Simon, Schlagzeuger für die Roland Kaiser Tribute Band Blank When Zero, schreibt u.a. für das Ox Fanzine
Vinyl-Repress:
Während Punk wie eine Zitrone ausgepresst wurde und in regelmäßigen Abständen die üblichen Verdächtigen wieder veröffentlicht werden, gibt es im Powerpop/Garage-Bereich viele, (von mir teils immer noch) unentdeckte Juwelen, die seit Jahren nur von einer kleinen Schar Die-Hard-Fans beobachtet werden. Neben den wenigen "Größen", deren "Hits" immer mal wieder zu unverschämten Preisen in kleinen Auflagen zu bekommen sind, gibt es aber auch noch die Bands, die die ganz großen Deals in einer eh schwierigen Zeit verpasst haben und heute kaum noch Beachtung erfahren. Geschweige denn, dass man deren Platten neu auflegen würde. Powerpop/Garage war seinerzeit (1976 - 1985) für Punks zu poppig und für Popper zu punkig, weder Fleisch noch Fisch.
Mal abgesehen von der mehr oder weniger offiziellen Powerpop-Reihe "Powerpearls", die in Anlehnung an die Punksampler "Killed By Death" zwischen 1998 und 2003 veröffentlicht wurde, für die diverse großartige, aber auch obskure und belanglose Stücke ausgegraben wurden und deren Bandauswahl und Qualität durchaus diskussionswürdig ist, würde ich mich in diesem Genre über folgende Rereleases freuen, die allerdings aufgrund kleiner Auflagen auch nicht günstig sein werden:
CANDY - Whatever Happened To Fun.
THE QUICK - s/t
THE SHIVVERS - s/t
Mein Wunsch-Vinyl:
Tagtraum: man könnte sich sein ganz individuelles Vinyl zusammenstellen und wäre nicht von den Entscheidungen der Band oder irgendwelchen Typen einer Plattenfirma abhängig, welche Stücke auf Vinyl gepresst werden. Aber das bleibt wohl meine ganz persönliche Utopie, ganz unabhängig von der rechtlichen Seite und der Realität, wie Vinyl hergestellt wird. Das könnte solche Unikate relativ schnell in einen vierstelligen Bereich katapultieren.
Also bleiben wir in der Realität, allerdings drehen wir die Uhr dreißig, vierzig Jahre zurück. Ende der 80er, Anfang der 90er gab es eine Reihe ziemlich cooler Skapunk/corebands aus den USA. Das meiste davon gab es, wie so oft zu dieser Zeit, leider nur auf CD.
OUT OF ORDER, eine Skacoreband aus Kalifornien, für mich die Speerspitze des Genres, veröffentlichten leider nur ihre letzte Platte "Eye Caramba" auf Vinyl. Die ersten beiden Veröffentlichungen, alle übrigens auf Theologian Records, gab es leider nur auf CD. Und ich will es jetzt bei diesem einen Beispiel belassen und komme zurück zu meinen ganz eigenen Wurzeln.
Ich mache mir nichts vor. Es wird sich niemand die Mühe machen, die Pop/Rock-Szene der Oberpfalz in den 80er und 90er Jahren aufzuarbeiten. Es gab überhaupt nur wenige Bands, die ihre Stücke auf Demo-Tapes veröffentlichten, von wirklich guten Aufnahmen ganz zu schweigen. Ich habe dort unzählige, längst vergessene Bands gesehen, und die Tapes leiern wahrscheinlich bereits, wenn die Bänder nicht längst gerissen sind und eh alles bereits im Müll verschwunden ist. Bei fast allen hätte ich mir gewünscht, jemand hätte sich dem einen oder anderen Song professionell gewidmet. Ich bin so oft überrascht, was nach professioneller Bearbeitung aus einem Demo wurde. Warum wurde aus der Techno-Thrash-Band METALAXE nie etwas? Das Demo "Depressive Vision", vor allem der Song "Chaos Theory". Großartig! - Die Punks ZENSIERT oder J.U. oder SUBZERO (ein Bandname, der wohl in jedem Land hundert Mal verwendet wurde). Oder die eigenen Songs von DODDAL DANEM, Mundart-Bluesrocker. Oder die Liedermacher MÄRZ. Letztere hatten sogar Vinyl aufgenommen, aber das waren weder gute Aufnahmen, geschweige ihre besten Songs, so dass der Großteil der Pressung tatsächlich vernichtet wurde, weil sich das Trio kurz nach Veröffentlichung auflöste. Oder die Speedmetalband EVIL SEED. Einmal live gesehen. Großartig. Aber es gab keinerlei Aufnahmen, zumindest mir nicht bekannt... - selbst die zwei, drei Eigenkompositionen der ersten Band, in der ich Ende der 80er selbst spielte, tja...
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Marek, Bassist der Glam-Sleaze-Superstars von Blank When Zero, sexuelle Affinität zu Lampenschirmen
Kategorie: Gab es noch nie, sollte es geben!
PRIMUS - RHINOPLASTY
Primus, Rhinoplasty (1998) muss es geben. Jetzt wird sich der kritische Verbraucher natürlich fragen weshalb man eine Scheibe auf Vinyl veröffentlichen sollte, die neben eines Remix und zwei Live-Nummern älterer Songs nur aus Covern besteht. Na na? wer weiß es? Richtig, es gibt keinen! Aber den braucht es manchmal auch nicht. SUVs braucht auch kein Mensch und trotzdem fahren genug davon rum. Außer vielleicht, wegen der dritten Nummer. Sorry Stanley, aber die Version deines großartigen Songs Silly Putty ist von Les Claypool einfach besser.
Anmerkung der Redaktion: "Rhinoplasty" wurde am 14.12.2018 erstmals auf Vinyl veröffentlicht. Marek, Dein Wunsch wurde erhört!
Kategorie: Hätte ich gerne, wenn sie nicht so kackteuer wäre!
TOOL - AENIMA
Ganz klar: Tool, Aenima (1996). Das Album ist einfach nur gut. Und derzeit auf Vinyl leider viel zu teuer, sehr schade. Denke ich an Tool, muss ich sofort an eines der besten Konzerte denken, die ich je sehen durfte. Noch nie habe ich eine bessere Band live hören dürfen. Der Sound war einfach nur großartig, und als die Band auf die Bühne kam warf ich mich wie einst Wayne und Garth vor Alice Cooper im ersten, und vor Steven Tyler im zweiten Wayne’s World Film auf den Boden “ich bin unwürdig!“. Alles Dufte, das Album, die Band und natürlich auch Wayne’s World. Gibt’s eigentlich Wayne‘s World als Hörspiel auf LP? Vielleicht sollte ich meinen ersten Wunsch ändern…
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Ich darf mich an dieser Stelle nochmals bei allen Mitschreibern bedanken, die diese Serie mit ihren eigenen Eindrücken, Worten und Wünschen veredeln konnten. "You Rule!"(Paul Baloff)
Und damit beenden wir das Abtauchen in den Sumpf aus romantischer Verklärung und Ewiggestrigem - und stürmen gen Zukunft, beziehungsweise wenigstens in die Gegenwart...oder naja, eigentlich doch wieder in die Vergangenheit:
Die besten 20 Alben des Jahres 2018 warten auf ihr Review und wenn ich mich anstrenge, sind wir im Mai 2019 damit durch. Immerhin ist die Liste mit der Reihenfolge (Alphabet- und Garkeine-Sortierer leave the hall) seit ein paar Tagen fertig - und es gilt immer noch: Wenn Du Deine Jahresliste Ende November präsentierst, weil Du unbedingt die Nummer 1 sein willst: get a fucking life!
Schöne Bescherung!