JUSTIN TIMBERLAKE - THE 20/20 EXPERIENCE I
Hi. Ich bin Flo. Ich mag die Musik von Justin Timberlake. And now: fuck off.
Viel mehr gibt es zu der Diskussion, warum sich nicht wenige der vermeintlich im Undergroud herumtaumelnden Zeitgenossen gerade auf Justin Timberlake einigen können, nicht zu sagen, denn vermutlich geht's vielen ähnlich wie mir: ich mag seine Musik. Stylerpunkte sammelt man damit jedenfalls, knietief im Mainstream watend, eher nicht so viele, vor allem dann nicht, wenn man nebenher noch in einer Punk- und Hardcoreband spielt.
Nach der fantastischen "Futuresex/Lovesound" Scheibe aus dem Jahr 2006, auf der Timberlake mit Produzenten-Superheld Timbaland das "Thriller" des neuen Jahrhunderts zusammenstrickte und mich damit gar derart begeistern konnte, dass ich mich inmitten zehntausend kreischender Teenies in der Frankfurter Festhalle wiederfand (und natürlich während des unerträglich schlechten HipHop-Teils des Abends und nach einigen, äh, kritischen Bemerkungen meinerseits Streit mit einem zweibeinigen Stiernacken bekam; ich zitiere:"Geh' do na Hause, wenns der net passt!"), musste ich also knappe sieben Jahre auf den Nachfolger warten, und auch wenn's mir freilich keine schlaflosen Nächste bereitete, dass sich Timberlake in all den Jahren lieber auf seine Karriere als Schauspieler konzentrierte, als neue Platten aufzunehmen, habe ich mich über die Rückkehr ins Aufnahmestudio durchaus gefreut - und nach exzessiver ohraler Liebkosung des ersten Teils der "20/20 Experience" (dessen Klasse der im Herbst nachgeschobene zweite Teil zu keinem Zeitpunkt erreicht) ist die Freude blankem, kindischem, "naiv-minderbemitteltem" (Peter Weihnacht) Fanatismus gewichen.
Dabei kommt die Platte etwas schwer in die Gänge: die erste Single "Suit & Tie" ist zu Beginn eine Spur zu zugeknöpft und erinnert vor allem klanglich an die großen US-Entertainer aus den vierziger und fünfziger Jahre des 20.Jahrhunderts, überrascht dazu noch mit einem komplexen Arrangement, wächst nach einigen Durchläufen aber zu einer soliden Nummer heran. Und wer mit dem beinahe schon progressiven Achtminüter "Pusher Love Girl" seine erste Platte seit sieben Jahren eröffnet, der macht es sich und uns nicht gerade einfacher. Aber spätestens ab "Don't Hold The Wall" brechen für die nächsten knapp 60 Minuten sämtliche Dämme: Timberlake croont sich mit faszinierend spiegelnden und funkelnden Pop/Dancetracks in die Ewigkeit. Zwischen dunkel pumpendem Beatgestrüpp wie dem erwähnten "Don't Hold The Wall", dem textlich völlig behämmerten "Strawberry Bubblegum", ebenfalls mit acht Minuten ein vielschichtig und sorgfältig aufgebauter Prog-Popper aus dem Bilderbuch, den drei extrasmoothen super-slowmo-sperma-schlürfenden Soulballaden "Tunnel Vision", "Spaceship Coupe" und "That Girl", dem latinbeeinflussten Arschwackler "Let The Groove Get In" und der deepen und im Vergleich erfrischend unkitischigen Megaballade "Blue Ocean Floor", steht vor und über allem der Song, der so ziemlich alles über Timberlake und diese Platte aussagt:"Mirrors" ist ein kommender moderner Klassiker populärer Musik, eine Liebeserklärung an die Menschen, den Groove, die Freude, die Lust und an positive Power. Und, logisch, die Liebe. Da fällt die jetzt folgende Exkursion nach Vocal-Nerdhausen natürlich total aus dem Rahmen, aber als einer, der gute Stimmen und gute Sänger über alle Maßen schätzt, muss ich es sagen, wenn nicht gar schreiben: Als Timberlake den schwierig zu singenden Titel im Rahmen der Brit Awards 2013 live aufführte und ich den ein oder anderen nicht getroffenen Ton und eine generelle Eckigkeit in der Performance ausmachte, nicht wirklich störend, aber eben doch wahrnehmbar, dachte ich schon, der olle Kiffer hätte kurz vor der Show eine Runde zu tief in die Bong gelinst. Schwamm drüber, ist halt nicht besonders einfach zu singen.
Einige Wochen später sah ich eine Aufzeichnung der US-amerikanischen Talkshow "Ellen". Und Justin sang "Mirrors". Wie auch zuvor in England mit kompletter, großer Band. Und Chor. Und Brass-Section. Und er sang. Und meine Fresse - wie er sang. Er war perfekt. Live. Das war die dickste Gänsehaut des Jahres.
Viel mehr gibt es zu der Diskussion, warum sich nicht wenige der vermeintlich im Undergroud herumtaumelnden Zeitgenossen gerade auf Justin Timberlake einigen können, nicht zu sagen, denn vermutlich geht's vielen ähnlich wie mir: ich mag seine Musik. Stylerpunkte sammelt man damit jedenfalls, knietief im Mainstream watend, eher nicht so viele, vor allem dann nicht, wenn man nebenher noch in einer Punk- und Hardcoreband spielt.
Nach der fantastischen "Futuresex/Lovesound" Scheibe aus dem Jahr 2006, auf der Timberlake mit Produzenten-Superheld Timbaland das "Thriller" des neuen Jahrhunderts zusammenstrickte und mich damit gar derart begeistern konnte, dass ich mich inmitten zehntausend kreischender Teenies in der Frankfurter Festhalle wiederfand (und natürlich während des unerträglich schlechten HipHop-Teils des Abends und nach einigen, äh, kritischen Bemerkungen meinerseits Streit mit einem zweibeinigen Stiernacken bekam; ich zitiere:"Geh' do na Hause, wenns der net passt!"), musste ich also knappe sieben Jahre auf den Nachfolger warten, und auch wenn's mir freilich keine schlaflosen Nächste bereitete, dass sich Timberlake in all den Jahren lieber auf seine Karriere als Schauspieler konzentrierte, als neue Platten aufzunehmen, habe ich mich über die Rückkehr ins Aufnahmestudio durchaus gefreut - und nach exzessiver ohraler Liebkosung des ersten Teils der "20/20 Experience" (dessen Klasse der im Herbst nachgeschobene zweite Teil zu keinem Zeitpunkt erreicht) ist die Freude blankem, kindischem, "naiv-minderbemitteltem" (Peter Weihnacht) Fanatismus gewichen.
Dabei kommt die Platte etwas schwer in die Gänge: die erste Single "Suit & Tie" ist zu Beginn eine Spur zu zugeknöpft und erinnert vor allem klanglich an die großen US-Entertainer aus den vierziger und fünfziger Jahre des 20.Jahrhunderts, überrascht dazu noch mit einem komplexen Arrangement, wächst nach einigen Durchläufen aber zu einer soliden Nummer heran. Und wer mit dem beinahe schon progressiven Achtminüter "Pusher Love Girl" seine erste Platte seit sieben Jahren eröffnet, der macht es sich und uns nicht gerade einfacher. Aber spätestens ab "Don't Hold The Wall" brechen für die nächsten knapp 60 Minuten sämtliche Dämme: Timberlake croont sich mit faszinierend spiegelnden und funkelnden Pop/Dancetracks in die Ewigkeit. Zwischen dunkel pumpendem Beatgestrüpp wie dem erwähnten "Don't Hold The Wall", dem textlich völlig behämmerten "Strawberry Bubblegum", ebenfalls mit acht Minuten ein vielschichtig und sorgfältig aufgebauter Prog-Popper aus dem Bilderbuch, den drei extrasmoothen super-slowmo-sperma-schlürfenden Soulballaden "Tunnel Vision", "Spaceship Coupe" und "That Girl", dem latinbeeinflussten Arschwackler "Let The Groove Get In" und der deepen und im Vergleich erfrischend unkitischigen Megaballade "Blue Ocean Floor", steht vor und über allem der Song, der so ziemlich alles über Timberlake und diese Platte aussagt:"Mirrors" ist ein kommender moderner Klassiker populärer Musik, eine Liebeserklärung an die Menschen, den Groove, die Freude, die Lust und an positive Power. Und, logisch, die Liebe. Da fällt die jetzt folgende Exkursion nach Vocal-Nerdhausen natürlich total aus dem Rahmen, aber als einer, der gute Stimmen und gute Sänger über alle Maßen schätzt, muss ich es sagen, wenn nicht gar schreiben: Als Timberlake den schwierig zu singenden Titel im Rahmen der Brit Awards 2013 live aufführte und ich den ein oder anderen nicht getroffenen Ton und eine generelle Eckigkeit in der Performance ausmachte, nicht wirklich störend, aber eben doch wahrnehmbar, dachte ich schon, der olle Kiffer hätte kurz vor der Show eine Runde zu tief in die Bong gelinst. Schwamm drüber, ist halt nicht besonders einfach zu singen.
Einige Wochen später sah ich eine Aufzeichnung der US-amerikanischen Talkshow "Ellen". Und Justin sang "Mirrors". Wie auch zuvor in England mit kompletter, großer Band. Und Chor. Und Brass-Section. Und er sang. Und meine Fresse - wie er sang. Er war perfekt. Live. Das war die dickste Gänsehaut des Jahres.
Mein Gott, wie er singt. Wie die Band spielt. Woah!
Erschienen auf RCA, 2013.
Erschienen auf RCA, 2013.