus, habe ich weder gegrinst, noch den Kopf geschüttelt, stattdessen tobte das Adrenalin in mir. Und was macht der Florian, wenn er sich noch ein bisschen mehr in blindem Zorn suhlen mag? Richtig: er recherchiert, aus welchen Knallköpfen dieser Fleisch-Unrat herausgefallen ist. Das Ergebnis finde ich gerade so super, dass ich es posten muss - morgen früh, wenn ich ausgeschlafen bin, fällt das Urteil wohl weniger euphorisch aus, aber es geht ja immer um echte Gefühle und Spontanität und um Klobrillen mit Stacheldraht. Und ums Bumsen. Klar.

Auf der Seite www.susonline.de, dem hochglanzpolierten Webauftritt von "Schweinezucht und Schweinemast", einem Titel aus dem Repertoire des Landwirtschaftsverlags und damit Bestandteil des vielteiligen Bauernlobby-Mosaiks, kann man außer Rechtschreibfehlern und einem Kurzfilm zum Thema "Einblicke in den Transport von Nutztieren", wie ein heißes Messer durch Butter sausend vom Deutschen Raiffeisenverband (DRV) produziert, zu "Meat" folgendes lesen:

"In diesen Tagen ist das Magazin „Meat“ erschienen, das der Deutsche Bauernverband (DBV) für die Internationale Grünen [sic] Woche entwickelt hat. Hiermit werde die Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Tierhaltung und Fleischgenuss gestärkt, erklärt DBV-Pressesprecher Dr. Michael Lohse"

vermutlich bevor er sich selbst vollgekotzt hat, weil ihn schlicht der Selbsthass und die Scham überkam.

"Neben Berichten über Landwirte, die Schweine beziehungsweise Rinder halten, bietet „Meat“ unter anderem Tipps zum Wintergrillen, zur Lagerung und zum Einfrieren von Fleisch. Geboten werden dem Leser außerdem ein Steak-ABC sowie diverse Feinschmeckergerichte."

Und wenn der liebe Leser brav ist, findet er vielleicht auch noch ein paar Tipps zum fachgerechten Abknallen von Regenwürmern, Tontauben und Wählern der Grünen.

Soweit hätten wir's dann mitbekommen: es geht um geiles Fleisch und die geilen Stecher, die geiles Fleisch fressen, damit einen die prächtige Bomberpriemel in der Unterhose irgendwann mal am Morgen mit einem kräftigen "MUUUUH!" wecken kann.

Richtig amüsant, jedenfalls für meinen durch Otto Waalkes und Didi Hallervorden geprägten "Humor", wird es indes, wenn man den zweiten auffindbaren Link anklickt und auf die Seite des Zentralverbands der Deutschen Schweineproduktion e.V. (alleine dieses Wort - "Schweineproduktion", es glitscht einem ja wie Seide über die belegte Zunge) stolpert und sich verwundert die Klüsen reibt:

"Kochsendungen sind IN und Ernährungsthemen En-Vogue. Hiervon profitiert ein Zeitschriftenmarkt, der allzu oft jedoch zur Verbreitung von Diätmythen und Ernährungsregeln missbraucht wird. Einen neuen Weg geht das neue Magazin „Meat“ bei dem die ausgewogene Ernährung im Vordergrund steht. In der aktuellen Ausgabe erhält der interessierte Leser Informationen zu seinem Rohstofflieferanten und Tipps und Tricks zur Zubereitung ausgewogener Mahlzeiten. Mit Mythen wird auch aufgeräumt. Eine Zeitschrift für den interessierten und aufgeklärten Konsumenten."

Der aufgeklärte Konsument also. Das scheue Reh, das jeder kennt, aber noch nie gesichtet wurde, es ist praktisch ein Einhorn, ein scheues noch dazu, ein Wesen aus der Fabelwelt, Märchenonkelhausen, ja schießt mir doch einer einen Bolzen ins Gehänge: der klassische Mythenaufklärer, jedenfalls: wie sich die Redakteure des Zentralverbands der Deutschen Schweineproduktion e.V. "ausgewogene Ernährung" vorstellen, wissen wir dann jetzt auch endlich mal: Fleischtomaten, Wurstsalat, Blutorangen und "ein gutes Steak" (vgl. auch: "Die gute Flasche Wein" oder "Ein gutes Buch"). Ausgewogene Ernährung und ausgewogene Mahlzeiten - ausgewogen ist DAS "En-Vogue"-Wort der Gegenwart. Gegen die Gutmenschen-Bourgeoisie, gegen Mythen und Regeln, gegen den ganzen esoterisch verquasten Klappermist mit Pflanzen, Popeln und Paprika, denn die, Hoppla!, Ernährungsregel im Falle "Meat" heißt ja ganz offenkundig: sei aufgeklärt, friss Tiere.

Wie eine mächtige Lobby wahnhaft versucht, im Kampf um Information, konzeptionelle Déformation und der Neueroberung des Common Sense die Oberhand zu behalten.

Zum Abschluss der großartige Jon Stewart. Ab 12:00. "Look at it."



Nachtrag: Das Video wurde mittlerweile gelöscht und ist auch an anderen Stellen leider nicht mehr auffindbar. Meh.

02.10.2013

Ich habe Sex mit Rosenkohl

"Wie die Hausfrau, die die Stube gescheuert hat, Sorge trägt, dass die Tür zu ist, damit ja nicht der Hund hereinkomme und das getane Werk durch die Spuren seiner Pfoten entstelle, also wachen die europäischen Denker darüber, dass ihnen keine Tiere in der Ethik herumlaufen."
Albert Schweitzer

Fast vierzehn Monate sind's, um wenigstens halbwegs genau zu sein - eigentlich wollte ich diesen Text bereits zum einjährigen, hrrrch, Jubiläum geschrieben haben, aber das haute aus den bekannten Gründen nicht hin. Ich weiß jedenfalls noch, was das letzte Lebensmittel war, in dem Spuren von Tieren enthalten waren: ein Nutellabrot. So lautete nämlich meine Abmachung mit mir selbst. Das offene Nutellaglas wird noch leergemacht, danach ist Schluss damit. Schluss mit Käse, Milch, Joghurt. Auf Eier hatte ich schon knapp zwei Jahre zuvor verzichtet. Fleisch wurde ab 1.1.2010 vom Speiseplan gestrichen. Dass Nutella ebenfalls in den Orkus des Vergessens wanderte, ist doppelt prima: Ferrero und ihr CDU-Spendensumpf können mich seitdem mal gepflegt sonstwo. Nik-Nak.

Die Entscheidung, den wenigstens für mich logischen Schritt vom Vegetarier zum Veganer zu gehen, fällte ich in Rekordzeit, praktisch im Affekt. Und das, obwohl ich furchtbar schlecht im Entscheiden bin. Was deutlich untertrieben ist, denn Entscheidungen sind der Teufel. Ich kann soviel logisch abwägen, wie ich will, mein Herz macht mir meistens einen Strich durch die Rechnung. Diesmal hielt es erstaunlicherweise die, haha: Klappe. Ich lag also mit der Herzallerliebsten an einem Samstagnachmittag auf unserem Bett (wir hatten unsere Klamotten noch an, das nur für die Freaks unter meinen Lesern, die sowas gerne in eine Exceldatenbank einpflegen), ich sinnierte ein paar Minuten vor mich hin und plötzlich, richtigerweise von jetzt auf gleich, war ich davon überzeugt, dass ich jetzt vegan leben will. Beziehungsweise muss. Sobald dieses vermaledeite Nutellaglas leer ist, geht's los. Die Moral: wenn's wichtig wird, geht's halt auch ohne wochenlang andauernde Mehrheitsentscheidung. Die Diktatur des Herzens, ein dolles Ding.

Meine Gewissensbisse als Fleischesser waren enorm, tatsächlich wurden sie von Jahr zu Jahr größer. Aber es ist, vor allem nachträglich, verblüffend zu erkennen, zu welchen absurden Verhaltensweisen einen das eigene Bewusstsein bringen kann. Man schiebt einfach alles weg. Es ist alles egal. Solange einem die Fleischbrühe nur das Kinn runterläuft, ist alles gut. Wie es sich so lebt, in Saus und Braus, als selbstgerechtes Arschloch. Ich wusste das alles, ich wusste, wie es in Schlachthäusern zugeht, wie wir als Gesellschaft grundlegend mit Tieren umgehen, wie viele von ihnen wir knöcheltief in der eigenen Scheiße stehen lassen und dann in große Transporter einpferchen. Und je deutlicher und plastischer die Bilder in meinem Kopf wurden, umso mehr hat es mich zerrissen. Es hat so wehgetan, dass mein Kopf den "Erase All"-Schalter drückte. Was ich nicht sehe, existiert nicht. Alles ist gut, weitermachen.


Ich habe oft versucht, Earthlings zu schauen. Ich hielt es nie länger als zehn Minuten aus.


Dann wird anschließend mit traurigem Blick die eigene Katze geherzt und geknuddelt, ich bin ja schließlich Tierfreund - Was essen wir heute Abend eigentlich? Hack! Super! Und mit noch viel traurigerem Blick höre ich mich heute noch sagen:"Ich komm' einfach nicht davon los. Ich komm' von der Scheiße einfach nicht los." Und es stimmt ja auch, es ist nicht einfach, sich aus dieser hierzulande manifestierten Fleischkultur herauszuziehen. Fleisch ist immerhin ein Stück Lebenskraft. Und wer kein Fleisch isst, wird krank. Oder schwul. Am Ende gar beides, da müssen wir nochmal die CDU fragen. Oder Ferrero.

Alles ist aus Blut, Gedärm und Tier. Wenn wir Springbrunnen bauen könnten, aus denen abwechselnd Schmelzkäse und Leberwurstsaft emporsprudelt, unsere Kinderspielplätze wären voll davon. Wir würden's tun, logisch. Damit auch die Kleinen schon lernen, wie man wie die Klingonen alles vollfurzt und zukackt. Am besten fragen wir dazu mal die beiden kleinen Bälger, die in der Fernsehwerbung dem Journalistendarsteller Jörg "Fleischwurst" Pilawa (Disclaimer: Link führt zu einem Youtube-Video und zu Werbung, wenn Du das nicht sehen willst, dann klick' den Mist nicht an) an irgendeinem zugeschissenen aber irrsinnig idyllischen See entgegengerannt kommen, weil der liebe Onkel mit Süßigkeiten Frikadellen in der Plastikhdose in der Gegend rumwedelt. Vielleicht wäre es ja aber auch viel eher angemessen, Hänsel und Gretel nebst ihren Scheißeltern mal für einen Tag in einem Geflügelmastbetrieb einzuschließen und ihnen die Augenlider am Hinterkopf festzutackern, damit sie bloß nicht auf die Idee kommen, angesichts dieser abgrundtiefen Schweinereien die Matzelaugen zu schließen. Einfach mal zwei Stunden an den Schredderautomaten anbinden, in den lebende männliche Küken zu Tausenden reingefeuert werden, dann ein Leben lang eine schöne Verhaltenstherapie.

“I don't mean to sound bitter, cold, or cruel, but I am, so that's how it comes out.”
(Bill Hicks)

Der Auslöser, zu Beginn des Jahres 2010 endlich auf Fleisch zu verzichten, war eine Verkehrsdurchsage im Radioprogramm des Hessischen Rundfunks. Es war ein Freitagabend im Dezember 2009, und ich kann mich noch daran erinnern, ziemlich lange im Büro gewesen zu sein. Auf der Heimfahrt berichtete die Frau im Radio über einen Stau auf irgendeiner Autobahn, es sei ein Viehtransporter verunglückt. Bis hierhin nimmt man das vielleicht noch bräsig-dampfend hin, ohne sich in die nächste Familienpackung Rasierklingen zu stürzen; wie gesagt, das Hirn kann ganz schön viel wegstecken, im wahrsten Sinne des Wortes.

Dann fuhr die Stimme aber fort:"150 Kälber überlebten das Unglück, 150 Kälber wurden getötet." Der Tag war lang, wahrscheinlich war er auch gar nicht so erfüllend, und ich war im Grunde auch gar nicht mehr aufnahmebereit, für was auch immer. Aber die Information konnte ich dann glücklicherweise noch verarbeiten: 300 Kälber. Dreihundert Kälber? Auf einem LKW? Etwa zwanzig Minuten später schloss ich die Wohnungstür hinter mir und mein erster Satz zur Herzallerliebsten lautete:"Ich höre auf mit Fleischessen." Und dann wurde ich krank. Und schwul. Wenn nicht gar beides. Und ich treibe es mit Rosenkohl.


Was ich eigentlich mit all dem sagen wollte: von mir wird es kein "Mir geht's so gut wie noch nie!" geben, ich laufe neuerdings auch nicht nackig durch die Straßen und schmeiße mit Räuchertofu um mich, und ich gebe mir auch Mühe, Fleischesser nicht in die moralische Strafecke zu stellen, jedenfalls solange sie nicht immer noch die Grünen wählen. Mein Körperbewusstsein hat sich nicht so irrsinnig geändert, auch wenn ich seit der Umstellung von vegetarisch zu vegan knappe neun Kilo abgenommen habe. Der geistige Wandel ist indes viel deutlicher zu spüren, und das ist mir bereits nach wenigen Tagen aufgefallen. Es mag sich nach der Verarbeitung eines bösen Klischees anhören, aber ich empfinde unseren gesellschaftlichen Umgang mit Tieren aus ethischer Sicht, inklusive der ökonomischen Potenz der Massentierhaltung, des Konsums und der medialen Aufbereitung durch Werbung, Redaktionen und auch politischer Meinungshoheit praktisch mit jedem Tag abstoßender, bizarrer, verantwortungsloser und inakzeptabler. Franz Alt, zugegebenermaßen keine gute Quelle für allzu Hellsichtiges, sagte mal, dass er der festen Überzeugung sei, es käme der Tag, an dem sich die Menschheit kollektiv bei den Tieren entschuldigen würde. Ich weiß nicht, ob ich diesen Tag noch erlebe, auch wenn ich gleichfalls daran glaube, dass er auf jeden Fall kommt.

Aber ich stände mittlerweile vermutlich in der ersten Reihe.