08.09.2012

Flo im Monoland



MONOLAND - BEN CHANTICE

Wir sind weit oben. Sehr weit oben sogar. Für manche vielleicht ein ganzes Stück zu weit oben. Eine Leere, die dich zwar auf Distanz hält, aber gleichzeitig auch anzieht. Der Raum öffnet sich, und plötzlich ist es ganz klar. Struktur und Glanz, vielleicht alles etwas ungewöhnlich. Die letzten Schleier haben sich noch nicht gelüftet, aber wohlfühlen...ja, man fühlt sich schon wohl. Angenehm. Ein bisschen dunkel womöglich, aber nicht im Sinne von bedrohlich, eher wie ein Abend unter der Bettdecke. Materie? Man gleitet so hindurch, Naturgesetze waren eh von gestern.

Links von uns, gleich neben dem „Yuriko“-Stern rauscht die interstellare Wohlfühl-Indie-Club-Lounge an uns vorbei. Da müssen wir mal rein...mal sehen wie man hier so feiert.

Der Beat wird lauter und klarer. Der Wind der Gitarren umschwirrt unsere Körper, Die Stimme...hm, diese Stimme! Bob Mould? Klar, der dürfte sich auch hier oben aufhalten, wo ihn nur ganz wenige zu Gesicht bekommen. Aber der muss in einem anderen Raum singen, der steht doch nicht hier einfach so herum. Der klingt auch so weit entfernt. Vielleicht noch eine Ebene höher? Möglich wär’s ja. Da hinten in der Ecke bleept und fiept es hemmungslos, da vorne zirpt es seltsam. Hast Du eben das Zischen gehört? Komische Sounds haben die hier. Und wie sich die Menschen bewegen, als seien sie auf einem ganz schön duselig machenden Betäubungsmittel. Oh, guck mal: da schwebt einer.

Plötzlich erlischt der letzte trübe Schein. Die Wand, an der wir eben noch lehnten und uns den „Sessna“-Cocktail reinschütteten wird wachsweich. Meine Hand verschwindet mit einem leisen Blob. Moment mal, was war denn hier in diesem Drink drin? Oder ist das jetzt die „Special Effects“-Night? Der Raum dreht sich. Zumindest das, was vor 4 Minuten noch der Raum war. Wo sind wir hier eigentlich? Angst haben wir nicht, meine Hand ist zwar am Arsch oder was weiß ich wo, aber ich bin völlig ruhig und gelöst. Wird schon alles gut werden.

Bis uns vier fliegende Topflappen umzingeln, in ihren gehäkelten Mündern hängen pinkglasierte Zigaretten aus gerollten Usambaraveilchen, es können aber auch "gedrehte Astern" (Helge) sein. Sie sabbern und haben übernatürlich große Nasen, an denen goldene Monoland-CDs herunterbaumeln. Und just als ein etwa vier Meter großer Penis mit dem Gesicht von Volker Bouffier zur Tür hereinkam und ein großes Hallo auslöste, begannen wir [fortsetzung folgt nicht]

Erschienen auf Supermodern, 2006.

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