14.07.2014

Deep Diggin'



ELMO HOPE ENSEMBLE - SOUNDS FROM RIKERS ISLAND

Wenn einer, der mit Stars wie John Coltrane, Sonny Rollins und Jackie McLean und vielen anderen mehr Platten aufgenommen und bei Labels wie Blue Note und Prestige und Riverside die Aufnahmen unter seiner Führung veröffentlicht hat, dabei aber bis heute derart unter jedem Jazzradar hindurchfliegt, dann bin ich sofort elektrisiert. Der US-Amerikaner Elmo Hope ist ein solcher Fall, den die Jazz-Fans einfach immer übersehen hatten: seine außergewöhnliche Spieltechnik, bluesbeeinflusst und subtil nuanciert, feingliedrig und unvorhersehbar, mag wohl ein Grund dafür gewesen sein.

Seine anhaltenden Probleme mit Heroin, die zu einem Entzug der Spiellizenz in New York und einem folgerichtigen Umzug nach Los Angeles führten, überschatteten immer wieder sein Talent - und seinen Erfolg. In den Liner Notes zu dieser Platte, auf der übrigens ausschließlich ehemalige Insassen des berüchtigten Gefängnisses auf Rikers Island spielen (Lawrence Jackson, Trompete; Freddie Douglas, Saxofon; John Gilmore, Tenorsax; Ronnie Boykins, Bass - übrigens hier schon mal erwähnt -  und Philly Joe Jones, Drums, dazu spendieren Earl Coleman und Marcelle Daniels ihre Stimmen bei einigen Stücken), zitiert Nat Hentoff den Pianisten zu seiner Situation und seiner Sucht:
“All that time I was off (drugs) I worked hard. Everybody can tell you I worked hard. But jobs were hard to get and harder to keep. Some of the guys I worked for even seemed disappointed that I didn’t goof. Yet I stayed straight. But there were so many disappointments and so much scuffling and personal problems besides. So I got my problem again. I’m going to try to kick again. It might be too late. I might have to pay more dues. But I know I can’t get back to where I ought to be if I don’t stop entirely. Some guys wear the stuff well. At least, they can function while they’re on. Me, the minute I take the first taste, my troubles start. And with all the other tensions going on, I know I’m going to fall apart if I don’t get off. Music is the most important thing in life to me. And yet I’ve been goofing that life away for nothing.

“These days I’m out on the street with no crib. And there’s a new breed using now. I sit in one of those basement apartments and I see guys around me who don’t even have a dream, man. They’re real bitter people. I don’t want to get like that. But where do I go? I need some analysis. I need something to help me straighten out. But with what money? And if I stay with the habit, sooner or later I’ll get busted. And then, I could get put away for a long time. Now what sense does that make? Putting a man away when, if you tried to help him, he could still create. He could still be a credit to himself and everyone else. The only crime I commit, man, is reaching for the bag. And when I want to stop that, where do I turn? And you can see, even with all this pressure, I’ve got something going. I’ve got my own thing musically.”

Elmo Hope starb im Mai 1967 im Alter von nur 43 Jahren an Herzversagen. "Hope From Rikers Island" ist auf 180g schweren Vinyl wiederveröffentlicht worden und eine Art Blaupause für spirituellen Soul-Hardbop-Jazz, was stilistisch umso bemerkenswerter ist, wenn man weiß, dass diese Aufnahmen aus dem Jahr 1963 stammen und sich der Souljazz erst Ende der 60er Jahre etablieren konnte.

Erschienen auf Audio Fidelity, 1963.
Re-Issue erschienen auf Chiaroscuro, 2014.

11.07.2014

Die Reise zum Mittelpunkt



THIEVERY CORPORATION - SAUDADE

Bei jedem neuen Album der Thievery Corporation gibt's Gemecker: es sei immer wieder der selbe alte Soundkleister und außerdem brauche niemand eine neue Thievery-Platte, wenn er die alten, richtig coolen Scheiben im Schrank stehen hat. Bei den letzten drei Werken "The Cosmic Game", "Radio Retaliation" und "Culture Of Fear" musste mancher sogar noch darauf hinweisen, dass die politische Ausrichtung in Text und Bild ja überhaupt nicht zu der "megaentspannten Kuschelmusik" (Bild der Frau) passe, und dass man sowas ja gar nicht hören will, wenn man sich gerade ein Fass Cuba Libre von innen anschaut. Muss super sein, wenn man im Oberstübchen soviel kühlenden Magerquark hat.

Im Grunde kann man sich angesichts des neunten Studioalbums von Rob Garza und Eric Hilton von all dem verabschieden: "Saudade" ist, zumindest auf den ersten Blick, frei von Politik, und etwas Neues gibt's auch. Also, was neues Altes, aber immerhin. Und weil das alte Neue (sic!) die Komfortzone verlässt, wird jetzt in den Kommentarspalten des Internets der Ruf nach dem "guten, alten Thievery-Sound" laut - was doppelt paradox ist: "Saudade" geht mit seiner hundertprozentigen Fixierung auf den Bossa Nova exakt zu den Wurzeln des Duos zurück. Das ist der "gute, alte Thievery-Sound". Gleichzeitig verzichtet man fast vollständig auf all zu elektronische Dub- und Downbeat-Elemente der Vorgänger und betritt insgesamt durchaus neues Terrain. Was "Saudade" außerdem bietet: wundervolle Stimmen! Melancholie! Euphorie! Schwermütiges Seufzen! Es ist die Lust am Leben im Ascheregen. Und damit ist es streng genommen ja durchaus schwer politisch, gesellschaftspolitisch sowieso. Ein introspektiver Blick auf die Existenz und deren Vergänglichkeit in diesen chaotischen Zeiten. Philosphisch, tiefgründig, nachdenklich.

Ich twitterte beim ersten Anhören des neunten Studioalbums im April, dass man "Saudade" am besten nachts und bei 30°C am Strand Deiner Wahl hören sollte. Damit's noch eine Spur schöner wird, lege ich nach intensiverer Auseinandersetzung in den letzten Wochen noch ein Päckchen Antidepressiva mit in den Sand.

Erschienen auf ESL Music, 2014.

08.07.2014

You like Foie Gras? Then fuck you!

Klick auf das Bild für eine größere Ansicht




Warnung: schau' Dir das Video nicht an, wenn Du abscheuliche Gewalt gegen Tiere nicht sehen willst (und sowohl Dein Blutdruck als auch Dein Mageninhalt da bleiben sollen, wo sie gerade sind).





Selbst in einer Umgebung, die nicht gerade arm an abseitiger und perverser und widerwärtiger Scheiße ist, ist die "Herstellung" von Foie Gras wohl die abseitigste und perverseste und widerwärtigste Scheiße ever.

Und wenn Du das Zeug kaufst oder frisst, dann bist Du ein Riesenarschloch. 

Case closed. 



06.07.2014

Italian Fuzz




SANDRO BRUGNOLINI - UNDERGROUND

Keine Ahnung, was in den siebziger Jahren bei den sonntäglichen Gottesdiensten in Rom so alles in die Hostie eingebacken wurde, aber man darf es mir auch zuschicken, wenn's recht ist. Sandro Brugnolini, ein italienischer Komponist, Alt-Saxofonist, Jazzer und in all diesen Funktionen ganz besonders für Soundtracks zuständig, hat 1970 mit fast identischer Backing Band zwei Instrumentalplatten eingespielt, die mittlerweile beide Kultstatus besitzen: "Overground" wechselt dabei auch mal für ein bisschen Kleingeld den Besitzer und wurde einen Monat vor seinem Counterpart "Underground" veröffentlicht. Ebenjener ist nun wiederveröffentlicht worden und bietet einige Weirdo-Abfahrten in die Fliegenpilz-Zuchtanlange in Psych-Jazzhausen und Psych-Funkstadt. 

Die funkigen Bassläufe spielen Dich selbst in einer Telefonzelle schwindelig, die Gitarre von Silvano Chimenti (u.a. Zusammenarbeit mit Ennio Morricone, Gitarrist auf dem Soundtrack zu "Mein Name ist Nobody") tupft ein psychedelisches Netz aus Freejazz- und Wah-Wah-Fuzz-Sounds zusammen, darüber groovt der Beat einen Oberlippenschnauzer in jede Bikinizone. Ein dolles Ding - und der inoffizielle Anfang der progressiven, psychedelischen Musik Italiens. Und was kann bei diesen Songtiteln schon schief gehen:

Psichefreelico, Impressianico, Reiteratoico, Uauaico, Diacromeico, Africaneidico, Bacharachico, Respondico, Ciaciastico, Velocipedeico, Dimandico.





Wie ich eben gerade gesehen habe, ist "Overground" mittlerweile ebenfalls wiederveröffentlicht worden - allerdings ist selbst dieser Re-Issue mit 28 Euro unverschämt teuer.


Erschienen auf Sincro Edizioni Musicali, 1970.
Re-Issue erschienen auf Sonor Musiceditions, 2014.


04.07.2014

Dirty Schneewittchen



ESPERS - II


Erster Gedanke: Haha, Rollenspielmusik. Zweiter Gedanke: Räucherstäbchen. Dritter Gedanke: Licht aus, Hosen runter.

Abteilung "Wiederentdeckung". Espers aus Philadelphia hatten es anfangs gar nicht mal so leicht, die Schutzmauer einzureißen, die ich angesichts vermeintlicher Musik für Menschen, die in Rüschenhemden zum Lidl gehen und Totenkopfaschenbescher auf dem Wohnzimmertisch stehen haben, hektisch errichtet hatte. Und so ganz ist es ihnen auch immer noch nicht gelungen, wenn auch mittlerweile nur noch die Grundmauern stehen. Die zarten Akustikgitarrenklänge, das entrückte Stimmchen von Meg Baird, das Robin Hood-Cello, das durch die Songs schleicht, die knisternde Lagerfeuerromantik - bei allem Respekt, aber unter normalen Umständen halte ich sowas nicht lange durch.

Mit der Zeit begann allerdings das Zwiebelprinzip für die Band zu arbeiten, und die Songs begannen, ihre ganze Pracht auszubreiten. Espers arbeiten auf dem Nachfolger ihres selbstbetitelten Debuts aus dem Jahr 2005 großflächig mit dem ewigen Gezerre der Gegenspieler Licht und Schatten, die sie allerdings so fein miteinander verweben, dass sie keine Gegner mehr sind, sondern Partner. In conclusio: Es ist neblig hier. Ein bisschen esoterisch. Die teilweise bis zu neun Minuten langen Songs zeigen einen kruden Mix aus traditionellem Folk, dunklem, obskurem Siebziger-Jahre Progressive Rock und spiritueller New Age Musik. In "Cruel Storm" legt man sogar eine astreine Nick Drake Performance auf den Laser, die einem fast die Freudentränen in die Augen treibt, sofern man sich von dem allzu tief in Hippiegeschunkel verorteten Opener "Dead Queen" lösen konnte. Dies sind die Kehrseiten einer Platte, die im Grunde viel Potential hat, es manchmal sogar ausschöpft und trotzdem Assoziationen hervorruft, für die ich im Grunde Amnesty International anfunken müsste. Trotzdem gefällt mir das heute alles bedeutend besser als früher. Woran's wohl liegen mag?

Würden der mittlerweile mehrheitlich auf Schlössern und Burgen umherspringende Richie Blackmore und die bezaubernd unwirkliche Elfe Loreena McKennith eine akustische, dreistündige Version von Deep Purples "Space Truckin" auf Psychopilzen 'runterhobeln, vielleicht kämen wir dann ziemlich genau zu dem, was Espers im faszinierenden "Dead King" erbauen, in dem es in der zweiten Hälfte sogar mal laut wird. Oder im reichlich offen und nach Jam-Session klingenden Mittelteil des programmatisch betitelten "Mansfield And Cyclops", bei dem Greg Weeks die Les Paul Gassi führen und mit Feedback herumlärmen darf. Je öfter ich "Espers II" hörte, desto mehr entdeckte ich die Tiefe und Spiritualität dieser Platte. Ich werde mit zunehmendem Alter auch irgendwie komisch.

Erschienen auf V2 Records, 2006.

02.07.2014

You Were Cool



THE MOUNTAIN GOATS - YOU WERE COOL

Sie begleiten mein musikalisches Dasein jetzt schon eine ganze Weile, die Mountain Goats um Sänger, Gitarrist und Texter John Darnielle. Vor sechs Jahren ließ ich mich angesichts einer grandiosen Darbietung des Hits "No Children" sogar zu einem "Es geht kaum größer." hinreißen und der unten anhängende Auftritt beim Newport Folk Festival im Jahr 2013 bestätigt die Jubelarie.

Es ist vor allem das bislang unveröffentlichte "You Were Cool" (startet bei 7:22), das mich einerseits leise wimmernd dahinschmelzen lässt, andererseits emotional komplett aufwühlt. Darnielle sagt, der Song sei einer ganz besonderen Person gewidmet, mit der er tatsächlich damals in der High School war, und er erzählt die Geschichte von zwei Außenseitern so rührend, dass es nicht nur ihn bei jeder Performance im letzten Drittel des Songs förmlich aus dem Sakko sprengt. Ich bin regelmäßig den Freudentränen nahe.


This is a song with the same four chords
I use most of the time
When I've got something on my mind
And I don't want to squander the moment
Trying to come up with a better way
To say what I want to say

People were mean to you
But I always thought you were cool
Clicking down the concrete hallways
In your spiked heels
Back in high school

It's good to be young, but let's not kid ourselves
It's better to pass on through those years and come out the other side
With our hearts still beating
Having stared down demons
Come back breathing

People were mean to you
But I always thought you were cool
Clicking down the concrete hallways
In your spiked heels
Back in high school

You deserved better than you got
Someone's got to say it sometime because it's true
People should have told you you were awesome
Instead of taking advantage of you
I hope you love your life now
Like I love mine
I hope the painful memories only flex their power over you a little of the time
We held on to hope of better days coming
And when we did we were right
I hope the people who did you wrong
Have trouble sleeping at night

People were mean to you
But I always thought you were cool
Clicking down the concrete hallways
In your spiked heels
Back in high school


Das ist aber noch nicht alles. Es lohnt sich, nach "You Were Cool" noch dranzubleiben: ein kleines Kind aus dem Publikum wünscht sich lautstark "Cubs In Five" aus dem Album "Nine Black Poppies", und Darnielle sagt

"You magnificent young person, we do not know this one as a group."

- der 1995 geschriebene Song über die Chicago Cubs, ein US-amerikanisches Baseball-Team, das trotz chronischer Erfolglosigkeit sehr beliebt ist und auch zärtlich "Lovable Loosers" genannt wird, ist zwei Dritteln der Truppe nicht bekannt. Aber sie schaffen es trotzdem, "Cubs In Five" für dieses Kind zu spielen.

Ein großartiger Moment.

they're gonna find intelligent life up there on the moon
and the canterbury tales will shoot up to the top of the best seller list
and stay there for 27 weeks

and the chicago cubs will beat every team in the league
and the tampa bay bucs will make it the way to january
and i will love you again
i will love you, like i used to
i will love you again
i will love you, like i used to


the stars are gonna spell out the answers to tommorow's crosswords
and the phillips corporation will admit that they've made an awful mistake
and bill gates
will single handedly spearhead the heaven seventeen revival


and the chicago cubs will beat every team in the league
and the tampa bay bucs will take it all the way to the top
and i will love you again
i will love you, like i used to
and i will love you again
i will love you, like i used to



Und - wie unfassbar cool sind bitte die Aufnäher auf Darnielles Jacke? Order From Chaos! Mercyful Fate! Sarcofago! SARCOFAGO! Da geht man doch kaputt?!




30.06.2014

Falling In Love



SHEILA JORDAN - PORTRAIT OF SHEILA

Eine echte kleine Rarität, und das auf mehreren Ebenen. "Portraits Of Sheila" der US-amerikanischen Jazz-Sängerin Sheila Jordan ist eine von nur zwei Vocal Jazz-Aufnahmen, die Blue Note, das vielleicht berühmteste Jazzlabel der Welt, unter der Ägide der beiden Gründer Francis Wolff und Alfred Lion veröffentlichte (das andere stammt von Dodo Greene, heißt "My Hour of Need" und erschien im Jahr 1963 - wäre nebenbei gesagt auch mal schön, darüber zu schreiben, wäre es nicht?). Blue Note hatte bis zur Veröffentlichung von "Portrait Of Sheila" im Jahr 1962 die strikte Regel, keine Gesangsaufnahmen zu veröffentlichen. Nachdem Alfred Lion Jordan allerdings im Page Three Club in Greenwich Village live sehen und hören konnte, wurde die Regel zum ersten - und nach Dodo Greenes Album für die nächsten acht Jahre auch einzigen Mal gebrochen: 1970 hieß die Platte "Worth Waiting For..." und wurde von Joe Williams eingesungen; da war Blue Note aber schon an Liberty Records verkauft worden und Lion, der sich innerhalb der größeren Liberty-Organisation nicht zurechtfand, ab 1967 bereits in Rente. Heute sind die genannten Labels übrigens unter dem Scheißhausdach von Universal Music versammelt. Schon toll, diese globalisierte Weiterentwicklung.
"The more I heard her, the more moved I was by her extraordinairy talent." 
(Alfred Lion)

Jordan selbst, im Jahr 1928 geboren, lehnte bis zu dem Angebot seitens Blue Note jede Offerte für eine Aufnahme ab, weil sie ihre künstlerische Freiheit von den Label-A&Rs bedroht sah. Alfred Lion ließ ihr indes künstlerisch komplett freie Hand, sieht man davon ab, dass er Jordan von der Umsetzung der ursprünglichen Idee abriet, das Album ausschließlich mit Bass und Stimme einzuspielen. Es dauerte nach "Portrait Of Sheila" bis ins Jahr 1975, bis Jordan die zweite Platte unter eigener Führung veröffentlichte: "Confirmation" auf East Wind Records, einem 1977 aufgelösten Jazz Label aus Japan.

Als drittes Mosaik im angesprochenen Raritätenstadl fungiert zuguterletzt die Tatsache, dass Herr Dreikommaviernull das Album in sein Herz geschlossen hat, obwohl sich eine Jazzgitarre durch die 12 Kompositionen würmelt. Für mich ist das üblicherweise Grund genug, nicht mal im Ansatz Interesse auch nur vorzugaukeln, auf "Portrait Of Sheila" ist das etwas anders. Denn es ist in erster Linie Jordans umwerfende Stimme, die dieses Album prägt und es dirigiert, und es sind auch die Arrangements, gerade zwischen dem Bassspiel von Steve Swallow und Sheila, die hier jeden Ton angeben. Umwerfend ist in diesem Sinne das intime und auch irgendwie naive "Dat Dere", das tatsächlich nur mit Bass und Stimme eingespielt wurde. Mit welcher Elastizität und mit welchem Verve Jordan mit ihrer Stimme spielt, wie sie hüpft und immer wieder auf dem exakten Ton ankommt, wie sie kreiselt, spricht, klettert und wieder fällt ist besonders bei detaillierter Beschäftigung ein Hochgenuss. Es ist in diesem Zusammenhang keine große Überraschung mehr, dass ihre Stimme durch das Nachsingen der Trompete Charlie Parkers gestählt wurde. Wer "Dat Dere" hört weiß, was ich meine.

Ich erwähnte eben die Intimität und dies ist auch darüber hinaus ein gutes Stichwort. Besonders die Balladen ziehen mich in ihren Bann, so sparsam instrumentiert sie auch immer sein mögen. Die Produktion von Rudy van Gelder lässt ihnen so viel Luft wie möglich, die die Band, mit dabei sind neben Swallow außerdem Gitarrist Barry Galbraith und Drummer Denzil Best, nicht etwa im Sinne einer Überlast, sondern im genauen Gegenteil: im Weglassen von Noten ausfüllt. Hier entstehen die beeindruckendsten Momente dieser Aufnahme, wie beispielsweise in "Who Can I Turn To Now", einer feingliedrigen und doch so mächtigen, eindringlichen Komposition.

Wer nun eine Schwäche für alte Vocal Jazz Aufnahmen hat, übersehene Perlen des Blue Note Katalogs neu entdecken will oder auch nur den Unterschied zu dem Mainstream Gewäsch des heutigen Blue-Note-Universal-Major-Label-Holladrios erforschen möchte, dem hat das auf Reissues spezialisierte Label Heavenly Sweetness einen großen Gefallen getan: die Platten sind hübsch aufgemacht, klingen hervorragend und erscheinen auf schwerem 180 Vinyl. Zusätzlich sind es in aller Regel die übersehenen, längst vergriffenen Werke, die sich das Label zur Wiederbelebung ausgesucht hat, unter anderem auch das grandiose zweite (und leider letzte) Blue Note Album von Posaunist Grachan Moncur III "Some Other Stuff". Viele gute Gründe.


Erschienen auf Blue Note, 1963.
Reissue erschienen auf Heavenly Sweetness, 2014.

27.06.2014

Zurück in die Zukunft



ALICE COOPER - BRUTAL PLANET

Ich bin zugegebenermaßen nicht über Gebühr mit dem Oevre von Alice Cooper vertraut. Die ollen Kamellen haben mich selbst in der Zeit nicht gejuckt, in der ich noch dachte, jede Plattensammlung müsse aus Prinzip mindestens ein Album der Beatles, Deep Purples oder Led Zeppelins ausweisen, und nach seinen beiden erfolgreichen und unvermeidlichen Werken "Trash" und "Hey Stoopid" habe ich den von Mama und Papa Vincent Damon Furnier genannten Sänger auch flugs wieder aus den Augen verloren - mit einer Ausnahme: sein im Jahr 2000 erschienenes Album "Brutal Planet" machte mir zur Jahrtausendwende und für den Zeitraum von ein paar Wochen verflucht viel Spaß. Auch 14 Jahre später sind es immerhin noch eine Handvoll Songs, die mich nonchalant zum Mitwippen provozieren.

Sechs Jahre nach dem 1994er Album "The Last Temptation" versuchte Alice offensichtlich den Industrial/Alternative Markt zu knacken. Als Produzent holte er sich Bob Marlette ins Boot, der sich zuvor schon einen Namen mit Rob Halfords "Industrial-Light"-Projekt 2wo gemacht hatte und zur damaligen Zeit einen ähnlichen Ruf hatte wie Bruce Dickinson Kumpel Roy Z: aus eher traditionellen und teils abgehalfterten Rock- und Metalmusikern modern und taufrisch klingende Hipster-Opas zu formen. Als Gitarrist fungierte außerdem der spätere Marilyn Manson Axtschwinger John 5 aka John Lowery für Alice' Jungbrunnen-Experiment. Trotzdem war "Brutal Planet" im Grunde viel zu spät dran für den Industrial Boom, und wäre Cooper ähnlich im Gedächtnis-Pleistozän des Heavy Metal vergraben gewesen wie beispielsweise Rob Halford, dann hätten ihn die von Metal-Betonköpfen geworfenen Kübel voller Scheiße ähnlich hart getroffen wie die Judas Priest-Ikone. Cooper war indes nie der Vorzeigemetaller. Cooper war Rocker und Entertainer, meinetwegen auch für weite Teile der Metalszene eine Legende, darüberhinaus - stilistisch - aber im Grunde irrelevant. Somit war die einzige milde Strafe, die das Publikum gegen "Brutal Planet" aussprach weitgehende Ignoranz. Und das hat die Platte, by any means, nicht verdient.

Wenn man das stilistisch offensichtliche und auch ein bisschen peinliche Kalkül außer acht lässt und einzig die Songs und die eigenen Ohren entscheiden lässt, dann kann "Brutal Planet" ordentlich frischen Wind ins Cooper'sche, von Desmond Child und Mainstream-Balladen ausgefranste Repertoire blasen, denn er klang niemals härter und kraftvoller und ernsthafter als auf dieser Platte. Das tief in den Knien hockende, groovende Riffing, die zum Teil programmierten, mechanischen Beats und die kalte, strenge Atmosphäre kann man zwar auch auf Marilyn Manson-Platten hören, Cooper ist aber einer vom alten Schlag, einer, der Melodien schätzt. So zeigt sein 21.Studioalbum einen fast perfekten Spagat zwischen moderner Frische und den klassischen Wurzeln seiner Karriere: hinter jedem Aggroriff steckt eine satte Hookline, hinter jedem eisfrischen Ambossschlag ein großer Melodiebogen, der die Wolkendecke aufreißt. Und Pathos. Pathos finden wir auch eine ganze Menge. Nicht immer von Vorteil, wie ich hinzufügen möchte.

Man kann das für einen damals 62-jährigen Altrocker vermutlich durchaus deplatziert und kläglich finden, keinen Zweifel gibt es indes an der Kohärenz und an dem roten Faden des Konzepts: "Brutal Planet" ist sorgsam austariert und hat mit dem auch aktuell immer wieder in seinen Livesets auftauchenden Titeltrack, "Sanctuary", "Blow Me A Kiss", "Eat Some More" und dem fantastischen "Cold Machines", ein ultimativ provoziertes Manson-Rip-Off, nur mit Struktur, Melodie und Substanz, mindestens fünf Songs, die aus meiner persönlichen Sicht sein übriges mir bekanntes Repertoire klar in den Schatten stellen. Wenn man nicht gerade zu "Poison" oder "Burning Our Beds" am Rumfummeln ist, versteht sich. Minuspunkte gibt es nur für die Texte, denn: oh boy! Klischee reiht sich an Klischee und trotz durchaus ernster und valider gesellschaftlicher Themen wie Hunger, Krieg, Depression und Konsum, bleibt Alice nur an der Oberfläche und gammelt am Allgemeinplatz herum. Das ist nicht so schlimm, dass es einem die Platte verhagelt, und die Zielgruppe war vermutlich sowieso schon damit entweder heillos überfordert oder zu Tode gelangweilt, aber das hätte schon alles einen Funken schlauer gemacht werden dürfen. Andererseits: der Mann ist strengreligiöser Republikaner. What to expect?




Erschienen auf Spitfire, 2000.


25.06.2014

All My Angels Are Right

CYNE - ALL MY ANGELS ARE RIGHT

Die US-amerikanische HipHop Band CYNE, erstmalig selbst für einen großen Genre-Skeptiker wie mich positiv mit ihrem sensationellen "Evolution Fight"-Album (City Center Offices, 2005) in Erscheinung getreten, hat viel zu lange fünf Jahre nach ihrem letzten Werk "Water for Mars" mit "All My Angels Are Right" endlich den Nachfolger fertiggestellt.

Cyne agierten leider immer unter dem Radar und inhaltlich sind sie sowieso wie aus einer (besseren) Zeit und Welt geplumpst. In HipHop Maßstäben blubbern hier sogar noch Urschlamm und Vulkanlava um die Wette. Das Quartett lehnt sich musikalisch ziemlich weit aus dem Fenster - kein hyperexperimenteller Kram, für den man ein Atomphysikstudium braucht, aber Cyne sind hochmusikalisch und wildern in allem, was die Musikgeschichte hergibt. Dazu gibt es politische, gesellschaftskritische Texte. Was die Frage provoziert, warum man auf solch ein Album fünf Jahre warten muss; immerhin fünf Jahre, in denen das gesamte deutsche HipHop-Horrorkabinett ihre unterbelichete Güllehaufen alle fünf Minuten auf den Markt wirft.

Hinsichtlich der Vibes hat sich die ein oder andere ihrer DJ-Platten verschoben - CYNE erinnern auf ihrem sechsten Studioalbum weniger an bunte Golden Age-Zeiten wie noch ansatzweise auf "Evolution Fight", dafür futuristischer, dunkler, nachdenklicher. Ein Gedankenreflex sagt mir in dem Zusammenhang, dass "All My Angels Are Right" eher in die Wintermonate passen könnte und tatsächlich klingt es ein bisschen so, als sei die Band  aus ihren all zu bunten Kinderschuhen herausgewachsen.

Ich werde über die Platte zu einem späteren Zeitpunkt sicherlich noch das ein oder andere Wort verlieren, für den Moment möchte ich vor allem das Artwork loben, vielleicht das coolste, schönste und beste was 2014 bislang zu bieten hatte.










Erschienen auf Hometapes, 2014

23.06.2014

Methadon-Funk



THIRD COAST KINGS - WEST GRAND BOULEVARD


Solange die derzeit beste Neo-Funk-Combo der Welt, Orgone aus Kalifornien, nicht mit einer neuen Platte um die Ecke kommt, muss ansatzweise gleichwertiger Ersatz her. Mein letzter Besuch bei den Stuttgarter 2nd Hand Records-Jungs, eine Art Druckraum für süddeutsche Vinyljunkies, brachte eine frisch aufgezogene Spritze Deep Funk in die (Einkaufs)Tüte: "West Grand Boulevard" ist das zweite Album der Third Coast Kings aus Michigan. 

Die Coverästhetik könnte geradewegs aus dem Vorspann einer Krimi/Polizeiserie der 70er Jahre gemopst worden sein, die Widmung auf dem Backcover, mit diesem Album besonders dem Detroit Sound der sechziger und siebziger Jahre nachzueifern und ihn damit zu ehren, sowie das Bandfoto ließen mich aufmerksam werden. 2nd Hand-Rainer wirkte um 5 Minuten vor Ladenschließung zwar etwas müde, als er "Hab' in einen Song reingehört,  hat mich jetzt nicht sooooo umgehauen." sagte, öffnete aber liebenswürdigerweise die Versiegelung und ließ mich noch schnell ein Ohr riskieren. Nach 2 Minuten war für mich alles klar. 

"Shut up and take my money!"

Das Nontett spielt auf "West Grand Boulevard" einen über weite Strecken lässigen, manchmal - und vor allem bei den Songs mit Gesang - aber durchaus eindringlichen Mix aus Deep Funk, R'n'B und Soul und gesellt sich damit zur Gruppe der aktuell recht erfolgreichen Soul'n'Funk Clique um Sharon Jones, Charles Bradley, den Monophonics, den Dap Kings oder den Soul Investigators. Es mag legitim sein. dazu empört "Pastiche!" zu rufen, und es ist immer etwas fragwürdig, die Kopie derart markant zum manchmal einzigen Stilmittel zu machen; noch dazu warten vermutlich noch Legionen vergessener Perlen wirklich alter Soul und Funk Musik darauf entdeckt zu werden. 

Solange mir das Hören und die Auseinandersetzung mit solchem Sound einerseits soviel Spaß machen und ich andererseits darüber immer wieder förmlich dazu getrieben werde, auch nach den genannten alten Perlen zu tauchen, kann ich davon nicht wirklich genug bekommen. "West Grand Boulevard" ist ein starkes Album geworden. Seit fünf Wochen in der Heavy Rotation.

Ein Hinweis an Vinylfreunde: leider fehlt der Platte ein Downloadcode - wer sich die Songs auch für unterwegs auf die Ohren knallen lassen will, muss wohl oder übel nochmal sieben Schleifen für den Bandcamp-Download investieren. Da die Band offensichtlich nicht Schampus aus goldenen Badewannen schlürft, kann man das schon mal machen. 



Erschienen auf Record Kicks, 2014.

21.06.2014

Yasiin Gaye: The Return



YASIIN GAYE - THE RETURN (SIDE TWO)

Im März dieses Jahres legte ich meinen heiß und fettig geliebten Lieblingslesern bereits den ersten Teil von Amerigos Gazaways Mash-Up "Yasiin Gaye" glühend ans eiskalte Herzchen, ein immer noch völlig brillianter Mix aus den Raps von Mos Def und der Musik von Marvin Gaye. Ein Blick auf meine Last.fm Statistiken zeigt darüber hinaus, dass ich in den letzten sechs Monaten keine andere Musik so oft hörte wie die des kleinen DJs aus Amerika - und da sind die Vinylrotationen noch nichtmal mit eingerechnet. 





Ich war überrascht von der Ankündigung des zweiten Teils "The Return", der mittlerweile zum Download bereitsteht. Keine Überraschung gibt es indes bei der Qualität des zweiten Teils. Ganz ehrlich: man muss das gehört haben. Es macht einfach so verfickt viel Spaß. 

Außerdem erwähnenswert: das Artwork von Drew Dernavich schreit nach einer Veröffentlichung auf Vinyl. Es wird traditionell noch etwas dauern, aber vielleicht erbarmt sich ja jemand. 

Wie bei allen Releases von Amerigo gilt auch hier: be quick - die Schallplattenindustrie hat schon wieder die Anwälte von der Leine gelassen.

Unter der unten verlinkten Bandcamp-Seite lässt sich das Album erneut kostenlos herunterladen. 




20.06.2014

Me and McDoom



PROPAGANDHI - POTEMKIN CITY LIMITS

We have no sponsors because we're not fucking posers (but we would take a ride in Dexter Holland's multi-million dollar private jet that he's christened Anarchy Airlines, which clearly honours the spirit and vision of a long history of people who have struggled and often died fighting concentrations of wealth and power. Pretty fly for an asswipe!


This record not brought to you by George Soros.

And I vote you most likely to clutter your language with so much deadwood that no amount of pruning will reveal your intensive, protracted campaign of saying nothing at all. Your daydreams of black tie affairs at Rideau Hall. Your acceptance speech. Your dramatic pause. Don’t forget to thank those bitter ex-musician cum embedded rock-journalists frantically applauding the latest artist-formerly-known-as iconoclast, giddy from the fumes of a fresh defection, moping to the maudlin beat of a hat rack rhythm section, a tacit understanding of mutual non-aggression enjoyed by every nauseating do-nothing functionary.
("Fedallah’s Hearse")


The opening track, "A Speculative Fiction," won the first annual ECHO Songwriting Prize from the Society of Composers, Authors, and Music Publishers of Canada (SOCAN). The band pledged to use the $5000 prize to make donations to the Haiti Action Network and The Welcome Place, an organization in Winnipeg (which they'd previously done volunteer work for) which helps refugees start new lives in Manitoba.


"Probably my favorite of our records, too." (Glen Lambert)

I fuckin’ love that one rock video where that fucking jack-ass mohawked millionaire prances around by far the worst sausage party on earth, where by mere chance he’s caught on film shaking hands with an incredibly diverse collection of patriotic skins. I like the message it sends: With a Rebel™ yell, Just Do Exactly What You’re Told. One million douche bags can’t be wrong?

“When did punk rock become so safe?” You’ll excuse me if I laugh in your face as I itemize your receipts and PowerPoint your balance sheets.

I hear this year’s Vans Warped Tour is “going green!” I guess they heard that money grows on trees. Hope they ship all those shitty bands overseas like they did the factories.

Music’s power to describe, compel, renew … It’s all a distant second to the offers you can’t refuse.

Anyone remember when we used to believe that music was a sacred place and not some fucking bank machine? Not something you just bought and sold? How could we have been so naïve? Well, I think when all is said and done, just cuz we were young doesn’t mean we were wrong.

And I’ll rock back and forth on this two-bit hobbyhorse ‘til she splinters and gives way. I’ll tend the flowers by her grave. And whisper her name. If anyone out there understands can I please see a show of hands just so I know I’m not insane? Ever get the feeling you been played? Well, that’s rock for sustainable capitalism and you know, we may face a scorched and lifeless earth, but they’re accountable to their shareholders first.

That’s how the world works.
("Rock For Sustainable Capitalism")


Booklet art by Sue Coe (graphicwitness.org/coe).


Superbowl patriots cheer half-time propaganda, fake titties, tooting trumpets. “FREEDOM” is in lights and is shitting itself out of Post-Hippy “Call me Sir” Paul McCartney’s multi-millionaire fucking mouth. Machine guns raised. Kegs secure. Beers held high! The (Presidential) Liar is in the house. Bono’s in the house! We’re DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED! FUCKING DOOMED!
("Superbowl Patriot XXXVI (Enter the Mendicant)")


For Christ sakes let’s stop eating animals already! Have no fear – within days the thought of eating their bodies will seem similar to fishing a shit out of the toilet for supper. There will always be those that will try to discourage you or even try to make you feel foolish or cliché. But that never mattered to us before, did it?



Erschienen auf G7 Welcoming Committee/Fat Wreck Chords, 2005


P.S.: Ich danke Simon und Marek für die Vinylausgabe von "Potemkin City Limits". Die Platte ist sowohl musikalisch als auch textlich eines der größten und beeindruckendsten Statements harter Musik, die Band als solche eine große Inspiration und ein großer Motivator, ein Vorbild in Sachen Konsequenz, Kompromisslosigkeit und Aufrichtigkeit.



19.06.2014

Anarchische Abendunterhaltung


WHILST - EVERYTHING THERE WAS WAS THERE


Genau nach meinem Geschmack ist diese 5 Track-EP des schottischen Kollektivs Whilst. Geschlüpft in den Green Door Studios in Glasgow, "an all-analogue, community-minded recording space in the city's West End" (residentadvisor.net), klingt jede Nummer, als sei sie völlig losgelöst von der zuvor gehörten entstanden. Zwar ist jeder Track in sich homogen, obwohl stilistisch nun auch beileibe keine Stangenware, aber wenn der Einstieg mit "Goya's Skull" straight-bangend in den Club spurtet, der Nachfolger "Untitled From North Africa" sich verspult in Jazz- und Funkgrooves eindreht, "Umgebung" New Wave, Krautrock und Punk miteinander vermählt, und mittels deutsch gesprochener und spitz gekreischter Worte wie "Anarchie", "Sehnsucht", "Erlösung", "Anarchische Abendunterhaltung" (!) und "Es ist getan" ziemlich geil arty erscheint, "Wee Moth" für eineinhalb Minuten den Freejazz-Wahnsinn aus dem Käfig lässt und "Postcards From A Robot" experimentelles Quietschen, Ratschen, Piano und eine Menge Raum bietet, dann ist das sehr unterhaltsam, spannend und ohne jeden Zweifel empfehlenswert. Wer auch immer dahintersteckt - das ist eine primagute EP. Und es ist der Beweis dafür, dass man ab und an die Kommentare aus dem Internet doch lesen sollte. Ohne den folgenden Eintrag wäre ich niemals auf "Everything There Was Was There" gekommen:

"Where the hell did this come from? Whilst pack more ideas into the 18 brain-scramblingly brilliant minutes of this EP than most artists manage in a career. Almost too good to be true."

Damn right.




Erschienen auf Optimo Music, 2014.