01.01.2014

2013 ° Platz 20 ° Popstrangers - Antipodes



POPSTRANGERS - ANTIPODES

Ein Überraschungsgast eröffnet den Reigen meiner Top 20, immerhin ein Gast, auf den ich ohne ein "Sonderangebot!" kreischendes Neonblinklicht wohl niemals aufmerksam geworden wäre. Die Popstrangers sind ein Indierock Power Trio vom Ende der Welt, genauer gesagt aus Neuseeland, und sie klingen wie aus einer Zeit geplumpst, die mir aus heutiger Sicht so verführerisch erscheint wie das vermeintlich sorgenfreie Leben im Nest der Eltern. "Antipodes" ist ein seltenes Juwel in der heutigen Indierockwüste: pur und unverfälscht, nicht verwässert von Style und Image, sondern so aufrichtig, wie Indierock in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren eben noch war, bevor auch diese Bastion zusammen mit der Erfolgswelle des Grunge und des sogenannten Alternative Rocks in die Hände der Industrie fiel - und damit die Unschuld verlor. Eine rohe, kaum glattgebügelte Version des Indierocks mit psychedelischen, verhallten Sounds, noisigen und punkigen Stimmungsschwankungen für die Wechseljahre und manchmal überwältigend schönen Hooklines und einer Stimmung, die mich geradewegs dorthin zurückbeamt, als Musik noch Leben retten konnte. Ich weiß nicht, ob die heutige Generation damit noch was anfangen kann, aber wer den kindlich-naiven Spirit der damaligen Zeit zwischen Häusle baue, Krawattennadeln sammeln, Kinder hüten und dem freshesten Rentenfond-Portfolio noch aus der hinterletzten Ecke des Hirnkastels freischaufeln kann, der hat mit "Antipodes" ganz bestimmt seine helle Freude.

Erschienen auf Carpark, 2013.

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