CIVIL DEFIANCE - THE FISHERS FOR SOULS
Mit den sogenannten "vergessenen Perlen" verhält es sich immer ein wenig problematisch. Zum einen sind sie oftmals gar nicht so "vergessen" wie mancher Musikjournalist es immer gerne in eine Zeitschrift hineinschreibt, sondern aus gutem Grund in den Archiven von Vollnerds gelagert, die sich beim Gedankenaustausch mit anderen Vollnerds die Augen über die Genialität von Komplettschranz ausheulen. Zum anderen ist's nicht selten ein bloßes Abwichsen auf die vermeintliche Exklusivität des Schreibers/Hörers, der halt doch so gerne den längsten Pimmel im ganzen Land hätte. Ich bin in solchen Fällen eigentlich immer auf der Hut. Und bevor einer greint: ich habe auf diesem Blog sicherlich auch schon mal auf eine "vergessene Perle" hingewiesen. Glashaus, Geisterfahrer, alles total schlimm. *erektion*
"The Fishers For Souls", das Debutalbum der mittlerweile aufgelösten kalifornischen Band Civil Defiance, dürfte, wenigstens in Deutschland, dem ein oder anderen langjährigen Rock Hard Leser noch ein Begriff sein, weil der damalige Redakteur Wolfgang Schäfer in seiner Rezension nicht nur die seltene Höchstpunktzahl aus dem Rauschebart zog, sondern den Vierer zu "DER Hoffnung fürs nächste Jahrtausend" hochjazzte - ein Witz, über den 1996 nur die lachen konnten, die auch schon im Falle von Watchtower und Atheist auf die Erstürmung der US-Billboardcharts warteten. Civil Defiance zogen im Sommer 1997 im Vorprogramm der Progressive-Legende Psychotic Waltz durch Europa und beim Auftritt in der Offenbacher Hafenbahn ließ ich mich durch ihren kurzen aber guten Gig zum Kauf der Platte hinreißen. Und tatsächlich wurde "The Fishers For Souls" Ende der neunziger Jahre zu einem guten Freund von mir - und da konnte ich "Exklusivität" nicht mal buchstabieren. Die Platte erschien mir vor 15 Jahren als irrer Husarenritt durch die Musikgeschichte, von Chansons zum Grindcore, vom Jazz zum modernen Alternative Rock, von Genesis zu Machine Head und das war selbst zu einer Zeit, in der man im Zuge der Explosion des Alternative Rocks schon viel abgedrehten Kram und krude Kombinationen gehört hatte (Metal und Hip Hop, haha, wie abgefahren ist DAS denn?!?!!), schon ein klein wenig aufsehenserregend. Besonders die völlig wirren "Man On Fire" und mit Abstrichen "Dreams Die Fast" verdrehten uns Grünschnäbeln böse die Köpfe, dazu gab es aber mit dem Opener "Days Of Rain" und dem folgenden "Death To The Clown" relativ aufgeräumte Smasher, die mit satthartem Gitarrenriffing und einem unwiderstehlichen Groove zu gleichen Teilen modern und doch klassisch erschienen. "Faith" streift gar den mainstreamigen Indiegitarrenrock der Mittneunziger, während "A Dry White Season" und "Man In The Moon" zwei ungewöhnliche und großartige Balladen sind - alleine wegen des Mannes im Mond lohnt es sich nach meiner Einschätzung, die Handvoll Groschen für den Erwerb dieser Platte bereit zu halten. Hauptsongwriter, Sänger und Gitarrist Gerry Nestler hatte eine durchaus variable und ganz sicher originelle Stimme und konnte wie eine leicht heisere Version des Blind Melon Sängers Shannon Hoon und keine drei Wimpernschläge später wie der Frontmann einer Thrashcombo aus der Bay Area klingen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich rede hier nicht von der abgefahrensten Scheiße aller Zeiten und im Grunde bewegen wir uns immer noch im Rahmen des klassischen Rockkorsetts, aber, und das führt mich in Richtung des Schlussakkords, "The Fishers For Souls" ist bedeutend besser gealtert als so manch andere Mitt/Endneunziger Veröffentlichung, die über den damaligen Tellerrand der harten Musik hinausblicken wollte; an dieser Stelle sei ein schöner Gruß an die Buben von Faith No More erlaubt. Ich war jedenfalls kürzlich geradewegs überrascht, wie gut die straighten und ruhigen Songs der Platte immer noch funktionieren. Kann man selbst im Jahr 2012 noch ohne gröbere Verletzungen hören und goutieren. Das gilt übrigens ausdrücklich nicht für den Nachfolger "Circus Of Fear", aber das ist eine andere Geschichte.
Erschienen auf Dream Circle, 1996.
"The Fishers For Souls", das Debutalbum der mittlerweile aufgelösten kalifornischen Band Civil Defiance, dürfte, wenigstens in Deutschland, dem ein oder anderen langjährigen Rock Hard Leser noch ein Begriff sein, weil der damalige Redakteur Wolfgang Schäfer in seiner Rezension nicht nur die seltene Höchstpunktzahl aus dem Rauschebart zog, sondern den Vierer zu "DER Hoffnung fürs nächste Jahrtausend" hochjazzte - ein Witz, über den 1996 nur die lachen konnten, die auch schon im Falle von Watchtower und Atheist auf die Erstürmung der US-Billboardcharts warteten. Civil Defiance zogen im Sommer 1997 im Vorprogramm der Progressive-Legende Psychotic Waltz durch Europa und beim Auftritt in der Offenbacher Hafenbahn ließ ich mich durch ihren kurzen aber guten Gig zum Kauf der Platte hinreißen. Und tatsächlich wurde "The Fishers For Souls" Ende der neunziger Jahre zu einem guten Freund von mir - und da konnte ich "Exklusivität" nicht mal buchstabieren. Die Platte erschien mir vor 15 Jahren als irrer Husarenritt durch die Musikgeschichte, von Chansons zum Grindcore, vom Jazz zum modernen Alternative Rock, von Genesis zu Machine Head und das war selbst zu einer Zeit, in der man im Zuge der Explosion des Alternative Rocks schon viel abgedrehten Kram und krude Kombinationen gehört hatte (Metal und Hip Hop, haha, wie abgefahren ist DAS denn?!?!!), schon ein klein wenig aufsehenserregend. Besonders die völlig wirren "Man On Fire" und mit Abstrichen "Dreams Die Fast" verdrehten uns Grünschnäbeln böse die Köpfe, dazu gab es aber mit dem Opener "Days Of Rain" und dem folgenden "Death To The Clown" relativ aufgeräumte Smasher, die mit satthartem Gitarrenriffing und einem unwiderstehlichen Groove zu gleichen Teilen modern und doch klassisch erschienen. "Faith" streift gar den mainstreamigen Indiegitarrenrock der Mittneunziger, während "A Dry White Season" und "Man In The Moon" zwei ungewöhnliche und großartige Balladen sind - alleine wegen des Mannes im Mond lohnt es sich nach meiner Einschätzung, die Handvoll Groschen für den Erwerb dieser Platte bereit zu halten. Hauptsongwriter, Sänger und Gitarrist Gerry Nestler hatte eine durchaus variable und ganz sicher originelle Stimme und konnte wie eine leicht heisere Version des Blind Melon Sängers Shannon Hoon und keine drei Wimpernschläge später wie der Frontmann einer Thrashcombo aus der Bay Area klingen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich rede hier nicht von der abgefahrensten Scheiße aller Zeiten und im Grunde bewegen wir uns immer noch im Rahmen des klassischen Rockkorsetts, aber, und das führt mich in Richtung des Schlussakkords, "The Fishers For Souls" ist bedeutend besser gealtert als so manch andere Mitt/Endneunziger Veröffentlichung, die über den damaligen Tellerrand der harten Musik hinausblicken wollte; an dieser Stelle sei ein schöner Gruß an die Buben von Faith No More erlaubt. Ich war jedenfalls kürzlich geradewegs überrascht, wie gut die straighten und ruhigen Songs der Platte immer noch funktionieren. Kann man selbst im Jahr 2012 noch ohne gröbere Verletzungen hören und goutieren. Das gilt übrigens ausdrücklich nicht für den Nachfolger "Circus Of Fear", aber das ist eine andere Geschichte.
Erschienen auf Dream Circle, 1996.