19.05.2013

Drinking Pure Sunshine



Lange herrschte Funkstille aus dem Lager der britischen Soul-Sängerin Andreya Triana. Nach ihrem immer noch beeindruckenden Debut "Lost Where I Belong" und der Zusammenarbeit mit Bonobo auf dessen "Black Sand"-Meilenstein aus dem Jahr 2010 wurde es etwas ruhig um die derzeit vielleicht schönste Stimme Englands. Via Twitter war indes ab der zweiten Jahreshälfte 2012 zu erfahren, dass sich Triana in einem Studio verschanzt hat. Das Ergebnis: eine EP mit drei neuen Songs, die im Laufe des Jahres noch veröffentlicht werden soll.

Im unten eingebetteten Video erzählt Triana von den Aufnahmen und weiteren Plänen, und präsentiert außerdem einen neuen Song:"Everything You Never Had".






Die eigentliche Überraschung ist aber der Remix des Tracks von einem alten Bekannten: Breach aka Ben Westbeech hat sich "Everything You Never Had" vorgeknöpft und es zu einem treibenden Clubsmasher umgestrickt.




Und ihr wisst jetzt ja dann alle, was ihr zu tun habt: nackig ausziehen, einölen, Lautsprecherboxen besteigen.

17.05.2013

Tout Nouveau Tout Beau (8)

Wir bleiben nochmal für fünf Minuten bei der härteren Gangart. Zwei Plattenläden meiner Wahl kauften in den letzten Wochen große Sammlungen alter Metalalben der achtziger und neunziger Jahre an, und in einem solchen Fall lasse ich bekanntermaßen gerne alle Hüllen fallen. Es gibt immer noch so irrsinnig viele unentdeckte Perlen - oder eben längst Vergessenes, das somit wieder auf den Schirm kommt, dass es einfach einen Riesenspaß macht, durch die scheinbar unendliche Flut neuer alter Musik zu tauchen.

Deswegen in der heutigen Ausgabe der "Neue Besen kehren gut"-Reihe: schweres Metall im Zeichen der Schaufel.




BURNT OFFERING - BURNT OFFERING

Eigentlich eine Unfassbarkeit, diese Platte überhaupt in Europa im Allgemeinen und in Deutschland im Speziellen zu finden, aber irgendein verrückter Thrashfreak muss sie sich Ende der achtziger Jahre als Import aus den USA besorgt und gut 24 Jahre später in der Second Hand Abteilung eines schwäbischen Plattenladens geparkt haben. Burnt Offering spielten sich aus der Underground Thrashszene Chicagos in einen Plattenvertrag mit Walkthrufyre Records und veröffentlichten dort 1989 ihr selbstbetiteltes Debutalbum. Logischerweise fernab von Majorproduktionen der damaligen Zeit, rumpelt sich das Quintett durch elf furiose und naive Thrashsongs, kaum einer länger als dreieinhalb Minuten, und es ist in erster Linie der Drummer, der mit völlig abstrusen Breaks und der ein oder anderen Timingschwankung für einen Hauch von Komik sorgt. Ich habe ja eine Vorliebe für diesen seltsamen Undergroundkram, sofern er das Feeling der Akteure widerspiegelt - dann sehe ich auch gerne über spielerische oder klangliche Unzulänglichkeiten hinweg. Streicht den letzten Halbsatz, im Prinzip ist's mir dann schlicht scheißegal. Wer auf rauhen, unpolierten Undergroundthrash abfährt, macht sich am besten auf in Richtung

http://burntofferingmetalband.com/CD.shtml

- dort lässt sich übrigens auch der knapp 10 Jahre später erschienene Nachfolger "Walk Of The Dead" für einen Fünfer runterladen.

Erschienen auf Walkthrufyre Records, 1989.




INCUBUS - BEYOND THE UNKNOWN

Die einzig wahren Incubus kommen aus Louisiana und waren bei einigen Typen, die Anfang der neunziger Jahre mit mir die Schulbank drückten, der heiße Scheiß schlechthin, was sich besonders an der Anzahl derer ablesen ließ, die mit entsprechend ausgiebig getragenen und spätestens nach drei Wochen sehr geruchsintensiven Bandshirts herumprovozierten. "Beyond The Unknown" ist das zweite Album des Trios und aufgrund des Gesangs strenggenommen eher dem Death Metal zuzuordnen, dabei waren Incubus ursprünglich eine lupenreine Thrashband. Ihr Debut "Serpent Temptation", möglicherweise auch ein Kandidat für meine Alltime Top 20 Liste des Thrash, ist eine tollwütige Thrashkeule, die in Blitzgeschwindigkeit alles zum Einsturz bringt und nur Staub und Asche hinterlässt. Aber auch auf "Beyond The Unknown" lassen sich die Wurzeln der Combo noch nachverfolgen: der Drive ihres Gehackes ist legendär, die Riffs sind gnadenlos exakt auf den Punkt gespielt, die Geschwindigkeit immer noch extrem hoch. Es ist lediglich die tiefe Röchelstimme, die "Beyond The Unknown" im Vergleich zum Debut ein bisschen an die Leine legt. Für die nun Interessierten ein Warnhinweis: die Band hat auf einem späteren Reissue von "Beyond The Unknown" auch das Debut mit auf die CD gepresst, allerdings mit neu aufgenommenen Vocals, die sich stilistisch eindeutig am Nachfolger orientieren. Das kann eine herbe Enttäuschung werden - sofern man das Original kennt. Und kennt man es nicht, ist das der eigentliche Fehler. Mit drei Klicks wird man auf Google fündig, aber das wisst ihr nicht von mir.

Erschienen auf Nuclear Blast, 1990.





DEMOLITION HAMMER - TIME BOMB

Ist die Rede von Demolition Hammer, kommt man nicht an der Erwähnung ihrer beiden Großtaten "Tortured Existence" (1990) und vor allem "Epidemic Of Violence" (1992) vorbei, die beide längst im Thrash Metal Kanon verankert sind. Die Band aus New York fiel jedoch nach dem 1992er Album zur Hälfte auseinander: Gitarrist James Reilly und Drummer Vinnie Daze verließen die Band, weil sie den angedachten musikalischen Kurswechsel der beiden verbliebenen Mitglieder Steve Reynolds und Derek Sykes nicht mitgehen wollten. Reynolds und Sykes wurden am Schlagzeug künftig von Drumtier Alex Marquez unterstützt, der folgerichtig auch "Time Bomb" aufnahm.

Tatsächlich ist vom ehemaligen Hochgeschwindigkeitsgebretter der Band nicht mehr viel übrig geblieben. Das Album, das der Aussage Reynolds zufolge unter einem neuen Bandnamen hätte veröffentlicht werden sollen und nur auf Initiative des Labels unter Demolition Hammer erschien, fiel bei der Anhängerschaft folgerichtig gnadenlos durch. Zum einen wäre zu diskutieren, ob es 1994 überhaupt noch ausreichend Thrash-Fans gab, zum anderen weicht "Time Bomb" signifikant von der wahren Thrashlehre ab - und Metalfans können in einem solchen Fall traditionell sehr ungemütlich werden. Die elf Tracks bewegen sich weitgehend im groovigen Midtempobereich, sind ultrakompakt, beschränken sich in der Hauptsache auf das Ausspielen von simplen, treibenden, fast schon hardcorigen Riffs und kommen bis auf eine zehnsekündige Ausnahme bei "Blowtorch" komplett ohne Gitarrensoli aus. Herausragend ist dafür nach wie vor die wahnsinnige Stimme von Frontmann Reynolds, der nicht für eine Nanosekunde daran denkt, stimmlich etwas auf die Bremse zu treten - und damit den Sound des Albums nachhaltig prägt: "Time Bomb" ist geradezu unanständig heavy. "Time Bomb" ist angepisst. "Time Bomb" ist räudig. Und damit steht es den beiden Vorgängern praktisch in Nichts nach.

Erschienen auf Century Media, 1994.

12.05.2013

Manifest für Seelenheil und Schokomuffins

It turns out procrastination is not typically a function of laziness, apathy or work ethic as it is often regarded to be. It’s a neurotic self-defense behavior that develops to protect a person’s sense of self-worth.

You see, procrastinators tend to be people who have, for whatever reason, developed to perceive an unusually strong association between their performance and their value as a person. This makes failure or criticism disproportionately painful, which leads naturally to hesitancy when it comes to the prospect of doing anything that reflects their ability — which is pretty much everything.

But in real life, you can’t avoid doing things. We have to earn a living, do our taxes, have difficult conversations sometimes. Human life requires confronting uncertainty and risk, so pressure mounts. Procrastination gives a person a temporary hit of relief from this pressure of “having to do” things, which is a self-rewarding behavior. So it continues and becomes the normal way to respond to these pressures.

Particularly prone to serious procrastination problems are children who grew up with unusually high expectations placed on them. Their older siblings may have been high achievers, leaving big shoes to fill, or their parents may have had neurotic and inhuman expectations of their own, or else they exhibited exceptional talents early on, and thereafter “average” performances were met with concern and suspicion from parents and teachers.


Irgendwie ist das alles eine große Erleichterung. 


Gefunden auf Cardiograms und Thoughtcatalog.

06.05.2013

Blank When Zero - Einerseits...



Vor noch einem Jahr war der Gedanke, unsere kleine Farm, quatsch: Punkband Blank When Zero könnte in gar nicht so irrwitzig ferner Zukunft sich erstmals einen fast schon fundamental zu nennenden Kindheitstraum erfüllen und also als Premiere für jeden einzelnen Krawallbruder unsererseits eine Platte veröffentlichen, so auf Vinyl, am besten noch bunt und rund und wunderbar klingend, ein echtes, handgemachtes Scheibchen aus schwarzem blauem Gold, mit tollem, weil einzigartigem Artwork, nahezu undenkbar, kaum zu machen, ein Himmelfahrtskommando, weil: wer will den Scheiß denn schon hören (außer uns). Und dann - haben wir's halt tatsächlich mal gemacht. Einfach so.

Einfach war daran natürlich fast gar nichts: wir haben zwischen Fulltimejobs und Elternfreuden acht Songs für dieses Album geschrieben und handverlesen ausgewählt, wir nahmen mit unserem Haus- und Hofproduzenten Jörg, literweise Kaffee, Karotten und Kakaocreme an einem Herbsttag im Oktober das Schlagzeug und den Bass in unserem Proberaumkomplex an der Nahe auf, wir verbrachten die nächsten beiden Wochenenden mit den Gitarren- und Gesangsaufnahmen und haben anschließend dem armen Klangknecht den ganzen Kladderadatsch aus falschen Noten, schiefem Geschrei und menschenverachtenden Texten in seinen Aufnahmebunker gesch(m)issen. Ende Januar waren der Endmix, das Mastering und Jörgs Nerven fertig. Unser liebes Presswerk erhielt Anfang März die Daten, wir erhielten Ende März im ersten Austausch mit einem schönen Geldbatzen die schwarze Testpressung, die wir irgendwann für drölf Trilliarden Euro bei Ebay verscherbeln können, und nun ist es soweit: sie ist da.






Die Platte beherbergt neben den erwähnten acht Songs in dreizehn Minuten einen Downloadcode und Ihr  bekommt sie für schlappe 10 Euro inklusive Versand- und Verpackungskosten nach Hause auf Euren Plattenteller gewuchtet.

Schreibt an kontakt [at] blankwhenzero [dot] de

oder nervt unseren Schlagzeuger auf Facebook


Und wo wir gerade bei den tollen Neuigkeiten sind: am 24.6.2013 stehen wir für unsere Release-Show im Mainzer Kulturcafe  mit den glorreichen Fights And Fires und den Aerobic Allstars auf der Bühne.

Das ist der Flyer:





Und das ist der Cornelius, der uns das ermöglicht hat:


Wir sind sehr glücklich.


Erschienen auf gar keinem Label, 2013. 

02.05.2013

Psychotic Waltz - Everything Is Nothing (6)



PSYCHOTIC WALTZ - LIVE & ARCHIVES


Nachtrag für Komplettisten und Vollnerds: posthum erschienen über das obskure Offenbacher Mini-Label Institute Of Art Records zwei Resteverwertungen, die heute zu bisweilen völlig absurden Preisen gehandelt werden und dabei inhaltlich übersichtlich essentiell sind.

Labelchef Siggi Blasey, der an den beiden Darkstar-Alben von Gitarrist Dan Rock mitarbeitete, die ebenfalls auf Institute Of Art herauskamen (interessanterweise waren an den Produktionen auch der ehemalige Grave Digger-Gitarrist Uwe Lulis und der ehemalige Schlagzeuger von Tankard Oliver Werner beteiligt - kostenloses und irrelevantes Szene-Gossip, von mir, für Dich!), veröffentlichte zunächst die Waltz'sche "Live & Archives" Doppel-CD, die neben einer Bootlegaufnahme eines Konzerts in Hamburg aus dem Jahr 1991 außerdem frühe Demos (auch aus den Zeiten, als sich die Band noch Aslan nannte) und unveröffentlichte Jams zusammenstellte. Wenn ich mich recht entsinne sind im dicken Booklet zahlreiche Bilder aus alten Bandtagen, sowie eine ganze Menge Kunstwerke von Coverartist Mike Clift und Blasey zu sehen. Als Die Hard-Fan kann man sich sowas gerne mal ins Regal stellen, für den Rest ist's so interessant wie eine geschimmelte Erdbeere (Bio, aus Spanien).

Erschienen auf Institute Of Art Records, 1998



PSYCHOTIC WALTZ - DARK MILLENIUM

Exakt das gleiche gilt für die zweite CD "Dark Millenium". Hier gibt es ein paar instrumentale Spielereien von Gitarrenheld Brian McAlpin unter dem schönen Titel "Penetralia: A Sountrack For Reaching The Higher Spheres Into Narcotic Dances", eine Handvoll Coverversionen (Ozzy, Black Sabbath, Pink Floyd) und drei Nummern des 1991er Auftritts im Rahmen des Dynamo Festivals zu hören; darüber hinaus können wir einem Interview mit Mike Clift lauschen.

Brutalstehrliches Fazit: wenn selbst einer wie meinereiner, der der Kapelle im Grunde hoffnungslos verfallen ist, die beiden Platten schon vor Jahren vertickt hat, lassen sich die Veröffentlichungen ohne größere Anstrengungen entsprechend einsortieren. Und angesichts der Preise der beiden Scheiben, die gegenwärtig zwischen 25 und 110 (!) Euro liegen, ist dann praktisch jede Diskussion überflüssig.


Zum Zeitpunkt dieser beiden Veröffentlichungen lag die Band schon zwei Meter unter der Erde. Ob es an der chronischen Erfolgslosigkeit lag, oder doch die Spannungen innerhalb der Band ausschlaggebend waren - besonders zwischen Gitarrist Dan Rock und Sänger Buddy Lackey soll es angeblich ordentlich geknirscht haben - ist heute im Grunde nicht mehr der Rede wert. Nun ist aber meine Skepsis gegenüber der Wiedervereinigung wie üblich bedeutend größer als meine Begeisterung und angesichts eines scheinbar nie enden wollenden Stroms von cooler, neuer Musik muss das angekündigte Reunionalbum wenigstens für den Moment nicht so irrsinnig dringend über den Teich paddeln. Wenn es aber so weit sein sollte: count me in!

Forever Nerd.

Erschienen auf Instite Of Art Records, 1999.

01.05.2013

Psychotic Waltz - Everything Is Nothing (5)



PSYCHOTIC WALTZ - BLEEDING

Zwei Jahre nach dem wenig erfolgreichen "Mosquito" erschien mit "Bleeding" ein Werk, das zwar grundsätzlich den stilistischen Faden des Vorgängers aufnahm, daraus allerdings einen im Detail deutlich veränderten Klangteppich knüpfte.

"Bleeding" zeigt eine Band, die schließlich in ihrem Sound angekommen war, und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass danach zunächst mal das Licht ausging. Scott Burns, der das vierte Studioalbum ebenso wie "Mosquito" produzierte und sich zu jener Zeit eigentlich nur noch für enge Freunde hinter ein Mischpult setzte, hat zwar immer noch den für ihn nicht untypischen "Don't worry, it'll sound as heavy as fuck!" Sound zusammengepuzzelt, legte aber den Schwerpunkt auf ein offeneres, transparenteres Klangbild, das die Songs trotz aller Kompaktheit entzerrte und sie atmen ließ. Apropos Kompakt: wenn ich schon zu "Mosquito" das Quatschwort "ultrakompakt" auspacken musste, bleiben mir für "Bleeding" leider nicht mehr viele Steigerungen übrig, aber notwendig wär's dann doch schon. Die elf Songs, von denen nur zwei die Marke von vier Minuten überschreiten, sind sowohl hochkonzentrierte, als auch vielschichtige und monumentale Kompositionen, die bis in den letzten Winkel verdichtet ein perfekt abgeschlossenes System aus Groove, Melodie und Emotion formen und am Leben erhalten. Ich sprach schon zu "Into The Everflow" von der Kunst, solche Songs zu schreiben - angesichts der Raffinesse von "Bleeding" könnte man nochmal einen draufsetzen, wenn man denn wollte. Und ich will. Denn "Bleeding" besteht aus nicht weniger als elf Kunstwerken, destilliert aus dem besten, was dreißig Jahre Rockmusik hervorgebracht haben, formvollendet mit der Präzision eines Diamantbohrers in Position gebracht, mit Sternenstaub geschmückt und mit dem strahlenden Schein zarter Melancholie und brennender Intensität beschenkt.

"Bleeding" ist ein zeitloser, genuiner und untergegangener Klassiker der neunziger Jahre und bis heute das letzte Lebenszeichen einer Band, die offensichtlich genau weiß, an welchem Werk die Reunion gemessen werden wird: von dem seit über zwei Jahren angekündigten neuen Album ist weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht schlottern auch diesen Göttern mal die Knie.(*)

Erschienen auf Bullet Proof, 1996.


(*): was natürlich Schrott im Quadrat ist, am Ende liegt's an irgendeinem Vertragsgeschnarze, oder sie können sich (mal wieder) nicht riechen, oder das Gras ist aus. Vielleicht haben sie aber auch ganz banal: einfach keine Lust mehr. 

28.04.2013

Psychotic Waltz - Everything Is Nothing (4)



PSYCHOTIC WALTZ - MOSQUITO

Mit ihrem dritten Album nahmen Waltz eine musikalische Kurskorrektur vor, und die fiel nicht zu knapp aus. Ich weiß nicht, was zwischen "Into The Everflow" und "Mosquito" passiert ist, aber der Schalter, den die Band ab hier umlegte, war riesig; ich glaube bis heute nicht daran, dass man diese Veränderung noch so mir nichts, dir nichts im Rundordner "Weiterentwicklung" abheften kann. Der Fünfer hatte nunmehr mit der Komplexität seines Debuts und der Tiefe des Nachfolgers nichts mehr am Hut, stattdessen beschränkte er sich auf drei- bis vierminütige ultrakompakte Metalsongs, die weniger progressiv als viel eher psychedelisch und durch die explizit dickflüssige und brutal tiefliegende Produktion des ehemaligen Death und Thrash Metal Produzenten Scott Burns sehr, sehr heavy klangen. Im Rückblick muss "Mosquito" als Übergangsalbum bewertet werden, denn auch wenn die Band mit dem Titeltrack, "Haze One", "Shattered Sky" und "Mindsong" erneut einige Klassiker geschrieben hat, wirken Songs wie "All The Voices", "Only Time" und "Locked Down" unausgereift und orientierungslos. Man hört der Band zwar an, dass sie eine Idee davon hatte, wie ihr künftiger Sound aussehen soll, mit der Umsetzung war sie zu diesem Zeitpunkt offensichtlich noch überfordert.

Stilistisch platzierten sie sich im neuen Soundgewand jedenfalls zielsicher zwischen alle Stühle, was aus diesem Blickwinkel betrachtet für die nächsten Jahre durchaus als Fehlentscheidung betrachtet werden darf. Die Proggies waren angesichts vierminütiger Songs zumindest skeptisch, der Ottonormalmetaller bekam bei mehr als drei Riffs und zwei Breaks pro Song Migräne und die sich 1994 schon längst abschließend formierte Grunge- und Crossovergemeinde rümpfte die Nase und holte das große Schild mit dem damals verbotenen Wort "Metal!" heraus.

Es erscheint vor diesem Hintergrund wenig entgeisternd, dass die Band nach "Mosquito" nicht nur Bassmonster Ward Evans, sondern mit Brian McAlpin auch den so wichtigen Partner an der Seite von Gitarrist Dan Rock verlor. Die jahrelangen, zermürbenden Tourneen, die nicht nur dreistündige Shows, sondern auch keine Day-Offs ausweisen konnten (was die Band bei vollem Bewusstsein zu solch grotesken Himmelfahrtskommandos wie die Strecke Mailand - Hamburg im Klappervan innerhalb eines Tages zwang), waren für den querschnittsgelähmten Gitarristen am Ende einfach zuviel.

Erschienen auf Bullet Proof, 1994.

27.04.2013

Psychotic Waltz - Everything Is Nothing (3)




PSYCHOTIC WALTZ - INTO THE EVERFLOW

"Oh Mann, wie soll man etwas in Worte fassen, das dazu angetan ist, dein komplettes musikalisches Weltbild innerhalb von knapp 50 Minuten aus den Angeln zu heben und neu zu definieren?"
(Wolfgang Schäfer über "Into The Everflow", 1993)

Ich habe mich ehrlich gesagt vor diesem Blogeintrag etwas gedrückt. Die Erinnerung an all die überwältigenden Momente, die ich mit "Into The Everflow" verbracht und erlebt habe, wie ich sie eine Zeitlang tatsächlich mal als zum endgültig besten erkoren habe, was ich jemals hörte, wie mich praktisch jeder Ton und jedes Wort in Extase versetzt....das klingt alles so übertrieben und dick aufgetragen, und ich sehe Euch schon wieder mit einem Grinsen im Gesicht vor Eurem Monitor sitzen und "Haha, der Flo wieder...!" denken oder sogar sagen. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass selbst die überwältigendste und wahrhaftigste Begeisterung all dem am Ende doch nicht gerecht wird. Außerdem ist's geradewegs ein bisschen peinlich, wie sehr ich die Platte und die Band derart vergessen konnte. Wahnsinn. Ich bin geschockt. Ich mein's ernst, ich verstehe das nicht. Jetzt befindet sich "Into The Everflow" seit gut sechs Wochen also im "Aktuell"-Stapel vor der Anlage und ich bin bei jedem Durchlauf von Neuem hingerissen von soviel Schönheit, Intensität und Virtuosität. Was für eine Kunst es sein muss, solche Songs schreiben zu können.

Als ich die Band 1996 zum ersten Mal in der Hafenbahn in Offenbach live sah, im Vorprogramm spielten übrigens die nicht bedeutend weniger beeindruckenden Payne's Gray, wurde es zwischen zwei Songs plötzlich still. Sänger Buddy Lackey stand am Bühnenrand und sprach ohne Mikrofon zu den vielleicht 400 Menschen, deren Blicke an ihm klebten:"Thank You very much. The next song is called "Into The Everflow"". An einer besonders epischen Stelle im Song holte mein Vordermann mit einer großen, ausladenden Geste aus und schleuderte seine Arme zur Seite und nach hinten und wahrscheinlich nach überall hin, während er gleichzeitig seinen Kopf extatisch nach hinten schmiss. Meine Nase wurde von seiner linken Hand mit ordentlichem Schmackes getroffen und entschied sich anschließend dazu, einfach mal drauflos zu bluten. Und ich entschied mich dazu, es einfach mal drauflos laufen zu lassen.

Seriously, what a band! What a record! What a life!

Erschienen auf Dream Circle, 1993.

22.04.2013

Psychotic Waltz - Everything Is Nothing (2)



PSYCHOTIC WALTZ - A SOCIAL GRACE

Niemals sonst habe ich für die Erschließung einer Platte längere Zeit benötigt als für das Debut dieses Quintetts aus dem US-amerikanischen San Diego. Und ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass das gar nichts mit dem berühmten "Schönhören" zu tun hatte, weil meine anfängliche Skepsis und sogar Ablehnung gar nicht das passende Fundament für eine positive Entwicklung legen konnten. Hier war schließlich jahrelang nichts als eine öde Wüste in meinem Kopf. Ich kenne sogar Menschen, die sagen, die Wüste sei also in den letzten Jahren nicht gerade unwüstiger geworden. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Jedenfalls: es mögen drei, vier Jahre ins Land gezogen sein, bis ich bei "A Social Grace" überhaupt mal zum vierten Song vorgestoßen bin, und "there's no fucking joke coming" (Bill Hicks). Und ich wäre wohl ohne die Unterstützung ihres zweiten Albums "Into The Everflow" noch nicht mal so weit gekommen, denn erst als ich diesen geilen Irrsinn verdaut hatte, öffnete sich das Fenster zu "A Social Grace". Der letzte Dominostein fiel, als ich den Text von "Nothing", vielleicht das beste, was jemals gespielt, aber auf jeden Fall gesungen wurde, endlich auch verstand.


not so long ago there was a time
the naive animal was a wiser thing
and these devils that we accept as reality
did not exist here before
nor do I think they were meant to be

they have enshrouded themselves
with the comforts of wealth
inside this temple of material things
which they cling to
all because the hand
was much easier to see than the spirit
and upon the educated discovery of this
they have made their decision
not only for themselves
but for everyone else as well

everything you've ever come to experience
to anyone else here has never been
and will never be

life does not exist
memory is nothing more than photographs
a looking glass to see just where you've been
not what you've been there for
realize your insignificance to the universe
and to infinity

you will have then cast away
the pride of all these things you held so dear
agony and pleasure are a suffering to one another here
the wisest is the fool who realizes he knows
nothing, nothing

turn your back on this misconception
that the body is the temple
it's just the tool of the soul
the brain is only the house of the mind
and soon you'll have to give back
everything you've borrowed for this lifetime
only then you'll find
you have spent all this time
struggling for the wrong things
and all of your works here have been nothing

everything is nothing




Ab dieser sprichwörtlichen Erweckung ging's nur noch bergauf. "Nothing" war die philosophische Quelle, aus der sich meine Verehrung und Begeisterung künftig speisen sollten. Die Tiefe und Mehrdimensionalität in Meisterwerken wie "Halo Of Thorns", dem umwerfenden "Another Prophet Song", "I Of The Storm", "Strange" oder dem ungewöhnlich harten Brecher "Spiral Tower" erschienen plötzlich universell wichtig, viel wichtiger als das, was ich einer Progressive Metal Platte bis dahin zugestanden hätte. Und ich verstand plötzlich auch die ganzen Typen, die bei der Erwähnung des Plattentitels in Freudentränen ausbrachen. Psychotic Waltz waren spätestens nach Veröffentlichung von "A Social Grace" Kult, was sowohl damals wie heute bekanntermaßen ein Synonym für "erfolglos" war und ist. Nicht, dass man sich darüber wundern müsste; die Komplexität in den Kompositionen der fünf Haschköppe hat eben nicht nur meine eigentlich an progressive Sounds gewöhnten Ohren überfordert. Und ehrlich, wer außer einer Handvoll Vollnerds will denn sowas hören?

Das Verrückte daran ist eigentlich nur, wie schnell sich die Verwirrung auflöst, nachdem der Verständnisschalter ein einziges Mal gedrückt wird. Weshalb es mir heute völlig unverständlich erscheint, wie ich hier jemals ein Fragezeichen auf der Stirn kleben haben konnte. "A Social Grace" ist eines der beeindruckendsten Debuts aller Zeiten und qualitativ im Prinzip auf einer Ebene mit den ersten, wegweisenden Werken von Iron Maiden oder Metallica, minus deren Erfolg und Einfluss.

Erdacht, komponiert, gespielt und produziert von fünf absoluten Ausnahmemusikern.

Erschienen auf Rising Sun Productions, 1990.

21.04.2013

Psychotic Waltz - Everything Is Nothing (1)




Ich habe seit sicherlich seit mehr als zehn Jahren keine einzige Psychotic Waltz Platte gehört und habe zugegebenermaßen im Grunde auch nichts vermisst.

Alleine für diesen Satz müsste ich mir beide Hände abhacken lassen und eine Kniespiegelung ohne Narkose verordnet bekommen, weil Waltz eben nicht nur zu den wichtigsten Bands in meinen 90er Jahren zählten, gleichfalls aber auch ein großer Einfluss auf meine eigene Musikerlaufbahn waren. Man hört das meinem Krempel im Jahr 2013 vielleicht nicht mehr so zwingend an, aber vor allem gesanglich haben die unzählige Male mitgesungenen Songs ihre Spuren hinterlassen. Andererseits waren Waltz vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts SO wichtig, dass ich ihre Songs, Achtung, Pathos: sowieso immer mir mir herumtrage. In den letzten vier Wochen habe ich mich davon ausgiebig überzeugen können. Und diese Rückkehr gehört in diesen Blog.

Von zwar nur vereinzelten, dafür aber umso intensiver auftretenden Rückfällen abgesehen, bin ich nicht wirklich in der Vergangenheit angekettet, eher schon ließe sich das Gegenteil behaupten. Meine beinahe tägliche Suche nach neuer Musik lässt darüber hinaus auch nur wenig Raum übrig, um den Blick über das Plattenregal schweifen zu lassen. Anfang März klickte ich fast schon beiläufig auf ein Livevideo der Band aus dem Jahr 2011, aufgenommen aus dem Publikum in der Frankfurter Batschkapp. Was folgte war ein Synapsenkollaps, in erster Linie ausgelöst von den zentralen Fragen: Die spielten in Frankfurt und ich war nicht da? Seit wann gibt's die denn wieder? Warum gibt's die wieder? Und zum Abschluss: Ich war wirklich nicht da, ne?!

Nach ihrer Auflösung im Jahr 1997 wurde es still um die Bandmitglieder. Sänger Buddy Lackey lebte einige Jahre in Wien und stellte dort sein Projekt Deadsoul Tribe zusammen, Gitarrist Dan Rock nahm zwei instrumentale Soloalben unter dem Namen Darkstar auf (kurioserweise in demselben Proberaumkomplex, in dem meine damalige Band das Hauptquartier hatte), und von den anderen Jungs war außer Kommentaren wie "Die führen einen Plattenladen und kiffen den ganzen Tag" nichts zu hören. Nun ist's wohl allgemein bekannt, was ich von Reunions im Allgemeinen halte, was mich dummerweise nicht davon abhält, im Speziellen doch mal schwach zu werden, sofern es sich denn qualitativ lohnen mag. Und es lohnt in 9 von 10 Fällen nicht. Eine Mischung aus dieser Indifferenz und der vermuteten Überwindung meiner früheren Progressive Rock-Abhängigkeit brachten mich wohl dazu, der Batschkapp an diesem Abend fern zu bleiben. Außerdem: Psychotic Waltz reisten im Vorprogramm der Hampelmänner von Nevermore durch's Land. Noch Fragen?

Arschlange Rede, noch längerer Sinn: bei dem Video handelte es sich um den Titeltrack des zweiten Albums "Into The Everflow". Jetzt ist es so....wenn mich 1997 jemand gefragt hätte, was denn meiner Meinung nach der beste Song aller Zeiten sei, so allumfassend und wirklich allesallesalles berücksichtigend, dann hätte ich wohl "Into The Everflow" geantwortet. Und auch wenn die letzten 16 Jahre nun ganz offensichtlich nicht spurlos an der Stimme von Buddy Lackey vorbeigezogen sind, war ich unfassbar angefixt. So unfassbar angefixt, dass ich mich in den folgenden drei Wochen ausgiebig durch ihre vier Studioalben tauchen sollte.

Ich hab' Bock.



14.04.2013

Whitey On The Moon



Was all that money I made las' year
for Whitey on the moon?

How come there ain't no money here?
Hm! Whitey's on the moon 

Y'know I jus' 'bout had my fill
of Whitey on the moon

I think I'll sen' these doctor bills,
Airmail special
to Whitey on the moon

13.04.2013

Fairy Godmother



CASSANDRA WILSON - POINT OF VIEW


Für diejenigen unter meinen Lesern, die meine Vorlieben in Sachen Jazz kennen, dürfte die Erwähnung ausgerechnet dieses Cassandra Wilson Albums keine Überraschung darstellen, selbst dann nicht, wenn das Veröffentlichungsjahr von "Point Of View" in meinen toten Winkel fällt. Jazz aus den achtziger Jahren, im konkreten Fall von 1986, muss mir nicht unbedingt auf den Plattenteller fliegen. Und tut es für gewöhnlich auch nicht. Platten mit der Beteiligung des Posaunisten Grachan Moncur III hingegen nehme ich mit Kusshand in die Sammlung auf, da kümmert mich auch das Jahrzehnt nicht. Moncur ist auf Wilsons Debut zusammen mit Jean-Paul Bourelly (Gitarre), Steve Coleman (AltSax), Mark Johnson (Schlagzeug) und Lonnie Plaxico am Bass zu hören.

Disclaimer: Ansonsten meide ich für gewöhnlich auch die Jazzgitarre so sehr wie Frei.Wild-Fans den Duden, das Gehirn oder saubere Unterhosen, aber ich bin ja total offen für Neues, optional auch total bekloppt, mache mir die Welt widdewiddewie sie mir gefällt. Und so weiter.

"Point Of View" ist eine inhaltlich lose Zusammenstellung von eineinhalb Eigenkompositionen von Wilson, darüber hinaus lassen sich Coverversionen von "Blue In Green" von Miles' "Kind Of Blue"-Album und "I Wished on the Moon" von Dorothy Parker und Ralph Rainger Coleman finden. Coleman steuert "Never" und "Desperate Move" bei, Gitarrist Bourelly den, wie es sich für einen Jazzgitarristen gehört, furchtbaren Rausschmeißer "I Thought You Knew". Herzstück, wie sollte es anders sein, ist indes die Neuinterpretation von Moncurs "Love And Hate", ursprünglich auf Jackie McLeans fantastischem "Destination...Out!"-Album von 1963 zu hören. Das Ensemble verschafft sich nicht zuletzt durch das Gesangsarrangement von Wilson einen völlig neuen Zugang zu dieser ursprünglich windschiefen Komposition, die hier erstmals als abgeschlossen und rund erscheint. Der Charme des Originals bleibt dabei zwar auf der Strecke, der stimmige Ersatz entschädigt allerdings für diesen Verlust.

"Point Of View" war der Startschuss für eine bis heute anhaltende und ausgesprochen erfolgreiche Karriere der US-amerikanischen Sängerin. Auch wenn ihre späteren Alben den Mainstream nicht nur streiften, bleibt über die gesamte Schaffensperiode ihr freier Geist, ihre Experimentierfreude und Ihr Streben nach neuen Blickwinkeln in ihrer Musik erhalten. Vor allem der Einsatz ihrer ungeheuerlich variablen Alt-Stimme mit diesem kehligen, bluesigen, rauchigen Stamm, hier besonders in ihren eigenen Songs "Square Roots" und "I Am Waiting" als freies Instrumentalschwebeteilchen zu bewundern, macht ihre Arbeit unvergleichlich und nach Sekundenbruchteilen identifizierbar. "Point Of View" ist, wenngleich keines meiner Lieblingsalben, ein spannender und früher Einblick in den Start einer großen Karriere und ein regelmäßiger Gast auf dem Plattenteller.

Erschienen auf JMT, 1986.

08.04.2013

Alte Schule

Viking standen selbst in ihrer Blütezeit zu Ende der 1980er Jahre und selbst in gedimmten Licht betrachtet bestenfalls in der dritten, vielleicht sogar in der vierten Reihe der großen Thrash Metal Bands. Sicherlich hinter Overkill, Exodus und Forbidden, hinter Metallica, Slayer und Anthrax sowieso. Trotzdem habe ich einen kleinen Narren an der Band gefressen, weshalb ich sie an dieser Stelle bereits mit ihrem Debut "Do Or Die" vorstellte. Vor einigen Monaten verriet mir das Internet, dass sich die Combo wieder zusammenraufte und sich außerdem mit Drumriese Gene Hoglan (u.a. ex-Dark Angel) verstärkte. Den Bass spielt kein geringerer als der ehemalige Dark Angel Viersaiter Mike Gonzales. Und auch wenn der zu Dark Angels "Leave Scars" und "Time Does Not Heal"-Line-Up gehörende Brett Eriksen es leider nicht zurück zur Band schaffte, so ist es doch wenigstens Ron Eriksen am Gesang und der Gitarre, der das angedachte neue Studioalbum der Band aus Los Angeles ziemlich nah an ein (neues) Dark Angel-Album heranrücken lässt. Wie es ein Kommentar auf Youtube ganz richtig schrub:

"Probably the closest thing we'll get to a new Dark Angel album."

Die vorab präsentierten Rough Mixes von zwei neuen Tracks lassen den Old Schooler aufatmen: noch ist eine Plastikproduktion weit und breit nicht in Sicht und man kann nur die Daumen drücken, dass sich Viking nicht an dem Fehler der Kollegen von Heathen orientieren, die nach einem gandenlos guten Demo aus dem Jahr 2005 eine aufgespritzte Botox-Produktion für ihr Comebackalbum wählten und es, wenn auch nicht ausschließlich damit, ziemlich unerträglich werden ließen - die Songs waren immerhin auch ganz schön mittelprächtig.

Auch wenn also die vergangenen Reunionalben von alten Helden wie Forbidden, Heathen und meinetwegen ja auch gerne die seit 2004 an trüber Verredneckisierung leidenden Exodus, es eher ganz flüssig in die Leinenhose laufen ließen, und ich diesbezüglich mittlerweile mehr als vorsichtig geworden bin, steht der Zeiger für eine neue Platte von Viking bislang noch auf einem satten grün. Als Beweis füge ich den neuen Track "An Ideal Opportunity" hier ein.





Eine kleine Anmerkung am Rande: ob der Anfang der 1990er Jahre zum wiedergeborenen Christen "konvertierte" Ron Eriksen (ein Schicksal, das er übrigens mit Dark Angel-Sänger Ron Rinehart teilen musste - die Parallelen zwischen beiden Bands sind ja schon fast beängstigend) gleich einem offensichtlich lobotomierten Dave Mustaine textlich und, was noch schlimmer wäre, ideologisch ins Jahr 8000 vor Christus zurückgeplumpst ist, weiß ich noch nicht. Ich will's allerdings herausfinden, ich will so eine Scheiße schließlich nicht hören.