PINNICK, GALES, PRIDGEN
Das Ergebnis: ich las, klickte und kaufte. An einem Abend gleich vier Platten. "Pinnick, Gales, Pridgen" war eine dieser Spontankäufe, und selbst wenn ich anfangs eher an ein trauriges, stehengelassenes und kaltes Resteessen dachte, wurde ich vom Probelauf der Single "Collateral Damage" ordentlich durchgeschüttelt. Das Video ist zwar ein Skandal und selbst mit ordentlich Ironie unter der Mütze noch nicht mal ein halbsteifer Witz, aber der Song kann alles. ALLES! Wenn man ihn laut hört. LAUT! Und nicht nur der: Gales, ein Rechtshänder, der eine Gitarre für Linkshänder spielt, die auch noch saitenverkehrt (pun intended!) aufgezogen ist, feuert ein mächtiges, bluesinspiriertes Riff nach dem anderen ab und zeigt sich auch bei den von ihm gesungenen Tunes bestens bei (Blues)Stimme, Pridgen gibt dem Affen spätestens bei "Black Jeans" ordentlich Zucker, lehnt sich aber ansonsten nicht über Gebühr aus dem Fenster, dUg beeindruckt wie gehabt mit seiner einzigartigen Stimme und einem Basssound, für den andere töten würden. Zusammen brutzeln die drei Helden an einem kochendheißen Grooverock-Sud, deutlich an der Rockmusik der 70er Jahre orientiert, aufgepeppt mit klassischen, manchmal leicht alternativen King's X Verweisen ("Wishing Well") und moderner, saftiger Produktion. Das für mich bemerkenswerteste Element von "Pinnick, Gales, Pridgen" ist hingegen eines, das nur schwer zu erklären ist - es findet sich eine Art Hedonismus in dieser Musik, der zwar so manch dunkleren Note und bitterem Wort gegenübersteht, mich aber gleichzeitig mit satter Lust am Leben an die Wand nagelt. Nicht klischeehaft breitbeinig, ohne Macho-Attitüde, dafür im allerbesten Sinne cool, aufrichtig und in den besten Momenten tatsächlich einen Tacken rebellisch. Eine Platte für stilvolles Feiern mit guten Freunden. Dafür schalte ich meinen Nihilismus gerne mal einen Abend lang ab. Für mich ist das die beste Rockplatte des Jahres.
Erschienen auf Magna Carta, 2013.
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