22.04.2017

2016 ° Platz 2 ° Melanie De Biasio - Blackened Cities



"Blackened Cities" hielt sich über Monate hinweg auf dem Platz an der Sonne auf, auf der Nummer 1 nämlich, also auf dem ersten Rang meiner scheckheftgepflegten Top 20-Liste für die beste Musik des Jahres 2016. Der Verdrängungsdruck wurde ihr tatsächlich erst auf den letzten Metern des Dezembers gefährlich, und wenn hier tatsächlich überhaupt noch irgendwer mitliest und nicht etwa schon bei Platz 13 (des Jahres 2012) ausgestiegen/eingeschlafen/verschimmelt ist, dann erhöht das immerhin nochmal die "Spannung" für die "Nummer 1" auf diesem "Blog". Darauf einen kräftigen Schluck aus der Keramik. 

Nun schrieb ich bereits im letzten Juni über das zweite Werk der belgischen Sängerin, nachdem ich es schon vor zwei Jahren für den umwerfenden Vorgänger "No Deal" vegane Schweinehaxen regnen ließ, gerechterweise, wie ich anfügen möchte: Der Text zu "Blackened Cities" ist mir im Rückspiegel möglicherweise etwas schwerverdaulich geraten und mit etwas Mut zum freien Zitat ließe sich dezent provokativ "Kommen sie nächste Woche wieder, dann gibt's auch wieder richtige Plattenkritiken." auf eine alte Ausgabe der Spex (07/2010) kritzeln, aber letzten Endes war es der Ausdruck purer Hilf- und Ratlosigkeit that made me do it: was soll ich über eine Platte schreiben, die mich sprachlos macht? Wie werde ich dieser Musik gerecht? Mit ein paar hingeworfenen Vokabeln des über drei Jahrzehnte angelesenen Schwachsinns aus Musikmagazinen? Oder lieber mit ein bisschen Untergangsromantik im Hipsterformat, so ein bisschen und zaghaft gesellschafts- und konsumkritisch? Für was ich mich entschied, ist nun also immer noch nachzulesen, solange deine Johanneskrautölkapseln das innere Ungleichgewicht, beziehungsweise die neuen Papiertaschen vom Rewe tragen können.

"Blackened Cities" ist eine Sensation, ein aus einer Jamsession im herbstlichen Brüssel entstandener Mammutsong von über 24 Minuten Länge, der hinsichtlich des Arrangements, des Timings und der Atmosphäre zum Besten zählt, was ich jemals gehört habe. Mächtig in seiner Vielfalt und Einzigartigkeit, fragil und intim in seinen klanggewordenen Beobachtungen, der Ansprache, der Stimmung.

Große Worte, jedoch allesamt berechtigt: "Blackened Cities" ist mit nichts zu vergleichen. "Blackened Cities" ist mutig. "Blackened Cities" ist inspirierend. 

Vom Licht zart geküsst. Von der Dunkelheit entführt.




Erschienen auf Pias, 2016.

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