ELECTRIC WIRE HUSTLE - LOVE CAN PREVAIL
Geschlagene vier Jahren wartete ich auf Neuigkeiten vom anderen Ende der Welt und endlich hatte der Musikgeist 2014 ein Einsehen. Das mittlerweile zum Duo geschrumpfte und live von ex-The Mars Volta Drummer Thomas Pridgen unterstützte Projekt Electric Wire Hustle aus Neuseeland, in meiner 2010er Bestenliste mit ihrem selbstbetitelten Debut immerhin auf Platz 10 gelandet, veröffentlichte im vergangenen Herbst in aller Seelenruhe ihren fast noch besseren Nachfolger - der sich auch gerne weiter vorne im Feld hätte positionieren können, wäre die Konkurrenz nicht so arg groß gewesen.
"Love Can Prevail" ist im Vergleich zum Debut etwas strukturierter und aufgeräumter, legt aber größeren Wert auf eine Art Progressive-Urban-Soul, der einen Track zwar nicht immer ohne Umwege zum Hit führt, aber eine beeindruckende Langzeitwirkung über das Album ausrollt. Bestes Beispiel ist das zunächst windschief erscheinende Arrangement von "Blackwater", das sich nach einigen Durchgängen so stimmig entfaltet, dass die fünf Minuten nicht nur endlich Sinn machen, sondern ich mich darüber hinaus und noch viel wichtiger an eine Zeit zurück erinnert fühle, in der ich auch die Songs, die nicht ausschließlich für Funk und Fernsehen erdacht wurden, in mein Herz schließen konnte - manchmal sogar mehr, als es bei den Hits der Fall war. Weil sie tiefer gingen, weil sie interessanter waren, vielschichtiger. Der Nerd in uns allen sprach früher von "Albumsongs". Wichtig für den Fluss oder die Story der Platte, aber eben kein "Direct Hit" (Eddie Argos).
"Love Van Prevail" ist zum Entdecken gemacht, und da ist zwischen RnB, Jazz, Soul, Elektro und Hip Hop einiges zu hören, was es nicht an jeder Straßenecke gibt.
Ich bin schwer in diese beiden Jungs verliebt.
Ach so, Video des Jahres, natürlich:
Erschienen auf BBE, 2014.