13.09.2015

Tout Nouveau Tout Beau (15)

+++ Noch mehr Schwanzrockalben eingetroffen +++ Situation außer Kontrolle +++ Angehörige eingeschaltet +++ "Ich möchte ein Kind von Dee Snider!" +++ Familienhund reicht Antrag auf Schutzhaft ein +++ Kalender auf September 1987 zurückgestellt +++ Freunde ratlos +++




TWISTED SISTER - LOVE IS FOR SUCKERS


Ich konnte nie etwas mit Twisted Sister anfangen. Die Einschätzung basierte auf einer Best Of-CD, die ich mir Mitte der neunziger Jahre für kleines Geld zulegte, um mich in ihrem Oevre mal salopp zu orientieren. Dort fehlten allerdings Songs dieses letzten offiziellen Twisted Sister Albums. In erster Linie, weil "Love Is For Suckers" ein veritabler Flop und die Band zum Zeitpunkt der Aufnahme heillos zerstritten war - weshalb das Album ursprünglich als Dee Snider Soloalbum geplant wurde und nur auf Druck der Plattenfirma unter dem Twisted Sister Namen erschien. Wie so oft: die wenig beachteten Alben sind die besten. Auf "Love Is For Suckers" lassen sich großartige, vor allem toll gesungene Hardrockhymnen finden, die mir viel besser gefallen als alles, was ich zuvor von der Band kannte. Wegen der Produktion von Beau Hill ist das Album zwar poliert bis zum Erdkern, aber selbst Dee Snider ist mittlerweile der Meinung, es beherberge "great, great stuff." - eine zutreffende Einschätzung. 

Überaus empfehlenswert sind außerdem die beiden Platten von Widowmaker, Sniders Post-Twisted Sister-Spielplatz: "Blood And Bullets" (1992) und "Stand By For Pain" (1994), stilistisch irgendwo zwischen pompös-klassischem Hardrock und Alternative-Herrlichkeit. Beide Scheiben sind physisch leider nur als CD erhältlich.

Erschienen auf Atlantic, 1987.






L.A. GUNS - HOLLYWOOD VAMPIRES


Fast auf den Tag zwei Monate vor Nirvanas "Nevermind" erschien mit "Hollywood Vampires" das dritte Album der L.A. Guns - eine Platte, die ich seit 24 Jahren kenne und die trotzdem noch in der Sammlung fehlte. Jetzt nicht mehr. "Hollywood Vampires" ist in erster Linie eine mit überraschender Tiefe, entspannter leicht & locker-Aura, vielen Gitarren-Layern, Keyboards und Bläsern grandios produzierte Platte, die hörbar wenig Wert auf Härte und Pose, sondern auf basisches, naturgeiles Songwriting legt. Praktisch jeder Song hat einen überlebensgroßen Refrain zusammengehäkelt bekommen, der Einstieg mit "Over The Edge" ist ungewöhnlich melancholisch und dadurch beeindruckend zugleich, und die Stimme von Sänger Phil Lewis ist sicher nicht beste der Welt, aber erholsam down-to-earth und überraschend klischeefrei. Einziger Makel: zehn Minuten weniger Musik hätten der Platte wirklich nicht geschadet. 

Den Rest übernahm dann der Grunge - aber wie schon bei Little Caesar gilt auch hier: die L.A. Guns existieren noch, sogar beinahe in Originalbesetzung und spielen regelmäßig Konzerte. 

Erschienen auf Polydor, 1991. 





BULLET BOYS - BULLET BOYS


Die Bullet Boys gehören zu der übergroßen Abteilung Bands, die nur für einen überschaubaren Zeitraum Ende der 80er Jahre kurzfristigen Erfolg hatten und danach kein Bein mehr auf den Boden bekamen. Ihr Debut "Bullet Boys" erschien im Herbst 1988 und wurde in Amerika für über 500.000 Einheiten bereits ein Jahr später vergoldet, doch schon mit dem 1991 und bereits im sich ankündigenden Donnergrollen des Grunge veröffentlichten Nachfolger "Freakshow" passierte fast gar nichts mehr. Auch die Bullet Boys spielen bis heute in natürlich veränderter Besetzung regelmäßg Tourneen und Konzerte in den USA. Einzig verbliebenes Gründungsmitglied ist Sänger Marq Torien, ein sehr umstrittener Charakter, und das nicht erst seit gestern: in der Dokumentation "Metal Evolution" sieht man die Band in einem Werbeteaser umheralbern, und ich glaube alleine anhand dieser 30 Sekunden sagen zu können, dass das alles nicht nur große Arschlöcher waren, es waren auch zugekokste große Arschlöcher. Wird der ganze Quatsch ausgeblendet, ist ihr Debut trotzdem eine lohnenswerte Investition, wenn eine Affinität zum typischen Ami-Schwanzrock der Jahre 1986 bis 1990 besteht. Wenig originell, die Songs am Reißbrett entworfen und überaus poppig produziert - aber eben auch sehr unterhaltsam mit großen Refrains und Melodien und ordentlichem Drive. Torien gibt dabei den "Geht's auch eine Nummer kleiner?"-David Lee Roth, und "Smooth Up In Ya!" einer der besten Songs der Hair und Glam Metal Bewegung. 

Erschienen auf Warner, 1988.



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