BROCK VAN WEY - HOME
Stellvertretend für alle im letzten Jahr erschienenen Arbeiten von Brock van Wey, also auch für "I'll Only Break Your Heart", "A History Of Distance" und "Tanto", die allesamt unter seinem üblichen BVDUB-Moniker erschienen, steht "Home" seit letztem Februar einsam und erhaben auf dem Gipfel der Platten des Jahres 2014.
Auch das mag niemanden mehr überraschen, der diesem Blog länger als vorgestern folgt, und ich weiß selbst gut genug, dass die Top 3 einfallsreicher hätten aussehen können. Andererseits ist 3,40qm eben kein Webzine und kein Print-Meinungsmacher, die sich mit marktwirtschaftlichen Regeln gekoppelten Musikjournalismus aus dem Pöter schwitzen müssen. Ich muss außerdem keinem "Any Promotion Is Good Promotion"-Modell entsprechen, damit man sich auf Twitter und Facebook darüber streiten kann, welche Platte denn fehlt und welche so scheiße ist, dass sie niemals in einer solchen Bestenliste auftauchen darf. Mir geht es selten um den neuesten und heißesten Scheiß der Stunde, ich schreibe für gewöhnlich auch keinen "Erster!"-Kommentare unter Youtube-Videos. Bitte nicht als Selbstgeilheitsglibber missverstehen - I'm just not like that. Letzten Endes ist das hier ja alles purer Egoismus: ich schreibe über meine Lieblingsplatten. Dass es offensichtlich wirklich Menschen gibt, die das spannend finden - find' ich spannend. Und toll.
Im Februar schrieb ich über "Home", es verwandele mich
"innerhalb weniger Minuten in einen verletzlichen, grüblerischen, romantischen, introvertierten Menschenklumpen, der in diesen Momenten glaubt, nie wieder eine andere Musik hören zu wollen, als immer wieder nur "Home", in einer nie enden wollenden Schleife, "Spiral Out, Keep Going" (Maynard). Und vor die Tür will ich dann bitteschön auch nicht mehr, denn die Illusion der Schönheit der Welt, der Natur und des Lebens soll bitte von meinem antrainierten, abscheulichen Zynismus verschont werden."
"Home" ist seitdem völlig immun gegen jeden Angriff. Und was man sich alles ungefragt anhören darf: ein öder, billiger, trauriger Kitsch, Fahrstuhlmusik, schlechte noch dazu (wenn's gute geben geben sollte: ich bin offen für Anspieltipps; anscheinend gefällt mir sowas ja ganz gut). Das kann seltsamerweise verletzen, wenn das Ziel der Häme so eng mit einem selbst verbunden ist. Normalerweise ließe sich Dave Wyndorf mit seinem ubiquitär zitierten "It's a satanic drug thing, you wouldn't understand." zitieren und müde mit den Achseln zucken, und dennoch versteht man es nicht ganz. Die Antwort liegt vielleicht in obigem Zitat: mein Zynismus ist in Bezug auf "Home" ausgeschaltet. Ich empfinde das als so rein und wahr und schön, so gänzlich ohne jede Spur von Ironie und anderen Hintergedanken, dass es eine Flanke aufmacht, die sich völlig ungeschützt der Welt zeigt. Emotional nackig. Leichte Beute. Superblödmanns Kryptnonit.
Ich spüre eine enge und tiefe Verbundenheit mit Brocks Musik - und irgendwie auch mit dem Menschen, der hinter dieser Musik steht. Ich hatte Brock bereits vor einigen Jahren, kurz nachdem mich "The Art Of Dying Alone" so unfassbar hart umgehauen hat, per Email belästigt - und er antwortete sogar; damals schon sehr freundlich und ehrlich glücklich über die Wortmeldung aus dem fernen Deutschland. Nun, knapp fünf Jahre später, hatte ich mich im Dezember 2014, über die ruhigen, und mittels Rotwein und Räucherstäbchen vernebelten Weihnachtstage dazu entschlossen, einen BVDUB-Mix zu erstellen. Kein besonders elaborierter, auf sterilem Untergrund entwickelter Versuch, aber immerhin einer mit Liebe und Leidenschaft für die Frau ausgedacht, die ich mit Leidenschaft liebe.
Die Idee, diesen Mix im Rahmen der Nummer 1 für "Home" meinen Lesern zur Verfügung zu stellen, ist ja im Grunde keine schlechte, nach weniger erfreulichen Erfahrungen hinsichtlich Copyrights entschloss ich mich allerdings dazu, Brock im Vorfeld zu fragen, ob ich seine Musik für eine Zusammenstellung nutzen und öffentlich machen darf. Nicht nur, dass mich seine erneut hyperfreundliche Antwort für 20 Minuten nach Luft schnappen ließ (Zitat der Herzallerliebsten:"You're starstruck!"), Brock zeigte sich auch damit einverstanden, den Mix zu teilen.
Brock, I have no clue, if you will ever read this, but: Thank you. It really means a lot.
Hier. Für Euch. Sogar mit Genehmigung vom Chef. Enjoy.