29.03.2014

Let's make Jazz



MENAGERIE - THEY SHALL INHERIT


Über diese Platte hätten wir schon eine Ecke früher lesen können, wäre sie mir nicht erst im Dezember 2013 in die Hände gefallen. Zu diesem Zeitpunkt war meine Aufstellung über die Top 20 schon in veganen Schokokuchen eingeritzt, und es hätte sich auch nicht richtig angefühlt, nach fünfmaligem Hören von "They Shall Inherit" die ganze schöne Auswahl mit dem Hintern einzureißen, die mich zuvor schließlich mindestens zwei, wenn nicht gar drei Wochen schneller altern ließ. Den Legionen von Erbsenzählern erzähle ich natürlich auch nicht, dass das äußerst sympathische Label Tru Thoughts die Platte schon im Dezember 2012 auf den Markt warf, was sie de facto für das Jahr 2013 disqualifiziert. Aber ich bin ja der Chef hier. 

"They Shall Inherit" ist das erste Jazz-Album des Australiers Lance Ferguson, der außerdem mit der Deep Funk-Kapelle The Bamboos nicht wenig erfolgreich ist und unter dem Banner Lanu elektronische Musik produziert. Es ist ein Jazz-Album, das den Spiritual Jazz Entwürfen einer Alice Coltrane oder eines Pharaoh Sanders bedeutend näher steht als Ausflüge in den Swing, Bebop oder gar den Free Jazz, wenngleich die Nähe eher aus einem Gefühl als aus der Musik entsteht: allzu wilde Saxofonabfahrten und minutenlange Krishna-Mantren werden sich selbst bei genauem Studium nicht auf dieser Platte finden lassen. Der in Neuseeland geborene Gitarrist und Sänger verweist im Interview darauf, dass ihm die gegenwärtige Jazzszene mit ihren Hochleistungssoli nicht über Gebühr herausfordert, und er lieber ein Album im Kollektiv machen wollte, das niemanden in das Scheinwerferlicht stellt, sondern den Fokus auf eine feste Bandkonstellation und das gemeinschaftliche Zusammenspiel richtet. Tatsächlich hat Ferguson nicht weniger als zehn Musiker um sich geschart, um sein Jazzdebut zu einem opulenten und reichen Werk entwickeln zu lassen.

Freilich mögen und werden auch hier die ollen Jazzknochen die Nase rümpfen, denn so haben sie, selbst wenn ihr Held Roy Ayers mitmischt, nicht gewettet: "They Shall Inherit" ist groovy, tatsächlich song- und nicht solobasiert, und insgesamt eine sehr entspannte, souveräne Angelegenheit. Doch auch wenn die Herztropfen also im Apothekerschränkchen bleiben können, heißt das nicht, dass die Schlafpillen gleichfalls nicht benötigt werden: Dem Tentett ist ein positives, cooles Spiritual Jazz Album gelungen, das seit drei Monaten in meinem berüchtigten Rotationsstapel vor der Anlage liegt und immer wieder den Weg auf den Plattenteller findet, vorzugsweise am Wochenende zum gleichfalls berüchtigten und ausgiebigen Frühstück. Manchmal gibt's ja keinen besseren Soundtrack zum Essen als Jazz.



Erschienen auf Tru Thoughts, 2012.

24.03.2014

Lee Reed Or Fuck Off



LEE REED - EMERGENCY BROADCAST


How much fucked up stuffs enough
Until enough folk say that enough’s enough, huh?
~ aus "Enough"


Vor einigen Wochen wurde ich durch einen Tweet der kanadischen Punk-Helden von Propagandhi auf Lee Reed aufmerksam, einen politischen, radikalen Rapper aus dem in der südöstlichen kanadischen Provinz Ontario liegenden Städtchen Hamilton. Propagandhi-Sänger Chris Hannah hatte sich laut seines Tweets auf Bandcamp mit Reeds Album "Emergency Broadcast" eingedeckt, und er sollte an diesem Abend nicht der einzige bleiben: einige Minuten später zwitscherten die Follower einstimmig, dass sie sich die Platte ebenfalls heruntergeladen hatten, und Lee Reed bedankte sich artig bei seinen Kumpels für den unerwarteten Geldregen, optimal passend für das bevorstehende Wochenende.

Herr Dreikommaviernull konnte nach kurzem Reinhören ebenfalls nicht an sich halten und schickte zwei Handvoll Rap-Rappen über den großen Teich. Die Hoffnung war: wenn Propagandhi das so gut finden, dann werden mir hier sicherlich keine Bitches und Gangstas-Geschichten aufgetischt. Und die Hoffnung wurde erfüllt. Und es sollte sogar noch mehr als das geben.

So richtg geschnallt habe ich das aber erst, als ich drei Tage später zunächst beim morgendlichen Kaffeekochen, dann später auf dem Weg ins Büro "Emergency Broadcast" laufen ließ und beim vorletzten Track "Enough" ankam. Über die halbe Stunde Autofahrt von Wohnungs- bis Bürotür lief nur dieser eine Track in der Schleife. Was für ein Banger. Und was für ein Text!




Death's part of a complete breakfast
Got the tumors off of necks, chests and testes,
These cops won't arrest these doctors do tests
To perfect toxins in weapons, products in shops
Bird flu pox floats on a cough, rubbed off
Like snots on carts in food marts
And most popular art is garbage
And turns your kids all half retarded
Part of the target market that slaughter masses
Are fodder for plastic transactions
And fears and passions fill shopping baskets
Bankers’ assets increase drastic
And the peace won’t, last like gas and matches
On streets of Athens or of France
And then they move cancer like cans of coke
Spans the globe, both poles got holes in ozone
Info flow from the screen to skull, dreams are culled
Your best to think what you're told, and then there's
Not a peep from peeps in the fold
Because the sheep be sleeping so damn deeply
Neatly packaged as compact the data sold
To fuck knows who's moving truckloads
While most folks they can't cope with it
Until hopelessness grips the whole globe and shit

CHORUS:
How much fucked up stuffs enough
Until enough folk say that enough’s enough, huh?
How high does this shit gotta pile
Until the toxic bits start to drip from the sky?
How long we gotta hold our breath,
Hoping for something better than this

They sell us crap and call it classic
They get the masses all bat shit for that shit
Fears and passions keep Visa's maxed
And the interest stacks like gold pieces
Wall street hold heat while the debts increase
Palms are greasy, bombs unleashed too easy
Corrupted sleazy fucks with evil touch
The Beast clutch reach most places
Based on the race of the population
And they relationship to starvation
You know that our nation kinda holds the keys
But were controlled by greed
And we don't release it
Praise Jesus, we speak heat guided
Missile violence as resistance is silenced
And nickel and dime mankind til we finally
So far gone there’s just no surviving it


Das Tollste an dem Typen ist aber seine Art, sich über die großen Sauereien dieser Welt herzumachen - alleine ein Blick auf seine Facebook-Seite lässt mein Herz strahlen. Unter einem Link zu einem Artikel über das Ausspähen von friedlichen Demonstranten seitens des kanadischen Geheimdienstes steht beispielsweise:

Dear Kanada.. if you are NOT being spied on by your corrupted, sovereignty-robbing, future-munching, ecocidal, bankster serving, kleptocratic, petro-facist-police-state Government.. then you're not pulling your weight. Wake the fuck up. Get out there. And get radical. Your planet needs you.


Auch legendär sein Rant über die Canadian Music Week Awards:

Have you ever wondered how deep the rabbit hole goes for corruption in this thing known as the "Canadian Music Scene"… how tightly the music 'establishment' controls the financing, grants, funds, etc… the names that receive those dollars… how few industry mouths the apparatus feeds.. how obviously insular that world is… and how the same names, sitting on the same boards, voting for the same names, to get the same funding… crowns the same sorry handful of industry insiders and their mediocre artists.. with prizes, recognition, opportunity and HUNDREDS OF THOUSANDS OF DOLLAR$$$ IN GOVERNMENT FUNDING…

Ever wondered how bad that shit actually is? Then HAVE A LOOK AT THIS! The Canadian Music Week Awards nominees just got posted.

Best New Artists include:
Classified
Metric
Tegan and Sara

& the same 5-6 names litter EVERY award category.

??

On behalf of struggling artists across Kanada.. new artists.. young artists.. artists pushing genre boundaries and being the REAL life-blood of our nation's music scene.. here's big fat FUCK YOU to #CMW2014.. for keeping this corrupted agenda alive.. and rewarding the same tired mediocrity.

You all suck the largest & hairiest sasquatch balls.



Ich möchte all das nicht als sensationslüsternen Hinweis auf diesen Typen verstanden wissen, der hier mit - sagen wir mal: expliziter Lyrik - in einen großen Haufen Scheiße reinhaut. Ich möchte darauf hinweisen, weil ich aufrichtig glaube, dass es wichtig ist, dass es Künstler gibt, die informieren, die aufklären und die mit klarer Sprache kommunizieren. Die den Verbrechern und Blutsaugern, den korrupten Regierungen, den aufkommenden Polizeistaaten, dem maroden System, den Medien und ihren bigotten Adjutanten, den Brandstiftern, den Gewissenlosen und den Hetzern den großen Mittelfinger entgegenstrecken. Die Veränderung wollen, die progressiv denken, die sich keinen Traditionen verpflichtet fühlen. Wir brauchen Künstler, die voran gehen. Die inspirieren. Die Gerechtigkeit wollen.

Ein sehr großer Teil dessen tobt auch in mir und kämpft ständig mit der Differenzierung. Mit dem Grübeln. Mit der gutbürgerlichen Erziehung. Und es scheint manchmal wie eine wichtige, große Therapie, anderen Menschen und Künstlern bei ihrem Kampf zuzusehen und zu bemerken, dass man nicht alleine ist. Man braucht Mut, aber man tickt immerhin richtig.

When all the petitions, social media, memes, email-chains, phone calls & polite gatherings in the world ain't doing shit. FISTS UP!


Lee Reed - Bandcamp

Lee Reed - Facebook


23.03.2014

Stop being a dick!




“Watching television is like taking black spray paint to your third eye.” (Bill Hicks)

Achtung, langweiliger Allgemeinplatz: es gibt viele furchtbare Fernsehformate, insbesondere jene, die sich den Weg aus verrotteten Hirnschwämmen deutscher Redakteure an die frische Luft bahnen - und ich kenne bei Weitem noch nicht mal allen Unrat, der vor allem, aber nicht nur, tagsüber ins Volk gepustet wird: bei uns springt die Glotze in der Regel in den Abendstunden an, und wir haben eben unseren Krimiserienquatsch (keinen Tatort!), den wir uns anschauen. In wirklich intellektuelle Seenot geraten wir immer nur dann, wenn uns die Vorschau die eingangs erwähnten Sendungen schmackhaft machen will: Restaurant-Tests, Promi-Dinner, The Voice Kids (jeden humorlos nach Offenbach ausweisen, der mit diesem perfiden, in jeder Hinsicht ekelerregenden, besinnungslosen Konkurrenz-Quadratscheißdreck - und sei es nur über achtzehn Ecken - verbunden ist, von mir aus der Kabelträger genauso wie die sich vor gar nichts schämende Cateringklitsche, die Lena Hirnlos-Doppelnuss die belegten Schnittchen in die Gummizelle bringt), oder The Biggest Loser. Ich habe bis heute nicht verstanden, was das Konzept von letztgenannter Sendung ist, was darin begründet liegen mag, dass meine beiden übriggebliebenen Hirnzellen (ich nenne sie "Schubi" & "Dubi") sich beim bloßen Versuch es verstehen zu wollen, hysterisch nach einem Strick umsehen, um sich im Hinterlappen des Hypothalamus zu erhängen. Trotzdem empfinde ich die offensichtliche Darstellung dieser großen Verzweiflung, sich bei dieser, dank einer sich an körperlichen und seelischen Degenerierung aufgeilenden Konsumgesellschaft, größten aller öffentlichen Demütigungen tatsächlich als Kandidat zu bewerben, bereits als derartig beschämend, dass ich trotz Big Brother und Dschungelcamp-Schwachsinn geneigt bin, für diesen unerhörten Dreck in die Kiste mit den nicht ganz so liebgemeinten Beschimpfungen zu greifen. Für den Fall, dass sich jetzt die ein oder andere Augenbraue lüftet: bis hierhin war's noch Spaß.

In diesem Zusammenhang möchte ich einen ganz wunderbaren Wutausbruch des englischen Moderators (Anmerkung vom 3,40qm-Redaktionshund: der Moderator ist Australier, die moderierte Sendung ist ein englisches Format, pass halt besser auf!) Adam Hills zeigen, der am gestrigen Abend als Gedankenauslöser für diesen Eintrag herhalten musste, und der einer ganz und gar von vermeintlichen Schönheitsoperationen entstellten Schachtel namens Joan Rivers, einer US-amerikanischen Schauspiel- und Entertainment-Luftnummer, die es sich offenbar zum Ziel gesetzt hat, optisch nicht nur dem Joker aus den ollen Batman-Streifen möglichst nahe zu kommen, sondern auch menschlich so sympathisch rüberzukommen wie eine bis zum Rand mit Exkrementen von Kakerlaken gefüllte Plastiktüte, den guten Rat mitgibt, sich die peinlichen Aussagen zum Aussehen des Goldkehlchens Adele in ihren gelifteten und gebleichten Arsch zu schieben. Frei übersetzt.


22.03.2014

Close your eyes and see the beauty



BROCK VAN WEY - HOME

“And those who were seen dancing were thought to be insane by those who could not hear the music.”  Friedrich Nietzsche

Am liebsten will ich das Licht löschen. Und ich möchte nur hier sitzen, im Dunkeln. Und ich möchte diese Musik so laut hören, dass jemand die Bullen ruft. Oder die Aliens vom Nachbarplaneten aufmerksam werden und mal schnell auf einen Kaffee vorbeifliegen. Ich mache ja ganz guten Kaffee - Bio, Fairtrade, das Gewissen trinkt und ritualisiert mit. Sehen die Aliens ganz bestimmt ähnlich.

Erstaunlich, wie aus einem halbwegs normalen Abend ein melancholisches, wohliges Zusammenkuscheln werden kann, obwohl ich mittlerweile weiß, was mich erwartet, wenn ich mich dazu entschließe, "Home" aufzulegen. Dabei ist es keine leichte Aufgabe, diese Platte am Stück und in einem Rutsch zu hören; zum einen sind zweieinhalb Stunden verteilt auf zwei CDs zumindest im Alltag fast nicht zu bewältigen, zum anderen, und das ist der größere Hügel, über den wenigstens der Kröterich aus Sossenheim drüber muss, verwandelt mich die Musik van Weys innerhalb weniger Minuten in einen verletzlichen, grüblerischen, romantischen, introvertierten Menschenklumpen, der in diesen Momenten glaubt, nie wieder eine andere Musik hören zu wollen, als immer wieder nur "Home", in einer nie enden wollenden Schleife, "Spiral Out, Keep Going" (Maynard). Und vor die Tür will ich dann bitteschön auch nicht mehr, denn die Illusion der Schönheit der Welt, der Natur und des Lebens soll bitte von meinem antrainierten, abscheulichen Zynismus verschont werden.

“I do not believe this darkness will endure.” J.R.R. Tolkien

Ich werde mit zunehmendem Alter offensichtlich immer sensibler - und das, obwohl ich noch nie zu den toughen Lautsprechern zählte, die emotions- und empathiebefreit auf die Pauke hauen. Aber die nach oben offene Sensibilitätsskala schaukelt sich seit einigen Jahren immer wieder in neue Höhen, und sei es nur beim freien Blick auf Wald, Hügel, Hund und Katze, wenn sich also die Größe und Schönheit von LEBEN offenbart und wenn ich sie - selten genug - zwischen all dem Wirrwarr von Alltag, Arbeit, Handy und selbstgewählter Emailsklaverei auch noch entdecke und mir eine Träne ins Knopfloch rutscht.

Brock van Weys Musik auf "Home" schleudert mich selbst dann ins Tal der Freudentränen, wenn der Blick schlicht auf die mausgraugestrichene Wand gegenüber fällt, weil mich diese unermessliche Weite und Tiefe seines Sounds auf das Leben und die Natur und die Existenz und den Tod blicken lässt und mich bei der Auseinandersetzung mit all dem, worüber Florian eben immer noch keinen blassen Dunst hat, also dem Leben, der Natur, der Existenz und dem Tod, immer wieder grandios scheitern lässt. Das klingt ganz schön dick aufgetragen für einen Musiker, der nach eigenen Angaben fast nie das Haus verlässt und Videospiele spielt, wenn er nicht gerade neue Musik komponiert, aber ich hatte dieses Gefühl schon ab der allerersten Begegnung mit seiner Kunst: "The Art Of Dying Alone" aus dem Jahr 2011 traf mich wie ein Schlag, wie ein Blitz aus dem hellsten Licht des Universums. "Home" gelingt ähnliches.

Und wie lange musste ich hierauf warten: "Home" war seit Jahren auf Brocks Website angekündigt, genauso früh stand auch schon fest, dass es nach seinem Echospace-Debut "White Clouds Drift On And On" die zweite Arbeit für das legendäre Label aus Michigan werden sollte. Der britische Mailorder Boomkat listete "Home" seit dem Spätsommer 2013 in seinem Katalog, versah es dennoch immer wieder mit den Ankündigungen "Ships in 17 days..." und setzte den Versandtermin praktisch jedes Mal kurz vor Erreichen desselben wieder nach hinten. Das Label selbst hüllt sich traditionell in Schweigen und von Brock hört man für gewöhnlich so oder so nicht viel, wenn er nicht gerade eine neue Platte unter seinen Pseudonymen BVDUB, Earth House Hold oder East Of Oceans herausbringt. Der Grund für das "Chinese Democracy" des Ambient: Labelchef Stephen Hitchell war mit dem Mastering überfordert. In einem Facebook-Post spricht er später vom härtesten Mastering-Job, der er jemals zu bewältigen hatte - und wer alleine die ersten Minuten von "Home" hört, der versteht, dass dieses Dickicht aus Schleiern, Nebelkerzen, Wind, doppelten Böden und Fluchtpunkten, vor allem aber Emotion, Sehnsucht und Liebe unüberwindbar sein kann.

Out in February, the best work I've ever heard from Brock. This was the hardest mastering job I've ever done, it took months and months, I had tears in my eyes through the entire process, the emotion felt here is unlike anything I've heard before. If this doesn't capture the heart and souls of people, well, I don't know what will. -Stephen Hitchell

Erschienen auf Echospace, 2014.

05.03.2014

De La Dilla


Wir müssen nochmal kurz in Hiphophausen bleiben, für die Großmeister, die alten Säcke, diese wunderbaren alten Säcke.

Wenn es eine Band gibt, die mir gezeigt hat, dass es neben all dem Macho- und Tough Guy-Hip Hop noch etwas anderes, etwas aufrichtiges und humorvolles und lebensbejahendes gibt, dann ist es De La Soul. Selbst als vierzehnjähriger Betonkopf, der obenrum noch viel zu unterentwickelt und also gerade mal ein Kieselgehirn war, um Rap und Hip Hop zu raffen (=sich selbst einzugestehen, dass es nicht immer harte und laute Gitarren sein müssen) wusste ich beim damaligen Anschauen der De La Soul Videos auf MTV, dass das etwas sehr Besonderes ist.

Nach jahrelanger Funkstille veröffentlicht das Trio offenbar gleich zwei Mixtapes im Jahr 2014 - Nummer 1 von Dilla produziert, bei Nummer 2 mischen Pete Rock und DJ Premier mit - und dann gibt's als finalen Lichtausmacher noch das Album "You're Welcome" obendrauf.

Das alles geschieht zur Feier des 25-jährigen Bandjubiläums und ich hoffe wirklich, dass sie nochmal 25 Jährchen dranhängen.

Eine wahnsinnig sympathische Band. Kann man auf Soundcloud hören.



04.03.2014

Yasiin Gaye




Der US-amerikanische Beattüftler und Produzent Amerigo Gazaway hat es wieder getan: nach seinen beiden monumentalen Mash-Ups "Fela Soul" (Fela Kuti & De La Soul, 2011) und "Bizarre Tribe" (The Pharcyde & A Tribe Called Quest, 2012) knöpfte er sich nun Rapper Mos Def und Soulgigant Marvin Gaye vor und strickte aus diesen Basiszutaten neue Musikgewölle.

Das Ergebnis heißt "Yasiin Gaye". Es besetzt seit Tagen die Florian'sche Abspielstation und läuft auf Heavy Rotation. Es ist ein frischer, funkensprühender, positiver Mix, hochmusikalisch und tanzbar. Der vorab veröffentlichte Track "Inner City Travellin' Man" begleitet mich morgens in Endlosschleife ins Badezimer, wieder heraus und auf die Arbeit. Wie geil wohl der Frühling mit der Platte wird?

Und damit wird's dann auch wieder eng: wie schon im Falle von "Bizarre Tribe" hat die Recording Industry Association of America erneut laut losgefurzt und die Verbreitung mit einer einstweiligen Verfügung gestoppt.

Aber wir sind ja schlau. Sind wir? Wir sind.

Beeilung! Beeilung!