"Putting krautrock in a fog — it’s like taking the vibe of prog and divorcing it from all the bullshit wankery and cliche." (Lopatin)
09.10.2016
Ist dieses Klischee glutenfrei?
02.07.2016
Scharfschützen
"The band name is a challenge to the "Great man theory" and a call for a paradigm shift. Rather than subscribe to the notion that "highly influential individuals" to whom monuments are built shape historical developments, the band name posits that it is actually the masses struggling for change who make history. (...) The band members have often explained in interviews that their music is only one expression of their respective politics. Each member has been involved with various organizations throughout the life of the band, including the League of Filipino Students-SFSU, Challenging White Supremacy, Kalayaan School for Equity, BAYAN USA, and others."
22.04.2010
Best Of 2009 - Plätze 01 - 05
Platz 1
The Life And Times - Tragic Boogie
Ich habe nun schon wirklich oft genug die Größe von The Life And Times im Allgemeinen und "Tragic Boogie" im Speziellen auf diesem Blog erwähnt, und da dachte ich mir: ich mach's nochmal. Shoegaze, Indie und leichter Noise formen die Platte des Jahres, keine Diskussion.Platz 2
SND - Atavism
Alleine im ersten hörbaren Sound von "Atavism" steckt mehr Tiefe und Wärme als in manch kompletter Banddiskografie. Mark Fells und Mat Steel knüpfen den Balla-Balla-Funkcore aus dem reinsten Weiß, das je ein Plattencover gesehen hat. Wo Frank Bretschneider auf "Rhythm" den Skelett-Funk entwickelte, tragen die Knochengerüste von SND Discokugeln im Schritt und die prächtigsten Pornoschnauzer seit YMCA. "Atavism" ist strategisch und verkopft, funky, aber nicht sexy und kann wohl deswegen nicht auf einem Label wie Warp, sondern muss eben zwangsläufig auf Raster Noton erscheinen. Manchmal denke ich mir, dass so eine neue Jimmy Edgar Platte klingen könnte, wenn der den ganzen Glitzer-Fummel mal im Körbchen liegen lässt und stattdessen Alpina Weiß schnüffelt. Macht nach einer Weile Kirre im Oberstübchen, aber so geht Leben, vermute ich.
Platz 3
Emeralds - What Happened?
Ein fürwahr faszinierendes Album. Ich kenne tatsächlich nur wenige Ambient-Platten, deren Einfluss auf Stimmung und Reizsensibilität trotz der sublimen und vernebelten Pfade ihrer präsentierten Musik so groß ist. "What Happened" berührt vom ersten Ton an, und das ist so beeindruckend, dass man die Aufmerksamkeit nur schwer auf etwas anderes lenken kann. Alleine der Opener "Alive In The Sea Of Information" kann in Sachen Aufbau und oszillierenden, sich wie Wellen auftürmenden Sounds, die ob ihrer Urgewalt beinahe physisch manipulieren, so dermaßen alles, dass nur ein vollkommen durchgeblödeter Zappelpiller gelangweilt abwinken würde. Das Trio aus Ohio ist alleine klanglich bisweilen auf einer qualitativ völlig anderen Ebene als die Konkurrenz: hier passiert nichts beiläufig, "What Happened?" ist durchgehend schmerzend relevant.
Platz 4
The Necks - Silverwater
Der britische Guardian bezeichnete sie im Zuge der Platte "Hanging Gardens" von 1999 als eine der besten Bands des Planeten, der Sydney Morning Herald adelte "Silverwater" als
"the finest studio album in their 22-year history"und vermutlich haben beide Recht. Das Konzept des australischen Trios, improvisierte Musik im großen Stil und weitgehend barrierefrei durch eine Platte gleiten zu lassen, bis sie nach meistens 50 bis 70 Minuten wenigstens formal zum Stillstand kommt, trägt die Band auch auf "Silverwater" wieder in den Olymp. Ihr Jazz-Ambient Sound ist immer noch und wieder ein grandioser Ohrenschmeichler mit unfassbar viel Gespür für die richtige Option. Der Titel hätte angesichts dieses mysteriös fließenden Traumspiels nicht besser gewählt werden dürfen. Ein fantastisches Artwork gibt's obendrauf.
Platz 5
Propagandhi - Supporting Caste
Jaleckmichamarsch! Ist das noch Punk? Ist das Metal? Nein, es ist Superdingens! Diese Songs können töten. Politische Sprengkraft in den Texten gepaart mit den unglaublichsten Punk/Hardcore-Songs der letzten Jahre ergeben ein Album, das mich zu Beginn total überforderte. Kompletter Informationsoverkill. Und die Kanadier verdrehten mir nicht nur im übertragenen Sinne den Kopf. Nach ungefähr 287 Durchgängen raffte ich zwar immer noch nicht viel, aber ich kann die Ahnungslosigkeit wenigstens in Worte fassen: technisch brilliant, höllisch komplex und doch catchy, die Produktion ist eine Sensation, die Gitarrenarbeit WELTKLASSE, die Songs schon jetzt legendär.
19.04.2010
Best Of 2009 - Plätze 06 - 10
Bevor der Listenquatsch nun aufhört: mir ist aufgefallen, dass ich zu wenig über die Platten des abgelaufenen Jahres geschrieben habe, und irgendwie muss ich diesbezüglich nachsitzen. Deshalb hier flott in Kurzform die 10 besten Scheiben 2009, aufgeteilt in zwei Portionen, zum besseren Verdauen. Tötö!
Platz 6
Malakai - Ugly Side Of Love
Bezirzendes Weirdo-Gerumpel aus englischen Garagen, in denen Nasarechner und Strohballen gemeinsam Kühe bumsen. Typ trägt vermutlich Dreads und einen grün-schwarz gestreiften Schlabberpullover. Soul und Funk treffen auf herrlich unprätentiöse Hip Hop-Beats, als Beilage wird eine Stimme gereicht, die seit Tagen nur Kaffee und Zigarettenqualm und die Spucke eines Crack rauchenden Stevie Wonder an sich vorbeischwimmen sah. Die FAZ brachte Beck als Vergleich ins Spiel, aber das hat Malakai nicht verdient. Die FAZ hingegen schon. Und trotz Bristol- und Portishead-Verbindung: macht richtig Spaß.
Platz 7
The Heavy - The House That Dirt Built
Nach dem Debutklassiker "Great Vengeance And Furious Fire" aus dem Jahr 2007 schmiss die Band aus dem Vereinten Königreich einen ebenso fantastischen Nachfolger auf die Tanzfläche. Ihr dreckiger, schmieriger Soul- und Bluesrock mit einem sehr feinen Händchen für großartige Hooklines und Melodien reifte auf "The House That Dirt Built" zu einem steppenden Monster voller Glückseligkeit, schmutzigem Sex, Drogen und Garagenrock. Modern und frisch, gefährlich und höllisch tanzbar. Eine der besten Bands der Gegenwart.
Platz 8
Fever Ray - Fever Ray
Die Hälfte der schwedischen Geschwisterbande The Knife dreht hier eigenständig frei: Karin Dreijer Andersson mit einem knisternden, nokturnen, sehr warmen Elektro Album für den Ambient-Club auf Psychopharmaka. "Fever Ray" hat eine erstaunliche Tiefe, ist zu gleichen Teilen umarmend und abweisend und einen großartigen Flow über Albumdistanz. Muss man auch erstmal "hinkriegen" (G.Schröder). Dauerbrenner 2009.
Platz 9
Pan American - White Bird Release
Neben der Emeralds-Platte das großartigste Stück Ambient 2009. Wunderbar zusammengestellt, kreiselnde Sounds, die mich immer wieder tiefer in den akustischen Wattebausch drücken, toller Spannungsaufbau. "White Bird Release" ist sehr subtil, die verhuschten Gitarrenloops hängen sich kaum merklich an dubbige Dürre und verschmelzen zu einem sehr organischen Klangkörper, der wenig mit Sterilität und klaren Konturen zu tun hat. Mark Nelson - früher übrigens mit der Postrock-Quasi-Legende Labradford unterwegs - weiß sehr genau, was er hier tut, und das meint nicht "souverän", sondern mit großem Weitblick und großer Neugier. Du spürst es nicht immer, wenn diese Musik läuft, aber wenn die Auslaufrille erreicht wurde, dann fehlt Dir was.
Platz 10
Black Dice - Repo
Teerschwarze Raupen, so groß wie die Hochhäuser Brooklyns, schrauben sich durch würmelnde Beatkrabbler, Fetzen von Silberfolie kontaminieren klares, kaltes Wasser. Vernoised und verhext von zwei durchgeknallten Soundchaoten mit Tourrettsyndrom aus New York, die mit "Repo" etwas erschaffen haben, das so klar ist wie die Wurzel aus 78842343748437483523783425478250257309. Ein Flow wie ein umherstolpernder Wolpertinger aus dem Kopftunnel von Karl Valentin, und mindestens genauso humorvoll. "Repo" schleppt sich nur so durch eine heruntergekommene Postmoderne, rotzt unentwegt Blut an die eigene Fassade, hinter der nichts als Egomanie und komplette Leere regiert. Eine angemessene Zustandsbeschreibung des vergangenen Jahres.