31.10.2015

Skyclad - They Were Building A Ruin (Teil 5)




SKYCLAD - THE SILENT WHALES OF LUNAR SEA


I've been to a prison - one of my own making, 

I sent myself there when I signed on the line. 

A pact with the Devil so legally binding - 

Now he owns my soul 'til the end of time.

Wie in den vorangegangenen Postings schon erwähnt, war "The Silent Whales Of Lunar Sea" (ein Wortspiel aus The Silent Wails Of Lunacy, also "Die leisen Klagen des Wahnsinns") mein Einstieg in die Welt von Skyclad und hat alleine deshalb einen Sonderstatus.

Der Sound war etwas schlechter, weil dumpfer und verwaschener als auf dem exzellent klingenden Vorgänger, das Songwriting wurde indes erneut verbessert. Aber vor allem atmosphärisch ist das Album eine echte (Nebel)Bank: wie ein kalter, diesiger Novemberabend mit Nieselregen, dunkel, ein bisschen gespenstisch und mystisch.

Die Songs, gleichzeitig durchdachter als auch weniger hitkompatibel, erscheinen ebenfalls gedrückter und frustrierter. Die Band wurde vor Veröffentlichung des Albums auch schwer gebeutelt: zum einen stiegen Einbrecher in ihren Proberaum/Studiokomplex ein und klauten alles, was nicht niet- und nagelfest war, insgesamt Elektronik und Instrumente im Wert von über 30.000 Britischen Pfund. Zum anderen musste sich Gitarrist Steve Ramsey einen Herzschrittmacher einsetzen lassen.

Die Highlights des Albums: das eingängige "Art Nazi", das wundervoll verzauberte "Stranger In The Garden", die intensive Ballade "The Present Imperfect" sowie die beiden prima arrangierten, gar leicht progressiv klingenden Rocker "Another Fine Mess" und "Halo Of Flies". Außerdem ist das Coverartwork eine Sensation.





Erschienen auf Noise, 1995.

29.10.2015

Skyclad - They Were Building A Ruin (Teil 4)




SKYCLAD - PRINCE OF THE POVERTY LINE


The "whether man" says that the outlook's not great 
A few outbreaks of murder with some isolated rape
I ask my doctor his advice, this is what he says, 
"Get yourself some cancer boy, before you die of aids."


Nach drei LPs und einer EP machte der Fünfer mit "Prince Of The Poverty Line" ernst. Der Sound - vor allem von den Gitarren - war ultraheavy, dick und zähflüssig wie Sirup, Sänger Martin Walkyier entdeckte ab und an Melodiebögen in seinen Vokalarrangements, die Songs wurden entzerrt und erschienen in ihrer Gesamtanlage runder, dabei aber nicht glatter. Zudem spielten Violine und Keyboards in den Kompositionen eine größere Rolle als zuvor - und das nicht nur im größten Hit von "Prince Of The Poverty Line": "Land Of The Rising Slum", textlich ein Rundumschlag gegen ein verlogenes System, das die Reichen reicher und die Armen - und seien's nur die geist'gen - ärmer macht und das die eigene Heilung schon lange das Klo heruntergespült und mit "Wachstum, Wachstum, Wachstum" (Schorsch Ackermann) ersetzt hat, musikalisch hingegen eine blitzsaubere Hitparade von viereinhalb Minuten mit Melodie, Drive und Groove mit einem hübschen Orgelsolo zur Mitte. Prachtvoll.

Zwischen Stakkatobrechern wie "Sins Of Emmision" oder "Gammadion Seed", Hymnen ("The Truth Famine"), der Beinahe-Ballade "The One Piece Puzzle" und zähem Metalgewürmel wie im fantastischen "Womb In The Worm" fanden sich mit dem erwähnten "Land Of The Rising Slum" und dem treibenden "Cardboard City" auch die typischen Skyclad-Hits wieder. Einige eingeschworene Fans bezeichnen das vierte Studioalbum der Band aus Newcastle als ihr Magnum Opus, und es gibt verdammt viele Momente auf "Prince Of The Poverty Line", die mich manchmal ähnliches vermuten lassen.





Erschienen auf Noise, 1994.

24.10.2015

Skyclad - They Were Building A Ruin (Teil 3)



There's still plenty of poisonous fish in the sea
Rich with more complexes than vitamin B
If trawling for assholes you'll net a fine catch
With skulls full of sawdust, well I've got the match


Walkyier verließ "seine" Band völlig überraschend nach dem 2000er Album "Folkémon" aufgrund finanzieller Differenzen. Auch nach jahrelangen Tourneen fast völlig ohne Ruhepause, sowie nach 15 Jahren im Musikbusiness, konnte der Sänger seine Rechnungen nicht bezahlen. Als Konsequenz wollte Walkyier die Band zur Mittelalter-Profiband umbauen, auch befeuert durch die Erfolge von deutschen Bands wie Subway To Sally und In Extremo, was die restlichen Mitglieder, die allesamt Nebenjobs hatten, allerdings ablehnten.

Seitdem wird es an beiden Fronten sehr dunkel und sehr traurig: die Band ersetzte Walkyier mit dem Gitarristen, Sänger und Freund Kevin Ridley, nahm in nunmehr 15 Jahren gerade mal zwei Studioalben auf und verlor auf diesem Weg jeden Funken Charisma. Musikalisch haben sich die beiden Songwriter English und Ramsey nicht viel vorzuwerfen, Ridley hingegen hat bereits auf Konserve die biedere Ausstrahlung einer alten in Bergkamen zusammengenähten Nachkriegskittelschürze. Keine Power, keine Leidenschaft, stattdessen generisches und sorgfältig geruhsam ausgeschnarchtes Herumgerocke, das in seiner Ödnis selbst in der Livesituation kaum zu ertragen ist. Stockfinster wird es bei Songs wie "Cardboard City" (aus dem Album "Prince Of The Poverty Line", 1994), die alleine gesanglich nach mehr Kraft und Schärfe schreien, und die Ridley nicht im Ansatz würdig interpretieren kann. Hier scheint auch der gesamten Band das Gespür dafür zu fehlen, was geht - und was vor allem nicht geht.

Die andere Seite, Martin Walkyier, hat sich unterdessen auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert: eine Handvoll Sabbat Reunionshows, mit The Clan Destined eine neue Band, mit deren Mitgliedern er sich schon vor der Aufnahme der ersten EP überwarf, und die seit mittlerweile knapp zehn Jahren auch wieder in der Versenkung verschwunden ist. Dazu kamen besonders in den letzten Jahren einige Liveshows unter dem Banner "Martin Walkyier's Skyclad" hinzu - das Spiel kennt man von anderen Beispielen, aber nur in ganz seltenen Ausnahmefällen kann sowas funktionieren - und dies ist kein solcher Ausnahmefall. Dass Walkyier zudem gerne mal verbal über die Stränge schlägt, auch in Richtung der alten Kollegen, ist ebenfalls nichts Neues mehr. Das Tischtuch scheint nach dem Schweigen Walkyiers zur Beerdigung seines ehemaligen und langjährigen Schlagzeugers Keith Baxter mittlerweile auch endgültig durchschnitten zu sein. Dazu hagelte es Tour- und Showabsagen, öffentlich ausgetragene Grabenkämpfe mit anderen, ehemals befreundeten Bands und aufgebrachte Fans. Die letzten 15 Jahre waren kein Ponyschlecken für den Mann.

Was hier in den nächsten Tagen und Wochen zu lesen sein wird: die für mich besten sechs Platten der Band. Weil ich sie wieder entdeckte. Weil ich sie immer noch großartig finde. Weil die damaligen Skyclad die legitimen Nachfolger Thin Lizzys waren. Weil sie etwas zu sagen hatten. Weil sie frisch und aufregend klangen. Weil sie immer versuchten, sich nicht zu wiederholen. Und man sieht's mir bitt'schön nach, aber es gab in den letzten 15 Jahren nur wenige Bands, deren Schaffen eine auch nur ähnliche Kombination aufwies.

"Solche Bands werden heute nicht mehr gemacht" (Andreas "Kanzler" Kohl über Jesus Lizard)

Und tatsächlich:

"Solche Bands werden heute nicht mehr gemacht." (Herr Dreikommaviernull über Skyclad)




...to be continued...


18.10.2015

Skyclad - They Were Building A Ruin (Teil 2)




A well cultured vulture feathers his nest
It's a chalet near Aix-en-Provence
The Porche he drives has been paid for with lives


Sänger und Texter Walkyier, der seine Lyrics auf so vielen Ebenen mit Anspielungen, obskuren Verweisen und kunstvollen Wortakrobatiken vollstopfte, so dass sie für einen, der Englisch nicht als Muttersprache im Lebenslauf führt, kaum in Gänze und Wort für Wort zu verstehen sind, hatte als Handicap ein deutlich hörbares Lispeln in der Aussprache, das er später als Stilmittel einsetzte, war kaum 1,65m klein und pflegte vermutlich nicht nur auf der Bühne seine Aura des Underdogs mit einiger Sturheit. Es war eben immer die große, böse Welt gegen den armen, kleinen Martin, aber als Backfisch, der zu spät zu seiner eigenen Pubertät gekommen ist, war ich empfänglich für die sich zeitweise aus der Deckung trauende Opferrhetorik - immerhin war sie schlau, geistreich und mit Humor vorgetragen, und ich hatte außerdem keinen Funken eines Zweifels an Walkyiers Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit. Die komplette Band war darüber hinaus fast schon schmerzhaft sympathisch und mischte sich nach ihren Auftritten regelmäßig unter die Besucher, hing an der Bar oder am Merchandise-Stand ab und plauderte mit den Fans. Herausragend natürlich Geigerin Georgina Biddle, die für die 1995er Platte "The Silent Whales Of Lunar Sea" zur Band stieß und deren Badewasser der oben genannte Backfisch aus Frankfurt ohne mit dem Herpesbläschen zu zucken glatt mit einem Strohhalm ausgetrunken hätte: eine humorvolle, intelligente, charmante Frau, die mit ihrer unter das Kinn geklemmten Geige und der Frisur von Tingeltangel Bob wie ein Derwisch über die Bühen tobte und dabei die schnellsten Läufe und wildesten Breaks mit links und mit einem großen Grinsen im Gesicht spielte.

Dass Skyclad nie der Durchbruch gelingen sollte, war im Prinzip von Anfang an klar, auch wenn sie mit ihrem Klassiker "Irrational Anthems" aus dem Jahr 1996 zumindest in Deutschland und vor allem in Griechenland zu einer etwas größeren Nummer wurden: mit derlei zu gleichen Teilen angriffslustigen und frustrierten Texten, die bei aller ebenfalls durchscheinenden Selbstironie immer mit dem Finger auf die zeigten, die es aus der Sicht Walkyiers für alle anderen und ihn selbst ruinierten, war kein Mainstream-Staat zu machen. Kory Clarke von Warrior Soul kann darüber auch das ein oder andere Liedchen singen. Es gehört allerdings zur Grundausstattung Walkyiers, dass er es erstens immer weiter versuchte und zweitens nicht müde wurde, das Musikbusiness als Grundübel dieser Welt zu bezeichnen - dass Noise-Labelchef Karl-Uwe Walterbach den kleinen Mann auf Platz 4 seiner "Die schwierigsten Musiker, mit denen ich je zusammenarbeitete"-Liste führt und mit dem Zusatz "Heulsuse" versieht, ist sicher nicht der Tatsache geschuldet, dass Walkyier immer so ein umgänglicher und einsichtiger Typ war.

"You better ask Andy Sneap (ex-Sabbat Gitarrist) here and he knows best what was wrong with Martin. The break-up of the very talented Sabbat with Andy Sneap as songwriter had to do with this unreliable character Martin Walkyier. And it continued later with Skyclad. I'm not a Psychiatrist, I can't explain mad people and their bizarre stories you journalists produce a forum for." (Walterbach)

Aber das sieht der Backfisch a.D. eben mit einer Verspätung von fast 20 Jahren so. Man wächst mental doch noch so ein kleines bisschen, wenn sich das Hirnklima von den allzu schlimmen Hormonverwüstungen erholt.

I'm so tired of living -
Too weary to cry,
Too stubborn to give in -
Curl up and die.
This whole situation has I must confess,
All the tell-tale signs of another fine mess.
(aus "Another Fine Mess", 1995)






....to be continued....

11.10.2015

Skyclad - They Were Building A Ruin (Teil 1)




I'm just thinking aloud
Isn't thinking allowed?


Das sichere Anzeichen, dass die Anzahl der Jahresringe unter den Augen exponentiell zur eigenen Hirnverschrumpelung wächst, ist im Hause Dreikommaviernull mit der gleichfalls wachsenden Affinität zu jener Musik zu erklären, die mich in meiner Adoleszenz und Pubertät begleitet hat. Ich habe es nicht erst ein Mal mit einer gewissen Romantik zu erklären versucht, auch mit der ubiquitären Verklärung der damaligen Zeiten, die mit Sicherheitsabstand und im zwanzig Jahre alten Rückspiegel betrachtet eben doch immer noch und wieder aus reinem Gold, purem Glück und happy Happiness bestanden. Das ist in meinem Buch weder besonders hässlich noch ungewöhnlich, solange ich das Hier und Jetzt nicht bewusst ignoriere. Aber zu den Typen, die 1991 zu "Nevermind" nur ein müdes Mundwinkelzucken hevorbrachten und stattdessen lieber "Sgt.Pepper" auflegten, wollte ich nie gehören - in voller Anerkennung, dass ich es heute längst geworden bin und den jugendlichen Puls der Zeit weder fühlen kann noch will. Tatsächlich bin ich ganz froh, dass ich mit dem heutigen Trash von Taylor Swift und der unterbelichteten deutschen Hip Hop-Bagage nicht aufwachsen muss. Dass der Rock tot ist, wusste hingegen Billy Corgan schon im Sommer 1996 - und wo ich damals vor Wut schäumte, dass der glattgeschorene Mini-Napoleon mit näselnder Nervstimme meinen schönen Heavy Metal durch den Kakao schleifte, weiß ich heute: der Mann hatte nicht nur "irgendwie" recht, der hatte volles Rohr recht. Aber das sieht man in seiner jugendlichen Vollverbretterung natürlich nicht, und wenn man sich gerade völlig unironisch eine Stratovarius CD gekauft hat ohnehin nicht. Ein paar weitere Leichen sind seitdem auch noch hinzugekommen, es werden tatsächlich täglich mehr. 

Als Reaktion auf die Leichenstarre des Rock setze ich mich überwiegend mit neuer Musik auseinander. Mir ist das sehr wichtig, tatsächlich ist es sogar wichtiger, als immer und immer wieder die erwähnte Romantik zu bemühen - was schön und gut sein kann, angenehm und gemütlich sowieso. Aber es fühlt sich auch immer ein bisschen so an, als würde man mit unter die Ellenbogen geschnallten Kissen am Fenster sitzen und mit dem Luftgewehr auf vor dem Haus spielende Kinder schießen. Seit einigen Jahren bemerke ich andererseits, dass die Tendenz, sich genüsslich in dem "Party like it's 1994"-Gefühl zu suhlen, zwar stetig abnimmt, aber die endgültige Anerkennung jener Rockmusik in den Vordergrund rückt, die ich zwar schon immer mochte, deren heller Schein mich aber heute noch mehr fesselt als früher. Denn wenn die Sonne tief steht, werfen Riesen eben noch längere Schatten. Unter diesem Einfluss erscheinen mir heute Bands wie King's X, Voivod, Spock's Beard, Tool, die frühen (!) Monster Magnet oder auch die ganze 80er Hardrock-Clique als wenigstens Halbgötter - musikalisch virtuos, zeitlos und echt - wohlwissend, dass wenigstens letztgenanntes Merkmal eine Chimäre ist. Vor allem im Rock'n'Roll, der in erster Linie vom Mythos des rebellischen Aussteigers lebt, von "Kopp ab und Hirn raus" (Kalkofe), von der "Entfremdung" (de Maiziere).


Youth of our nation - A lost generation
Like lepers we march to the chimes of Big Ben.
Exiled and rejected by powers elected
Our cries from the gutter don't reach number ten.
Give us this day our daily bread
Before the headlines read "bring out your dead."
Chip-wrapper flowers are blown onto this cardboard grave
My spray paint epitaph upon the wall it says...
"Here lies the bones of some poor homeless vagrant
He died as he lived, in the shit on the pavement.
(aus "Cardboard City", 1994)


Der geschriebene Halbmarathon war notwendig, um die Kurve zu der Band zu bekommen, die in der obigen Aufzählung ihren Platz längst im oberen Drittel eingenommen hat, und die ich besonders in den letzten Jahren nicht nur nach langer Abstinenz wiederentdeckte, sondern mittlerweile als eine der wichtigsten, originellsten und stilprägendsten Metalbands der neunziger Jahre betrachte: Skyclad. 

Nun stehe ich nicht unbedingt in Verdacht, Mittelaltermärkte zu besuchen, Met zu saufen und an Tagen mit ungerader Stundenzahl bei rechtsdrehendem Vollmond auf einer Waldlichtung Wotan anzuheulen. Wir müssen gleichzeitig aber auch festhalten, dass die fünf Briten nicht für den gigantischen Scheißhaufen verantwortlich gemacht werden dürfen, der sich seit einigen Jahren allgemein unter dem Banner des Folk Metal durch die Nervenzellen energetisch minimal ausgeleuchteter Hirnstämme dampfen darf, und der zu meiner großen Metalphase - Achtung, jetzt spricht Oppa wieder vom "Kriech" (Heinz Erhardt) - vom wilden Mob mit Mistgabeln und brennenden Fackeln von jeder Bühne getrieben worden wäre. Wir waren auch irgendwie bekloppte Assos, aber wir hatten immerhin genug Stil und Geschmack, um diese musikalischen Weichsemmeln gerechtermaßen auszulachen.

Ich weiß, dass das ganz schnell in eine Rechtfertigungsorgie kippen kann, aber es ist für die Bewertung wichtig, um es richtig einzuordnen: Skyclad entstanden Anfang der 1990er Jahre aus den Überresten der englischen Thrashbands Satan (Bassist Graeme English und Gitarrist Steve Ramsey) und Sabbat (Sänger Martin Walkyier) und obwohl die Truppe schon auf dem Debut "The Wayward Sons Of Mother Earth" hinsichtlich der Instrumentierung und Melodik mit Elementen des Folk arbeitete, spielten Skyclad zu Beginn ihrer Karriere zweifellos harten Thrash Metal mit durchaus räudig klingenden Vocals von Walykier; die Band sollte sich allerdings in den kommenden Jahren stetig weiterentwickeln und auf den späteren Werken dem Folk immer mehr Platz einräumen. Doch egal, welche Richtung das Quintett einschlagen sollte, es gibt praktisch kein Skyclad-Album, das wie der Vorgänger klingt, und ich habe ganz offensichtlich eine Schwäche für Bands, die stets versuchen, diesen einen berühmten Schritt weiterzugehen, ohne dabei ihren ureigenen Stil zu verlieren. 

Skyclad ist dieses Kunststück selbst dann gelungen, als sie aus ihrer sehr folkigen und ruhigen Phase der Jahre 1997/1998 mit dem 1999 erschienenen "Vintage Whine"-Album wieder den Weg nach Metalkuttenhausen einschlugen und sie sich trotzdem nicht wiederholten. Trotzdem weiß man nach drei Sekunden ihrer Songs, wer hier am Werke ist. Und dabei ist es egal, ob ich dafür eine Platte von 1991, 1997 oder 2000 auf den Teller lege.

Hell is where the heart lies - in Purgatory's borders.
The great thing 'bout eternity - they never call last orders!
(aus "The Sinful Ensemble", 1996)

Meine Liebesbeziehung begann erst relativ spät mit ihrem fünften Album "The Silent Whales Of Lunar Sea" im Jahr 1995, und weil ich besonders vom Cover, den gesellschaftskritischen, politischen und mit Wortspielen gespickten Texten und von der herb-melancholischen Atmosphäre so angetan war, besuchte ich im Herbst desselben Jahres auch zum ersten Mal eines ihrer Konzerte in der Frankfurt Batschkapp (als Vorbands dabei: China Beach und Cancer), von dem es völlig unglaublicherweise mittlerweile sogar einen kurzen Videomitschnitt gibt. Ich war damals über das gesamte Konzert im Moshpit und irgendwo da vorne vor der Bühne hampelt der gerade 18 gewordene Florian herum. Zum Heulen schön.




Der Abend sollte in den kommenden Jahren der Grund dafür sein, zum devoten Fan-Boy zu mutieren: Bis zum Ende der Neunziger sah ich die Band praktisch jedes Jahr mindestens ein Mal, ihre Platten wurde allesamt am ersten Tag der Veröffentlichung aus dem Plattenladen entführt und kein T-Shirt war mir kitschig und rollenspielnerdig genug, um es eben nicht doch zu kaufen. Auf dem Foto im damaligen Studentenausweis trug ich neben der Eric AK-Gedächtnisfrise (der junge Mann ganz rechts im Bild) ein gelbes (!) Batikshirt (!!) von Skyclad, dessen Rückendruck im Dunkeln leuchtete (!!!). 

Noch Fragen?

Wenn ja: Fortsetzung folgt!