IRON MAIDEN - THE BOOK OF SOULS
- PROLOG -
Wer meinen kleinen Blog nicht erst seit gestern beobachtet, dem wird meine mittlerweile in voller Blüte stehende Hassliebe zur britischen Heavy Metal Legende Iron Maiden durchaus geläufig sein. Liebe, weil das Flagschiff einst dafür verantwortlich war, dass der kleine Florian auf den Pfad der elektrisch verstärkten Gitarre einerseits und großer, bunter, Mutti Angst machender Monster andererseits gebracht, und also Roland Kaiser nahezu wortwörtlich eingemottet wurde - jedenfalls seine Platten. Liebe aber auch deshalb, weil mein erstes besuchtes Rockkonzert jenes von Bruce Dickinson in der Frankfurter Batchkapp war, das zweite von Iron Maiden in der Frankfurter Festhalle gespielt wurde, und weil ich den Buben über fünfundzwanzig Jahre hinweg beinahe völlig blind folgte und so gut wie alles abnickte, was sie mir zum Fraß vor die Füße warfen. Und wenn es, ganz besonders im Rückblick, ein noch so großer, bitterer Haufen "Gammelmusik mit X, das war wohl nix" - pun intended - war: ich liebte und kaufte alles.
Die Sache mit dem Hass ist schwieriger zu erklären, aber ich habe es zumindest hier und da versucht, zu erläutern. Der Versuch einer Kurzform: Iron Maiden sind nicht erst seit heute, aber es zeigt sich offensichtlicher als früher, ein millionenschweres Wirtschaftsunternehmen mit perfekter Vermarktung, dessen erstes Ziel es schon lange nicht mehr ist, besonders kreative Musik zu erfinden; eine Einlassung, die sämtliche Widersprüche beinhaltet, die aus dem Spannungsfeld zwischen prominent dargestellter Fannähe und dem "Höher, Schneller, Weiter"-Prinzip von BWL-Studenten entstehen können. Das wissen sowohl die beiden Managementköpfe Andy Taylor und Rod Smallwood, als auch Chef-Jungfrau Steve Harris, die sich längst allesamt ein ganzes Kaufhaus in der Größe einer Pazifikinsel mit goldenen Nasen drin kaufen könnten. Ich neide ihnen das nicht, denn eine Band - eine Heavy Metal Band zumal, die zu keinem Zeitpunkt ihrer Karriere und somit anders als beispielsweise Metallica mit "Nothing Else Matters" oder AC/DC mit "You Shook Me All Night Long" ein millionenfaches Mainstreampublikum erreichte - über einen Zeitraum von über 35 Jahren nicht nur an die Spitze zu führen, sondern sie auch noch dort noch für die nächsten geschätzten 3,4 Millionen Generationen einzubetonieren, und dabei über die gesamte Karriere hinweg als glaubwürdig zu gelten, ist eine wirklich unfassbare Leistung. Das ist ihr Lebenswerk, und ich muss davor alle verfügbaren Hüte ziehen.
All das führt auf der anderen Seite auch dazu, dass man erstens sein Publikum ganz genau kennt (und kennen muss), und zweitens weiß, dass man sich auf dem Niveau, auf dem sich Maiden allerspätestens seit der Reunion mit Sänger Bruce Dickinson und Gitarrist Adrian Smith im Jahr 1999 bewegen, künstlerisch keine Beine mehr ausreißen muss, um die Stadion- und Arenashows auszuverkaufen, die in Zeiten von Download- und Streamingangeboten sowieso bedeutend lukrativer sind als Plattenverkäufe.
Beide beschriebenen Pole sind aus meiner Sicht notwendig, um sich dem kürzlich erschienenen neuen Album "The Book of Souls" zu nähern, denn die Konsequenz ist offensichtlich: ich schaue Maiden ganz besonders gerne über die kreative, kommerzielle und strategische Schulter und kann für beide Extreme gleichermaßen leidenschaftlich werden.
- DAS OBJEKT -
Mit "The Book Of Souls" hat die Band erstmals in ihrer Karriere ein Doppelalbum veröffentlicht. Aufgenommen im Sommer/Herbst 2014 in Paris unter der Regie von Kevin Shirley, bietet das Opus überdenkenswerte 92 Minuten neuer Musik, die ebenfalls erstmals fast vollständig im Studio geschrieben wurde. Schenkt man den Worten von Gitarrist Dave Murray Glauben, war der kreative Songwritingprozess gar so ergiebig, dass die Truppe die Sessions willentlich abbrach, weil sie ansonsten zuviel Material geschrieben hätte - und das geht bei Iron Maiden nun wirklich nicht, denn die Stechuhr hat gerufen, und die B-Seiten der Singleauskopplungen werden gefälligst mit überflüssigen und unausgegorenen Demoversionen vollgenagelt, die man in irgendeiner Rumpelkammer seit Jahren am Rumgammeln hat. Wäre ja sonst alles noch schöner.
Es gibt noch mehr Außergewöhnliches zu erzählen. Auf "The Book Of Souls" finden sich insgesamt elf neue Songs, von denen ganze vier ohne Beteiligung des Bandleaders und Bassisten Steve Harris entstanden, ein angesichts Harris' Charakter als sturer Controlfreak beinahe revolutionärer Wert: das letzte Mal, als es eine ähnliche Anzahl von "No Steve"-Songs auf ein Maiden-Album schaffte, schrieben wir das Jahr 1992 und die Platte hieß "Fear Of The Dark". Damals waren es gar fünf Kompositionen, die sich die übrigen drei Songwriter Murray, Gers und Dickinson auf die Fahne kritzeln durften und was dabei herauskam, wissen wir heute: ein orientierungsloses, zerfahrenes Werk, das streng genommen nur wegen des alles überstrahlenden Titelsongs eine Daseinsberechtigung hat; Text und Musik übrigens Steve Harris, bitte, danke.
Diesen Fehler sollte Harris bis in das Jahr 2015 nicht mehr zulassen. Auf den nächsten sechs Studioalben, vom 1995er "The X-Factor" bis zu "The Final Frontier" aus dem Jahr 2010 ließ der Bassist insgesamt nur drei Tracks durch die Qualitätskontrolle wurschteln, die ohne seine Beteiligung komponiert wurden: "Man On The Edge" von "The X-Factor", "Como Esta Amigos?" von "Virtual XI" und die Nicko McBrain Premierenidee "New Frontier" auf "Dance Of Death". In einem aktuellen Interview zu "The Book Of Souls" im britischen Metal Hammer sprach Harris davon, zwei ihm sehr nahe stehende Menschen verloren zu haben, was die Aufnahmen zu "den schwersten seiner Karriere" machten. Was nebenbei eine Erkenntnis ist, die der GRÖBAZ bereits nach den Aufnahmen zu "The X-Factor" in jedes Journalistenmikrofon trompetete, weil er im Scheidungsprozess mit seiner damaligen Ehefrau steckte.
Auch in Sachen Songwriting und - im weitesten Sinne - Sound gibt es die ein oder andere Überraschung, die so nicht zu erwarten war: der Opener "If Eternity Should Fail", von Bruce Dickinson im Alleingang und ursprünglich für eines seiner Soloalben geschrieben, brachte das Sextett zum ersten Mal dazu, die Gitarren mittels des "Dropped-D"-Tunings herunter zu stimmen - unter großen Schmerzen und Bedenken zwar, aber immerhin. Wer auch nur ahnt, wie groß die Angst der Band mittlerweile ist, ihre Anhänger Schrägstrich Kontostände mit derlei Experimenten zu verunsichern, und seien sie noch so schreiend banal, wie beispielsweise eine verfluchte Gitarrensaite einen Ton nach unten zu stimmen, kann ermessen, welche Kämpfe ausgefochten werden mussten. Zweiter großer Hinhörer: der über 18-minütige Schlusspunkt "Empire Of The Clouds", von Dickinson ebenfalls im Alleingang über mehrere Jahre ausgebrütet und nun für "The Book Of Souls" zum Leben erweckt, ist nicht nur der längste Maiden-Song aller Zeiten, sondern auch der erste, der ein Klavier präsentiert. Dazu aber später mehr.
Auch für Dickinson selbst waren die Aufnahmen bemerkenswert: kurz nach Abschluss der Sessions wurde bei ihm ein bösartiger Tumor in der Größe eines Golfballs an der Wurzel seiner Zunge festgestellt, zusätzlich hatte auch ein Lymphknoten etwas abbekommen. Als er im Mai 2015 von seinen Ärzten grünes Licht bekam, hatte der 57-jährige Sänger eine mehrmonatige Chemotherapie- und Bestrahlungstortur hinter sich, von welchen er sich aktuell erholt - und gemessen an den bislang gesehenen Videointerviews hat es die Air Raid Siren auch bitter nötig. Das heißt aber auch: Dickinson hatte während der "The Book Of Souls"-Aufnahmen einen Golfball im Hals, mit dem er sang. Das kann man diskussionswürdig finden.
Tatsächlich produziert seine Stimme die erste wirkliche Auffälligkeit dieses Albums, eine, die man sich fast nicht auszusprechen traut: der Mann wird alt, und dies ist die erste Platte, auf der man es deutlich hört. Sein gesamtes Timbre klingt rauher, dunkler und gerade in höheren Lagen auch signifikant schwerfälliger. Das ist nicht tragisch, weil er immer noch fast jeden anderen Sängerdarsteller an die Wand singt; außerdem schwärmte die Band in diesem Zusammenhang auch von der Motivation und dem Antrieb Dickinsons, der im Studio darauf bestand, keine Tricks anzuwenden - weder elektronische, noch analoge. So erzählte Gitarrist Adrian Smith, Dickinson habe es vehement abgelehnt, die Songs in eine andere Tonart zu transponieren, um seiner Stimme damit entgegenzukommen. Nur bei den letzten Strophen seiner erwähnten Mammutkomposition "Empire Of The Clouds" stößt Dickinson hörbar an seine Grenzen.
- DAS SUBJEKT -
Dass neue Platten großer und seit vielen Jahren existierender, erfolgreicher Bands auf ewig mit ihren klassischen Frühwerken verglichen werden, ist Gesetz. Das ist selten sinnvoll, gerecht ist es hingegen fast nie. Die songschreiberische Lebensrealität von einem 20jährigen, dem die Welt frisch zu Füßen liegt, ist eine andere als jene eines knapp 60jährigen, der schon vor 25 Jahren sämtliche Instrumente und Ambitionen an den Nagel hätte hängen können, um sich auf einer einsamen Insel dem Geschlechtsverkehr mit einem Kürbisfeld zu widmen. Auch Maiden gingen durch die ein oder andere Transformation in den letzten 35 Jahren, und wenn sich die Betonköpfe auch bis zum Sankt Nimmerleinstag "Alles wie immer!" schreiend im Kreis drehen wollen, so liegen sie damit immer noch falsch. Manche Justierung des Maiden-Sounds war subtil, manch andere überdeutlich - aber es gab sie.
Seit dem 2000er Reunionalbum "Brave New World" sind wir eher im Subtilen angekommen: die Band scheint ihren Sound nach den drei bis vier großen Zäsuren ihrer Karriere, die fast immer mit signifikanten Lineup-Wechseln einhergingen, endgültig gefunden zu haben: Die Besetzung bleibt seitdem stabil, hinter dem Mischpult scheint es ebenfalls keine Veränderungen mehr zu geben und die kaum zu bändigende kreative Kraft, die Alben wie "Powerslave" oder "Somewhere In Time" möglich machte, ist mittlerweile auch erloschen. Variationen an dieser Post-"Brave New World"-Ausrichtung sind mittlerweile die absolute Ausnahme. Stattdessen hat man es sich in einer netten und außerdem gut bezahlten Sitzecke bequem gemacht, die einen kompositorisch progressiven Ansatz aus teils überlangen Songs und ausladenden Instrumentalpassagen mit einem straightem Rock- und Metal-Gemisch verbindet, der vor allem im klanglichen Bereich und der grundlegenden Ausrichtung einer Produktion von Kevin Shirley auffällig im Seventies Rock verwurzelt ist.
In dieser Hinsicht sind die nun fünf Post-Reunionalben durchaus miteinander zu vergleichen, qualitativ hingegen hat die Band mal bessere, mal schlechtere Momente: einem guten Album wie "Brave New World", auf dem allerdings nach 15 Jahren auch nicht mehr alles so richtig irre hell glänzt, folgte ein fast durchgängig Desinteressiertes und erschreckend Kleinkariertes wie "Dance Of Death". Auf "A Matter Of Life And Death", das den Sechser im kreativen Hoch und in voller Kraft zeigte, folgte mit "The Final Frontier" immerhin die erste Maidenveröffentlichung in 25 Jahren, die ich nicht mal in Erwägung zog, zu kaufen. Gäbe es nicht das bodenlose "Virtual XI", hätte diese furchtbare Platte zweifellos erstklassigen Anspruch auf die rote Laterne in ihrer Diskografie.
Es ist selbst für einen wie mich, der Iron Maiden praktisch in- und auswendig kennt und angesichts dessen auch wirklich nicht mehr viel erwartet, eine dicke Überraschung, dass "The Book Of Souls" die erwähnte Berg- und Talfahrt konsequent fortsetzt - dieses Mal eben wieder in die richtige Richtung und das zumindest für die ersten 60 Minuten. Die erste Albumseite ist trotz der beinahe gewohnten Unzulänglichkeiten wie dem grotesken Intro/Outro-Quatsch mit teils erschütternd unbeholfenen Breaks, der vor allem im Schlagzeugbereich nicht wirklich sattelfest klingenden Produktion, das minutenlange und wenig gekonnte Auswalzen einer halben Handvoll Ideen, die nie dagewesene Zitatesammlung von "Rime Of The Ancient Mariner" über "Moonchild" und "Losfer Words" bis hin zu "The Clansman" und "Man On The Edge", den etwas peinlichen "Ohohohoooo"-Chören, den bereits 1988 veraltet kligenden, aber immer noch stur eingesetzten Keyboardsounds und den deutlich hörbaren Timingschwankungen Nicko McBrains, die besten knapp 50 Minuten Musik dieser Band seit - Achtung, festhalten: "Seventh Son Of A Seventh Son". Wohlwissend, dass ich mir dann diesen Tweet, rausgehauen immerhin fünf Tage vor Albumveröffentlichung, schön ans Knie nageln kann:
Seit 25 Jahren wird jedes neue Maiden Album mit "OMFG! DAS BESTE SEIT 7th SON!" angekündigt - und immer steht man damit knietief im Nichts.
— Flo (@3_40qm) 30. August 2015
Andererseits bin ich der erste, der die eigenen Fehler mit Freude zugibt. Ich drehe diese sechs Songs seit knapp drei Wochen durch den Florian'schen Ohrenwolf, raufe mir über so manche Stelle auch wirklich immer noch die Haare (ganz besonders erschreckend: das hilflos zusammengestümperte Break in "The Great Unknown" vor dem ruhigen Outro bringt mich jedes Mal zur Ra-ser-ei!), kann mich andererseits aber auch nicht dagegen wehren, diese Songs immer und immer wieder hören zu wollen. Selbst die vorab veröffentlichte und nicht gerade Begeisterungsstürme verursachende Single "Speed Of Light" ist im Albumkontext eine frische, topmotiviert klingende und satte Hau-Den-Lukas-Hymne, ohne die Tradition harmloser Tralala-Singles wie "Wildest Dreams", "Rainmaker" oder "Different World" fortzuführen. Auch sonst: Unwiderstehliche Gitarrenduelle, ergreifende Melodien, eine hellwach klingende Band, bisweilen überraschend komplexe Strukturen in insgesamt großartig komponierten Songs.
Die zweite Seite fällt dagegen etwas ab. "Death Or Glory" und "Shadows Of The Valley" sind noch gute Rocker, die Probleme beginnen bei "Tears Of A Clown", ein fürchterlich getexteter Vorstoß in seichte Gewässer der "Wasting Love"-Liga, dem nicht sorgfältig auskomponierten Beitrag von Dave Murray "The Man Of Sorrows" und Dickinsons "Empire Of The Clouds", das in Gänze das Problem mit den Iron Maiden des 21.Jahrhunderts demonstriert. In Sachen Ideengebung und Song- und Soundästhetik, also das, was eine Produktion in meinen Ohren wirklich ausmacht, das exakte Zuschneiden von Klang und Atmosphäre, das wirkliche Erkennen der Richtung eines Songs - da versagen Shirley und/oder die Band in den letzten Jahren. Die zweifellos zu erkennende Dramaturgie von "Empire Of The Souls" wird zu keinem Zeitpunkt der 18 Minuten eingefangen: die Keyboards und Streicher klingen dünn und unausgereift, als Piano verwendete man tatsächlich nur ein MIDI-Keyboard, das auch genau so klingt, wie ihr es euch jetzt vorstellt und die Gitarren wirken gerade dann, wenn man aufgrund des Storytellings hofft, dass es jetzt endlich mal ordentlich losbatscht, wie ein Schatten ihrer selbst. Das ist nicht kreativ, nicht detailliert, nicht konsequent, sondern eher auf halbem Wege stehen geblieben und - dare I say it: lieblos. Es ist kein Wunder, dass einige Fans eine Nähe zum Billo-Pompös-Quatsch der 90er Jahre-Alben von Savatage erkennen, denn auch deren Produzent Paul O'Neill, der es mittlerweile durch die Kitschbombe des Trans-Siberian Orchestras zum mehrfachen Millionär gebracht hat, hat schon mal was von Effektivität und Effizienz gehört: minimaler Aufwand bei maximalem Ertrag. Oder umgekehrt, wie es eben beliebt.
- EPILOG -
Maiden fahren seit Jahren nur mit halber kreativer Kraft, was insbesondere deshalb schreiend schade ist, weil die Ideen noch in ihnen toben. Kein Faulpelz dieser Welt würde sich einen 18-Minuten-Klumpen ausdenken, kein Sesselpupser ein durchdachtes Arrangement wie im atemberaubenden Titelsong - und welche Band, die ihre Zeit wirklich lieber mit Golfspielen und Angeln verbringt, weil sie eben keine Musik mehr machen muss, um ein finanziell sorgenfreies Leben zu führen, schreibt im Jahr 2015 noch ein 92-minütiges Doppelabum? Ein über weite Strecken auch noch ziemlich fantastisches dazu?
Die Umsetzung ist indes eine ganz andere Diskussion, und da hat Shirley wohl ebenfalls der Karriere und dem Alter der Truppe angemessen keine Autorität wie sie ein Martin Birch in den achtziger Jahren hatte. Ein Martin Birch, der ganz besonders Bruce Dickinson über Tage in der Gesangskabine einsperrte, bis dieser vor Wut regelrecht glühte und den letzten finalen Take mit solcher Verve und Präzision einsang, dass Birch letztlich doch zufrieden nickte. Ein Martin Birch, der an dem Sound von Alben wie "Powerslave" und "Somewhere In Time" akribisch herumtüftelte, der mit der Band zusammen die Vision und die zu erzählende Geschichte zusammenpuzzelte. Die Zeiten sind längst vorbei. Heute trifft man sich für acht Wochen in Paris, winkt McBrain'sche Stockfehler genauso durch wie das weitgehend uninspirierte Solospiel von Dave Murray, und häkelt DEN Longtrack der Band eben so flott zusammen, dass die nächste Studiowoche nicht mehr gebucht werden muss und man wieder zu Weinkeller, Golfplatz und Flugzeughangar zurückkehren kann. Nicht, dass ich es nicht verstehen könnte - und Hawaii soll ja auch total schöne Ecken haben.
Bei aller echter und aufrichtiger Begeisterung über die ersten 60 Minuten von "The Book Of Souls" und bei aller Akzeptanz, dass man es nach 40 nimmermüden Jahren im Musikbusiness auch mal ein bisschen ruhiger angehen kann - mich ärgert das.
Weil ich die Band, und sei es auch nur ganz ein bisschen und möglicherweise vielleicht, dann doch immer noch zu sehr liebe.
Erschienen auf Parlophone/Warner Music, 2015.