SPAIN - SARGENT PLACE
Inhaltlich ist die damalige Beschreibung von Josh Hadens Slowcore-Band indes noch völlig intakt, und meine Bewunderung für diesen beinahe sehr einzigartigen Sound der Kapelle ist über die Jahre nicht kleiner geworden. Ich sah "Sargent Place" vor wenigen Tagen im Stuttgarter Second Hand Plattenladen und obwohl ich mich bereits für andere neue Mitbewohner entschieden hatte, verwarf ich die ursprüngliche Auswahl, um das neue Album von Spain mit nach Hause zu nehmen. Der Sohn des Jazzbassisten Charlie Haden (vgl. "Nocturne") will es nebst neu formierter Begleitband, man quintettet mittlerweile vor sich hin, jetzt wissen: nach über zehnjähriger Veröffentlichungspause erscheint seit 2012 jeweils eine neue Platte pro Jahr.
"Sargent Place" ist musikalisch nicht mehr ganz so charmant vermodert wie das ikonische Debut, das uns vor allem super-schlomo-schlürfenden Indieblues anbot. Zur großen Überraschung hat sich eine waschechte Uptemponummer wie "Sunday Morning" auf das aktuelle Album geschmuggelt, die mich, inklusive eines Rockgitarrensolos und flockigen "Dubidubi"-Chören, fast vom Sessel klopft. "It Could Be Heaven" ist im Bandkosmos auch ein kleiner Ausreißer; nicht ganz so stürmisch wie der Sonntagmorgen, aber wach genug, um den Song als Morgenmusik zur ersten Tasse Kaffee und mit melancholisch-verträumten Blick aus dem Fenster zu genießen. Klappt ganz wunderbar.
Das ist alles mit großer Raffinesse gespielt und exzellent produziert - die Schallplatte klingt so großartig wie nur wenige andere Scheiben in den letzten zwölf Monaten. Sowas nimmt man nicht mit Boxhandschuhen zwischen Tür und Angel auf, da sitzt jeder Akzent und jeder Schunkler: wie sich die Band bei "From The Dust" hörbar zusammenreißt und fast schon zurückhalten muss, damit sie den Effekt in der Strophe, dieses Aufschwingen auch wirklich akzentuiert und genau trifft - da macht das Zuhören und das Entdecken großen Spaß. Könnte eine der Platten des Jahres werden.
Erschienen auf Glitterhouse Records, 2014.