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24.09.2017
Lovespeech (not really)
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06.11.2016
Mr. President, you’ve done everything but ultimate fighting and amateur porn!
Bill Maher, Gastgeber von "Real Time With Bill Maher" im US-amerikanischen Fernsehen, Stand-Up Comedian, Schauspieler und immer öfter erfolgreich in der Selbstinszenierung als politischer Kommentator, hat im Januar diesen Jahres eine Petition gestartet, den noch amtierenden Präsidenten der USA im Rahmen seiner wöchentlichen Show interviewen zu können. Obama ist über seine achtjährige Amtszeit oft und gerne als Gast in ähnlichen Formaten aufgetreten: bei Stephen Colbert, Jimmy Fallon, Jimmy Kimmel, Letterman - ganz zu schweigen von Interviews mit den üblichen Verdächtigen der amerikanischen Medienlandschaft wie Chris Wallace, Anderson Cooper, Rachel Maddow, Keith Olbermann - selbst der rechtskonservative Bill O'Reilly hatte seine Redezeit mit Obama (und fiel ihm dabei mehrfach auf sehr respektlose Weise ins Wort).
Um Bill Maher machte Obama indes einen weiten Bogen und Bill fragte sich: kommt er nicht, weil ich bekennender Pothead bin? Oder weil ich gleichfalls bekennender Atheist bin? Nun ist Maher ein ausgewiesener Egozentriker. Einer, der sich selbst und sein Tun, diplomatisch formuliert: sehr wichtig nimmt. Und der sowas ganz und gar nicht auf sich sitzen lassen kann.
Hier ist der Clip über seine Ankündigung zum Start der Onlinepetition:
100.000 Unterschriften waren notwendig, um eine Antwort des Weißen Hauses zu erhalten. Innerhalb weniger Tage waren es über 300.000.
Nachdem sich das Weiße Haus in seiner Antwort zunächst sehr zurückhaltend äußerte, ist es nun tatsächlich doch passiert: Maher war im Weißen Haus, und er traf Obama - und damit immerhin den Mann, dem er im Wahlkampf 2012 eine Million Dollar als Spende zukommen ließ. Was ihn in Bezug zu dessen Real Time-Ignoranz zu dem legendären Satz "I gave Obama a million dollars and he treats me if I lent him a million dollars!" brachte.
Hier ist es nun, das Ergebnis seiner Mühen. 37 Minuten mit Barack Obama und Bill Maher.
30.10.2016
Demo Für Alle, Hirn für Keinen
Bis vor wenigen Monaten konnte ich noch mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Durchgeknallten in Baden-Württemberg und deren Protest gegen den Bildungsplan der grün-roten Landesregierung deuten, die grünversifften Gutmenschenneger planten die "Frühsexualisierung" ihrer Kinder, die "Zerstörung der Ehe zwischen Mann und Frau als tragende Stütze unserer Gesellschaft" und außerdem die Einführung der Homo-Ehe für alle, so dass also auch demnächst das brave Christenwürschtel mit am Herd festgeketteten Eheweib einem seiner Geschlechtsgenossen vor dem Traualtar einen blasen muss, weil es das Gesetz eben so will; anders ist diese Komplettvernagelung des Dachgeschosses ja auch wirklich kaum zu erklären: "Wir planen die Einführung einer rechtsverbindlichen Spermainjektion und einer daraus resultierenden Oberschenkelschwangerschaft für alle männlichen Christen bis zum 45.Lebensjahr und wer nicht mitmacht, wird erschossen!" (Winfried "Kretsche" Kretschmann, Zitat ähnlich).
Mittlerweile ist der Lobotomierten-Virus aber auch auf Hessen übergesprungen, und das fühlt sich auch an einem eigentlich sonnigen und friedlichen Sonntag wirklich richtig ekelhaft an: Das Aktionsbündnis "Demo Für Alle" mit dem "Edler Vollquatsch in Nuss"-Motto
"Ehe und Familie vor! Stoppt Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder"
und geführt von der lückenlos formidabel benamten Hedwig Freifrau von Beverfoerde, einer konservativ-katholischen und in der CDU beheimateten Kaltmamsell, die sich nicht zu schade war, sich diesen frechdummen Quadratscheiß gemeinsam mit der pathologisch verrückten Mausausrutscherin Beatrix von Storch von der AFD auszuschnapsen; wohlgemerkt also mit einer Frau, die via Twitter, Facebook und Wolfsschanzen-Kutscher Andeutungen dergestalt machte, die Grenzen des großdeutschen Reichs notfalls auch mit dem ausgesprochenen Scheiß, pardon: Schießbefehl für und auf Frauen und Kinder zu sichern - denn wenn man nur die Männer abknallt, ist's nur halb so tragisch, wie es an der Empörungsskala der deutschen Qualitätspresse abzulesen und mehr oder minder frei interpretierbar ist:
(aus FAZ, 31.1.2016)
In der Selbstbeschreibung von "Demo Für Alle" heißt es:
Veranstalter der DEMO FÜR ALLE ist ein Aktionsbündnis verschiedener Familienorganisationen, politischer Vereine, engagierter Einzelpersonen und Initiativen aus ganz Deutschland. Wir treten ein für Ehe und Familie, auf die unsere Gesellschaft seit Jahrtausenden gründet, und wenden uns gegen die alles durchdringenden Umerziehungsversuche gut organisierter Lobbygruppen und Ideologen.
Nun ist es gute Tradition konservativer Parteien, Vereine und Thinktanks, die Einnahme von Tabletten zur Behandlung von Halluzinationen früher abzusetzen als vom Onkel Doktor empfohlen, und die Ergebnisse sind immer die gleichen, wenn nicht selben: der Weltuntergang steht kurz bevor, weil Frauen sich gegenseitig die Mumu und Männer sich gegenseitig den Pumu lecken, der Pfarrer nur noch strukturellen Kindesmissbrauch betreiben aber immer seltener Mann und Frau trauen kann und weil ein politischer Bildungsplan eines Bundeslandes vorsieht, das Recht auf sexuelle Freiheit und das Ausleben derselben zu "akzeptieren" und nicht etwa zu "tolerieren". Ein progressiver Sexualkundeunterricht an deutschen Schulen ist "Indoktrination im Sinne des Gender-Mainstreaming", und die "Homo-Lobby" plant die "Aufhebung aller sexuellen Normen" im Rahmen ihrer "kulturrevolutionären Strategie". Die drei letzten Zitate stammen allesamt von Gabriele Kuby, einer Fundamentalisten-Furie aus Rechtsauslegerhausen, die sich die als Faltensack getarnte Denkvorrichtung noch nicht glattbügeln konnte, denn für Madame Kabelbrand ist Homosexualität nicht nur Sünde, sondern auch heilbar:
(aus zvw.de, 20.11.2014)
In Wiesbaden hat "Demo Für Alle" zum heutigen Sonntag zur großen "Anti-Indoktrinations-Demo" geladen, unterstützt vom Who-Is-Who christlich-konservativer Organisationen und Initiativen:
Während sich die hessische CDU offiziell vornehm zurückhält und der Demo weder beiwohnt noch sie unterstützt - schließlich hat sie das zur Diskussion stehende Papier ja in erster Linie zu verantworten - sehen das Arbeitskreise der Union und die ihr nahe stehenden politischen Gruppierungen ganz offensichtlich anders - und als ob wir wirklich noch einen zusätzlichen Grund benötigen würden, um sämtliche Gedanken, Ideen, Visionen in Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens aus dem Umfeld dieser Partei und ihrer Wähler immer und immer wieder zu 100% abzulehnen: hier hätten wir ihn dann. Sicherer Begleiter solcher Argumentation ist das klägliche und überaus bedauernswerte Zurückziehen in die Opferrolle, samt Negierung sämtlicher Realitäten. So wird etwa von eingeschränkter und unterdrückter Meinungsfreiheit schwadroniert, von struktureller Diskreditierung, von politischen Verschwörungen. Die arme kleine unterdrückte, an den Rand gedrängte, zum Schweigen gebrachte Minderheit - die sich zum freien Demonstrieren jeden Sonntag auf irgendeinem Rathausplatz treffen darf - und sei die geist'ge Armut im Brägen noch so groß, die Gedanken noch so wirr und das Mikrofon noch so laut: das absurde Gefühl, man befinde sich in der Minderheit, werden diese Menschen nicht mehr los. Dabei wird andersrum ein Schuh draus, denn die Minderheit IST tatsächlich Opfer von Diskriminierung:
Eine Online-Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte ermittelte 2013 für Deutschland unter anderem folgende Zahlen: 46 % der Befragten LGBT (von engl. lesbian, gay, bisexual, and transgender) fühlten sich in Deutschland im letzten Jahr diskriminiert, 68 % haben ihre sexuelle Identität oft oder immer während der Schulzeit versteckt. 6 % der LGBT wurden im letzten Jahr Opfer von physischer oder sexueller Gewalt. Nur 4 % der gleichgeschlechtlichen Paare wagen, sich Händchen haltend in der deutschen Öffentlichkeit zu bewegen, während dies 68 % der heterosexuellen Paare tun. (Wikipedia, Homosexualität in Deutschland)
Was wir hier beobachten sind letzten Endes verzweifelte Versuche, den eh schon bröckelnden Status Quo eines veralteten gesellschaftlichen Dogmas um jeden Preis am Leben zu erhalten, während der Rest von uns sich längst von einem reaktionären, altmodischen, Realitäten nicht anerkennenden Format des Zusammenlebens verabschiedet hat. Ich habe in den letzten Monaten so manch gelupfte Augenbraue präsentiert bekommen, als ich meine Hoffnung zum besten gab, die Welt und die Menschen befänden sich auf einem guten Weg: wie könne ich denn im Zeitalter des Untergangs und vor dem Hintergrund solch großer, existentieller Probleme der Menschheit davon reden, dass schon alles gut gehen würde; ich sei ja ein naiv-verblendeter "Hippiearsch" (Rodgau Monotones) und hätte wohl die Seiten gewechselt - weil wenn die Gegenseite schon aus bloßer Faulheit nicht differenziert, dann muss man es selbst schließlich auch nicht machen.
Die Antwort lässt sich am oben beschriebenen Phänomen bestens illustrieren: weil wir als Gesellschaft solche bösartigen, reaktionären Sackgesichter hinter uns lassen und schon gelassen haben.
Sie spielen keine Rolle mehr.
Sie sind egal.
Sie sind vergessen.
Die progressive Bewegung ist nicht mehr aufzuhalten. Wir sind viele. Und bald sind wir alle. Und der Rest soll sich solange wegficken.
26.09.2016
The Republican party has actually nominated for president a man who...believes Belgium is a city
Keith Olbermann, der aus meiner Sicht leidenschaftlichste, bissigste und gleichzeitig rhetorisch eleganteste politische Kommentator der USA, hat nach einiger Abwesenheit von den Bildschirmen seit wenigen Wochen seine Rolle als "Special Reporter" bei GQ (Gentleman's Quarterly) eingenommen und macht dort das, was er am besten kann: ein komplexes, in Teilen gar anstrengendes, bis in detaillierteste Rechercheergebnisse nebst Mikroverästelungen hervor dringendes Dauerfeuer gegen das konservative Amerika - aktuell verkörpert von der republikanischen Partei und deren Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Olbermann hat sich nun, nach zahlreichen öffentlich ausgetragenen Fehden aus seiner Vergangenheit mit dem früheren Präsidenten George W. Bush und ganz besonders mit dem konservativen Rechtsausleger Bill O'Reilly vom Sender FOX - von Olbermann zärtlich Billo The Clown genannt - , Trump als Ziel seiner Attacken ausgesucht, und es ist erwartbar, dass er damit mindestens bis zur Wahl im November 2016 nicht aufhören wird.
Olbermann ist kein Comedian. Olbermann ist Journalist und das ist nicht nur Teil seines Selbstverständnisses, das IST sein Selbstverständnis. Humor findet man in seinen Vorträgen allenfalls in der absurden Aneinanderreihung seiner Beschimpfungen und Beleidigungen oder aber in der bitteren und todernsten Gnadenlosigkeit seiner Einlassungen und Anschuldigungen.
Seine über siebzehnminütige Rhetorik-Lawine mit dem akkuraten Titel "176 Shocking Things Donald Trump Has Done This Election" ist bereits ein kleiner Klassiker und liegt angesichts der überschaubaren Größe und Bekanntheit von "The Closer" mit über 1,5 Millionen Views weit über den Erwartungen. Der Erfolg hat Olbermann offenbar dazu inspiriert, nochmal nachzulegen: heute, und damit kurz vor dem ersten TV-Duell zwischen Donald "Drumpf" Trump und Hillary Clinton, erschien ein zehnminütiges Nachtreten mit dem erwartbaren Titel "74 Terrible Things Donald Trump Has Done...This Month".
Ich möchte beide Ausgaben von "The Closer" hier mit Euch teilen und darüber hinaus auch die anderen bislang erschienenen Episoden empfehlen - ganz besonders aber das auf Youtube verfügbare Oevre aus alten Tagen - bevor Olbermann es sich mit Sendern, Produzenten und Regisseuren auf seinem langjährigen liberalen Heimatsender MSNBC verscherzte, im Wortsinn. Es heißt in diesem Zusammenhang, die Arbeit mit ihm sei "nicht einfach". Glaube ich aufs Wort. Aber ich liebe ihn. Irgendwie.
27.06.2016
Let the lead flow!
Wo wir gerade im letzten Artikel zu Blair Frenchs "Through The Blinds"-Album - rein virtuell, versteht sich - so "schön" über Detroit, beziehungsweise das, was von der Stadt übrig geblieben ist, "sprachen", macht es "vielleicht" "Sinn", einen der größten Skandale der jüngeren US-Geschichte zu beleuchten, der zwar nur am Rande mit Detroit in Verbindung steht, dafür aber das nahegelegene Städtchen Flint, beziehungsweise seine Politiker und Einwohner, in den Mittelpunkt rückt.
"Beleuchten" ist hier ganz vielleicht nicht wirklich das Wort der Wahl, das möchte ich nämlich der Fernsehmoderatorin Rachel Maddow überlassen, die das Thema in einer knapp 25-minütigen Reportage für die Zuschauer sehr eindrücklich aufbereitete. Ich schätze Maddow und die Art ihres Vortrags sehr, nicht nur in diesem Fall, sondern auch darüber hinaus: ihre Sendung auf MSNBC, dem zart linksliberalen medialen Gegenspieler der rechtskonservativen Furzknoten von Fox News, bietet viele Hintergrundinformationen, die mit Witz und Charme und meistens mit eindeutigem Tenor in der Decouvrierung homophober, rassistischer, korrupter, religiöser Sackgesichter geliefert werden. Sowas geht mir natürlich runter wie Öl (10W-40). Maddow ist wie einige ihrer Kollegen (beispielsweise der fanatische und fantastische Keith Olberman) bereits seit vielen Jahren im Fadenkreuz rechter Journalisten, Politiker und Bürger der USA, was sie gerne von Zeit zu Zeit aufgreift und mit einer guten Portion Selbstironie kommentiert.
Im angesprochenen Fall geht es um die im Jahr 2015 öffentlich gewordene Wasserkrise der 100.000 Einwohner-Stadt Flint in Michigan, einer fassungslos machenden Geschichte aus Korruption und Lügen, die außerdem den Zustand der US-amerikanischen Politik und einer sich im Auflösungsprozess befindlichen Gesellschaft auf schockierende Weise illustriert. Über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren wurde das Trinkwasser für die überwiegend (57%) Afro-Amerikanische Bevölkerung mit Blei kontaminiert, was zu einem imposanten Anstieg der Bleikonzentration im Blut der Bevölkerung, insbesondere im Blut von Kindern führte.
Der komplette Artikel bei Wikipedia
Der in Flint geborene Regissuer Michael Moore fand in der wöchentlichen Talkshow "Real Time With Bill Maher" die gewohnt klaren Worte:
"And I think that's a crime; they did it because it's a black city, it's a poor city, they wouldn't do this to Bloomfield Hills or Ann Arbor or Grosse Pointe."
Und jetzt, wie versprochen - Rachel Maddow:
"Beleuchten" ist hier ganz vielleicht nicht wirklich das Wort der Wahl, das möchte ich nämlich der Fernsehmoderatorin Rachel Maddow überlassen, die das Thema in einer knapp 25-minütigen Reportage für die Zuschauer sehr eindrücklich aufbereitete. Ich schätze Maddow und die Art ihres Vortrags sehr, nicht nur in diesem Fall, sondern auch darüber hinaus: ihre Sendung auf MSNBC, dem zart linksliberalen medialen Gegenspieler der rechtskonservativen Furzknoten von Fox News, bietet viele Hintergrundinformationen, die mit Witz und Charme und meistens mit eindeutigem Tenor in der Decouvrierung homophober, rassistischer, korrupter, religiöser Sackgesichter geliefert werden. Sowas geht mir natürlich runter wie Öl (10W-40). Maddow ist wie einige ihrer Kollegen (beispielsweise der fanatische und fantastische Keith Olberman) bereits seit vielen Jahren im Fadenkreuz rechter Journalisten, Politiker und Bürger der USA, was sie gerne von Zeit zu Zeit aufgreift und mit einer guten Portion Selbstironie kommentiert.
Im angesprochenen Fall geht es um die im Jahr 2015 öffentlich gewordene Wasserkrise der 100.000 Einwohner-Stadt Flint in Michigan, einer fassungslos machenden Geschichte aus Korruption und Lügen, die außerdem den Zustand der US-amerikanischen Politik und einer sich im Auflösungsprozess befindlichen Gesellschaft auf schockierende Weise illustriert. Über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren wurde das Trinkwasser für die überwiegend (57%) Afro-Amerikanische Bevölkerung mit Blei kontaminiert, was zu einem imposanten Anstieg der Bleikonzentration im Blut der Bevölkerung, insbesondere im Blut von Kindern führte.
After Flint changed its water source from treated Detroit Water and Sewerage Department water (which was sourced from Lake Huron as well as the Detroit River) to the Flint River (to which officials had failed to apply corrosion inhibitors), its drinking water had a series of problems that culminated with lead contamination, creating a serious public health danger. The corrosive Flint River water caused lead from aging pipes to leach into the water supply, causing extremely elevated levels of the heavy metal. In Flint, between 6,000 and 12,000 children have been exposed to drinking water with high levels of lead and they may experience a range of serious health problems. Due to the change in water source, the percentage of Flint children with elevated blood-lead levels may have risen from about 2.5% in 2013 to as much as 5% in 2015.
On January 5, 2016, the city was declared to be in a state of emergency by the Governor of Michigan, Rick Snyder, before President Barack Obama declared it as a federal state of emergency.
Der komplette Artikel bei Wikipedia
Der in Flint geborene Regissuer Michael Moore fand in der wöchentlichen Talkshow "Real Time With Bill Maher" die gewohnt klaren Worte:
"And I think that's a crime; they did it because it's a black city, it's a poor city, they wouldn't do this to Bloomfield Hills or Ann Arbor or Grosse Pointe."
Und jetzt, wie versprochen - Rachel Maddow:
31.12.2015
"I gave Obama a million dollars and he treats me like I lent him a million dollars."
Ich hab's mir anders überlegt, wir lesen uns doch nochmal in diesem Jahr. Keine große Sache, bitte gehen sie weiter, in ein paar Minuten jedenfalls, denn und aber: es gibt noch eine Kleinigkeit anzuschauen, because it's really freekin' funny.
Nachdem Jon Stewart den Vorsitz seiner "The Daily Show" vor wenigen Monaten an Trevor Noah abgab und die Sendung damit, zumindest in meinem Buch, sehr eindeutig gelitten hat (vielleicht brauchen sowohl mein Köpfchen als auch Noah und seine Redaktion auch einfach nur noch ein bisschen Zeit), bleiben mir aktuell nur noch John Olivers "Last Week Tonight" und Bill Mahers "Real Time" übrig, um auf die Gesellschaft und Politik auf der anderen Seite des großen Teichs zu blicken. Ein paar alte Videos und Gassenhauer des brillianten George Carlin sind auch immer mal wieder dabei, um das Verständnis zu erweitern, Aktualität kann hier aber nicht eingefordert werden - Carlin starb im Jahr 2008.
"Wir Deutschen können sowas nicht." (Harald Schmidt, 1995)
Harald meinte in seinem Kabarettprogramm im Düsseldorfer Kommödchen damals zwar die Verfilmung von klassisch-amerikanischer Screwball Comedy, würde vermutlich heute aber dasselbe zum Format einer politisch-satirischen Talkshow (wie Mahers "Real Time") oder eines satirisch-politischen Wochenrückblicks (wie Olivers "Last Week Tonight") sagen - was er strenggenommen auch schon tat: die "Heute-Show" im zweiten deutschen Staatsfernsehen mit Moderator Oliver Welke bezeichnete Schmidt als "volkstümliche Unterhaltung", weil sie lediglich vorgefertigte Meinungen bestätige.
"Es ist immer eigentlich zu Ende, wenn der eigene Sender sich das auf die Fahne heftet:"Guck mal, was wir uns trauen." - Da wird man also praktisch zu Tode umarmt." (Schmidt, 2014)
Ich halte es derweil mit Hans Mentz und seiner "Humorkritik" zur "The Daily Show": es sei nicht absehbar, dass in Deutschland ähnliche Formate wie in den USA möglich sein werden - aber ab 2019 könnte Jan Böhmermann damit beginnen.
Der konsequenteste Akteur der zuletzt stark ramponierten US-Late-Night-Sendungen ist in meinen Augen Bill Maher (hier und hier bereits belobhudelt). Maher ist aggressiv und polemisch, hat ein Ego in der Größe des verdammten Universums, nimmt sich selbst und seine Themen sehr ernst und hört sich selbst gerne reden - nicht die besten Kombinationen und nicht die besten Kopfnoten, zugegeben, aber ich finde ihn erstens sehr lustig und unterhaltsam und zweitens ist er vielleicht der einzige Fernsehstar, der in einer zu gleichen Teilen tabulosen und konservativen Medienlandschaft derart die große Klappe aufreißt - und der es auch kann; mittlerweile scheint es ihm auch wirklich scheißegal zu sein, bei wem er sich die nächsten Anfeindungen und Morddrohungen abholt. Trotzdem sitzt da immer noch ein Intellektueller, der sich in Rage redet und Mittelfinger und Fuck You's an Talkgäste, Publikum und Politiker verteilt: Maher ist selten plump, dafür immer durchdacht, sehr oft im Doppelboden, dabei aber immer sehr konkret, sehr aufrichtig. Und selbst wenn ich mit vielen seiner Ansichten nicht immer und grundlegend übereinstimme, beispielsweise sieht er Edward Snowden bedeutend kritischer, als ich es tue, ist er immer noch, und ich wiederhole mich: verdammt lustig.
Mitte des Jahres hatte Maher einen sehr erhellenden Clip in seiner New Rules-Rubrik, in dem es darum ging, wie die liberale Elite Amerikas aus Funk und Fernsehen mit Religion umgehe, und das Ergebnis war etwas überraschend: sie tut es gar nicht. Maher inszeniert sich geschickt als den einzigen Medientypen der USA, der sich als offener Atheist vor ein Millionenpublikum traut und sich gegen das Prinzip der Religion ausspricht. Das ist mein Bill Maher-Lieblingsclip aus diesem Jahr (und ja, ich habe alle anderen gesehen, keine Bange) und den will ich zu Silvester noch schnell mit Euch teilen.
23.11.2015
Und die Moral von der Geschicht'....
Ich bin heute weitaus weniger versessen auf politisches Kabarett als noch vor ein paar Jahren - einerseits fiel der Umgang mit der nahtlos einsetzenden Ohnmacht nicht immer zum Vorteil meiner Mentalhygiene aus, andererseits überschnitten sich oft nicht nur die Themen, sondern auch die Arten des Vortrags - und beides entwickelte sich mit der Zeit und kerzengerade folgerichtig nicht gerade zu einem Thriller, dem man nicht mehr entkommen kann. Zusätzlich bekam der Vorwurf, politisches Kabarett hole in seiner ihm innewohnenden Selbstgerechtigkeit sowieso nur das aus systemisch felsenfest verankerten Wohlstandsschranzen bestehende Publikum ab, und arbeitet somit weiter in der Kostümierung als "Useful Idiot" fleißig an der Zementierung der Verhältnisse, dass also "oben" auch weiterhin oben und "unten" um Himmels Willen nicht nach da "oben" kommen soll, in dieser Zeit auch immer mehr Gewicht. Ich mag natürlich noch einige Protagonisten wie zum Beispiel Hagen Rether, dessen Auftritt im April 2014 im Wiesbadener Kurhaus mir noch in guter Erinnerung ist, weil ich mir nicht nur für fast vier Stunden (netto!) und in aller Seelenruhe verbal die - Pardon! - Fresse polieren ließ und dafür auch noch Geld bezahlte, sondern weil der Abend in seiner aufreizend ruhig vorgetragenen Gnadenlosigkeit etwas in mir veränderte und meine Sicht auf den ganzen Irrsinn da draußen verschob. Der Auftritt geriet beinahe zu einem Vertigo der Sinne; es gab praktisch niemanden der gut 1000 Besucher, der nach diesen vier Stunden und der gleich mehrfach ausgelösten Sprinkleranlage im Hirn noch klar bei Verstand gewesen wäre - mir erging es da nicht anders. Wir hatten alle nur noch Pudding im Hirn, so mancher möglicherweise schon bevor das Saallicht um 20 Uhr zum ersten Mal gedimmt wurde. Auf der Heimfahrt versuchten Al und ich zu ergründen, was das gerade war und wie es uns damit ging und vor allem: was künftig auf gar keinen Fall mehr gehen sollte. Wenn dieser Abend einen Fokus neu ausrichtete, dann den auf das eigene Sein, Denken und Handeln - und ganz besonders auf das Handeln. Es war uns klar, dass wir uns nicht mehr 4 Stunden lang im weichen Polstersessel die eigene Unzulänglichkeit diktieren lassen wollten, um am Ende auch noch herzhaft darüber zu lachen.
Man kennt das alles, man weiß das alles und wenn man es nicht weiß, ist es mit zwei Klicks zu Hause - jetzt muss man auch endlich was tun. Sich entscheiden, zum Beispiel. Ich kann nicht sagen, dass ich immer und überall durchhalte - aus dem schlauen Gedanken in die schlaue Aktion zu kommen ist weder das Einfachste der Welt noch ganz grundsätzlich für Jedermann gedacht, während es komischerweise aus dem dummen Gedanken in die dumme Aktion immer und überall wie ein eingeöltes Zäpfchen auf die große Reise geht. Eine Reise, die selten gut endet - es sei denn, das Zäpfchen stillt Schmerzen und lässt Dich rosa Elefanten sehen.
Jedenfalls: Ich tat etwas, und das war die Glotze und das Internet immer öfter auszulassen. Mehr Musik, mehr Einkehr, mehr Reflektion, mehr Aktion. Klappt mal mehr, mal weniger - aber der Ausgangspunkt, und sei es nur der argumentative oder noch trivialer: der Abend im April 2014, der war immer im Kopf.
Nichtsdestotrotz habe die neue Inkarnation der Anstalt, angeführt von Claus von Wagner und Max Uthoff, bereits im Sommer 2014 lobend erwähnt, nachdem sie im Rahmen einer ihrer Sendungen auf den Korruptionssumpf der FIFA in Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft im Fußball 2014 aufmerksam machten, und das mitten im teutonischen Jubeltaumel. Weil "so gehen die Deutschen", und das tun sie am liebsten immer noch über Leichenberge, die sie in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten an- und also aufgehäuft haben.
Ab und an bekomme ich noch eine Ausgabe der Anstalt mit und immer, wenn ich sie sehe, bin ich beeindruckt von ihrem Bestreben, die Wut und die Ohnmacht, zwei der gefürchtesten Endgegner des real existierenden Chaos' in neue Bahnen zu lenken - vor allem in emotionale. Die Sendungen gleichen mehr und mehr künstlerischen Theateraufführungen mit sorgfältig inszenierter Dramatik, die den roten Faden bis zum emotionalen Höhepunkt zum Schluss begleitet. Weniger Klamauk als mit Urban Priol, weniger vom rasenden Zorn eines Georg Schramm, weniger vom lokalkolorierten Weichzeichner eines Frank-Markus Barwasser, dafür mehr dediziert und beharrlich vorgetragene Angriffslust, in der Ansprache etwas ruhiger als ihre Vorgänger, aber mit größerer inhaltlicher Wucht. Moralisch? Ganz bestimmt.
Ich schreibe diesen Text heute sehr spontan, weil ich die letzte Ausgabe vom 17.11.2015 anschaute und die letzten 5 Minuten praktisch durchheulte. Schon wieder. Ich finde, es ist sehr lohnenswert, diese Sendung zu sehen. Ich bin weder besonders wütend noch ohnmächtig als viel mehr im Herzen getroffen - und aus dieser Motivation heraus erscheint es für den Moment durchaus leichter zu sein, einen neuen Weg, eine neue Tür zu entdecken, als mit Schaum vorm Mund und mit 300 Puls "wie vernagelt" (Polt) zu sein. Ich bin nicht weniger empört, aber die Lust auf eine Veränderung, auf eine Entscheidung - die ist größer. Und apropos Empörung: in der Konkret erschien kürzlich ein sehr lesenswertes und inspirierendes Interview mit Anstaltsleiter Max Uthoff.
"Toller Abend, und die Schnittchen waren auch super. Und wie weich das Toilettenpapier war. Stößchen!"
Man kennt das alles, man weiß das alles und wenn man es nicht weiß, ist es mit zwei Klicks zu Hause - jetzt muss man auch endlich was tun. Sich entscheiden, zum Beispiel. Ich kann nicht sagen, dass ich immer und überall durchhalte - aus dem schlauen Gedanken in die schlaue Aktion zu kommen ist weder das Einfachste der Welt noch ganz grundsätzlich für Jedermann gedacht, während es komischerweise aus dem dummen Gedanken in die dumme Aktion immer und überall wie ein eingeöltes Zäpfchen auf die große Reise geht. Eine Reise, die selten gut endet - es sei denn, das Zäpfchen stillt Schmerzen und lässt Dich rosa Elefanten sehen.
Jedenfalls: Ich tat etwas, und das war die Glotze und das Internet immer öfter auszulassen. Mehr Musik, mehr Einkehr, mehr Reflektion, mehr Aktion. Klappt mal mehr, mal weniger - aber der Ausgangspunkt, und sei es nur der argumentative oder noch trivialer: der Abend im April 2014, der war immer im Kopf.
Nichtsdestotrotz habe die neue Inkarnation der Anstalt, angeführt von Claus von Wagner und Max Uthoff, bereits im Sommer 2014 lobend erwähnt, nachdem sie im Rahmen einer ihrer Sendungen auf den Korruptionssumpf der FIFA in Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft im Fußball 2014 aufmerksam machten, und das mitten im teutonischen Jubeltaumel. Weil "so gehen die Deutschen", und das tun sie am liebsten immer noch über Leichenberge, die sie in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten an- und also aufgehäuft haben.
Ab und an bekomme ich noch eine Ausgabe der Anstalt mit und immer, wenn ich sie sehe, bin ich beeindruckt von ihrem Bestreben, die Wut und die Ohnmacht, zwei der gefürchtesten Endgegner des real existierenden Chaos' in neue Bahnen zu lenken - vor allem in emotionale. Die Sendungen gleichen mehr und mehr künstlerischen Theateraufführungen mit sorgfältig inszenierter Dramatik, die den roten Faden bis zum emotionalen Höhepunkt zum Schluss begleitet. Weniger Klamauk als mit Urban Priol, weniger vom rasenden Zorn eines Georg Schramm, weniger vom lokalkolorierten Weichzeichner eines Frank-Markus Barwasser, dafür mehr dediziert und beharrlich vorgetragene Angriffslust, in der Ansprache etwas ruhiger als ihre Vorgänger, aber mit größerer inhaltlicher Wucht. Moralisch? Ganz bestimmt.
Ich schreibe diesen Text heute sehr spontan, weil ich die letzte Ausgabe vom 17.11.2015 anschaute und die letzten 5 Minuten praktisch durchheulte. Schon wieder. Ich finde, es ist sehr lohnenswert, diese Sendung zu sehen. Ich bin weder besonders wütend noch ohnmächtig als viel mehr im Herzen getroffen - und aus dieser Motivation heraus erscheint es für den Moment durchaus leichter zu sein, einen neuen Weg, eine neue Tür zu entdecken, als mit Schaum vorm Mund und mit 300 Puls "wie vernagelt" (Polt) zu sein. Ich bin nicht weniger empört, aber die Lust auf eine Veränderung, auf eine Entscheidung - die ist größer. Und apropos Empörung: in der Konkret erschien kürzlich ein sehr lesenswertes und inspirierendes Interview mit Anstaltsleiter Max Uthoff.
13.07.2015
Vegan Christ Superstar
Sich Probleme zu machen, gehört zugegebenermaßen nicht nur zu meinen herausragenden Eigenschaften als zwischen Lohnarbeit und Teilzeitpunkrocker umherdackelnder Mensch des Web 2.0. Es gibt darüber hinaus praktisch nichts, was in meinem Leben einfacher zu erledigen wäre, denn Stoff für einen schönen Wutanfall gibt's en masse; und wenn alles zu dolle Licht und Liebe ist, dann genügt im Zweifel ein aufmerksam zur Kenntnis genommener Leserkommentar auf der virtuellen Heimat unserer Qualitätsmedien oder ein in vollem Bewusstsein angeschauter Werbeblock der fernsehmedialen Verblödungsanstalten, zu denen mir bisweilen nichts weiter einfällt, außer die eigene Denkvorrichtung mit größtmöglichem Schmackes auf die Kante des Wohnzimmertischs zu knallen, weil Schmerz bekämpft bekanntermaßen Schmerz und Feuer bekämpft Feuer - das kenne ich von der zweiten Platte der Intellektuellenband Metallica.
Nun ist's aber geradewegs, wie so beinahe alles um uns herum, systemisch so fein eingedreht und ausgezwirbelt, dass any promotion tatsächlich good promotion ist, und wo es mindestens angebracht wäre, jedem, also wirklich jedem moralisch degenerierten Gehirnauszuzzler, der auch nur im mikroskopisch kleinsten Ansatz mit der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung des sogenannten und ausschließlich vom hinterletzten Zellgerumpel konsumierten "Pizzaburgers" zu tun hat, einem brutalstmöglich ausgefeilten Quadratsonderquatsch von Doofen für Doofe, denen man beiderseits mindestens 37 Stunden pro Tag einfach nur die Fresse polieren will, einfach für, äh - 37 Stunden pro Tag die Fresse zu polieren, und man das im Sinne der Aufklärung, der Mentalhygiene und der gesellschaftlichen Intellenzoptimierung (sic!) mit gigantomanischem Druck in den Volksschwellkörper hineinpressen will, damit das Leben für uns alle besser, schöner und toller wird, dann gibt's konsequenterweise in 9 von 10 Fällen die Frage "Pizzaburger? Issen ditte?" und am Ende fressen's den von echten Nihilisten ersonnenen Wohlstandsscheißdreck auch noch. Was wurde also erreicht? Die Twittertimeline wird in Folge geblockter und damit künftigen ex-Follower schmaler - was grundsätzlich zu begrüßen ist, aber die Marketingabteilung bei Dr.Doofkopp Oetker freut sich Ende des Jahres über 340% Boniausschüttung ein zweites Loch in den Pöter.
"Theorien über Konsumkritik in der postkapitalistischen Gesellschaft", von Howard Carpendale und Sascha Hehn, Frankfurt, Brummsummsel Verlag, 2015. Bitte, Danke, Rechnung folgt.
Ein ähnlich zu beobachtendes Phänomen ist die seit einigen Jahren andauernde Diskussion über den Star der wenigstens deutschsprachigen Veganerszene Attila Hildmann, der tatsächlich nicht erst seit gestern jedem, der auch nur mit einem Hauch Empathie und Klarsicht ausgestattet ist, durch permanenten Protz und despiktierliche Aussagen über diejenigen, die unverständlicherweise seine Bücher kauften, negativ auffiel. Nach seiner erfolgreichen Darstellung einer tief nach vorne gebeugten Werbehure für Porsche inklusive eines ultrapeinlichen, zweieinhalb quälende Minuten dauernden "Ich hab' den Längsten!"-Werbefilms - er will ja immerhin nach Hollywood und nicht etwa nur nach Castrop-Rauxel - und vor allem angesichts seiner jeder Beschreibung spottenden "Vegangsta"-Videoreihe auf Youtube, merken ein paar Menschen mehr, dass sie möglicherweise seit Jahren von einem Schwachstromelektriker mit Vermarktungsdiplom an der Nase herumgeführt wurden.
"Sex sells einfach." (A.Hildmann)
Als mein Zorn angesichts seiner flachen, in furchtbar peinlichem Englisch erzählten, latent sexistischen und mit Gewaltszenen kokettierenden "Vegangsta"-Videos und der bemitleidenswert naiven Rechtfertigung mittels des beliebten "Das ist ein Kunstprojekt und ihr seid eben alle zu doof und versteht das nicht!" - Arguments einen vorläufigen Höhepunkt erreichte, und ich am Frühstückstisch der Herzallerliebsten davon erzählte, dass man darüber doch mal locker schreiben könnte, wo nicht müsste, bekam ich den Kopf mit veganem Leberwurstersatz gewaschen: über so einen schreibe man nicht, vor allem würde man dann doch dieser ins Youtube-Bild gegossenen Superscheiße auch noch eine weitere Plattform geben, und könne ich es denn außerdem verantworten, dass vielleicht junge Menschen auf "Vegangsta" aufmerksam werden?
Disclaimer: folgendes Video verursacht Schmerzen.
Letzteres ist konkret in meinem Fall natürlich Kappes, denn ich habe keine jungen Leser, weil die jungen Leute außer ganzseitigen Werbeanzeigen für den Pizzaburger generell nichts mehr lesen, gar nichts, nada, niente - aber der Rest ist natürlich valide: was juckt's die Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt? Ich lebe seit jetzt skandalösen 38 Jahren bestens ohne direkte Verbindung zu dem aufgepumpten Berliner Gernegroß, der neulich übrigens weitere Sympathiepunkte sammeln konnte, als er Jamie Oliver als zu fett bezeichnete, um uns Deutschen etwas von gesunder Ernährung zu erzählen, und habe meine zweieinhalb Jahre als Veganer ohne eines seiner megakomplizierten Rezepte ("Hier ist eine Pita, da tu' ich jetzt Tomatenmark und ein paar Champignons aus der Dose drauf, mhhhmmm, Pizza ist fertig!") verbracht.
Es gibt primagute vegane Kochbücher von primaguten Menschen, ich brauche seine "Wieg'n Dschellensch" (Hildmann) ganz bestimmt nicht. Ist es das also wirklich wert?
Hildmann vertritt die vermeintlich dunkle Seite des Veganers: er legt vor allem wert auf Gesundheit und Fitness und verbindet diese beiden Schwerpunkte mit einer veganen Ernährung. Dafür lässt er sich regelmäßig mit Quellbizeps und Waschbrettbauch ablichten, bezeichnet die vegane Ernährung in erster Linie als "Diät" und hält von Fragen zur Ethik, zur Moral und zum gesellschaftlichen Umgang mit Tier und Umwelt nicht so irrsinnig viel, jedenfalls nicht im Vergleich mit seinem Kontostand. Das alleine bietet vor allem im emotional ordentlich aufgeheizten Milieu genügend Spielraum für Kritik, und dass da einer seit Jahren auf Veganerkönig macht, sich zeitgleich die Ledersitze in der klima- und ressourcenschonenden Studentenschüssel von Porsche vor Selbstgeilheit vollsabbert und Menschen, die aus den erwähnten ethischen Gründen die vegane Lebensweise bevorzugen, herabsetzend als "Müsli-Jürgen" und ungewaschene Waldmenschen bezeichnet, bringt mich auch an die Grenzen dessen, was ich in meinem Wertesystem noch unter jener Rubrik einsortieren würde, in der sich die verwirrten Unsympathen austoben dürfen. Die sind halt da, man hat Mitleid, aber lässt sie ansonsten links liegen.
Auf der anderen Seite kann ich generös Hildmanns positiven Einfluss auf die vegane Szene (und die darüber hinaus) anerkennen - er hat zweifellos zu der guten Entwicklung beigetragen, wegen der sich Veganer heute nicht mehr nur mit Papiertüte über dem Kopf in ein Restaurant setzen müsssen. Und dass Erfolg nicht dazu führt, überall mit offenen Armen empfangen zu werden, ist auch klar. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Zudem habe ich selbst nicht zu selten die Erfahrung gemacht, von genau den Menschen, die sich über nichts und gleich drei Mal nichts Gedanken machen, verbal angeschissen zu werden, weil auf meiner vor 8 Jahren gekauften Laptoptasche das Herstellerlogo auf einen kleinen Lederriemen gedruckt wurde. Und weil man völlig verblendete Veganer mit Doppelmoral eben am einfachsten mit dieser eigenen Gewissensreinigung abkanzeln und decouvrieren kann, indem man also die Bewertung des eigenen Lebenswandels auf den Kopf und jene der anderen dafür ins Güllefass kippt, damit der Schmerz im Dachgeschoss nicht all zu unerträglich wird, ist das auch in meiner Realität ein oft beobachtetes Phänomen. Will ich mich wirklich auf die selbe Stufe mit diesen Typen stellen, die aus ihren 40qm Couchlandschaft immer alles sofort torpedieren, unfair argumentieren und selbst den Arsch nicht hochbekommen?
Nein, will ich nicht.
Aber muss man den Medialchaoten, den Lautsprechern, den Machos, den Aufgeblasenen, den Unaufrichtigen, den Denunzianten, den Respektlosen und den schmerzhaft Arroganten wirklich immer und überall alles kritiklos durchgehen lassen?
Ende Juni 2015 hat das Portal indyvegan.org die seit längerer Zeit kursierenden Gerüchte um Strongman Andreas Hordan aufgegriffen, wonach Hildmanns rechte Hand in Sachen "Vegangsta" nicht nur wegen seines "Ruhm & Ehre"-Tattoos, sondern auch wegen weiterer verbaler und relativ eindeutiger schriftlicher Ausfälle mehr als nur leichte Tendenzen und Kontakte zum Rechtsradikalismus pflegen soll. Der in den Videos von Hildmann als „Müsli-Jochen-Klatscher“ und später als „Hippie-Smasher“ auftretende Hordan darf mittlerweile und dank der detaillierten Recherche des Indievegan-Teams als überführt gelten, eindeutig rassistische, islamfeindliche und antisemitische Statements abgegeben zu haben. Zu seinem Vokabular gehören "widerlicher Musel" und "verfilzter Affe" als Bezeichnung für einen Moslem, sowie "Herr Affe" für US-Präsident Obama. Oh, "Gutmensch" lässt sich auch finden.
"Aus dem Instrumentarium reaktionärer Ideologien ist fast alles dabei. Verschwörungsthesen, Rassismus, Xenophobie, Antisemitismus, Homophobie, Verteidigung von Reichsbürgerideologen und Ableism. Dass das Rechtspopulistinnen-Buzzword „Gutmenschen“ auch mehrfach dabei ist, wundert uns mit Blick auf Hordan und sein Umfeld nicht. Wir haben vergeblich nach Argumenten gesucht, dabei jedoch leider nur Kommentare gefunden, die Hordan gegen einen „Nazi“-Vorwurf verteidigen, der von uns nicht gemacht wurde. Zudem fanden sich eine Reihe von Beleidigungen gegen unsere Autorinnen." (Indyvegan.org)
Und schon könnte man wieder argumentieren, dass Hildmann den ganzen Wirbel selbst inszeniert hat, denn jedes halbwegs größere Klatschportal (u.a. Stern.de, siehe oben) schrieb über den vermeintlichen Skandal, "Vegangsta" war in aller, wenn auch schlechter Munde. Und außerdem muss ich auch völlig nüchtern das weiter oben erwähnte "Was juckt's die Eiche..." Zitat nochmal verwenden, nur dieses Mal in die andere Richtung: Hildmann ist nach wie vor der Vegan Christ Superstar, weiterhin sehr erfolgreich und hat immer noch Tausende loyal ergebener Fans - was wird's ihn jucken, dass ich hier mein virtuelles Wohnzimmer vollkotze?
Inhaltlich bleibt sein Auftritt natürlich trotzdem auf jeder Ebene völlig inakzeptabel.
Und darüber soll ich nicht schreiben?
"Und das ist voll schlimm, dass so asoziale Typen so 'ne Asi-Lobby sich gebaut haben und man traut sich nicht mehr, was zu sagen." (Olli Schulz)
You wish!
04.07.2015
Die fundierte Kulturkritik (XIV)
Wenden wir uns für dreikommaviernull Minuten etwas wirklich Relevantem zu, "denn das Leben ist doch hart genug" (Rodgau Monotones):
Der Ghostwriter, Kaffeekocher und lesbische Schwulenkommunistennazi von Deinem Lieblingsblog "3,40qm" wirft mir und Dir gerade eine wichtige Information durch die 40,3°C Raumtemperatur rüber und im Zweifel kann ich's immer noch auf die Hitze schieben, aber er sagt, das sei eine total legitime und also auf- und vor allem richtige Feststellung, und das könne man schon mal machen, damit das hier nicht allzu süßlich und blümelich (sic!) und tralala wird, vor allem auch deshalb, weil Seeed in unangemessener Weise viel zu selten gedisst und heruntergeputzt werden:
Viel ekelhafter kann Musik und das dazugehörige "Bisinäss" (L.Matthäus) kaum mehr werden.
Schwerter zu Ventilatoren! Dildos zu Milchaufschäumern! Bock für Gärtner (beziehungsweise: zum)!
Warm es zu ist!
Der Ghostwriter, Kaffeekocher und lesbische Schwulenkommunistennazi von Deinem Lieblingsblog "3,40qm" wirft mir und Dir gerade eine wichtige Information durch die 40,3°C Raumtemperatur rüber und im Zweifel kann ich's immer noch auf die Hitze schieben, aber er sagt, das sei eine total legitime und also auf- und vor allem richtige Feststellung, und das könne man schon mal machen, damit das hier nicht allzu süßlich und blümelich (sic!) und tralala wird, vor allem auch deshalb, weil Seeed in unangemessener Weise viel zu selten gedisst und heruntergeputzt werden:
Seeed ist eine Berliner Musikgruppe, die vor allem in den Genren Reggae und Dancehall tätig ist. Sie besteht aus elf Musikern und gewann dreimal den Echo.
Viel ekelhafter kann Musik und das dazugehörige "Bisinäss" (L.Matthäus) kaum mehr werden.
Schwerter zu Ventilatoren! Dildos zu Milchaufschäumern! Bock für Gärtner (beziehungsweise: zum)!
Warm es zu ist!
18.05.2015
Fast richtige Wikipedia-Artikel (4)
Am 29. Februar 1776 wurde bekannt gegeben, dass eine unverheiratete Latrine die Dorftrottel unter Vertrag nimmt. Am 1. April 1779 erschien das nach den drei Mitgliedern Tenören benannte Album "Penis, Holz & Mumps" mit drei ganz neuen Akkorden und sechsundsechzig ganz neuen Texten über Holz, Penen (Mehrzahl! Copyright Roberto Blanco!) und Holzpenen, darunter auch Humortsunamis wie "Arschmusik", der bumsfidele Busenjodler "Die Julia Glöcknerin von Mainz-Süd" oder musikalische Herzkranzgefäßverengungen wie "Der Kopp ist leer (und heiß)".
Dieser dampfende Misthaufen stieg gleich in der ersten Verkaufswoche von 0 auf Platz 00 der deutschen Misthaufen-Charts ein, was der bis dato größte Erfolg der drei kleinen Hämorrhoiden-Pritschen darstellt. Am 99. April 2112 traten die Dorftrottel zum wiederholten Male in einenGehirnstreik in einen Hundeköttel in die CSU ein, nachdem sie am dritten Sonntag nach der gerüchteten "Ziegenparty" im kleinen Kreis zurücktraten (Schienbein, Straßenlaterne, Hundeköttel) und im beliebten Dorf-Puff "Himmelkönig" (sic!) die anwesenden Damen mit feministisch und medienkritisch gefärbten Gesprächsrunden über Frauenrechte (keine!), den neuesten Entwicklungen der Gehirnforschung (keine!), Humor, Geschmack und Anstand (keine, keine & keine!) zu Tode langweilten (Glück gehabt!).
Dieser dampfende Misthaufen stieg gleich in der ersten Verkaufswoche von 0 auf Platz 00 der deutschen Misthaufen-Charts ein, was der bis dato größte Erfolg der drei kleinen Hämorrhoiden-Pritschen darstellt. Am 99. April 2112 traten die Dorftrottel zum wiederholten Male in einen
17.04.2015
"Wir haben kein Informationsdefizit, wir haben ein Aktionsdefizit." - Gedanken zum Record Store Day 2015 - Teil 2
Alles, was ich im letzten Jahr zum Record Store Day, dieser gigantischen Cash Cow für Majorlabels geschrieben hatte, ist nicht nur nachwievor gültig, es bleibt sogar, weil nicht davon auszugehen ist, dass sich das Rad in den nächsten Jahren langsamer drehen wird, auf absehbare Zeit relevant:
3,40qm zum Record Store Day 2014
"Was als weithin unschuldiges Konzept zur Rettung der lokalen und unabhängigen Plattenläden begann, ist mittlerweile und zum großen Teil eine von Majorlabels gekaperte und durchkommerzialisierte Peinlichkeit geworden, die die für gewöhnlich mit Spinnweben versehenen Kartoffelpupser aus ihren 40qm Heimat herauslockt, damit die neuen Sammlerstücke bald einziehen dürfen. 500 vermeintlich exklusive Veröffentlichungen waren es im Jahr 2014, und mal ganz davon abgesehen, dass man sich schon fragt, wer diesen ganzen Scheiß mit Reis eigentlich kaufen soll(...)."
"So groß die Faszination für Schallplatten und das Abtauchen in die Parallelwelt Plattenladen auch sein mögen, so unsinnig ist mittlerweile der ursprüngliche Ansatz geworden. Der Record Store Day fördert nicht den Erhalt lokaler Plattenhändler, er fördert viel mehr den Sammel- und Exklusivitätswahn, der seit dem Vinyl-Revival so oder so schon jeden 2nd Hand Dealer in Beschlag genommen hat. Dem man allerdings im Zweifelsfall keinen Vorwurf machen kann: wenn jemand einen dreistelligen Eurobetrag für eine Schallplatte bezahlen mag, die er an anderer Stelle auch für 20 Euro bekommen kann, dann ist das nicht seine Schuld."
Wie jedes Jahr gibt es einsame Rufer in der Wüste, die uns mitteilen, dass die Entwicklung des Konzepts nicht nur Milch und Honig für alle Beteiligten bereithält. In diesem Jahr fanden sich zwei (!) Independent Labels aus England, die die weiße Flagge hissen - vor allem wegen der entstehenden Blockade der Schallplattenpresswerke. Die Pressen laufen schon ohne den Record Store Day Tag und Nacht, in den drei Monaten vor dem großen Tag haben sich mittlerweile die zahlungskräftigen und geschäftskritischen Major Labels mit breiten Ellenbogen vor die Türen der Presswerke platziert, um Tausende Bruce Springsteen Reissues pressen zu lassen. Die kleinen unabhängigen Indielabels gucken derweil in die Röhre, denn die Aufträge für ihre Bands werden den Majorbestellungen untergeordnet.
Zuerst machen wir 20.000 Mal "Born In The USA", dann kommt ihr an die Reihe.
The result will leave small labels such as Sonic Cathedral, from London, and Bristol-based Howling Owl Records unable to compete, “so we won’t compete”, they said, adding: “Record Store Day really isn’t fun, and it’s certainly not beneficial to small, backs-to-the-wall labels.”
A combined statement from the two revealed plans to release a split single and, rather than limiting it to the one day, one copy would be released every day for 365 days – as “every day should be Record Store Day”.
“This is not a protest against record shops,” they said, or even a protest against the annual day itself. “It’s what Record Store Day has become: just another event in the music industry circus.”
Auf der Seite http://www.recordstoredayisdying.com/ ist das inoffizielle offizielle Statement hinterlegt.
Es geht weiter:
If it’s a protest against anything, it’s what Record Store Day has become: just another event in the annual music industry circus that begins with the BBC Sound Of… list and ends with the Mercury Prize, co-opted by major labels and used as another marketing stepping stone, like an appearance on ‘Later… With Jools Holland’ or bagging the sunset slot at Glasto. If you want to queue up from the early hours of April 18 to buy Mumford & Sons’ 7” or an overpriced Noel Gallagher 12” to flip on eBay, then fine, but what the hell has it got to do with us? U2 have already shat their album into our iTunes, why should they constipate the world’s pressing plants with it too? And there’s a picture disc of A-ha’s ‘Take On Me’ as well. Of course it’s a fine pop single, but there’s bound to be a copy in the Oxfam around the corner.
No, because of the rules and regulations (minimum pressing amounts, no direct to customer sales, blah blah blah) Record Store Day really isn’t fun, and it’s certainly not beneficial to small, backs to the wall labels like Sonic Cathedral and Howling Owl. But we are still affected by it. Badly. There are currently no copies of Spectres’ album Dying on vinyl in the shops because the repress is somewhere towards the back of the queue after some Foo Fighters studio scrapings, a host of EPs by The 1975 and about a million heavyweight ‘heritage rock’ reissues that no-one really needs. Less Cheap Trick, more bloody expensive con.
Womit alles gesagt ist.
Fast alles. Als Simon und ich uns vergangene Woche in Kölns Plattenläden umschauten und mitlauschten, wie der Verkäufer in einem größeren, durchaus bekannten Plattenladen einem Pärchen mitteilte, dass die von ihnen bestellte und so arg gewünschte 7-Inch Single um die 40 Euro kosten wird, und den daraufhin mit einem erstaunten Gesichtsausdruck ausgestatteten Musikfreunden erläuterte, der Record Store Day habe sich eher zu einem Major Label Day entwickelt, weil die Damen und Herren von der Musikindustrie für diesen Tag mittlerweile nahezu jeden Preis aufrufen könnten - wenn die Platte nur angemessen als rar und damit exklusiv vermarktet wird, wird jeder Preis bezahlt.
In conclusio: ich werde den Zirkus in diesem Jahr nicht mitmachen. Es steht indes zu befürchten, dass ich auch trotz dieser Entscheidung danach noch weiteratmen und ein total prima Leben haben werde.
Aber man muss auch mal in die Aktion kommen. Selbst wenn es nur darum geht, ebenjene zu verweigern.
12.04.2015
"Wir haben kein Informationsdefizit, wir haben ein Aktionsdefizit." - Gedanken zum Record Store Day 2015 - Teil 1
Jegliche Argumente, die aus guten Gründen gegen die Institution des Record Store Days gerichtet werden können, wo nicht müssen, werden von mir höchstpersönlich und in schöner Regelmäßigkeit torpediert, und das macht das alles nicht einfacher. 2014 war ich mit drei Platten auf dem Einkaufszettelchen noch als Katastrophentourist unterwegs, und keine dieser drei Auserwählten ließ sich in den Frankfurter Plattenläden finden. Eine davon, Gil Scott Herons "Nothing New", eine Solo-Neuaufnahme seiner eher unbekannteren Songs, gab es der Legende nach nur in England und den USA, offenbar mit einer ungleichen Verteilung mit deutlicher Tendenz in Richtung Übersee. Die Scheibe hätte ich schon gerne gehabt, weil ich Gil für einen der allergrößten Persönlichkeiten und Musiker und Texter halte - aber muss man sich dafür wirklich so verarschen lassen? Die Preise für ein Exemplar waren schon am Record Store Day selbst jenseits von gut und böse, und was man später auf Ebay und Discogs fand, löschte dann endgültig jeden Funken Mentalhygiene und Menschenverstand aus meinem Kopf. Dazu dieses unwürdige Herumrennen und Fragen und sich zum Affen machen. Es ist nur eine Schallplatte, for fuck's sake!
Ich hielt "Nothing New" einige Zeit auf allen möglichen Wunschzetteln, aber weder gingen die Preise signifikant nach unten, noch mochte ich die drölf Trilliarden Euro Versandkosten nebst den Zollgebühren aus den USA berappen. Ende des letzten Jahres zog ich die Konsequenz und löschte alle Einträge. Ich sollte die Platte wohl einfach nicht bekommen, damit muss und kann ich leben. Außerdem ist es lohnenswert, sich in den Situationen den Satz von Freund Simon immer wieder aufzusagen:"Man braucht einfach nur ein bisschen Geduld."
Um den weiteren Verlauf abzukürzen:
Tatort: Second Hand Records in Stuttgart. Tatzeit: Anfang März 2015. Preis: obszön, aber der persönlichen Wichtigkeit angemessen. Vielleicht. So setzte ich mich für 15 Minuten in den Ladensessel und betrachtete die Platte. Darf ich das? Soll ich das? Werde ich zur Züchtigung am Abend die Sitzbänke im Dampfbad des Hotels ablecken, sollte ich hier jetzt nicht zugreifen?
Wir kennen mittlerweile die Antwort. Und wieder eine persönliche Niederlage. Eingeknickt. Dafür allerdings ohne Geschlechtskrankheit im Gesicht. Das muss anders werden. Also nicht das mit ausbleibenden Geschlechtskrankheit, aber...ihr wisst schon. Time for a change. Man muss doch auch mal in die Aktion kommen.
Bis es soweit ist: "Nothing New" präsentiert sehr intime und spartanische Versionen seiner alten Songs. Nur Gil und sein Piano. Es ist darüber hinaus eine Songauswahl, die auch seine eher unbekannten Alben wie "1980" oder "Moving Target" berücksichtigt. Aufgenommen von Richard Russell, der sich auch für die Produktion des Combebacks "I'm New Here" aus dem Jahr 2010 verantwortlich zeichnet.
Es hat etwas gedauert, bis ich mich traute, die Plastikfolie zu entfernen und die Platte wirklich aufzulegen. Als ich es tat, lief sie für 9 Stunden auf Endlosschleife. Da fällt der Blick auf das moralische Dilemma schon ziemlich schwer.
"Was haben wir uns nicht gut arrangiert."(Blank When Zero)
Im zweiten Teil: warum der Record Store Day sterben muss, damit die Schallplatte leben kann und warum Verweigerung die einzige Option ist.
...to be continued...
Labels:
Blasphemie,
Blödmann,
bumsfallera,
Funk,
Geronten,
Hip Hop,
Howard Carpendale,
Jazz,
Konsum,
masochismus,
Nihilismus,
sadismus,
Schallplatten,
singer/songwriter,
Soul
04.04.2015
Rock Hard, Ride Blöd
Wenn es in der für mich so wichtigen und wegweisenden Phase meiner Adoleszenz ein Magazin gab, das ich vermutlich sogar manches Mal über Gebühr verschlungen und ernstgenommen habe, das mir unzählige neue Bands ans pubertäre Herz legte, das die frühen Entwicklungen im Death Metal ganz selbstverständlich mit der aufkeimenden Alternative- und Grunge-Szene verknüpfte und in einem Heft abbildete, und also auch in dieser Hinsicht dafür sorgte, dass ich innerhalb der harten Rockmusik keine Scheuklappen kannte und eben alles hörte, was mir Stratmann, Kühnemund, Schäfer, Albrecht und Trojan auf dem Silbertablett anboten; mit genau dessen Schreibern ich mich identifizierte und von denen ich annahm, sie seien zwar irgendwie "Kritiker", aber eben in erster Linie Fans, die vor allem hinsichtlich der bedenklichen politischen Auswüchse in Deutschland zu Beginn der 90er Jahre eine klare und unbeugsame Haltung hatten, und die sich darüber hinaus über die Vorbildfunktion und ihren "Auftrag" als Sprachrohr der deutschen Metalszene im Klaren waren, dass sich die braune Brut nämlich gefälligst aus genau dieser Szene verpissen soll, auch weil sie keine Andockstelle finden wird, um ihre Ideologie unter den Metalkids zu streuen, denn dafür würden sie, das Magazin und seine Schreiber, schon sorgen - dann war es das in Dortmund ansässige Rock Hard.
Und ich las jedes erschienene Heft im Zeitraum zwischen 1988 und 2001 bis zur letzten Zeile leer.
Für ein erstes Stirnrunzeln unter jener Leserschaft, die das Rock Hard vor allem für seine Undergroundtipps im Bereich der abseitigen, noch in den Kinderschuhen steckenden Subgenres liebten, sorgte die schon sehr früh platzierte Hofberichterstattung für die Knallköppe der Böhsen Onkelz, die in erster Linie vom damaligen Chefredakteur Götz Kühnemund ins Blatt gedrückt wurde, gerne auch unter dem Schleier des ernsthaften und kritischen Journalismus: "Wir tun das, was sich keiner traut und setzen uns mit der Band auseinander. Wir glauben nicht die Verleumdungen der Massenmedien. Wir stellen kritische Fragen. Wir bilden uns selbst ein Urteil." Dass die Redaktion damit an dem Masterplan von Oberonkel Weidner begeistert mitstrickte und insofern selbst instrumentalisiert wurde - bon, das konnte man als schreibender Fan dann wohl nicht mehr erkennen. Dafür konnte man sich nach dem endgültigen Durchbruch der Band schön ans Revers heften, schon ganz früh mit dabei gewesen zu sein. Auch Fans haben dann und wann ein Ego, das befriedigt werden will.
Als die Frankfurter zum ersten Mal auf dem Titel des Rock Hard zu finden waren, konnte ich es kaum glauben. Was war passiert? Die haben doch jahrelang dafür geschrieben und gekämpft, dass Dumpfbacken wie David Vincent aus dem Heft verschwanden, haben Interviews mit damaligen Vollidioten wie Glen Benton und Dark Throne wegen immanent zur schau gestellter Vollverblödung vorzeitig beendet - und jetzt kommen die Onkelz auf den Titel? Wir sprachen doch eben noch von Dream Theater, Voivod, Watchtower, Atheist, von Heir Apparent, Hades, der emotionalen Kraft von Pearl Jam und Alice In Chains, der Innovation und Progressivität von Janes Addiction und Ministry, von Kunst und Hochkultur - jetzt kommt also die Eisenzeit ins Heft? Niemand, der damals ohne zu Stolpern bis 4 zählen konnte, konnte das verstehen. Die Onkelz waren in meiner "alten" Szene niemals akzeptiert. Auch dieser redaktionelle Offenbarungseid konnte daran nichts ändern.
Die Jahre nach 2001 sind schnell erzählt: ich las das Heft nicht mehr. Zum einen war die Hysterie um die Onkelz auf dem Höhepunkt angekommen, zum anderen war ich vom Metal und vom Heft furchtbar gelangweilt. Meine Hörgewohnheiten änderten sich, die Zeit des Rock Hard war vorbei.
Und sie ist es bis heute, wenngleich ich immer noch, und sei es nur emotional und trotz mittlerweile ausgetauschter Führungsmannschaft und Redaktion, noch mit dem Heft verbunden bin. Jedes Mal, wenn ich "Facelift" von Alice In Chains auf den Plattenteller lege, muss ich an Kühnemunds Schlusssatz der Rezension denken - "Echter Rock'n'Roll kommt immer noch von der Straße, mitten aus dem Dreck - und ALICE IN CHAINS stinken wie die Schweine! " - und daran, dass er in Ermangelung einer passenden Schublade die Band in den Bereich des "Street-Metal" einsortierte (was auch die Frage provoziert, was zum Fick denn jemals Street Metal gewesen sein soll). Bei jedem Hören von "Killing In The Name" von Rage Against The Machine flüstert mir Herausgeber Stratmann ins Ohr, dass die Platte demnächst in jeder guten "Alternative-Zappelbude" laufen wird. Und er hatte recht. Stratmann hatte zu jener Zeit Anfang der neunziger Jahre immer ein gutes Näschen für die neuen Hits. Stratmann hatte wenigstens eine Idee von Geschmack. Stratmann wusste was geht - und was nicht geht.
Gebröckelt hat diese Fähigkeit zur unfallfreien Navigation durch die Untiefen einer im schlechtesten Sinne mehr und mehr indifferent gewordenen Szene in den letzten Jahren, in denen ich die Inhalte und Entwicklungen im Heft noch am Rande mitverfolgte, mehr als ein Mal, und so holte man sich so einige Musiker und Bands ins Heft, die in dem ein oder anderen Genre eine monatelange Diskussion zur Grauzone ins Rollen gebracht hätten - in der Metalszene der Nuller Jahre herrscht dagegen weitgehend stoische Lethargie. Watain, Drudkh ("zwielichtig (...), aber besonders gelungen" - Dorian Gorr), Burzum - letztgenannte wurden als Erschaffer einiger echter Meilensteine des Black Metal gefeiert; textlich vielleicht nicht ganz einwandfrei, ideologischer Fixpunkt des National Socialist Black Metal (NSBM) aber hey: die Platten sind legendäre Szeneklassiker.
Und sie sind natürlich ein rechter, faschistischer, menschenverachtender Quadratscheiß, dafür aber einer, der mittlerweile in der Mitte der Szene angekommen ist. Es ist absurd (no pun intended!), dass wir einerseits davon sprechen, wie sehr Metal als Kunstform mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert ist, während andererseits die politische Debatte über den Standpunkt der Szene vollkommen zum Erliegen gekommen ist.
"Metal war schon immer unpolitisch." - Ja, und Du warst offenbar intellektuell schon immer ziemlich übersichtlich veranlagt, denn es geht sich halt einfach partout nicht aus: mein Metal war nie unpolitisch. Er war albern, pubertär, manchmal geschmacklos - aber er war eben nie unpolitisch.
Stratmann hat mittlerweile sein Mojo wohl endgültig verloren.
Ich habe gestern gesehen, dass nach einem Interview in Ausgabe 304 aus dem Jahr 2012 im aktuellen Heft tatsächlich schon wieder ein Interview mit den Schwachstromelektronikern von Freiwild zu finden ist. Geführt von Jan Jaedike, der seit 1993 für das Heft schreibt und traditionell aus dem Punk- und Hardcorebereich kommt - Discharge, 7 Seconds, Napalm Death, Leatherface, The Exploited - jetzt also Freiwild:
Spätestens jetzt darf man überlegen, dem Dortmunder Magazin beide emporgereckte Mittelfinger zu zeigen.
Jungs, Ihr habt echt den Schuss nicht mehr gehört.
Und ich las jedes erschienene Heft im Zeitraum zwischen 1988 und 2001 bis zur letzten Zeile leer.
Für ein erstes Stirnrunzeln unter jener Leserschaft, die das Rock Hard vor allem für seine Undergroundtipps im Bereich der abseitigen, noch in den Kinderschuhen steckenden Subgenres liebten, sorgte die schon sehr früh platzierte Hofberichterstattung für die Knallköppe der Böhsen Onkelz, die in erster Linie vom damaligen Chefredakteur Götz Kühnemund ins Blatt gedrückt wurde, gerne auch unter dem Schleier des ernsthaften und kritischen Journalismus: "Wir tun das, was sich keiner traut und setzen uns mit der Band auseinander. Wir glauben nicht die Verleumdungen der Massenmedien. Wir stellen kritische Fragen. Wir bilden uns selbst ein Urteil." Dass die Redaktion damit an dem Masterplan von Oberonkel Weidner begeistert mitstrickte und insofern selbst instrumentalisiert wurde - bon, das konnte man als schreibender Fan dann wohl nicht mehr erkennen. Dafür konnte man sich nach dem endgültigen Durchbruch der Band schön ans Revers heften, schon ganz früh mit dabei gewesen zu sein. Auch Fans haben dann und wann ein Ego, das befriedigt werden will.
Als die Frankfurter zum ersten Mal auf dem Titel des Rock Hard zu finden waren, konnte ich es kaum glauben. Was war passiert? Die haben doch jahrelang dafür geschrieben und gekämpft, dass Dumpfbacken wie David Vincent aus dem Heft verschwanden, haben Interviews mit damaligen Vollidioten wie Glen Benton und Dark Throne wegen immanent zur schau gestellter Vollverblödung vorzeitig beendet - und jetzt kommen die Onkelz auf den Titel? Wir sprachen doch eben noch von Dream Theater, Voivod, Watchtower, Atheist, von Heir Apparent, Hades, der emotionalen Kraft von Pearl Jam und Alice In Chains, der Innovation und Progressivität von Janes Addiction und Ministry, von Kunst und Hochkultur - jetzt kommt also die Eisenzeit ins Heft? Niemand, der damals ohne zu Stolpern bis 4 zählen konnte, konnte das verstehen. Die Onkelz waren in meiner "alten" Szene niemals akzeptiert. Auch dieser redaktionelle Offenbarungseid konnte daran nichts ändern.
Die Jahre nach 2001 sind schnell erzählt: ich las das Heft nicht mehr. Zum einen war die Hysterie um die Onkelz auf dem Höhepunkt angekommen, zum anderen war ich vom Metal und vom Heft furchtbar gelangweilt. Meine Hörgewohnheiten änderten sich, die Zeit des Rock Hard war vorbei.
Und sie ist es bis heute, wenngleich ich immer noch, und sei es nur emotional und trotz mittlerweile ausgetauschter Führungsmannschaft und Redaktion, noch mit dem Heft verbunden bin. Jedes Mal, wenn ich "Facelift" von Alice In Chains auf den Plattenteller lege, muss ich an Kühnemunds Schlusssatz der Rezension denken - "Echter Rock'n'Roll kommt immer noch von der Straße, mitten aus dem Dreck - und ALICE IN CHAINS stinken wie die Schweine! " - und daran, dass er in Ermangelung einer passenden Schublade die Band in den Bereich des "Street-Metal" einsortierte (was auch die Frage provoziert, was zum Fick denn jemals Street Metal gewesen sein soll). Bei jedem Hören von "Killing In The Name" von Rage Against The Machine flüstert mir Herausgeber Stratmann ins Ohr, dass die Platte demnächst in jeder guten "Alternative-Zappelbude" laufen wird. Und er hatte recht. Stratmann hatte zu jener Zeit Anfang der neunziger Jahre immer ein gutes Näschen für die neuen Hits. Stratmann hatte wenigstens eine Idee von Geschmack. Stratmann wusste was geht - und was nicht geht.
Gebröckelt hat diese Fähigkeit zur unfallfreien Navigation durch die Untiefen einer im schlechtesten Sinne mehr und mehr indifferent gewordenen Szene in den letzten Jahren, in denen ich die Inhalte und Entwicklungen im Heft noch am Rande mitverfolgte, mehr als ein Mal, und so holte man sich so einige Musiker und Bands ins Heft, die in dem ein oder anderen Genre eine monatelange Diskussion zur Grauzone ins Rollen gebracht hätten - in der Metalszene der Nuller Jahre herrscht dagegen weitgehend stoische Lethargie. Watain, Drudkh ("zwielichtig (...), aber besonders gelungen" - Dorian Gorr), Burzum - letztgenannte wurden als Erschaffer einiger echter Meilensteine des Black Metal gefeiert; textlich vielleicht nicht ganz einwandfrei, ideologischer Fixpunkt des National Socialist Black Metal (NSBM) aber hey: die Platten sind legendäre Szeneklassiker.
Und sie sind natürlich ein rechter, faschistischer, menschenverachtender Quadratscheiß, dafür aber einer, der mittlerweile in der Mitte der Szene angekommen ist. Es ist absurd (no pun intended!), dass wir einerseits davon sprechen, wie sehr Metal als Kunstform mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert ist, während andererseits die politische Debatte über den Standpunkt der Szene vollkommen zum Erliegen gekommen ist.
"Metal war schon immer unpolitisch." - Ja, und Du warst offenbar intellektuell schon immer ziemlich übersichtlich veranlagt, denn es geht sich halt einfach partout nicht aus: mein Metal war nie unpolitisch. Er war albern, pubertär, manchmal geschmacklos - aber er war eben nie unpolitisch.
Stratmann hat mittlerweile sein Mojo wohl endgültig verloren.
Ich habe gestern gesehen, dass nach einem Interview in Ausgabe 304 aus dem Jahr 2012 im aktuellen Heft tatsächlich schon wieder ein Interview mit den Schwachstromelektronikern von Freiwild zu finden ist. Geführt von Jan Jaedike, der seit 1993 für das Heft schreibt und traditionell aus dem Punk- und Hardcorebereich kommt - Discharge, 7 Seconds, Napalm Death, Leatherface, The Exploited - jetzt also Freiwild:
"Die Mischung aus Rock, Punk, Pathos und einer nach wie vor unüberhörbaren Schlager-Affinität funktioniert auf dem Doppelalbum (!) besser denn je. Die erste Single ´Wir brechen eure Seelen´ entpuppte sich bereits als Ohrwurm mit anständigem Punch, und auch sonst servieren der kreative Alleinherrscher Phillip Burger (g./v.) und seine Mitstreiter einen Reigen, der zwar immer wieder in latenter Schunkelei wildert, aber - jetzt mal ehrlich - das gesamte Gedöns ähnlich gestrickter Top-Ten-Konkurrenten locker in die Tasche steckt." (Jan Jaedike)
Spätestens jetzt darf man überlegen, dem Dortmunder Magazin beide emporgereckte Mittelfinger zu zeigen.
Jungs, Ihr habt echt den Schuss nicht mehr gehört.
Labels:
Blödmann,
bumsfallera,
death metal,
Fliegenpilze,
Geronten,
grindcore,
hardrock,
Interview,
masochismus,
metal,
neunziger,
Nihilismus,
sadismus,
Sascha Hehn
03.04.2015
Blackfish
Der US-amerikanische Dokumentarfilm "Blackfish" von Gabriela Cowperthwaite ist mittlerweile auf Youtube zu sehen.
"Blackfish" thematisiert in erster Linie das Leben des Orcas "Tilikum" ab seiner Gefangennahme im Jahr 1983 und dessen Beteiligung an insgesamt drei tödlichen Zwischenfällen mit Menschen, darüber hinaus aber auch die Zustände von weiteren gefangenen Orcas in den populären amerikanischen Erlebnisparks wie Sea World oder in dem mittlerweile geschlossenen Sealand Of The Pacific.
Der Film und vor allem die sich ihm anschließende Kampagne in den sozialen Medien, vor allem von PETA angeführt, hatte und hat weiterhin offenkundige Auswirkungen auf Sea World. Zum einen sah sich das Unternehmen provoziert, mehr als nur ein Mal eine Gegendarstellung zu veröffentlichen, um "Blackfish" als unzulässige Propaganda von "Extremisten" (Sea World) zu verurteilen, zum anderen hat Sea World seit der Premiere des mehrfach preisgekrönten Films mit sinkenden Besucherzahlen und einem durchaus signifikanten Absturz des Aktienkurses zu kämpfen.
Auf Twitter führt die Organisation gleich mehrere überdeutliche Gegenkampagnen. Jede Erwähnung des Hashtags #Blackfish eines Nutzers führt automatisch zu einem Antworttweet von Sea World mit dem Verweis auf vermeintlich irreführende Fakten des Films:
@Mehlaknee Here are over 60 reasons why you shouldn't believe Blackfish: http://t.co/KC0B5ywwgC
— SeaWorld (@SeaWorld) 2. April 2015
Außerdem setzt das in Orlando, Florida ansässige Unternehmen unter dem Banner "Sea World Cares" den Fokus auf seine Bemühungen für den Tier- und Artenschutz mit entsprechend emotional aufgeladenen Bildern, beispielsweise die Auswilderung von ehemals kranken und von Sea World-Mitarbeitern aufgepeppelten Schildkröten oder Seevögeln.
Es ist ein verzweifelt anmutender Kampf an vielen Fronten.
Ich selbst erinnere mich daran, dass ich in den frühen 80er Jahren im traditionellen Familienurlaub in Riccione/Italien ebenfalls Delfinarien besuchte, weil meine Eltern offenbar dachten, es sei wichtig, dem kleinen Florian "wilde" Tiere zu zeigen. Es braucht sicher nicht "Blackfish", um selbst bei minimaler Auseinandersetzung mit diesem Thema und der Situation vieler Tiere - nicht nur in Delfinarien, sondern auch in Zoos (von Tierversuchslabors und Schlachthöfen müssen wir nicht sprechen) - zur Erkenntnis zu gelangen, wie ungeheuer falsch unser Umgang mit diesen Lebewesen ist.
Für mich ist der Film - bei aller erkannten Wichtigkeit - nur schwer zu ertragen. Entscheidet selbst, ob Ihr das sehen wollt.
25.12.2014
Dies ist ein Protestsong
Clogged Arteries:
Songs and Spoken Word in Support of Front-line Pipeline Resistance
Und schon singt ihr wieder von Ende der Welt
nur weil irgendwo ein Sack Reis umfällt
lasst mich endlich mit euerm Genöle in Ruh',
wenn ich Lust dazu hab, scheiß' ich die Nordsee zu.
Danach zieh' ich mir ein Robbensteak rein, auf einem Teller aus Elfenbein.
Und dann leg' ich die Schlampen von Greenpeace flach,
eine nach der anderen,
die ganze Nacht...
Die Ärzte
Kanada ist ein paar Handvoll Kilometer entfernt, aber zum einen sucht man sich ja immer noch selbst aus, was man unterstützenswert findet, zum anderen sind die Schweinereien, die auf der kanadischen Seite aktuell Menschen, Tiere, Umwelt und Klima bedrohen, wenigstens dem kritischen Teil der Gesellschaft in Old Europe mehr als nur geläufig. Tatsächlich wurden die Weichen auch auf unserer Seite des Atlantiks schon längst in Richtung, Achtung, Tautologie: profitable Umweltzerstörung gestellt und vor gerade mal vier Wochen heimlich still und leise nochmal sauber poliert, vermutlich mit den ausgeleierten und heraushängenden Enddärmen der deutschen Bundesregierung : "Die Bundesregierung weicht ihre Pläne für ein Fracking-Verbot auf."(FAZ 20.11.2014) .
Hüben wie drüben sitzt man angesichts der sich in neue korrupte Höhen katapultierenden und gewählter
Konkret geht es um die Ölsandindustrie, die aktuell große Projekte zur Gewinnung und zum Transport verwirklicht sehen will und mittels gewaltiger Lobbyarbeit auf dem aufsteigenden Ast ist.
Greenpeace Canada schreibt dazu:
The tar sands are huge deposits of bitumen, a tar-like substance that’s turned into oil through complex and energy-intensive processes that cause widespread environmental damage. These processes pollute the Athabasca River, lace the air with toxins and convert farmland into wasteland. Large areas of the Boreal forest are clearcut to make way for development in the tar sands, the fastest growing source of greenhouse gas emissions in Canada.
Als Reaktion haben 18 kanadische Künstler einen Protestsampler auf die Beine gestellt, der bei Bandcamp für mindestens 10 Kanadische Dollar als Download erhältlich ist. Ich finde die Beiträge zu meiner eigenen Überraschung überwiegend überdurchschnittlich. Außerdem, und so kam ich überhaupt erst darauf, steuert der großartige Lee Reed mit Mother Tareka unter dem Namen Flowtilla den besten Track der Zusammenstellung bei. Über Lee Reed hatte ich hier schon mal ein paar Zeilen zwei links, zwei recht, einen fallen lassen: Lee Reed Or Fuck Off .
"Clogged Arteries: Songs and Spoken Word in Support of Front-line Pipeline Resistance" is a compilation CD featuring 18 tracks from 18 different artists spanning a huge range of musical styles. In response to proposed projects to increase the flow of tar sands oil and fracked gas to the west coast of Turtle Island, artists on the compilation address the blatant disregard for communities, ecosystems and democracy, for the sake of profit and power. They show many sides of the human response to the threat of these projects, such as the Enbridge Northern Gateway Project, the Kinder Morgan Trans Mountain Expansion Project, the Pacific Trails Pipeline, and the tar sands themselves. The songs call for support for the struggles of original inhabitants on unceded lands, and for action in response to injustices.
Reinhören könnt ihr hier, kaufen könnt Ihr da.
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28.10.2014
Fuck Tradition. Fuck Religion.
When it comes to bullshit, big-time, major league bullshit, you have to stand in awe of the all-time champion of false promises and exaggerated claims, religion. No contest. No contest. Religion. Religion easily has the greatest bullshit story ever told. Think about it. Religion has actually convinced people that there's an invisible man living in the sky who watches everything you do, every minute of every day. And the invisible man has a special list of ten things he does not want you to do. And if you do any of these ten things, he has a special place, full of fire and smoke and burning and torture and anguish, where he will send you to live and suffer and burn and choke and scream and cry forever and ever 'til the end of time!
But He loves you. He loves you, and He needs money! He always needs money! He's all-powerful, all-perfect, all-knowing, and all-wise, somehow just can't handle money! Religion takes in billions of dollars, they pay no taxes, and they always need a little more. Now, you talk about a good bullshit story. Holy Shit!
(George Carlin)
Es gibt allerhand Beispiele von Tieropferungen im Rahmen besinnungslos religiösen Kladderadatschs, dieser trüben Traditions- und Kulturgut-Soße, der man auch im Jahr 2014 immer noch nicht den Stöpsel aus der Badewanne ziehen kann. Das islamische Opferfest, in dem vor allem Paarhufer - Schweine haben wenigstens in dieser Hinsicht mal ausnahmsweise Glück gehabt - geschlachtet und rituell geschächtet werden, wahrscheinlich für gute Verdauung, saubere Unterhosen und einen straff nach oben gerichteten Penis oder was weiß ich, das Judentum darf für seine fünf in der Tora erwähnten Opferarten Olah, Mincha, Sebach, Chattat und Ascham unter anderem Rinder, Schafe und Widder vollständig verbrennen oder wie im Chattat einer Ziege (!) die Sünden des Menschen per Handauflegen (!!) übertragen, das Tier anschließend schlachten und sein Blut auf den Altar und dem Vorhang im Tempel verspritzen. In dem obszönen Märchenonkelbuch "Die Bibel", der ein oder andere hat vielleicht schon mal davon gehört, ein kräftig lasziver Schmöker voller Gewalt, Inzucht und Bananendildo-Userbewertungen, wimmelt es natürlich auch nur so von gottloser Unterbelichtung: "Die Tiere, die für Opfer verwendet wurden, waren immer Haustiere. Sie mussten fehlerlos, einjährig und männlich sein." - andernfalls wäre der als Hochstapler verurteilte Jesu S. (32, wohnhaft in Gütersloh, dritte Kloake rechts, Hotel "Die Wicherts", vier Mal klopfen) nicht wieder auferstanden oder hätte aus Wasser keinen Wein, sondern ein schönes Grützwurstrisotto mit gelbem Schmackes gezaubert.
Wer noch alle Klöppel in der Glocke hat, greift sich angesichts dieses rituellen Boheis mindestens mal schön an den Kopf und wundert sich, was Jahrtausende kompletter Vollverstrahlung mit dem menschlichen Gehirn und der Seele so alles anstellen können. Wir haben es tatsächlich ziemlich anerkennenswert sehr weit gebracht, beziehungsweise mal gerade vom Esstisch zum donnernden Klingonenfurz auf der Keramik, und es ist geradezu bedauerlich zu beobachten, dass sich vor allem der vermeintlich ideologiefreie und progressive Teil der Bevölkerung hierzulande in Sachen religiöser Hirnverknotung noch immer, und in den letzten Jahren dank Papst und Gauck erschütternderweise sogar immer mehr, mit der Bullenlederpeitsche vor den Altar und in den Beichtstuhl treiben lässt - meinetwegen gerne im übertragenen Sinne, aber wie viele dieser Rituale immer noch so wunderbar kräftig am Leben sind und mit aller Macht an selbigem erhalten bleiben müssen, ist einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft unwürdig.
Nun zeigt ja der deutsche Kleinmümmelmannbürger gerne mal mit dem Finger auf die anderen, in erster Linie und gerade in diesen Tagen mit stetig wachsender Begeisterung auf die, die im westlichen und nicht offiziellen Kastensystem weit unter ihm selbst stehen, denn der über den ganz großen Kamm geschorene Deutsche tritt traditionell gerne nach unten und spreizt im Gegenzug für "die da oben" die Arschbacken weit auseinander; was zu verstehen ist, denn die Angst ist ein Meister aus Deutschland, und das gilt für mehr als nur eine Ebene. Auf meiner Ebene hier unten zeige ich heute mit allen elf Fingern auf Nepal und das dort Ende November stattfindende Gadhimai Tieropferfest. Obwohl das Opfern von Tieren im Hinduismus keine Regel ist, gibt es Mitglieder von einzelnen Stämmen und Clans, die einen Kübel Traditionsschlamm im Brägen herumtragen. Seit 260 Jahren werden alle fünf Jahre bis zu, Achtung festhalten: 500.000 Tiere über den Lauf eines Monats rituell geopfert, lässt man den rhetorischen Weichzeichner weg: massakriert und abgeschlachtet. Die blutgeilen, besoffenen und derangierten Sackgesichter stehen inmitten von Tausenden, teils über Tage zum Tempel getriebenen Tieren mit stumpfen Messern und köpfen Wasserbüffel, Ziegen, Hühner, Tauben, Enten und Ratten; als besonderes Spezialfeature darf man sogar seine eigenen Tiere mitbringen und vor Ort meucheln, damit ihnen die Gadhima, die "Goddess of Power" wohlgesonnen sein wird. Die Times Of India schrieb beim letzten Festival der Liebe:
The name on everyone's lips on Tuesday, when the slaughter of buffaloes started, was that of Raman Thakur, a farmer from Sitamarhi in Bihar who sacrificed 105 buffaloes to show his gratitude. The goddess, Thakur said, had answered the prayer he had made five years ago by granting him a son.
Für den Rest zitiere ich den Text der deutschen Tierrechtsgruppe Animal Equality:
Es sind Bilder, wie wir sie uns kaum vorstellen können: Hunderttausende Tiere werden auf einem Feld zusammen getrieben und von hunderten Menschen niedergemetzelt. Alle diese Tiere sterben einen langsamen, qualvollen Tod, da die Menschen, die sie töten, sehr unerfahren sind und zumeist stumpfe Messer verwenden. Zwischen toten und sterbenden Tieren stehen verstört die Tiere, die noch am Leben sind. Sie müssen zusehen, wie ihre Artgenossen vor ihren Augen sterben müssen.(...)
Mehr als 500.000 unschuldige Tiere sollen im November 2014 beim weltgrößten Opferfest in Nepal sterben. Das Gadhimai Tieropferfest folgt einer hinduistischen Tradition, die seit ungefähr 260 Jahren in Bariyapur, im Süden Nepals, praktiziert wird. Bei diesem Fest werden alle fünf Jahre über die Dauer von einem Monat hunderttausende Tiere der Göttin Gadhimai geopfert. Wasserbüffel, Ziegen, Lämmer und Tauben sind als Opfer vorgesehen - tatsächlich aber befinden sich alle Tiere in der Umgebung des Veranstaltungsortes in Gefahr niedergemetzelt zu werden.
Viele der Tiere werden in indischen Dörfern gekauft und über lange Entfernungen zum Gadhimai-Tempel getrieben. Die Besucher, bei denen circa 70% aus dem Nachbarland Indien kommen, können die von ihnen mitgebrachten Tiere auf jede beliebige Art und Weise auf dem Schlachtplatz töten. Die Tiere müssen dabei eine Tortur von bis zu zwei Stunden durchleiden, da sie mit stumpfen Messern und von unerfahrenen Personen getötet werden. Die Menschen, die an dem Tieropferfest teilnehmen, konsumieren oft große Mengen Alkohol, so dass sie betrunken sind, wenn sie die Tiere töten. Häufig sind kleine Kinder bei den Opferungen anwesend.
http://www.animalequality.de/neuigkeiten/gadhimai
Petition unterzeichnen:
http://massaker-beenden.org/
Bilder und Videos erspare ich Euch wenigstens auf meiner Seite, sonst kommt uns allen das kalte Kotzen.
"There will be Zero Tolerance."(Chuck Schuldiner)
05.10.2014
Von der Freiheit...
Oder: wie sich der mündige, aufgeklärte Konsument, der einen fleischfreien Kantinentag als Einschränkung seiner Freiheit bewertet, ganz mündig und aufgeklärt: verarschen lässt.
Full disclosure: The speaker in this video is actually an actress named Kate Miles, but the facts about produce and its marketing are 100% real. The audience is also real, and thus the looks of disgust are totally real too.
Original video by Catsnake Film.
Mehr gibt's hier.
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