VOIVOD - TARGET EARTH
Zum vermeintlich letzten Voivod Album "Infini" aus dem Jahr 2009 schrub ich noch "Der Delta-Quadrant Macht Das Licht Aus", nun knipst der Voivod das Licht wieder an: knappe acht Jahre nach dem Tod ihres Gitarristen Piggy haben sich die drei verbliebenen Herren Away, Blacky und Snake mit ihrem Freund Chewy (Dan Mongrain) zusammengetan, um an eine der tragischsten Geschichten des Heavy Metal weiter zu stricken.
Das Offensichtlichste vorab: "Target Earth" hat ein wunderbares Cover, für das alleine sich die Vinylversion schon lohnt. Das zweitoffensichtlichste folgt umgehend: "Target Earth" orientiert sich erstmals seit der Wiedervereinigung mit Sänger Snake wirklich an der "Killing Technology" / "Dimension Hatröss" / "Nothingface" / "Angel Rat"-Phase der Kanadier; das steht also ab heute nicht mehr nur in den Notizblöcken von verwahrlosten Musikjournalisten, die sich die letzten drei Scheiben ganz offensichtlich gar nicht mehr angehört haben. Der Rock'n'Rollige Ansatz aus den letzten 10 Jahren ist damit weitgehend verschwunden. Was mir persönlich ja ganz gut gefällt. Das drittoffensichtlichste: der Voivod agiert aus nachvollziehbaren Gründen mit dem neuen Mann an der Gitarre deutlich inspirierter als zuletzt. Nicht nur, dass Mongrain auf der Bühne, also bei den alten Klassikern der Band, Piggy nahezu in Perfektion wieder auferstehen lässt, er hat auch für "Target Earth" das verschachtelte Spiel des "Master Of The Riff" überaus gekonnt adaptiert. "Target Earth" beweist damit, dass ein Voivod-Leben nach Piggy tatsächlich möglich ist. Und ganz ehrlich: ich hätte es nicht geglaubt. Was man schon bei seinen Liveauftritten in den letzten Jahren mit der Band erkennen konnte, ergänzt sich mit seinen Ideen für das neue Album: der Typ ist ein wahnsinnig guter Gitarrist.
An ihm liegt es also nicht, dass ich für den Moment übersichtlich euphorisch bin. So schön es auch ist, dass das Quartett wieder verspielter, meinetwegen auch härter, aber in erster Linie komplexer geworden ist, so auffällig ist einerseits der müde Nebel des Alters über den Kompositionen, die nicht immer und jederzeit so richtig taufrisch und auf den Punkt gespielt wirken. Zum anderen ist da immer noch das vielleicht größte Manko seit "Phobos": Voivod erfinden sich einfach nicht mehr neu. Ich kann ihnen das im Grunde gar nicht übelnehmen, die großen, wilden Zeiten, in denen man aus einem inneren Drang heraus Musik machen musste, weil man sonst innerlich verbrannt wäre, sind bei den meisten Musikern einfach vorbei, wenn man, wie die drei alten Hasen hier, die Schwelle der 50 Lebensjahre schon hinter sich gelassen hat. Und wenn ich so darüber nachdenke: wie verschissen arrogant und altklug kann man über eine seiner Lieblingsbands schreiben?
Dennoch ist die Phase ein für alle Mal vorbei, in der die Band volles Risiko ging und damit auch Gefahr lief, es sich mit ihren Fans so richtig grandios zu verscherzen. Das ist nun nach 15 Jahren echt nichts Neues mehr, aber ich komme irgendwie nicht so recht drüber weg. Ich alte Schachtel.
Da sich "Target Earth" zur Zeit aber ganz prima entwickelt und sich in den letzten Tagen, nach etwa 10, 12 Durchläufen, bedeutend besser schlägt als noch zu Beginn unserer gemeinsamen Beziehung, lassen wir also mal Fünfe gerade sein. Ist eigentlich ganz schön, dass die Platte das Licht der Welt erblickt hat.
Erschienen auf Century Media, 2013.
Das Offensichtlichste vorab: "Target Earth" hat ein wunderbares Cover, für das alleine sich die Vinylversion schon lohnt. Das zweitoffensichtlichste folgt umgehend: "Target Earth" orientiert sich erstmals seit der Wiedervereinigung mit Sänger Snake wirklich an der "Killing Technology" / "Dimension Hatröss" / "Nothingface" / "Angel Rat"-Phase der Kanadier; das steht also ab heute nicht mehr nur in den Notizblöcken von verwahrlosten Musikjournalisten, die sich die letzten drei Scheiben ganz offensichtlich gar nicht mehr angehört haben. Der Rock'n'Rollige Ansatz aus den letzten 10 Jahren ist damit weitgehend verschwunden. Was mir persönlich ja ganz gut gefällt. Das drittoffensichtlichste: der Voivod agiert aus nachvollziehbaren Gründen mit dem neuen Mann an der Gitarre deutlich inspirierter als zuletzt. Nicht nur, dass Mongrain auf der Bühne, also bei den alten Klassikern der Band, Piggy nahezu in Perfektion wieder auferstehen lässt, er hat auch für "Target Earth" das verschachtelte Spiel des "Master Of The Riff" überaus gekonnt adaptiert. "Target Earth" beweist damit, dass ein Voivod-Leben nach Piggy tatsächlich möglich ist. Und ganz ehrlich: ich hätte es nicht geglaubt. Was man schon bei seinen Liveauftritten in den letzten Jahren mit der Band erkennen konnte, ergänzt sich mit seinen Ideen für das neue Album: der Typ ist ein wahnsinnig guter Gitarrist.
An ihm liegt es also nicht, dass ich für den Moment übersichtlich euphorisch bin. So schön es auch ist, dass das Quartett wieder verspielter, meinetwegen auch härter, aber in erster Linie komplexer geworden ist, so auffällig ist einerseits der müde Nebel des Alters über den Kompositionen, die nicht immer und jederzeit so richtig taufrisch und auf den Punkt gespielt wirken. Zum anderen ist da immer noch das vielleicht größte Manko seit "Phobos": Voivod erfinden sich einfach nicht mehr neu. Ich kann ihnen das im Grunde gar nicht übelnehmen, die großen, wilden Zeiten, in denen man aus einem inneren Drang heraus Musik machen musste, weil man sonst innerlich verbrannt wäre, sind bei den meisten Musikern einfach vorbei, wenn man, wie die drei alten Hasen hier, die Schwelle der 50 Lebensjahre schon hinter sich gelassen hat. Und wenn ich so darüber nachdenke: wie verschissen arrogant und altklug kann man über eine seiner Lieblingsbands schreiben?
Dennoch ist die Phase ein für alle Mal vorbei, in der die Band volles Risiko ging und damit auch Gefahr lief, es sich mit ihren Fans so richtig grandios zu verscherzen. Das ist nun nach 15 Jahren echt nichts Neues mehr, aber ich komme irgendwie nicht so recht drüber weg. Ich alte Schachtel.
Da sich "Target Earth" zur Zeit aber ganz prima entwickelt und sich in den letzten Tagen, nach etwa 10, 12 Durchläufen, bedeutend besser schlägt als noch zu Beginn unserer gemeinsamen Beziehung, lassen wir also mal Fünfe gerade sein. Ist eigentlich ganz schön, dass die Platte das Licht der Welt erblickt hat.
Erschienen auf Century Media, 2013.
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