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19.01.2025

Best Of 2024 ° Platz 11: Slomosa - Tundra Rock




SLOMOSA - TUNDRA ROCK


"Irgendwann wird es die Kraft der Polemik gar nicht mehr geben. Nur noch Worthülsen, die im Brackwasser der Beliebigkeit untergegangen sind!“ (Georg Schramm)


Dass mir am Ende des Jahres 2024 tatsächlich nochmal eine Stonerrockband derart die Beine weggrätscht, ist mit Verlaub unerhört. "Tundra Rock" von diesem aus Norwegen stammenden Quartett ist eine von jenen Platten, die schon ab der ersten Sekunde eigentlich keine Chance darauf hatte, sich durchzusetzen -  und fuck me, diese Chance hat sie genutzt. 

Langsam, langsam, laaaangsaaaam - die Barrieren im Kopf müssen erstmal von einem gepanzerten Unimog plattgemacht werden, klar - wurde es aber mit jedem Durchlauf offensichtlicher: das hier ist anders als der Rest der aalglatten Schwiegermuttercombos, die seit 20 Jahren das Genre mit aufgespritzten Bollersounds und manierierter "Echte Männer heiraten ihre Bremsstreifen"-Ästhetik in die nächstbeste Senkgrube manövriert haben. Es ist vor allem echter. Dabei, und ich kann nicht genug darauf herumreiten, ist hier musikalisch praktisch alles zusammengemopst. Und natürlich alles bei Kyuss und Queens Of The Stone Age. Und jetzt kommt's: es ist mir scheißegal. Das macht alles zu viel Spaß, sorry. 

Größtes Wunder ist möglicherweise, dass die Band es irgendwie hinbekommen hat, sich nicht ständig am absoluten Intensitätslimit zu bewegen, ohne dabei den Impact, die Wucht ihrer Grooves und Riffs zu opfern. Hier ist Luft zum Vibrieren. Maximale Heaviness bei maximaler Lässigkeit. Wer sich vom instrumentalen Schlussteil von "Red Thundra" mal aus den Latschen ballern ließ, wird's vermutlich sofort verstehen. Mein heimlicher Favorit auf einer nahezu makellosen Platte ist der Abschlusstrack "Dune" mit seinen beschwörenden Backingchören, die einem tagelang in den Ohren kleben bleiben. Die sind garantiert auch irgendwo geklaut. 

Ist das am End' von Boney M?





Erschienen auf Stickman Records, 2024.

31.12.2020

Die besten Vinyl-Reissues 2020 (2): Trouble - Manic Frustration



TROUBLE - MANIC FRUSTRATION


Das war überfällig. Das niederländische Indielabel Hammerheart Records, in der Vergangenheit nicht immer mit blütenweißer Weste hinsichtlich (in)offizieller Veröffentlichungen unterwegs, hat sich mit den Doom Psychedelics Trouble geeinigt und über die vergangenen beiden Jahre einen großen Teil des umfangreichen Backkatalogs der Band neu aufgelegt. 

"Manic Frustration" (1992) gehört neben dem Vorgänger "Trouble" (1990) zum heiligen Gral der Fangemeinde: beide Alben gelten für viele Anhänger als Sternstunden der Band aus Chicago, verstaubten allerdings über viele Jahre in den Notarbüros von Rick Rubins Def American-Label und waren daher seit Ewigkeiten nicht mehr auf Vinyl erhältlich. Die übrig gebliebenen Fans der Band dürfen sich nun über eine Neuauflage freuen, die in fast jeder Hinsicht perfekt umgesetzt wurde: das Remaster drischt die eh schon sehr lebendige Musik geradewegs in einen Jungbrunnen und präsentiert den Proto-Stoner-Sound des Quartetts in einer unnachahmlichen Frische - wofür allerdings das im direkten Vergleich charmant angegraute Klangbild des Originals mit der Ästhetik der 1970er Jahre auf der lässig-groovenden Strecke blieb. Das glossy Cover mit unverändertem Artwork und der Einleger mit Texten sind ansprechend, die Pressung auf (in meinem Fall) rotem Vinyl ist absolut fehlerfrei und klingt irre gut. Im besten Sinne "irre" ist auch die Preispolitik des Labels: das schwarze Vinyl gibt's im eigenen Shop bereits für 15,90 Euro. 

Muss man haben.


 


Erschienen auf Def American Recordings/Hammerheart Records, 1992/2020.