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23.01.2021

Die besten Vinyl-Nachzügler 2020 (5): Sadik Hakim - Sadik Hakim


SADIK HAKIM - SADIK HAKIM

So richtig schlau werde ich aus dem US-amerikanischen Pianisten Sadik Hakim nicht. Seine Karriere startete recht früh und inmitten der Bop-Bewegung in den 1940er Jahren mit Gigs für Ben Webster, Charlie Parker, Miles Davis und Lester Young. Er begleitete außerdem die größten Jazz-Sängerinnen wie Billy Holiday, Dinah Washington und Ella Fitzgerald, spielte auf Thelonious Monks Beerdigung und hat gerüchteweise einige sehr bekannte Bop-Stücke geschrieben, deren Urheberschaft sich andere unter den Nagel gerissen haben sollen - und weil ich gerade bei Monk war: "Eronel" stammt angeblich aus Hakims Feder. Könnte man nun nicht erwarten, dass sein Status in der Jazzszene ein anderer, ein ruhmreicherer ist? 

1962 nahm er sein erstes Album als Leader auf, aber seltsamerweise war "East And West Of Jazz" lediglich eine Art Split-LP mit dem Pianisten Duke Jordan auf Charlie Parker Records. Mitte der 1960er Jahre zog Hakim nach Montreal, wo er mit gleich zwei Jahren Verspätung sein nächstes Album als Leader einspielte, ein 1973 für die Canadian Broadcasting Corporation (CBC) aufgenommenes Werk, das unter gleich mehreren Titeln vermarktet wurde - "London Suite", "Transcription", "Canada" und "Sadik Hakim" - wie immer eine extragute Marketingstrategie. Das Album gilt für viele Jazzfreunde als das Magnum Opus Hakims, nicht zuletzt wegen der die komplette A-Seite in Beschlag nehmenden Mammutkompostion "London Suite", die sich über vier Teile erstreckt und vor allem in den balladesken Momenten wie dem eröffnenden "Heathrow In The Morning" und dem abschließenden "Harlow Homcoming" Hakims melodische Tiefe und kompositorische Dehnung zeigt. 

Das Album wurde 2014 unter dem Namen "Canada" auf dem italienischen Spezialistenlabel seriE.WOC (eine echte Fundgrube für raren Jazz, übrigens - und das meine ich als Warnung: https://eatingstanding.bandcamp.com/) wiederveröffentlicht, allerdings nur in einer kleinen Auflage und daher leider zu einem sehr unattraktiven Preis für um die 40 Euro. 2019 nahmen sich die Kanadier von Return To Analog der Platte an, und ließen 500 Exemplare bei der Precision Record Pressing in Ontario herstellen, einem 2017 gegründeten Joint Venture mit, Achtung, festhalten: GZ Media. GZ Media erstellte den Schnitt und die Lacqeurs, PRP presste die Platten - und beide haben hier einen wirklich guten Job gemacht, denn zumindest meine Kopie ist flach und läuft ohne Störgeräusche. Nun ist dieses feine Werk auch für kleines Geld zu haben. 

Werte Leser, "i soag's ganz ehrli" (Karl "Der" Moik): die stundenlange Recherchearbeit habe ich nicht umsonst gemacht! Ihr kauft das Ding jetzt. Hopp, hopp. Fogg it!


   



Erschienen auf Radio Canada Internation 1973/Return To Analog, 2019.