THIEVERY CORPORATION - SAUDADE
Bei jedem neuen Album der Thievery Corporation gibt's Gemecker: es sei immer wieder der selbe alte Soundkleister und außerdem brauche niemand eine neue Thievery-Platte, wenn er die alten, richtig coolen Scheiben im Schrank stehen hat. Bei den letzten drei Werken "The Cosmic Game", "Radio Retaliation" und "Culture Of Fear" musste mancher sogar noch darauf hinweisen, dass die politische Ausrichtung in Text und Bild ja überhaupt nicht zu der "megaentspannten Kuschelmusik" (Bild der Frau) passe, und dass man sowas ja gar nicht hören will, wenn man sich gerade ein Fass Cuba Libre von innen anschaut. Muss super sein, wenn man im Oberstübchen soviel kühlenden Magerquark hat.
Im Grunde kann man sich angesichts des neunten Studioalbums von Rob Garza und Eric Hilton von all dem verabschieden: "Saudade" ist, zumindest auf den ersten Blick, frei von Politik, und etwas Neues gibt's auch. Also, was neues Altes, aber immerhin. Und weil das alte Neue (sic!) die Komfortzone verlässt, wird jetzt in den Kommentarspalten des Internets der Ruf nach dem "guten, alten Thievery-Sound" laut - was doppelt paradox ist: "Saudade" geht mit seiner hundertprozentigen Fixierung auf den Bossa Nova exakt zu den Wurzeln des Duos zurück. Das ist der "gute, alte Thievery-Sound". Gleichzeitig verzichtet man fast vollständig auf all zu elektronische Dub- und Downbeat-Elemente der Vorgänger und betritt insgesamt durchaus neues Terrain. Was "Saudade" außerdem bietet: wundervolle Stimmen! Melancholie! Euphorie! Schwermütiges Seufzen! Es ist die Lust am Leben im Ascheregen. Und damit ist es streng genommen ja durchaus schwer politisch, gesellschaftspolitisch sowieso. Ein introspektiver Blick auf die Existenz und deren Vergänglichkeit in diesen chaotischen Zeiten. Philosphisch, tiefgründig, nachdenklich.
Ich twitterte beim ersten Anhören des neunten Studioalbums im April, dass man "Saudade" am besten nachts und bei 30°C am Strand Deiner Wahl hören sollte. Damit's noch eine Spur schöner wird, lege ich nach intensiverer Auseinandersetzung in den letzten Wochen noch ein Päckchen Antidepressiva mit in den Sand.
Erschienen auf ESL Music, 2014.
Im Grunde kann man sich angesichts des neunten Studioalbums von Rob Garza und Eric Hilton von all dem verabschieden: "Saudade" ist, zumindest auf den ersten Blick, frei von Politik, und etwas Neues gibt's auch. Also, was neues Altes, aber immerhin. Und weil das alte Neue (sic!) die Komfortzone verlässt, wird jetzt in den Kommentarspalten des Internets der Ruf nach dem "guten, alten Thievery-Sound" laut - was doppelt paradox ist: "Saudade" geht mit seiner hundertprozentigen Fixierung auf den Bossa Nova exakt zu den Wurzeln des Duos zurück. Das ist der "gute, alte Thievery-Sound". Gleichzeitig verzichtet man fast vollständig auf all zu elektronische Dub- und Downbeat-Elemente der Vorgänger und betritt insgesamt durchaus neues Terrain. Was "Saudade" außerdem bietet: wundervolle Stimmen! Melancholie! Euphorie! Schwermütiges Seufzen! Es ist die Lust am Leben im Ascheregen. Und damit ist es streng genommen ja durchaus schwer politisch, gesellschaftspolitisch sowieso. Ein introspektiver Blick auf die Existenz und deren Vergänglichkeit in diesen chaotischen Zeiten. Philosphisch, tiefgründig, nachdenklich.
Ich twitterte beim ersten Anhören des neunten Studioalbums im April, dass man "Saudade" am besten nachts und bei 30°C am Strand Deiner Wahl hören sollte. Damit's noch eine Spur schöner wird, lege ich nach intensiverer Auseinandersetzung in den letzten Wochen noch ein Päckchen Antidepressiva mit in den Sand.
Erschienen auf ESL Music, 2014.
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