SON OF BAZERK - BAZERK, BAZERK, BAZERK
"It's easy to maintain your integrity when no one is offering to buy it out." (Marc Maron)
Im März 2012 hatte ich schon mal über "Bazerk, Bazerk, Bazerk" geschrieben, und manchmal sind solche Fälle eine Herausforderung, um nicht die alte Brühe erneut aufzuwärmen. Wenn der damalige Text, vorsichtig formuliert: "Schwachstellen" hatte, und ich also beim Lesen umgehend einen Termin zur Traumabewältigung aufsetzen muss, fällt mir der Umgang damit leichter, weil Platz für Verbesserungen gemacht werden kann. Im Falle von "Bazerk, Bazerk, Bazerk" sieht die Sache glücklicherweise (?) etwas anders aus, denn hinter meiner nunmehr dreizehn Jahre alten Einschätzung stehe ich auch heute noch mit einer kaum für möglich gehaltenen Selbstüberzeugung. Und um ebenjener auch im Sommer 2025 freien Auslauf zu gewähren, gibt's einen kleinen Copy/Paste-Ausschnitt über eine Platte, die als Blaupause für das durchgeht, was man früher mal "Kultalbum" nannte, ohne gleich schräg angeschaut zu werden: Gelobt von der Kritik, geliebt von einer kleinen, aber eingeschworenen Gruppe von Musikfreunden und von praktisch allen anderen zunächst übersehen und anschließend vergessen.
Let's dive right in:
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In diesem Zusammenhang muss ich auf eine Platte hinweisen, die mich nun bereits seit einigen Wochen begeistert. Im bereits an anderer Stelle dieses Blogs vorgestellten "Fear Of Music"-Buch von Garry Mulholland wurde "Bazerk, Bazerk, Bazerk" als das beste Hip Hop-Album aller Zeiten bezeichnet, das niemand jemals hörte. Tatsächlich überschlugen sich bei der Veröffentlichung im Mai 1991 zwar die Kritiker vor Begeisterung, aber die Scheibe blieb wie Blei in den Regalen liegen. Vielleicht lag es daran, dass "Bazerk, Bazerk, Bazerk" seiner Zeit ein paar Jahre voraus war, und ganz vielleicht war auch die Grundannahme falsch, dass man den Kids auch den abgedrehten Scheiß (lieb gemeint) vorsetzen kann. Verpackt in einer visuellen Hommage an James Brown und dessen Artwork zu seinem "Please, Please, Please"-Werk kennt diese Musik nicht mal die Idee einer Grenze. Produziert von der Public Enemy-Truppe The Bomb Squad treffen hier Soul, Funk, Rock, Reggae, Blues, und Hip Hop aufeinander und werden derart enthusiastisch und rebellisch in Szene gesetzt, dass das Stillsitzen nahezu unmöglich erscheint. Das Tempo dieses Albums ist atemberaubend, höchstens vergleichbar mit einer Familienpackung Blitzlicht-Feuerwerkskörper, die alle gleichzeitig gezündet werden und deren Explosion in der vierten Dimension des Gehirns auf eine Länge von 45 Minuten verzerrt und verlangsamt vor den Augen abgespielt werden. "Bazerk, Bazerk, Bazerk" ist überdreht, hochmusikalisch, über alle Maßen und in jeder Hinsicht smart, und klingt selbst 21 34 Jahre nach seiner Veröffentlichung taufrisch.
Zum Abschluss ein kleines (und wichtiges) Zitat aus "Fear Of Music", dessen erster Teil sicherlich auch für Menschen wie meinereiner mal nachdenkenswert ist:
"If the music changes every day, you can't define what you want because you're subconsciously aware that todays cutting-edge could be redundant tomorrow. But "Straight Outta Compton" had taught a lot of young rap (and rock) fans that what they really wanted was lurid tales of black men dying and black women being abused. They also wanted this over a beat that sounds roughly the same for fifty minutes. Son Of Bazerk didn't stand a chance, in hindsight. If you manage to track down this long deleted album though, you will be amazed that any record could throw so much music into a pot, and stir it with such jovial glee, until it tasted spicy and secret. Fifty million gangsta rap fans can be wrong - and usually are."
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Vinyl und so: Für zehn bis fünfzehn Euro ist man für eine Originalpressung in gutem Zustand dabei.
Erschienen auf SOUL/MCA, 1991.
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