WORLD-FUCKIN'-CLASS!!!!!!!!!!!!!
FFS! AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
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...dass ihr denkt, der Musikexpress sei das furchtbarste Schreckgespenst in der Springer-Geisterbahn im Themenkomplex "Musik" und "Journalismus", und dass es viel schlimmer nicht mehr ginge:
LEE MORGAN - CHARISMA
Das Entdecken von alten Lee Morgan Alben aus den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts (wie das klingt, ey...) ist immer eine Investition von Zeit und Geld wert. Denn auch wenn der Trompeter zu jener Zeit eine Blue Note-Session nach der anderen aufnahm, und der geneigte Beobachter alleine ob der Menge des Outputs hinsichtlich der Qualität leicht skeptisch die Stirn zunzeln könnte, ist wenigstens mir persönlich keine einzige auch nur mittelmäßige Aufnahme von ihm bekannt. Was alle Sessions miteinander verbindet: der Soul. Der Blues. Der Funk. Und die Tatsache, dass sich hier immer die Krönung der damaligen Jazzmusiker versammelte. Auf "Charisma" tummeln sich Hank Mobley (ts), Jackie McLean (as), Billy Higgins (dr), Paul Chambers (bs) und Cedar Walton am Piano.Flying Lotus hat einen extrem fluffigen, von Soul, Funk und Jazz durchsetzten Sommer Mix 2011 auf der Homepage seines Labels zum kostenlosen Download angeboten.
Wenn man nicht gerade mit Rotznase, Schädelspaltung extraordinaire und Bollerhusten langsam mit der Couch zusammenwächst, sondern stattdessen lieber auf den Straßen seiner Lieblingsstadt lässig mit einem Cuba Libre oder einer schönen Erektion herumlungert und den lieben "Religionserfinder" (Malmsheimer) einen guten Mann sein lässt, dann ist das Dein Soundtrack.
Schnell zugreifen, der Scheißwinter kommt schnell genug.
Seit meiner letzten, geradewegs hündischen und eklatant ranschmeißerischen Lobhudelei auf den ehemaligen Redakteur der Titanic Stefan Gärtner ("Der Ethik Schniedel") vor drei Jahren, hat sich einiges getan: zwar ist Gärtner kein Redaktionsmitglied mehr, schreibt aber bereits seit geraumer Zeit - und geschnitten Brot sei Dank: regelmäßig - den politischen Essay im endgültigen Satiremagazin. Und hatte ich früher das Ritual, nach Eintreffen der neuen Ausgabe im Postbriefzustellempfängniskasten, zunächst die Rubriken "Briefe an die Leser" und "Vom Fachmann für Kenner" als topgesetzte Priorität zu verschlingen, haben sich Gärtners monatliche Beobachtungen des Wahnsinns in der Zwischenzeit auf die Pole-Position geschoben, und ich bin trotz des eigenen (vermuteten) wachen Blicks immer wieder erstaunt, was so mancher "verwahrloste Akademiker" (Rether) in die Zeitung schreiben darf, ohne von der Bundeswehr oder sagenwirmal: den Flippers einen schönen selbstgegrabenen, angemessen tiefen Brunnen nebst Betonschuhen gebaut/gegossen zu bekommen. Gärtner zeigt mir das so gekonnt auf, dass ich zwar immer noch kurz vor einem Halsschalgaderriss stehe, aber relativ leicht die zwei Meter Sicherheitsabstand einhalten kann, die mir einen kaum gemäßigteren, dafür aber auf jeden Fall humorvolleren Blick auf diese Brut verleihen. Kurz: irgendwann werde ich mir mit seinen gesammelten Werken die Bude tapezieren.
In der aktuellen Ausgabe hat sich Gärtner mit den "Spiegel Online"-Spektakel auseinandergesetzt - und ich stehe erneut laut applaudierend auf meinem Stapel alter ausgelesener St.Pauli Nachrichten. --> Hier geht's lang!
Stefan Gärtner schreibt außerdem als Kolumnist für das Onlinemagazin "The European".
Ja, Panik waren 2009 für den Anus Award, den größten österreichischen Musikpreis in der Kategorie Alternative/Rock nominiert.
My ass!!
Tribe After Tribe (1991)
Das selbstbetitelte Album ist auch zwanzig Jahre später noch eines der beeindruckendsten Debuts aller Zeiten. Irgendwo zwischen Led Zeppelin, U2 und Pink Flyod, den zarten Anfängen
des Alternativerocks ("Als ich zum ersten Mal Janes Addiction live sah, musste ich fast weinen." - Robb) hat das Trio ihre afrikanische Tribalmusik eingebaut. Das Ergebnis ist ein siedender, groovender, völlig klischeefreier Rock-Cocktail, geschmückt mit poetischen und spirituellen Texten, afrikanischen Chören und Schreien, extatischen Jamsessions und revolutionärer Aura. Praktisch jeder Song ist ein Volltreffer: ob wir vom ruhigen und ungewöhnlichen Einstieg "Remember" oder vom folgenden, tödlich groovenden "Build A Subway" sprechen, ob vom 10-Punkte-Hammer "The Mode" oder vom Underground-Hit "White Boys In The Jungle", vom anrührenden "Out Of Control" oder der originellen Gänsehaut-Ballade "Just For A While"
- "Tribe After Tribe" bleibt sensationell gut.
Love Under Will (1993)
Zwei Jahre nach dem Debut erscheint mit "Love Under Will" der Nachfolger - ein überlanges Opus, das auf Vinyl als Doppel-LP erscheint. Die Band klingt einerseits dunkler, zum Teil sogar härter, andererseits grundlegend etwas anschmiegsamer. Aus meiner Sicht alles eine direkte Folge des deutlich gestiegenen Psychedelic-Levels. Tribe After Tribe wurden eine Spur komplexer und verschachtelter. Der auf dem Debut noch hier und da aufblitzende straighte Riffrock ist zugunsten einer brütendenden, betörenden Atmosphäre zurückgewichen. Als ich die Scheibe kürzlich nochmal hörte, war ich überrascht wie unfassbar gut "Love Under Will" auch heute noch klingt. Die Produktion von Jim Scott ist reichhaltig und drückend, ohne dabei den Songs die Luft ab zu schnüren. Die Tribal-Jams wurden ausgebaut und nochmals verfeinert (der neue Drummer: der unglaubliche Chris Frazier), woraus sich noch zwingendere und detailreichere Grooves entwickelten, die umgehend in die Beine gehen. Wer zum Fick kann hier noch stillstehen?
In der Folge ging die Band mit Pearl Jam auf US-Tournee. Und was vielversprechend begann, endete in einem Fiasko. Ich hatte vor fünf Jahren (meine Fresse, schon wieder fünf Jahre rum!) das große Glück und die Ehre, mit Robbi Robb ein Interview zu führen, in dem er folgendes zu Protokoll gab: "Jedesmal, wenn wir in der Vergangenheit einen Vetrag unterschrieben haben, bekamen wir die allerbesten Reaktionen unserer Plattenfirma. Sie taten wirklich alles für uns. Dann schickten sie uns auf Tour und zack, sie gingen Pleite. Unser Video geht auf Nummer eins der Top 75-Charts in Amerika, es steht sogar über Bowie und Madonna. Wir sind die Nummer eins für volle drei Wochen! Aber wir haben keine Plattenfirma. Pearl Jam beknieten uns "Lasst uns zusammen auf Tour gehen, lasst uns zusammen auf Tour gehen!!!", und unsere Plattenfirma geht Pleite. In Europa spielten sie unsere Single "Ice Below". Überall. Aber wir hatten kein Label. Sowas passierte jedesmal, fünf mal bis jetzt. Das ist verrückt, oder?"
Es dauerte vier Jahre, bis das nächste Tribe After Tribe-Album erscheinen sollte - und im Grunde war da schon die Messe gelesen. In Europa hatte man die Band bis auf eine Handvoll Clubshows nicht sehen können, in den Staaten versackte zuerst die Plattenfirma und dann Robb nebst Gefolge. In den vier Jahren, in denen Tribe After Tribe auf Eis lagen, nahm Robb mit dem Pearl Jam-Bassisten Jeff Ament das Debut des Three Fish-Projekts auf. Auf dem Album sollte auch der spätere Tribe-Drummer Richard Stuverud erstmals im Robbi Robb-Kosmos zu hören sein. Der, das möchte ich unbedingt hinzufügen, seinen Vorgängern in Nichts nachsteht. Der Typ ist ein Monster, einer der allerallerbesten Schlagzeuger, die ich jemals sah. Und hörte.
Pearls Before Swine (1997)
Praktisch aus dem Nichts erschien das vierte Album "Pearls Before Swine" auf Bullet Proof/Intercord im Frühjahr 1997. Neben Robb und dem erwähnten Richard Stuverud zählten Doug Pinnick von King's X, Joey Vera von Armored Saint und Jeff Ament als Bassisten zum neuen Lineup, nachdem Robbis jahrelanger Sidekick Robby Whitelaw aufgrund seiner Arbeit auf dem Bau und der damit verbundenen angeschlagenen Motorik seiner Finger und Hände aufgeben musste. Auch "Pearls Before Swine" ist ausufernd und ähnlich ambitioniert wie sein Vorgänger, wirkt aber im Ganzen etwas aufgeräumter. Für mich sind Tribe After Tribe hier bei ihrem Sound angekommen: "Pearls Before Swine" bündelt alle Qualitäten der Band zu einem spacigen, trippigen, psychedelischen, extatischen Groovemonstrum, das zwischen berauschenden Brechern wie "Fire Dancers" und "Boy" (Was für ein Riff! Was für ein Beat!) und besinnlichen, tiefen Folk-Balladen wie "Ballad Of Winnie" umhertanzt. Wenn man mir die Pistole auf die Brust setzt und mich nach meinem liebsten Tribe After Tribe-Album fragt - ich würde wohl letzten Endes "Pearls Before Swine" antworten. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die Band bei der folgenden (ersten offiziellen) Europatournee 1997 in Frankfurt erleben konnte und somit eine nähere Verbindung gerade zu diesem Album aufbaute. Auch so ein Abend, der mir auf immer unvergesslich sein wird. Aber das nur am Rande. Hallo Christoph!
Enchanted Entrance (2002)
1999 erschien das zweite und bis heute letzte Three Fish-Album "The Quiet Table" und dann folgte der nächste Schicksalsschlag: Robb verletzte sich bei einem Surfunfall so schwer an der Hand, dass über fast 2 Jahre nicht an Gitarrespielen zu denken war. Die nach dieser Zwangspause veröffentlichte fünfte Tribe-Scheibe "Enchanted Entrance" war dann der nach dem kommerziellen auch der künstlerische Bruch. Zum einen waren fünf Jahre Pause selbst dem loyalsten Europäer mittlerweile zuviel, zum anderen machte sich alleine am Sound des Albums bemerkbar, dass die Band mittlerweile kleine Brötchen backen musste - viel kleinere Brötchen. "Enchanted Entrance" klang, mit neuer elektronischer Schlagseite, seltsam dumpf, fremd und unfertig. Im Vergleich mit den druckvollen und glasklaren Produktionen aus den Neunzigern, zog die Platte eindeutig den Kürzeren. Was sich auch bei den Songs fortsetzte: die Kompaktheit war dahin, viele Songs wirkten wie Skizzen. Und auch, wenn es eine Handvoll guter Tracks zu hören gab, blieb man mit einer kleinen Enttäuschung hinter den Erwartungen zurück.
M.O.A.B. - Stories From Deuteronomy (2008)
Es vergingen erneut sechs Jahre, bis "M.O.A.B. - Stories From Deuteronomy" das Licht der Welt erblickte. Ein überaus ambitioniertes Konzeptalbum über "die fatale Absurdität überkommener Glaubenssysteme, die von nur allzu menschlichen Missgriffen geprägt sind, und nun, nach 2000 Jahren, unsere Welt zu vernichten drohen" (Bandinfo). Auch hier bekam man das Soundproblem nicht in den Griff: "M.O.A.B." klang noch dumpfer und mumpfiger als der Vorgänger. Und auch wenn man hörbar versuchte, sich auf die früheren Stärken zu fokussieren und zu den leicht metallisch angehauchten Riffs zurückkehrte, blieben viele Versprechen uneingelöst. Der bis heute letzte Versuch der Band, doch nochmal Fuß zu fassen, ersoff geradewegs im Klischee. Wenn man alles von der Band kannte - das war neu. Als ich beispielsweise meinen Bandkollegen vorschwärmte, wie toll die Band sei und freudestrahlend auf der Rückfahrt vom Proberaum zum ersten Mal das Album im Auto auflegte, erntete ich nur fragende Blicke. Die Magie, die tiefe Verbundenheit mit der Welt, den Menschen, dem Universum waren wie weggeblasen. Und was bis dato undenkbar schien, wurde Wirklichkeit: "M.O.A.B." fand sich nur wenige Tage (und drei Hörversuche später) auf Ebay wieder.
Live ist die Band an einem guten Tag nachwievor schwer zu schlagen, hier entfacht sie die Magie und das Feuer, hier bittet Zeremonienmeister Robbi Robb zum legalen Durchdrehen auf Rezept, hier flutet die Energie der Band das komplette Nervensystem. Aber ob ich wirklich nochmal ein Studioalbum von ihnen benötige, wage ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu bezweifeln. Andererseits: Robb und Gefolge sind Stehaufmännchen - warum sollten sie denn nicht nochmal die (letzte?) Kurve kriegen? Ich behalte sie weiterhin mit einem Auge im Blick, denn ich würde trotz einiger Enttäuschungen immer noch ziemlich viel für ein weiteres Erweckungserlebnis geben.
Die Hoffnung stirbt, wenn der Eistee ausgegangen ist.
Eistee für alle.
Lange geplant, nun endlich sowas ähnliches wie Realität: ein Blogeintrag über Robbi Robb und seine Formation Tribe After Tribe. Hurra!
Ich vermute, was mich bisher abschreckte, das Thema in der gebotenen Ausführlichkeit zu behandeln, war der Umfang der Lebensgeschichte Robbs. Einerseits will ich nur ungern mit seitenlangen Ausführungen langweilen, andererseits verlangt eine Auseinandersetzung mit einem solchen Mann und seiner Musik eben Zeit und außerdem ein paar Textzeilen mehr. Aber es hilft ja nix, packen wir's an.
Robbi Robb wächst im ehemaligen südafrikanischen Apartheidstaat unter ausgesprochen schwierigen Bedingungen auf. Sein Vater verlässt die Familie, als Robb gerade mal vier Jahre alt ist. Nach einer Odyssee durch Internate und Kinderheime lebt er für zwei Jahre bei seinem Vater im Rassisten-Bezirk Orange Free State. Mit zunehmender Verwahrlosung kümmert sich fortan wieder seine Mutter um ihn und unterrichtet ihn in Mythologie, Literatur und Kunst. Sie war es auch, die ihm später zum ersten Mal Led Zeppelin und Janis Joplin vorspielen sollte.
Robb reißt mit 14 Jahren zum ersten Mal von zu Hause aus und versucht die Grenze zu Mosambik zu überqueren - wo er in den Bergen von einem Stammeshäuptling aufgegriffen wird, bevor er als Mittagessen für die zahlreichen Raubtiere endet. Anschließend wandert er dann auch erstmals ins Gefängnis. Mit 17 Jahren will Robb die Straße kennenlernen und landet auf seinen Reisen bei einer Hippie-Kommune. In späteren Interviews erwähnt Robb immer wieder Neil Agget, einen Gewerkschafts- und Arbeiterführer, der ihm in Politik unterrichtete, ihm die südafrikanischen Verhältnisse erläuterte und dessen Erfahrung und Spiritualität großen Einfluss auf Robbs Leben haben sollten. Robbs spätere Karriere als Agitator fand zu jenen Zeiten ihren Anfang:"Das war der Grund, warum ich auf der Bühne und in den Songtexten die Wahrheit hinausgetragen habe." Und weiter:"Agget war der erste Weiße, den die Polizei im Gefängnis ermordete."
In Soweto, einer für Weiße eigentlich verbotenen Zone, spielt er in einer schwarzen Jazzband und entwickelt damit ein Gespür für das Elend der schwarzen Bevölkerung. Robbs erste eigene Band nennt sich Asylum Kids, eine Punkformation, auf deren Konto eine der ersten Indieveröffentlichung Südafrikas überhaupt geht. Robb:"Eine sehr, sehr, sehr gute Band. Ich war ziemlich abgefuckt zu jener Zeit und ich erkannte damals nicht, wie gut diese Band wirklich war. Bis ich eines Tages, zehn Jahre nachdem sich die Asylum Kids aufgelöst hatten, ein Video von uns sah. Und eines konnte ich an dieser Musik nicht begreifen: die Komplexität der Arrangements. Ich meine, wir waren eine Punkband, aber wir hatten soviele Songparts. Das ist normalerweie etwas, was mir bei Led Zeppelin einfällt..."Wow, soviele Parts!"...ich weiß nicht, wie wir das damals machten." "Schoolboy" heißt die Debutsingle, die im Radio verboten wird. Aber da ist es schon zu spät: "Schoolboy" hat sich da schon lange zum Protestsong der Unterdrückten entwickelt. Ein Konzert der Band vor 35.000 Leuten (!) wird von der Polizei nebst einer schönen Hundestaffel (!!) gestürmt. Robb versteckt sich zunächst im Drumriser, wechselt später bei einem Freund die Klamotten und kann entkommen.
In Swasiland hören Robb und sein Asylum Kids-Gefährte Robbie Whitelaw nachts die zeremoniellen Trommelrythmen aus dem Dschungel. Die beiden nehmen Kontakt mit den Eingeborenen auf und gründen wenig später Tribe After Tribe.
Die EMI nimmt die Band trotz (oder gerade wegen) ihres Protest-Images unter Vertrag und veröffentlichen im Jahr 1985 das Album "Power", das zum damaligen Zeitpunkt noch von britischen Wavesounds inspiriert ist. In Südafrika avanciert das Album zu einem nationalen Hit. Es folgen Benezifshows für Minenarbeiter, Kriegdienstverweigerer und Polizeiopfer - was den Behörden logischerweise so gar nicht gefällt. Tribe After Tribe sehen sich zunehmend einer organisierten politischen Verfolgung ausgesetzt. Radiostationen werden auf der Suche nach Beweismitteln durchsucht, die Band wird im Wald von der Geheimpolizei zusammengeschlagen ("als letzte Warnung" - Robb), ihr Schlagzeuger wird festgenommen und erhängt sich angeblich in seiner Zelle, ein Freund der Band wird von der Polizei erschossen. Robb sagte später, die übrigen Mitglieder hatten die Sorge, dass sie die nächsten Gefangenen oder gar die nächsten Toten sein könnten, zumal ein Gesetz erlassen wurde, das subversive Künstler ins Gefängnis bringen konnte:"Den Namen Mandela öffentlich auszusprechen war verboten. Ich habe mich vor 10.000 Leuten auf die Bühne gestellt und vom "großen Löwen" gesprochen - jeder wusste, wer gemeint war. Ein anderes Mal habe ich vor 120.000 Menschen den traurigsten Song überhaupt angekündigt - und die südafrikanische Nationalhymne gespielt. Man legte mir dann nahe, schleunigst zu verschwinden."
1986 wird die Band mit Hilfe der EMI und Menschenrechtsorganisationen ausgeflogen und beantragt in Los Angeles politisches Asyl.
Und hier beginnt sozusagen die "offizielle" Karriere Tribe After Tribes. Megaforce-Labelgründer Jonny Zazula nimmt die Band unter Vertrag und veröffentlicht 1991 das erste internationale Album der Band.
Das und noch mehr - im zweiten Teil.
...heute haben wir nur noch die ganzen gestylten Schmierlappen, die meinen, sie seien Punk. Keine guten Zeiten.
PAN SONIC - GRAVITONI
Allerlei medizinisches Gerät liegt hier herum. Jedenfalls glaube ich, dass es medizinisches Gerät ist, oder besser: ich hoffe es. Und selbst die Annahme ist nicht besonders verlockend. Die silberne Schiebetür - und wie bescheuert ist es eigentlich zu glauben, es gäbe hier Schiebetüren, silberne noch dazu - ist zu etwa zwei Dritteln geöffnet, dahinter liegt ein etwa 50 Meter langer, nur unmotiviert ausgeleuchteter Gang. Zweifarbige Wände, ein frisches braun und ein flippiges blassgrün, aber so genau kann ich es auch nicht sehen. Will ich eigentlich auch nicht, ich mache mir schon ohne diese Farbkombination in die Hose. Käptain Janeway vom Föderationsraumschiff Voyager würde jetzt vermutlich entweder "Mister Paris, setzen Sie Kurs!" oder "Computer! Kaffee, heiß." sagen - Mhmmmm, Kaffee! - aber ich liege hier, nackt und kalt.
Das Licht, das doppelt so hell brennt, brennt eben nur halb so lang. Gehen Sie mit ihm nach Links aus dem Bild bis vor die Haustür. Links von der Treppe befindet sich ein Busch. Diesen nehmen Sie an sich. Ich bewundere die konzeptionelle Reinheit. Geschaffen, um zu überleben. Kein Gewissen beeinflusst es. Es kennt keine Schuld, oder Wahnvorstellungen ethischer Art. Es ist die unheilige Kombination aus dumpfem Marschieren und schrill blitzendem Klappern, die Elendiges verheißt. Kommt es von oben oder von unten? Es hört sich an als sei es Millionen Kilometer entfernt. Auf dem Boden liegen etwa 2 Milimeter dünne Stahlplatten, der Schall buckelt sich platt stampfend in meine Richtung.
Ich habe...Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese...Momente werden verloren sein...in der Zeit, so wie ... Tränen... im Regen. Zeit zu sterben.
Susi ist jetzt Hackfleisch.
Erschienen auf BLAST FIRST PETITE, 2010.
GIDEON VAN GELDER - PERPETUAL
Es ist gar nicht mehr so leicht heraus zu finden, warum "Perpetual", das Solodebut des Pianisten Gideon van Gelder, es nicht in meine Top 20-Liste des vergangenen Jahres schaffte. Ich erinnere mich daran, dass ich es gerne und ausführlich hörte und das, obwohl 2010 grundlegend nicht als "Florians Jahr des Jazz" in die Geschichte eingehen wird. Und auch wenn außerdem fantastische Musik veröffentlicht wurde, im Nachgang hätte "Perpetual" durchaus und wenigstens in der "Nachzügler"-Reihe erscheinen müssen.
Aufmerksam wurde ich auf den Niederländer erstmals durch seine Arbeit mit dem britischen Soul-Sänger José James, in dessen Liveband van Gelder seit einigen Jahren spielt und mit dem er außerdem das "Blackmagic"-Album aufnahm. Im Soul-Korsett von James passt van Gelder sich sehr genau ein und folgt den Songs eher, als dass er sie prägt. Was dennoch heraussticht ist viel mehr sein warmer Ton und sein Einfühlungsvermögen, ganz besonders in den sensitiven Momenten von "Blackmagic". Was übrigens auch eine ganz großartige Platte wäre - wäre sie nur 30 Minuten kürzer. Mehr dazu vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.
"Perpetual" ist eine zeitgenössische, urbane Jazzplatte geworden. Der Einstieg mit "Wave" gerät zu einer stilistischen Vorankündig des gesamten Werks: van Gelders Kompositionen spielen mit Dynamiken und Ebenen, der wortlose Gesang von Becca Stevens ist selbst in Momenten vollständiger Gleichheit von Ton und -höhe Fixpunkt und Schleifpapier in einem. "Wave" wird gekrönt von gleich mehreren wilden Ausbrüchen, die aber seltsamerweise immer im Bereich dessen bleiben, was die Basis des Songs vorgibt. Einsame Spitzen und bodenlose Täler sucht man vergebens, die Band präsentiert sich äußerst kompakt, symmetrisch und balanciert auf dieser dünnen Linie, die "unspektakulär" und "songdienlich" voneinander trennt. Nein, viel Luft zum Atmen bleibt ihnen tatsächlich nicht. Was möglicherweise der einzige kleine Wermutstropfen an "Perpetual" ist.
Wahnwitzig freies Spiel darf man also nicht erwarten, eher durchkomponierte Songs mit überraschend großem Wiedererkennungswert und straff strukturierte Arrangements.
"Glow" ist diesbezüglich fast schon bis zum ätherischen Hauch reduziert, dabei gleichzeitig distanziert und intim. Und während die Coverversion von Joe Hendersons "Inner Urge" den Blick auf den swingenden Unterschied zwischen "Perpetual" und den Klassikern im Jazz-Kanon preisgibt, nämlich dass die 60er am Ende des Tages doch etwas luftdurchlässiger waren, hauchen "Lullaby" und "Arctic Queen" den soulig-smoothen und zeitgleich melancholischen Vibe einer zerrissenen Generation aus, der eine neue Ernsthaftigkeit ganz gut zu Gesicht stünde. Und ich hätte nichts dagegen, wenn die jungen Musiker, die - das sei nochmal ausdrücklich erwähnt - eine tolle, kompakte, und leidenschaftliche Platte eingespielt haben, den teils aufblitzenden Schwermut auf "Perpetual" in etwas mehr Risiko und Mut umwandeln würden.
Erschienen auf Kindred Spirits, 2010.