30.12.2018

Jetzt lass mich doch auch mal was sagen, Bumshase! (2)

...und hier kommt der zweite Teil.



Andreas, Schlagzeug und alles andere spielende Tausendsassa,, u.a. Aushilfsbassist bei Blank When Zero (Abb. ähnlich)











Der Herr wünscht sich ausschließlich: Voivod.






VOIVOD - PHOBOS


Die kanadischen Sci-Fi-Thrasher Voivod hatten nach ihrem kommerziellen Höhepunkt Anfang der 90er Jahre mit dem zeitweisen Abgang mehrerer Originalmitglieder (Sänger Denis "Snake" Bélanger sowie Bassist Jean-Yves "Blacky" Thériault) sowie einem schleichenden Verlust an Relevanz zu kämpfen. Vielleicht auch als „jetzt erst recht“-Reaktion darauf, lehnen sich Voivod auf dem 1997 erschienenen „Phobos“ - dem zweiten Album mit Sänger/Bassist Eric Forrest - derart konsequent weit aus dem Fenster, dass es als die musikalische Apoapsis der Band gelten kann. Die meisterhaft arrangierten und gleichermaßen aggressiven wie verschrobenen Songs setzen mit „Otto Normalmetaller“ und „Progbert von Schönklang“ gleich zwei potentielle Voivod-Zielgruppen kurzerhand an der Weltraumraststätte aus und warten mit einem Sound auf, der zufällig in Hörweite anwesenden Geigerzählern die eine oder andere Erektion abnötigen dürfte. Angesichts der niedrigen Verkaufszahlen von „Phobos“, der stiefmütterlichen Behandlung der Songs in aktuellen Konzert-Setlisten sowie der wechselhaften Labelgeschichte Voivods („Phobos“ ist das einzige Album der Band, das auf Hypnotic Records erschienen ist) scheint eine Vinyl-Veröffentlichung recht unwahrscheinlich zu sein. Dabei ignorieren wir höflich die 2010 erschienene Zusammenstellung „Negatron/Phobos“, die sich auf eine Songauswahl aus den beiden Alben mit Eric Forrest beschränkt. Mein Wunsch für eine „richtige“ Vinyl-Erstausgabe: die beiden etwas überflüssig wirkenden Bonustracks „M-Body“ sowie das (für sich genommen schmissige) King Crimson-Cover „21st Century Schizoid Man“ entfallen oder werden als Single beigelegt, vor allem wenn sich das Album dadurch und mit etwas Fingerspitzengefühl auf eine einzelne Vinylplatte pressen ließe.



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Simon, Schlagzeuger, Blogger bei Krach und so 


Repress Now, Mofo:




VOIVOD – THE OUTER LIMITS


In meinem eigenen Blog hatte ich über dieses Album einer meiner absoluten Lieblingsbands, die ich mit dem Verfasser dieses Blogs teile, anlässlich des 25sten Jubiläums im Sommer schon mal was geschrieben, auf das man an dieser Stelle einfach mal verlinken kann anstatt sich groß zu wiederholen. 2017 erschienen bekanntlich Reissues der drei Noise Records VOIVOD Alben "Rrroooaaarrr" (1986), "Killing Technology" (1987) und "Dimension Hatröss" (1988). Umso heißer wartet so mancher Fan dafür jetzt allerdings auf Neupressungen der MCA Records Werke "Nothingface" (1989), "Angel Rat" (1991) und eben "The Outer Limits". Gerade für letzteres, das damals wohl in einer geringeren Stückzahl als LP erschien, werden nämlich mitunter schon Sammlerpreise in Monatsmietenhöhe aufgerufen. Ach ja, bevor es untergeht: Für die Kategorie der erstmaligen Pressung auf schwarzem Gold würde sich im Grunde genommen übrigens auch VOIVOD’s "Phobos" in richtig* als Wunschkandidat anbieten (*über diese komische Compilation-2LP von 2010 reden wir erst gar nicht), aber das nur nebenbei.



First Time Now, Schnakenhals:





THE YOUNG GODS  - SUPER READY / FRAGMENTÉ


Dass die Frühwerke von THE YOUNG GODS in den Spätachtzigern und Frühneunzigern mächtig Eindruck bei anderen Künstlern von Mike Patton über The Edge (U2) bis zu David fuckin‘ Bowie hinterlassen hatten, das ist inzwischen ausreichend dokumentiert.  Dass die Schweizer allerdings in den Jahren 2000 und 2007 mit "Second Nature" und "Super Ready/Fragmenté" noch mal zwei wirklich sehr, sehr gute Alben veröffentlichten, die ihren Signature-Stil, eine äußerst organisch pumpende Rhythm-Section mit Sampler-Sounds zu elektrischen Rocksongs zusammenzuführen, auf der Höhe der Zeit hielt (und sie außerdem nach wie vor eine wirklich geile Live-Band sind), das wurde an vielen Stellen der damals noch relevanten Musikpresse mal wieder eher verpennt.

Vom 2000er "Second Nature" gab’s zum fünfzehnjährigen Jubiläum des Teils immerhin ‘ne Picture-Disc-Version in normaler und Luxusausführung (plus Bonus-Disc) und auch das musikalisch zahmer ausgerichtete "Everybody Knows" von 2010 existiert als 2LP. "Super Ready/Fragmenté" jedoch erschien bisher nur als CD. Eine Lücke im Plattenregal, die man ja eigentlich gerne schließen können würde…



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Olli, Gitarrist bei Thyranay, Sieger im Kirk Windstein Lookalike Contest












Neuauflage bitte:





DJ KRUSH & TOSHINORI KONDO - KI-OKU


Kollaboration von DJ Krush (japanischer Hip-Hop Produzent und DJ, der ab Anfang der 90er zuerst bei Mo Wax überwiegend instrumentale Platten veröffentlichte) und dem japanischen Jazz-Trompeter Toshinori Kondō. Was gibt es zu hören? Verkürzt gesagt: Hip-Hop Beats mit Jazz-Trompete, böse Menschen bezeichnen das hier als Chill-Out, Downbeat und nutzen andere generische End-90er Begriffe, bei dem ein nicht unwesentlicher Teil der Mitmenschen mittlerweile (zu Recht) Brechreiz bekommt, da man dabei eher an minderbemittelte Fahrstuhl meets Ibizza-Musik denken muss. Während bei 99,99% der sonstigen Alben einfach billige Beats genommen wurden und der Schwippschwager aus dem Blasmusikverein genötigt wurde ein paar krächzende Töne einzuspielen, gibt es hier eine echte Kollaboration von "Könnern" (Alternativ geht auch eine der anderen diesbezüglichen Rezensionsplatitüden) zu hören, die gerade durch ihren Minimalismus zu begeistern weiß. Keine opulenten Jazz-Arrangements, stattdessen eher weite, eher karge Klanglandschaften inklusive eines sogar für mich funktionierenden Bob Marley-Covers. Um die LP scharwenzel ich immer wieder herum, allerdings liegt der Preis, je nach Erhaltungszustand bei mittlerweile rund 70-100€. Es soll 2014 einen Repress gegeben haben, aber der ist nicht einmal bei Discogs gelistet, weshalb ich daran meine Zweifel habe. Daher: Einmal Repress, bitte!



Noch nie auf Vinyl veröffentlicht:





UNIDA - SECOND ALBUM


Bei diesem Album muss man (leider) auch schreiben: überhaupt noch nicht offiziell veröffentlicht. Es existieren davon zwar (relativ hässliche und soundtechnisch eher durchwachsene) Bootlegs, die von CDs gezogen wurden, welche auf der letzten Unida-Tour verkauft wurden, aber das Album selbst wurde seitens des Labels nie veröffentlicht und verbleibt bis heute dort im Giftschrank. Warum. wieso, es bleibt für mich ein Rätsel. Insgesamt bleibt dieses Album, rein auf Garcia und seine Stimme bezogen, der Höhepunkt seiner Veröffentlichungen. Um so unverständlicher, dass sich an diesem Zustand bis heute, wo so gut wie jeder D-Klasse Dreck rereleased wird, weil "Kult", daran nichts geändert hat und wohl auch nichts ändern wird.
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26.12.2018

Jetzt lass' mich doch auch mal was sagen, Bumshase! (1)




Warum nicht mal die anderen die ganze schöne Arbeit machen lassen? Warum nicht einfach mal ein paar Musiknerds, die einen im und durchs Leben begleiten, nach ihren geheimsten Wünschen und wildesten Träumen fragen, welche Platten sie am liebsten in einer Vinylversion in den Händen halten wollen? Gastbeiträge sind ja eigentlich die schönsten Beiträge - und das nicht nur, weil ich selber auf der faulen Haut liegen und das literarisch-audiophile Schauspiel aus der Ferne betrachten kann. Es bedeutet auch: Umarmung, Inklusion und gleichzeitig: Öffnung - immerhin Begriffe, die mir seit geradewegs Jahrzehnten völlig fremd sind. Und gäbe es einen besseren Zeitpunkt als den aktuell so besinnlichen und außerdem besinnungslosen Jahresausklang, um also die Pforten jenes Sossenheimer Allerlei weit aufzustoßen (Veganer Rollbraten, Rotkohl, Mango Lassi)? Und gab es jemals einen Absatz auf diesem Blog, der noch mehr Suggestivfragen zu stellen vermochte?

Nun haben sich ein paar nette Menschen also nicht nur Gedanken darüber gemacht:

1. Welche Platte braucht ganz dringend eine Wiederveröffentlichung auf Vinyl?

und

2. Welche Platte sollte es ganz dringend endlich und erstmals überhaupt auf Vinyl geben?


NEIN! Sie haben sogar noch etwas dazu geschrieben. Und das kann man jetzt hier sogar nachlesen.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen für die Mitarbeit bedanken. It means a lot.

(Zur besseren Lesbarkeit werden die Beiträge separiert und hier als Serie in den kommenden Tagen peu à peu veröffentlicht)




Al. Herzallerliebste. Est.1999. She Is Love. 












Al hat sich für gleich zwei Vinylpremieren entschieden:




THE TEA PARTY - TRIPTYCH


Diese Band wird immer einen Platz in meinem Herzen finden, selbst wenn die letzten Releases so gar nicht mehr meinen Geschmack treffen. TRIPtych hat im Jahr 1999 in den Irrungen und Wirrungen der beginnenden Liebe zu dem unvergleichlichen Inhaber dieses Blogs einen Soundtrack geliefert, der es in sich hat. „These Living Arms“ wurde sogar als Tanzflächen-Opener auf unserer Hochzeit gespielt. Nicht dass wir nach der letzten Krebs-OP des Angetrauten dazu effektiv hätten tanzen können, aber darauf kam es wirklich nicht an. Der Weltklasse- und Weltmusik-Rock der drei Kanadischen Buben hat in Europa nie richtig Fuß fassen können. In Australien und Kanada ist das Following deutlich größer und loyaler - auch nach Auflösung und anschließender Reunion. Im kommenden Jahr wird eine ausführliche Tour durch Kanada rollen, mit kleinen Abstechern in US-amerikanische Gefilde. Im Vergleich zu den schwergewichtigen Vorgängern wirkt TRIPtych heller und leichter, weniger dicht instrumentiert. Naturverliebte, bluesige Sommerwanderungen im dramatischen Untergang der „Splendor Solis“ waren vorgestern, die mystischen „The Edges of Twilight“ sind verblasst und die drogenverseuchten, schwarzledernen Tage von „Transmission“ sind nunmehr duftigen, weißen Leinenhosen gewichen (höre: „Taking Me Away“ und  „Gone“). Natürlich blitzt die schwarze Magie der alten Tage noch in einigen Tracks durch („Touch“). Mein persönlicher Favorit ist und bleibt die Intensitätswalze „The Halcyon Days“, die in meinen Augen viel von dem vereint, was The Tea Party zu bieten hat. Orientalische Instrumentierungen, detailverliebtes Songwriting und glanzvolle Poesie. Alles gepaart mit musikalischer Handwerkskunst, die ihresgleichen sucht.

Wäre doch schön, wenn wir dieses Album zu unseren Hochzeitsmemorabilien hinzufügen könnten.







IAMX – KINGDOM OF WELCOME ADDICTION


Sex, Drugs and Drama. Dieses Stückchen schwarze Glittermasse von 2009 hat genau DAS und genau so, wie ich es mag. Heiß, emotional und tanzbar. Chris Corner schwitzt kokett die dunkle Verzweiflung treffend in fließende Sounds und ich fühle mit ihm. Jedes Mal. Au. Masochismus im Audioformat. Seine Devotees lieben ihn nicht zuletzt wegen seiner unnachahmlichen Art, Realität und Traumbilder verschwimmen zu lassen. Das Verschwinden von Gendergrenzen, die Welt ist ein chaotischer Zirkus und das Leben eine obsessiv gearbeitete Kunstform. Die Sehnsucht nach Liebe, Schutz und der Erfüllung der geheimsten Wünsche schwingt immer mit und entlockt wenigstens mir schon wieder ein leises Stöhnen.

„Desire is a gift in life.”

Sollte dieses Teilchen jemals auf Vinyl veröffentlicht mein Haus erreichen, werde ich es persönlich ablecken und sorgsam auf dem Plattenteller in Form streicheln.



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Jens. Schlippo. BFF. Macht Bilder von Schallplatten.












Zum gemeinsamen Trip die memorierte Linie hinab schart Herr Dreikommaviernull handverlesene Nutzer seiner audiophilen Literaten-Heimseite um sich - und (fast) alle machen mit. Schön. Da will ich auch mitmarschieren. Denn: Geili-Eili ist der beste Mann und außerdem hält Memorieren die Murmel frisch. Sagt man. Wenn die Erinnerungsorgie für Lausch-Geronten zudem charmant als Re- bzw. Firstpress-Hörsportaufgabe kaschiert wird, herrlich. Wie man hört, soll außerdem früher alles besser gewesen sein. Das ist natürlich völliger Blödsinn, aber zumindest war ich früher Student und in dieser Funktion ein halbes Jahr in der irischen Hauptstadt Dublin stationiert. Sie ahnen es, liebe Leserin, für diesen Text (auch: Stück) möchte ich den momentan äußerst populäre Storytelling-Ansatz wählen, um Sie aufs Herrlichste zu unterhalten und - weil’s so schön ist - gleichzeitig zu informieren. Alte Schule, große Kunst. Liest noch jemand mit? Nein? Egal. Also, Folgendes: Die Wintermonate in Irland (September bis Juli) sind nass, kalt und dunkel - und manchmal auch dunkel und nasskalt. Was hilft? Musik und Alkohol. Wissen die Iren seit Jahrhunderten und ich seit 1997. Kommen wir zur Sache: 


1. Firstpress 'em all





THE DEVLINS - WAITING


Mit Bandnamen ist das so eine Sache. Ich persönlich würde meine Band eher nicht „The Devlins“ nennen. Klar, mein Familienname ist nicht Devlin und außerdem habe ich keinen Bruder. Colin und Peter Devlin schon. Jetzt könnte man sagen, dann macht ja alles Sinn und besser „The Devlins“ als „The Devlin Brothers“ oder auch „The Devlin Family“ - wäre Iren alles zuzutrauen. Tut aber eigentlich nichts zur Sache, denn auf die Musik kommt’s an und die ist - bitte schnallen Sie sich an - fabulös! 1993 haben die Gebrüder Devlin zusammen mit Mark Murphy und Guy Rickarby ihr hervorragendes (von Daniel Lanois produziertes) Debütalbum „Drift“ veröffentlicht. Vier Jahre später - als ich gerade im düsteren irischen Winter saß - erschien „Waiting“. Und auch wenn mir dieses wunderbare Album nicht das Leben gerettet hat (Claas Retolius würde speien), so ist es seither doch ein treuer Begleiter. Colin Devlins Stimme ist wie eine heiße Badewanne, wenn bei anderthalb Grad Außentemperatur der Regen gegen das Badezimmerfenster peitscht. Mitbürger mit Ohren, großen Herzen und einem Sinn für feines Songwriting dürfen gerne mal reinlauschen. Es lohnt - immer noch. Inzwischen gibt es „The Devlins“ nur noch ab und an. Bevorzugt an Weihnachten, wenn Colin Devlin, der inzwischen in LA lebt, die Familie besucht und zusammen mit Peter und den Buben in einem kleinen Pub in Dublin konzertiert. Vor vier Jahren hat er zwei Solo-Konzerte in Deutschland gegeben. Aber es war kalt und nass, mein Sofa zu gemütlich und der Weg nach Karlsruhe zu weit. Ich beiße mir seither in regelmäßigen Abständen in den Hintern. Aber es gibt Hoffnung: in diesem Jahr hat Colin Devlin ein Soloalbum veröffentlicht  - und mir (zumindest auf Instagram) versprochen, auch mal wieder in Deutschland vorbeizuschauen. Ach ja, „Waiting“ hätte ich gerne auf Vinyl. Gab es nie - und wird es vermutlich nie geben. 


2. Nachschlag, bitte:





MORCHEEBA - WHO CAN YOU TRUST?


Auch Morcheeba sind eine Badewanne. Und was für eine. Whirlpool, mindestens. Auf der Tour zu ihrem famosen Debütalbum „Who can you trust?“ machten sie in einer der schönsten Konzert-Locations dieser Erde halt: dem Olympia Theater in Dublin. Ein altes, plüschiges Theater - viele Balkone, überschaubar groß, wie gemacht für den lasziven Trip-Hop von Morcheeba. Die Band war mir bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt. Ich ließ mich von der Schwester einer Mitbewohnerin mitschleppen. Dafür gebührt ihr noch heute großer Dank. Auch wenn ich in den 20 Jahren seither einige Bands live gesehen habe, so beeindruckend schön war kaum ein Konzert. „Who can you trust?“ habe ich mir am nächsten Tag bei Tower Records geholt. Natürlich (und aus heutiger Sicht: leider) auf CD. In kleiner Stückzahl wurde damals eine Vinyl-Auflage gepresst, bei der allerdings das Cover-Foto der CD (huch, eine Cannabis-Blüte) entfernt und durch ein schmuckloses schwarzes Cover ersetzt wurde. Heute zahlt man für diese - bislang einzige - Vinyl-Version des Albums auf Discogs um die 70€. Morcheeba haben seither noch einige tolle Platten veröffentlicht. Vor allem „Big Calm“ und „Charango“ kann ich wärmstens empfehlen. So schön wie damals wurde es allerdings nie wieder. Früher war eben alles besser.  


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Tobi, Blogger und Betreiber der Thekenumschau. Zwitschert.













Kategorie: Sollte endlich mal wieder auf Vinyl kommen:




TOOL - LATERALUS


In dem Fall hatte ich ziemlich schnell, quasi sofort, eine Assoziation, und bei der ist es dann auch geblieben: „Lateralus“ von TOOL. Zum Album an sich muss man sicher nicht mehr allzu viel schreiben. Für mich fest steht, dass es ist nach wie vor eines der besten fünf Alben ist, die in diesem Jahrtausend erschienen sind. Vor X Jahren hat es hier mal eine Vinyl-Veröffentlichung gegeben, im fancy Hologramm-Cover in Hochglanz-Optik, die schon vom bloßen Angucken Fingerabdrücke bekommt. Und vor allem: Als Picture Disc. Das mag bei dem Artwork zwar Sinn ergeben, geht aber wohl dermaßen zu Lasten des Klangs, dass diese an sich ja perfekt produzierte Platte auf LP zahlreichen Reviews zufolge eher klingt wie ein Venom-Demo aus dem Proberaum von Bathory. Braucht also niemand, zumindest niemand der Platten auch hört und nicht nur angucken möchte. Dementsprechend (halbwegs) erschwinglich ist diese Version sogar noch gebraucht erhältlich – allein, wem nützt es? Mir jedenfalls nicht. Hocherfreut wäre ich daher, wenn „Lateralus“ (oder die Alben der Band mal ganz allgemein, for that matter) in einer vernünftigen Vinylversion veröffentlicht würde. 2019 kommt ja das neue Album (Hahaha, als ob…) - vielleicht wacht in diesem Zuge ja irgendein findiger Mensch mal auf.



Kategorie: Hier wäre eine Vinylversion überhaupt mal schön:




ARCHIVE - CONTROLLING CROWDS


Hier habe ich zwar etwas länger überlegt (also so 10 Minuten) und dabei festgestellt, dass das ein oder andere Album, das mir in den Sinn kam, inzwischen längst (wieder) auf Vinyl veröffentlicht wurde – letztlich lege ich mich hier aber fest auf „Controlling Crowds“ von ARCHIVE (2009). Eigentlich verwunderlich, dass es das offenbar wirklich nicht zu geben scheint, denn die späteren Alben der Band wurden ganz selbstverständlich sowohl auf CD als auch LP veröffentlicht. Dieses aber nicht. Eigentlich ist „Controlling Crowds“ kein ‚typisches‘ Vinyl-Album. Es ist ultralang, es verfügt über eine sehr unterkühlte, distanzierte und irgendwie modern-urbane Atmosphäre. Und dennoch wäre es für mich ein perfekter Kandidat für eine richtig schicke Doppel-LP, oder meinetwegen auch im Dreier-Verbund mit dem Nachfolger „Controlling Crowds Part IV“, den ich zwar auch mag, aber den ich trotzdem irgendwie eher als das Anhängsel wahrnehme, das er vermutlich auch ist. „Controlling Crowds“ hat Einflüsse aus Trip Hop, Art Rock, Pop, Progressive Rock, Hip Hop und was weiß ich noch allem, und es ist komplett großartig. Wie gesagt ist es ein sehr kühles und oft fast maschinell wirkendes Album – aber es hat eben auch eine menschliche Seite, die besonders durch die Performances der verschiedenen Sänger und Sängerinnen erzeugt wird und die einen wunderbaren Kontrast zur Musik bildet. Der Gesänge von Pollard Berrier, Dave Pen oder Maria Q sorgen oft für eine sehr persönliche, fast heimelige Atmosphäre und bringen die Emotionen in dieses Album. Denn wenn man hinhört, ist es eben dann doch nicht der glattkalte Monolith, der es auf den ersten Blick zu sein scheint, sondern es ist introvertiert, in sich gekehrt und wirkt teilweise sehr persönlich. Auch das schöne Artwork verdient endlich mal ein größeres Format als die lumpigen 12x12cm. Und darum wähle ich in dieser Kategorie das Meisterstück von ARCHIVE. Aber bitte nicht als fuckin‘ Picture Disc, zur Hölle!
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23.12.2018

Repress Now, Mofo! (2)



GRACHAN MONCUR III - SHADOWS


Ich hatte es ja gleich zu Beginn geschrieben: das hier ist ein Wunschkonzert. Und keine andere Platte kommt dieser Ankündigung so nahe wie "Shadows" des US-amerikanischen Posaunisten Grachan Moncur III. Wunschkonzert, weil ich zu der Platte kurioserweise gar nichts sagen kann, denn: Ich habe sie nie gehört. Sie ist unter den gängigen Quellen, oder besser: jenen, die für meine Wenigkeit sowohl gängig als auch zugänglich sind, nicht zu finden, erschien niemals auf CD oder gar Tape und ist aktuell lediglich als illegaler Download auf einem Jazzblog verfügbar. ABER! Ich habe mir vor Jahren die Herausforderung auferlegt, so viele Alben wie möglich von Grachan Moncur zu sammeln, sei es als Leader oder als Sidekick. Moncur ist einer meiner Lieblingsjazzer, weil er es wie außer ihm "höggschdens" (Bundesjogi) noch Jackie McLean in den 1960 Jahren verstand, zwischen freiem, sowie modalem Hardbop außergewöhnliche und teils bizarre Bilder aus Noten zu malen und Grenzen verschwimmen zu lassen. Seine Alben als Leader sind bisweilen irritierend progressive Juwelen, und selbst sein Spätwerk aus den nuller Jahren lebt von der einzigartigen Spielweise des mittlerweile verstummten (aber offenbar noch lebenden) 83-jährigen Amerikaners. "Shadows" erschien 1977 lediglich (i) in Japan und (ii) auf Vinyl auf dem mittlerweile gelöschten Label Denon Jazz und wurde in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts auch nicht für einen CD-Release in Betracht gezogen, als A&M Records kurzzeitig den Vertrieb für die Japaner übernahmen. Die Original-LP kostet in gutem Zustand um die 100 Euro - und ich bin ja nicht bescheuert. Also: es erbarme sich bitte jemand. Zum Schluss noch ein Hinweis für Jazznerds: Marion Brown am Saxofon, Dave Burrell am Piano. "Mehr habe ich nicht hinzuzufügen." (Polt)


Wahrscheinlichkeit 1/5


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SANDWELL DISTRICT - FEED FORWARD


Das vielleicht beste Techno Album aller Zeiten kommt vom Produzenten-Duo Sandwell District - und es kam sogar mal ganz kurz auf Vinyl heraus: wer im Jahr 2011 schnell und schlau genug war, konnte ein ordentlich herausgeputztes Exemplar für gerade mal 30 Euro abgreifen. 30 Euro waren allerdings meine damalige Schallmauer für 2nd Hand Platten, und selbst dieses Kleingeld nahm ich praktisch nie in die Hand, weil die meisten für mich interessanten Titel noch deutlich darunter lagen. Für Neuveröffentlichungen hingegen waren 30 Euro vor sieben Jahren völlig inakzeptabel. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, aber ich vermute, dass ich trotz regelmäßiger Bestellung beim englischen Boomkat Mailorder in erster Linie wegen der Preisgestaltung für "Feed Forward" nicht tätig wurde. Heute kostet die Platte in der Regel mindestens 200 Euro. Ein Repress ist nicht in Sicht, da sich das Duo seitdem sehr rar gemacht hat und wenigstens unter dem Namen Sandwell District keine weitere Musik veröffentlichte. Etwas obskur sind nicht nur die für jedes Medium, also für LP, CD & Digital, unterschiedlichen Songreihenfolgen, womit keine einheitliche Version zu finden ist, obskur ist auch die Musik: dunkel pumpend, atmosphärisch unter Null, desolat - aber gleichzeitig ein Drive, wie ich ihn selten gehört habe. Ein außergewöhnliches Werk, das Dich spätestens nach dem zweiten Track zerkleinerte Spülitabs durch die Nase ziehen lässt. Imfuckingpressive. 


Wahrscheinlichkeit 1/5





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MOTHER TONGUE - STREETLIGHT


Über die bewegte Geschichte dieses kalifornischen Quartetts ließe sich ein ganzer Roman schreiben, aber so war das hier ja nicht gerade gedacht. Daher in aller Kürze: 1994 mit dem Major-Debut und riesigen Hoffnungen gestartet, kurz danach vom Label humorlos gedroppt, Auflösung 1996. 2002 dann das überraschende Comeback mit "Streetlight", nur ein Jahr später der Nachfolger "Ghost Note", ausverkaufte Deutschland-Tourneen, mitreißende und denkwürdige Konzerte, die Visions macht die Band im Liebesrausch praktisch zur inoffiziellen Redaktionsband, bevor der Kontakt erneut abreißt: Pause. 2008 dann das bis heute letzte und ohne Unterstützung eines Labels aufgenommene und veröffentlichte Album "Follow The Trail", gefolgt von einer erneuten Deutschlandtournee, die trotz der langen Pause erneut volle Häuser für die Band bereit hält. Seitdem darf davon ausgegangen werden, dass Mother Tongue mittlerweile final den Deckel auf die Karriere nagelten. "Streetlight" wird im Falle des (Wieder)Entdeckens auch meine Leser reich belohnen: emotional kraftvoller Blues/Alternative Rock mit Soul, Funk und Stonereinflüssen, so locker groovend aus der Hüfte geschossen, als hätten sie's auf der linken Arschbacke ausgedacht und aufgenommen. "Streetlight" brodelt und glüht, ist hedonistisch, wild, juvenil. Es ist ein vermaledeiter Deppensatz, aber er muss sein: diese Musik MUSST Du auf Vinyl hören. Jetzt das Problem: Die Originalausgabe ist entweder gar nicht mehr, oder nur für sehr viel Geld (ca. 100 - bis 140 Euro) zu haben und angesichts einer nicht mehr real existierenden Band ohne Label, die dafür immerhin mit einem kleinen Häufchen loyaler Die Hard Fans in Deutschland ausgestattet ist, wird sich wohl niemand auf ein finanzielles Himmelfahrtkommando mit einem Rerelease einlassen. Die Band galt lange Zeit als Stehaufmännchen - es wird Zeit, dass sie es nochmal beweisen. 


Wahrscheinlichkeit 1/5






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THE LIFE AND TIMES - SUBURBAN HYMNS



Ich erhielt das Debut von The Life And Times Mitte der nuller Jahre im Rahmen meines Engagements beim Hamburger Webzine Tinnitus als Promo-CD, und damit zu einer Zeit, in der ich das Schallplattenkaufen wenigstens für neue Releases praktisch komplett eingestellt hatte. Einerseits tastete ich mich musikalisch gerade in elektronisch-abstrakte Gefilde vor, in denen kein großer Wert auf Vinyl gelegt wurde und zweitens befanden wir uns, wenn auch knapp, erst kurz vor dem Auftürmen der Comebackwelle der schwarzen Scheiben, weshalb es die meisten Titel erst gar nicht ins Presswerk schafften. Das Power Trio aus Kansas City war indes seit seiner Gründung immer auf der Seite des Vinyls, und das gilt auch für "Suburban Hymns" - aber ich schlief. Und ich schlief lange. Verdammt lange. Noch vor drei, vier Jahren wäre es kein Problem gewesen, die Vinylversion für schlappe 15 Euro zu bekommen. Und plötzlich machte es mir nichts Dir nichts *klick* und sie war verschwunden. Nicht mehr aufzutreiben. Man wird ja wahnsinnig. Aber es wird noch "doller": Den speziell für eine US-Tour und in kleiner Auflage (77 Stück) gepresste Rerelease mit "screen printed cover" gibt's mittlerweile nicht mehr unter 200 Euro. Ich habe mittlerweile alles von dieser tollen Band auf Schallplatte, inklusive der 7"s und 10"s. "Suburban Hymns" fehlt, und das kann so nicht bleiben. Was ebensowenig bleiben kann: Europa stand noch nie auf ihrem Tourplan. Gehört streng genommen nicht in diesen Text, aber ich bin hier Scheff, also suck it up. 



Wahrscheinlichkeit 3/5





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DANZIG - DANZIG III - HOW THE GODS KILL



"Mother" hin, "Schinkengott" her - "How The Gods Kill" ist die beste Danzig Platte. Ich habe sie extra für diesen Text nochmal auf voller Lautstärke gehört ("WILLST DU VIELLEICHT NICHT NOCH EIN BISSCHEN LAUTER MACHEN? ICH GLAUBE MAN KANN ES NOCH NICHT HÖREN...IN URUGUAY!" - Die Herzallerliebste) und ich bleibe dabei: nie war das Songwriting so flüssig und variabel, die Produktion so fleischig und druckvoll, die Atmosphäre so eindringlich. Aber: es herrscht Ebbe in Vinylhausen. Weil die Originalpressungen nicht nur schwer zu finden, sondern üblicherweise auch noch sehr teuer in der Anschaffung sind - "How The Gods Kill" liegt mittlerweile bei 100 Euro plus/minus X - tauchten vor einigen Jahren Bootlegs zu den ersten vier, und damit klassischen Alben des Muskelbonsais auf. Über die optische Aufmachung konnte man ob der guten Qualität der Drucksachen (Gatefold-Sleeves, glossy print, Artwork gestochen scharf) nur erstaunt sein, hinsichtlich des Sounds mussten jedoch, vor allem hinsichtlich der Lautstärke, Abstriche gemacht werden - alles andere als ein CD-Rip als Grundlage würde mich überraschen. Ich selbst konnte das Debut in einer Bootlegversion ergattern ("Lucifuge" stehlt als im Original im Schrank), brenne aber wie verrückt auf "How The Gods Kill": "Godless", "Anything", "Sistinas", "Dirty Black Summer" und der Titeltrack: holy fucking shit, besser war der Schinken nie. Und wie bei so manch anderer sehr populären Band fragt man sich auch hier: warum kommt niemand auf die Idee und haut den ganzen Kram offiziell und in guter Qualität nochmal raus? Das waren ja immerhin und beinahe Millionenseller, für die es auch heute immer noch eine Nachfrage gibt. Sind's wirklich die Anwälte? Die Bands? Die Kohle? Die Verträge? Die Labels? Kann das mal jemand aufklären?


Wahrscheinlichkeit 2/5







Damit beendet die 3,40qm-Redaktion die kleine Serie zum Schallplattenkonsumrauschen und tänzelt nun frohlockend in ein Novum dieses Blogs: die anderen sprechen jetzt. Nämlich. Oder schreiben.

Demnächst hier.


Bleiben Sie dran, ich zähl' solange.



16.12.2018

Repress Now, Mofo! (1)


Wir kommen nach einer fantastischen Reise durch technische Probleme aus Computerhausen, die selbst so einen wie mich zum wiederholten Male daran erinnerten, dass billiger Scheißdreck einfach billiger Scheißdreck ist, der sich "im Prinzip" (Franz Beckenbauer) niemals lohnt, nun also zum ersten Teil der Sonderedition "Reissue Now, Mofo!". Lesern, denen der allseits beliebte 1990er Jahre-Overkill aus den beiden vorangegangenen Postings auf die Nerven ging - und wenn dem so sein sollte, dann sei an dieser Stelle ein satt-liebevolles "Yuck Fou!" in den noch nicht gefallenen Schnee vor ihre Haustüren gestrullt - können sich etwas entspannen und die Spekuliereisen wieder zurechtrücken.

Die Sache mit den Reissues ist nämlich auch irgendwie die des Vinyl-Hypes der letzten zehn Jahre, in deren Verlauf zwar nicht nur alte Kotze von Springsteen, Dylan und den Beatles zum dreikommaviermillionsten Mal, sondern auch so mancher Undergroundklassiker aus der musikalischen Neuzeit, also aus diesem Jahrtausend, wieder veröffentlicht wurde. Sammler, Jäger und eine im Volumen grundlegend geradewegs explodierte Zielgruppe sorgten gleichzeitig auch dafür, dass die kleinen Auflagen von 300 bis 500 Stück (1) rasend schnell ausverkauft waren und (2) wenige Tage nach dem Releasetermin für den zehnfachen Ausgabepreis auf Discogs landeten. Und wer nicht schnell genug war, der....ja, der hört sich den Mist halt auf seinen alten CD's an oder bemüht das Streaming.

Oooooooder kauft den teuren Scheiß halt trotzdem. Weil man's kann. ES IST JA AUCH ALLES GAR NICHT SO SCHLIMM, beziehungsweise eben doch. Für mich. Und vielleicht für ein paar andere Menschen auch noch.

Was die paar anderen Menschen dazu zu sagen haben, dazu kommen wir auch noch. Später.

Für den Moment mach' ich hier mal weiter. Aus dem Weg, ich bin heißer und fettiger Arzt.


Die Wahrscheinlichkeitslegende:

5: Praktisch schon auf dem Weg zum Presswerk
4: Das Glas ist halbvoll. Licht am Ende des Tunnels. Eintracht Frankfurt Internationaaaaal.
3: Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Irgendwann mal. Auf jeden Fall später. Hm.
2: Don't hold your breath, Argentina!
1: LOL, bist' deppert?






VOIVOD - THE OUTER LIMITS


Das meistgesuchte Voivod-Album auf Vinyl - und auch für mich gibt es keine andere Platte, auf die ich SO RICHTIG ARG DOLLE warte wie auf "The Outer Limits" der kanadischen Science Fiction Metal-Legende. Wer mich etwas näher kennt, weiß, wie oft ich im Beisein von Menschen, die mich danach erfreulicherweise nicht komplett für verrückt erklärt haben, in einem vernebelten Fiebertraum umhertänzelnd davon spreche, dass mir bestimmt irgendwann mal die Hauptsicherung im Dachgeschoss durchkokelt und ich irgendeine von diesen 300 Euro teuren Scheißdingern von der Erstpressung auf Discogs kaufe. Aus Finnland. Oder Brasilien. Scheiß doch auf den Hunni für Versand und Zoll, #yolo, Fucker! Veröffentlicht im Sommer 1993 in überschaubarer Vinylauflage und seitdem in einem Spiegelkabinett aus eingestampften Plattenfirmen, Anwaltskanzleien und einer Band gefangen, der es mittlerweile wohl auch ganz grundsätzlich nicht mehr so irre wichtig ist, ergeht es "The Outer Limits" ähnlich wie dem Vorgänger "Angel Rat": ich bin mir sehr sicher, dass da noch was kommt, aber es wird noch ein paar Jahre dauern. Bis dahin muss man als Fan irgendwie versuchen, die Füße still zu halten. 


Wahrscheinlichkeit 3/5




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GRACE JONES - HURRICANE


Nicht wenige hätten "Hurricane", das immer noch großartige Comebackalbum von Grace Jones aus dem Jahre 2009, wohl eher in der "First Time"-Rubrik verortet, tatsächlich gibt es aber bereits eine Schallplatte: das britische Nischenlabel The Vinyl Factory hat das Album etwa ein Jahr nach der Veröffentlichung in einer Auflage von 500 Exemplaren auf Vinyl gepresst und mit allerlei geilem Schnickschnack aufgepimpt: pink-fluoreszierendes Artwork, custom made inner sleeves, beigelegte Kunstdrucke von Jones-Intimus Chris Levine, Vinylmastering von Bob Ludwig, all das auf einer alten und wahrscheinlich mundgeblasenen EMI Pressmaschine in England auf zwei 200g Scheiben gepresst und von der Diva höchstpersönlich signiert. 



Das kann man jetzt natürlich elitär, prätentiös, grotesk, größenwahnsinnig und nerdy as fucking fuck nennen. Und angesichts der 300 Pfund Sterling, die das Label pro Exemplar aufrief, erscheint's fast ein bisschen naheliegend. Man kann aber auch sagen: ganz schön geil! Mittlerweile liegt der mittlere Verkaufspreis bei ca. 350 Euro. Dubios: "Hurricane" hatte Anfang des Jahres 2010 sogar schon einen via Einzelhandel und Amazon festgelegten Veröffentlichungstermin für eine Vinyl-Standardversion. Ich weiß das, weil ich bereits vorbestellt hatte - nach einigen Wochen Vertrösterei wurde ich darüber informiert, dass die Veröffentlichung gestoppt sei, woran sich bis heute nichts geändert hat. Ein kleiner Silberstreif am Horizont war die 2011 erschienene "Hurricane Dub"-LP mit wuchtigen und abgedunkelten Dub-Remixes der "Hurricane" Songs in einer 500er Auflage mit umwerfendem Artwork und einer exzellenten Pressung. Hierfür müssen aktuell zwichen 120 und 150 Euro bezahlt werden. 


Wahrscheinlichkeit 1/5




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THE BRONX - THE BRONX


Das hier kann man kurz machen: "The Bronx I" ist nicht nur eines der drei besten Punkalben der letzten 20 Jahre, es ist auch bis heute ziemlich uneinholbar das beste Werk dieser kalifornischen Band - und außerdem eine meiner meistgesuchten Platten. Gleichzeitig ist es auch einer der Hauptakteure des großen Rätsels, warum so mancher Titel mit größerer Nachfrage nicht einfach als stinknormaler Reissue wenigstens mal kontinuierlich verfügbar gemacht wird. Im vorliegenden Fall erschien 2017 ein australischer Repress und im vergangenen Jahr ein neuerlicher für die Vereinigten Staaten von diesem irrwitzigen und mit unschlagbaren Hits gespickten Debut ("The Bronx II" und "The Bronx III" jeweils mit identischem Release Plan, by the way). Beide Versionen waren innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft und werden seitdem, der Originalpressung von 2003 nicht unähnlich, hoffnungslos überteuert auf Discogs angeboten. Es ist zum verrückt werden. Wenn wir jetzt nochmal 15 Jahre warten müssen, flipp! ich! aus!


Wahrscheinlichkeit 3/5





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MARK HOLLIS - MARK HOLLIS


Ein mysteriöses Werk eines mysteriösen Musikers mit exakt zwei mysteriösen Vinylveröffentlichungen. Der ehemalige Sänger von Talk Talk veröffentlichte 1998 sein beeindruckend intimes Debut - und verschwand danach (fast) vollständig von der Bildfläche. Keine Auftritte, keine Aufnahmen, keine Interviews. Einfach weg. Fünf Jahre später schob Polydor eine Vinylversion nach, die gerüchteweise durch einen Pressfehler durch verunreinigtes Vinyl-Rohmaterial der deutschen Pallas-Presswerke bis auf wenige Exemplare eingestampft wurde und aus diesem Grund sehr selten ist. Das hindert natürlich trotzdem weder die einen, im Mittel zwischen 150 und 200 Euro aufzurufen, noch die anderen daran, das auch tatsächlich zu bezahlen. Im Jahr 2011 schwang sich das New Yorker Badabing Label zu einem neuen Versuch auf und ging damit ebenfalls komplett badadingbaden: die Vinyloberfläche glich jener eines Golfballs, was zu Verzerrungen und lautem Knacksen führte, ganz zu schweigen von einem schwachen Vinylmastering, das der subtilen Dynamik dieser sehr leisen Platte nicht gerecht wurde. Und das war es seitdem. Überflüssig zu erwähnen, dass auch letztgenannte Doofie-Pressung mittlerweile zwischen 70 und 100 Euro kosten kann. Neben der Frage, ob sich künftig nochmal jemand an das Projekt "Repress" wagt, dürfen aber auch Zweifel angemeldet werden, ob "Mark Hollis" wirklich für die Vinylschallplatte gemacht und gedacht ist. Um die Frage abschließend zu beantworten, wäre indes eine fehlerfrei gepresste und perfekt gemasterte Schallplatte notwendig. Ich habe es bereits an anderer Stelle geschrieben, aber ehrlich: es kann doch wirklich nicht so fucking schwer sein?!


Wahrscheinlichkeit 2/5




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THE TEA PARTY - SPLENDOR SOLIS


Die gute Nachricht gleich zu Beginn: der Repress von "Splendor Solis", dem Debut der Tea Party, wird in den kommenden Tagen erscheinen. Die Band scheint daraus überraschenderweise ein kleines Geheimnis zu machen: auf allen offiziellen Kanälen ist kein Sterbenswörtchen über die Veröffentlichung zu finden. Ich selbst kam der Neuigkeit nur durch eine sehr verwinkelte Recherche zu dieser kleinen Serie auf die Schliche - und erhielt heute die Bestätigung von niemand geringerem als Schlagzeuger Jeff Burrows, der meine Anfrage auf seinem Instagram positiv beantwortete. "Splendor Solis" feiert in diesem Jahr den 25.Geburtstag und es scheint, als habe die Truppe, ähnlich dem 20-jährigen Jubiläum des "Transmission" Meisterwerks aus dem Jahr 2017, dem endlich Rechnung getragen. Das Debut rangiert in meiner persönlichen Tea Party Rangliste und angesichts vollendeter Klassiker wie "The Edges Of Twilight", "Triptych" und dem erwähnten "Transmission" zwar lediglich an vierter Stelle, aber ich bin, wie auch die Herzallerliebste, ernsthaft aus dem Häuschen über die Aussicht, dieses kleine Album endlich auf Schallplatte genießen zu können. Es sind neben dem Bandklassiker "Save Me" vor allem die ruhigen Töne, die bis heute Begeisterung auslösen, beispielsweise die romantischen "Midsummer Day" und "Winter Solstice" und die Ballade "In This Time". Ich kann es kaum erwarten. 

Einen Schocker hält indes auch diese Veröffentlichung bereit: die bislang aufgerufenen Vorbestellerpreise schwanken zwischen 50 und 60 Euro und liegen damit nochmal deutlich über den schon damals sehr frechen 40 Euro für "Transmission". Mir sind die Gründe dafür nicht bekannt, daher kann ich nur über einen fehlenden deutschen, oder gar europäischen Vertrieb spekulieren. Die Band existiert aus kommerziellen Gesichtspunkten gesehen praktisch nur noch in ihren beiden Hauptmärkten Kanada und Australien, wo sie bisweilen vor mehreren tausend Besuchern auftritt.


Wahrscheinlichkeit 5/5





05.12.2018

First Time Now, Schnakenhals (2)



ENCHANT - BREAK


Ich hatte einen Funken Hoffnung, Inside Out würden das 20-jährige Jubiläum von "Break" für einen Überraschungscoup nutzen - zumal sie das Enchant-Debut "A Blueprint Of The World" erst kürzlich (und außerdem erstmals) auf Vinyl, sowie ein CD-Boxset mit kompletter Werkschau der kalifornischen Kultprogger veröffentlichten und damit also wieder etwas Bewegung in eine Band brachten, die sich über die letzten 15 Jahre praktisch im Dämmerschlaf befand. Ich habe nicht zuletzt deshalb Hoffnung. Und "Break" ist trotz des Legendenstatus des Debuts ohne Zweifel ihre beste Platte, auch wegen der hörbaren Zäsur in ihrem Sound: Enchant experimentierten ab 1998 mit dezenten, aber wahrnehmbaren Alternative-Riffs und Harmonien und bauten damit um die angenehme Stimme Ted Leonards stimmungsvolle, melancholische und klischeefreie Rocksongs, die ich wirklich gerne auf Schallplatte hören würde. Los, Inside Out. Gebt Euch einen Ruck. Doppel-LP, Gatefold, blaues Vinyl, 300er Auflage - so schwer wird's schon nicht sein. Gebt Euch nur ein bisschen mehr Mühe mit dem Mastering als bei Euren Spock's Beard Reissues und wir werden Freunde. 

Wahrscheinlichkeit 3/5






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DOUGHBOYS - CRUSH


Zwischen Punkrock, Pop und Alternativerock hatte es sich diese kanadische Formation bequem gemacht, und mit ihrem Major Label Debut "Crush" konnte sie zumindest im Heimatland einigen Erfolg einheimsen. Für mich war das ein klassischer Fall von familiärer Sozialisation: mein Bruder hatte sich die ersten Alben Ende der 1980er Jahre als teure Importe mit achtwöchiger Lieferzeit aus Kanada bestellt, war also bereits ab dem Debut "Whatever" glühender Fan und nahm mir ihre Musik auf Tape auf. "Crush" platzte 1993 genau in meine Alternativerock-Adoleszenz und wurde zu einer meiner absoluten Lieblingsplatten. Die Doughboys lösten sich 1996 nach einer weiteren, sehr harmlosen Platte auf. Ihrem Label A&M Records erging es nach dem zwischenzeitlichen Verkauf an, Riesenüberraschung: die Universal Music Group ähnlich. Was zur fickenden Hölle wurde eigentlich nicht von der fickenden Universal Music Group gekauft? Anyway, Bestandsaufnahme: Label tot, Band tot, Alternativerock tot, Punk tot. Vinyl lebt. Ergebnis: 4:1 - "da kommt nix mehr" (Antitainment). 


Wahrscheinlichkeit 1/5






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KEITH JARRETT - RADIANCE


Ach, ECM. Seit Jahrzehnten Musik und Artworks für die Ewigkeit. Echte Hingabe und Leidenschaft für den Künstler und die Musik. Dazu das passende Selbstverständnis nebst aufgebautem Image: edel, exklusiv, existenziell. Aber nun: reality strikes back! Zunächst verpennt ihr den Vinyl-Hype gleich für mehrere Jahre, und jetzt, nachdem ihr aufgewacht seid und ihr eure Platten offensichtlich von einer Horde intellektueller Biber um südöstlichen Ural pressen lasst, wünscht man sich fast, ihr  hättet ein bisschen mehr und öfter von den bunten Schlaftabletten genascht. Daher nun, von mir und für euch, mit schönem Gruß ans Produktmanagement: ihr nehmt die Mastertapes dieses 2002 in Japan aufgenommenem Konzerts und schickt sie an das Pallas-Presswerk, sagt Ihnen, sie sollen die 140 Minuten Musik auf vier 180g schweren Vinylscheiben verteilen und also unterbringen und das Wechselgeld behalten, dann hört ihr euch die Testpressungen über mindestens drei Wochen jeden verschissenen Tag auf höchster Lautstärke an und gebt auch erst dann wirklich grünes Licht, wenn kein einziger Kratzer und Schleifer mehr zu hören ist (ES KANN DOCH NICHT SO FUCKING SCHWER SEIN!), packt die Scheiben in wattierte und bedruckte Inlays, ihr bastelt euch eine schöne, leicht überformatige, dicke und stabile Papp-Box mit diesem wunderbaren Artwork zusammen, legt ein Poster dazu, lasst den durchgeknallten genialen Jarrett noch durchgeknalltere genialere Linernotes schreiben, macht eine Schleife drum und verkauft es an durchgeknatterte Jarrett- und Vinyl-Freaks für 50 Euro. Die 5000er Auflage ist in zweieinhalb Stunden ausverkauft, der Eicher Manfred kann sich zwei, drei neue Studiolautsprecher für 50 Mille das Stück besorgen, und das nerdy Nerdmagazin für Nerds "Mint" kann ihren für die Rubrik "Was fehlt?" ausgedachten Witz "Eine fehlerfreie Vinylpressung von ECM" an Mike Krüger verscherbeln, der euch den Nippel durch die Lasche zieht. Gern geschehen, immer wieder. Macht's halt einfach! 


Wahrscheinlichkeit 0/5






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TRIBE AFTER TRIBE - PEARLS BEFORE SWINE


Vor sieben Jahren schrub ich an anderer Stelle in diesem virtuellen Tagebuch: "Wenn man mir die Pistole auf die Brust setzt und mich nach meinem liebsten Tribe After Tribe-Album fragt - ich würde wohl letzten Endes "Pearls Before Swine" antworten." So viele Geschichten und Erinnerungen sind mit dieser Platte, dieser Zeit und diesem Abend im Frankfurter Nachtleben verbunden; einem Abend, an dem ich mich mit meinem damaligen Busenfreund C. in eine andere Galaxie schießen ließ. Während die Vorgängeralben allesamt auf Vinyl erschienen, kam "Pearls Before Swine" leider nur als CD in den Handel. Auch Tribe After Tribe sind mittlerweile Geschichte und trotz ihres exzellenten Rufs vor allem zu Beginn ihrer Karriere längst vergessen: auf dem Plattensammlerportal Discogs besitzen gerade mal 77 Menschen dieses Meisterwerk. Es wird alle höchste Eisenbahn, dass unschlagbare Hymnen wie "Boy", "Fire Dancers" und "Hopeless The Clown" mit einem Vinyl-Release zumindest den hoffnungslos Verrückten zugänglich gemacht werden. Ich möchte offen sprechen, wenn nicht gar schreiben: Es wird kaum mehr besser als auf dieser Platte. 

P.S.: Meine umfangreiche Auseinandersetzung mit Tribe After Tribe ist übrigens hier zu finden: Teil 1 // Teil 2


Wahrscheinlichkeit 1/5






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THOUGHT INDUSTRY - BLACK UMBRELLA


Eine der mutigsten, interessantesten und gleichzeitig erfolglosesten Bands der neunziger Jahre kam, abgesehen von einer 7-inch Single, in ihrer Karriere komplett ohne Vinylrelease aus - und das, obwohl das Label Metal Blade hieß, die sich der Bedeutung physischer Tonträger für Metalfans ja bis heute bewusst sind. Aber Labelchef Brian Slagel wusste sowohl von der Unberechenbarkeit dieser fünf Verrückten als auch davon, dass sie im Metal-Stadel, in dem Mutlosigkeit, Herkömmlichkeit und tradiertes Festhalten an Bekanntem das Zepter schwingen, keine Chance haben werden. Umso höher muss man es dem Traditionslabel anrechnen, die Band bis zur Auflösung zu Beginn der 00er Jahre unterstützt zu haben. Alle Alben der Thought Industry sind einzigartige Erlebnisse zwischen Progressive Metal, Thrash, Hardcore, Alternative und Indierock und alle hätten eine Veröffentlichung auf Vinyl verdient, aber mein Gefühlszentrum schreit mir nun seit Tagen "Black Umbrella" ins Gesicht; ihr, vom noch sehr metallischen Debut abgesehen, stilistisch vielleicht kompaktestes, jedoch ganz sicher melancholischstes Werk, das sich von Mitt/Spätneunziger Indierock beeinflusst sieht. Eine Werkschau dieser einzigartigen Band wäre doch mal was, Metal Blade. Ein schönes Boxset vielleicht? Die 100 Pieps auf der Welt, die die Band nicht vergessen haben, freuen sich bestimmt den Arsch ab - inklusive meiner Wenigkeit. 


Wahrscheinlichkeit 2/5