FUNCTION - INCUBATION
Ganz "interessant", was die Gemeinde der Technojünger so alles in dieses Internet reinschreiben *tut-tut*, wenn die Rede von Functions Debutalbum ist. Wobei - vermutlich schreiben die Technojünger rein gar nichts ins Internet, weil sie am Tanzen, Leben und Lieben sind, jedenfalls hoffe ich das - was allerdings auch bedeutet, dass die Kommentarfunktion der einschlägigen Fachpresse in erster Linie wohl den Budengammlern in die Griffel fällt, die dem Glauben an die eigene Relevanz verfallen sind. Qua Definition könnte ich das auch über mich geschrieben haben, Abteilung "Reflektierte Selbstkritik". Bitte lachen Sie jetzt. Höhnisch.
Egal, zurück zum beinahe Wesentlichen: die einen finden Functions Livesets besser als seine Studioarbeit und glauben, dass Produzenten von "Technoalben" grundsätzlich zuviel auf Ambient machen. Die anderen bevorzugen das letzte Sandwell District Album, an dem David Sumner aka Function ebenfalls großen Anteil hatte, wieder andere - und jetzt wird's schön, beziehungsweise arschtraurig - empfinden Functions Sound angestaubt und nicht im Geringsten innovativ. Wie gut, dass ich mich um derlei inhaltliches Geplänkel in der Regel nicht kümmern und nur die Musik hören muss. Es ist zwar richtig, dass "Sandwell District" (der Preis ist übrigens beides: ein Witz und kein Witz) ein Jahrhundertalbum ist, das so oder so nur schwer zu toppen sein wird, und es ist auch richtig, dass ein sorgfältig ausgetüftelter Spannungsbogen jener originär für den Club kreierten Musik den Musiker ganz schön herausfordern kann. Dennoch muss man sich für "Incubation" keinerlei Sorgen machen. Sumner hat wie schon bei Sandwell District ein strahlend goldenes Händchen für die herausragende Dramaturgie einer Technoplatte, ein nicht zu unterschätzendes Element dieser Kunstform und nicht zuletzt eines, an dem so viele Produzenten scheitern. Es macht riesigen Spaß, sich das dunkle Märchen des elektronischen Zeitalters am Stück anzuhören, bevorzugt über Kopfhörer, ungestört und konzentriert. "Incubation" hält das aus. "Incubation" ist so reich und vielschichtig, dass selbst die eigentlich tödliche Länge von 60 Minuten ihm nichts anhaben kann. Die De:Bug schrieb in ihrer Rezension, die 60 Minuten wirken in ihrer Geschlossenheit eher wie eine Single als ein Album - und sie liegt damit goldrichtig.
Ich bezeichnete Functions Sound im April 2013 bereits als "Science Fiction-Techno", und tatsächlich ist es auch heute noch der Soundtrack zum Sternengleiten. Ein hypnotisches, zeitloses Manifest elektronischer Musik, schwer und dunkel, vielschichtig und komplex, mit einer in jedem Aggregatzustand fast physisch spürbaren Kraft und einem offenen Geist.
Erschienen auf Ostgut, 2013.
Egal, zurück zum beinahe Wesentlichen: die einen finden Functions Livesets besser als seine Studioarbeit und glauben, dass Produzenten von "Technoalben" grundsätzlich zuviel auf Ambient machen. Die anderen bevorzugen das letzte Sandwell District Album, an dem David Sumner aka Function ebenfalls großen Anteil hatte, wieder andere - und jetzt wird's schön, beziehungsweise arschtraurig - empfinden Functions Sound angestaubt und nicht im Geringsten innovativ. Wie gut, dass ich mich um derlei inhaltliches Geplänkel in der Regel nicht kümmern und nur die Musik hören muss. Es ist zwar richtig, dass "Sandwell District" (der Preis ist übrigens beides: ein Witz und kein Witz) ein Jahrhundertalbum ist, das so oder so nur schwer zu toppen sein wird, und es ist auch richtig, dass ein sorgfältig ausgetüftelter Spannungsbogen jener originär für den Club kreierten Musik den Musiker ganz schön herausfordern kann. Dennoch muss man sich für "Incubation" keinerlei Sorgen machen. Sumner hat wie schon bei Sandwell District ein strahlend goldenes Händchen für die herausragende Dramaturgie einer Technoplatte, ein nicht zu unterschätzendes Element dieser Kunstform und nicht zuletzt eines, an dem so viele Produzenten scheitern. Es macht riesigen Spaß, sich das dunkle Märchen des elektronischen Zeitalters am Stück anzuhören, bevorzugt über Kopfhörer, ungestört und konzentriert. "Incubation" hält das aus. "Incubation" ist so reich und vielschichtig, dass selbst die eigentlich tödliche Länge von 60 Minuten ihm nichts anhaben kann. Die De:Bug schrieb in ihrer Rezension, die 60 Minuten wirken in ihrer Geschlossenheit eher wie eine Single als ein Album - und sie liegt damit goldrichtig.
Ich bezeichnete Functions Sound im April 2013 bereits als "Science Fiction-Techno", und tatsächlich ist es auch heute noch der Soundtrack zum Sternengleiten. Ein hypnotisches, zeitloses Manifest elektronischer Musik, schwer und dunkel, vielschichtig und komplex, mit einer in jedem Aggregatzustand fast physisch spürbaren Kraft und einem offenen Geist.
Erschienen auf Ostgut, 2013.