29.10.2007
*FlirR*
Man hört nichts Gutes aus dem Hause Kammerflimmer Kollektief. Die Karlsruher Gruppe soll auf der gerade laufenden Tournee einen Weg eingeschlagen haben, der jedes provozierende Potential ihrer Musik aussperrt und sich stattdessen tranceartig in ein stilistisches Niemandsland manöveriert. Wer die aktuelle Platte "Jinx" (Staubgold) bereits gehört hat, der kann sich vermutlich in Ansätzen vorstellen, was auf einen zukommt. Das möchte ich nicht als Bewertung von "Jinx" verstanden wissen, zumal die Platte auch einige bemerkenswerte Stücke wie beispielsweise "Subnarkotisch" bereit hält. Aber die Erörterungen passen zumindest hinsichtlich der Ausrichtung durchaus in das Bild, das "Jinx" vermittelt. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich das Kollektief präsentieren wird.
"Absencen" aus dem Jahre 2005 ist im Vergleich zu "Jinx" lebendiger und verspielter, und als ich sie zur Vorbereitung für das anstehende Konzert am 30.10.2007 nochmal auflegte passierte etwas Wundersames. Ich hatte "Absencen" als sehr angenehm und spannend in Erinnerung und war während der ersten Minuten etwas verstört, weil mir die Musik eine ganze Ecke zu angenehm, wenn nicht konventionell erschien. Aber plötzlich wuchsen sie, die Bilder. Vor allem ab dem eigentlich unscheinbaren Füllstück "Hausen" ging es sogar richtig rund. Sehr dicht inszeniert, lullt sich die Band um den Bassisten Johannes Frisch immer tiefer in einen grenzenlosen Sound ein und vergräbt sich regelrecht in den eigenen Nervenbahnen. "Shibboleth" darf diesbezüglich beruhigt als Höhepunkt genannt werden. Ihr Sound, eine Rundreise durch das weite Feld der elektronischen, improvisierten Musik, Ambient, Folk und Jazz, spielt dabei eigentlich eine gar nicht so wichtige Rolle. Es ist das Zusammenspiel und das Vergessen des Hier und Jetzt, das ihre Musik treibt und wie einen DNA-Strang immer wieder auseinander- und zusammenführt.
"Absencen" von Kammerflimmer Kollektief ist im Jahre 2005 auf Staubgold erschienen.
27.10.2007
Beautiful
Ein Skandal, dass ich nicht früher auf die Idee kam, einige Zeilen einem meiner erklärten Lieblingskünstler zu widmen. David Judson Clemmons wurde für mich besonders Ende der Neunziger Jahre zu einem ganz wichtigen Musiker. Der Grund hieß "Chasing California", und obgleich ich zu jener Zeit noch knietief im Metal watete und dort allmählich versauerte (was durchaus wörtlich zu nehmen ist), wuchs die Bedeutung dieser Platte langsam aber sicher - wahrscheinlich aufgrund der vorbildlich Metal-fernen Ausrichtung - ins Unermessliche. Die dazugehörige Band hörte auf den Namen Jud, veröffentlichte zwischen 1996 und 2001 insgesamt vier fantastische Platten und spielte lauten, dunklen, schrammelnden Independent Rock. Nach der letzten Platte "Perfect Life" brach das Trio wohl wegen chronischer Erfolglosigkeit auseinander und Clemmons beschloss auf Solopfaden weiter zu machen. Zunächst stampfte er das Projekt The Fullbliss aus dem Boden, das 2001 das großartige, folkige Debut "Fools And Their Splendor" und 2002 die ungleich rockigere, von einer unfassbar intensiven Stimmung geprägte, untergegangene Perle "This Temple Is Haunted" veröffentlichte. 2004 folgte das erste offizielle Soloalbum "Life In The Kingdom Of Agreement", ein überlanges Monumentalwerk, das nicht nur mir schwer im Magen lag. Clemmons zeigte sich hier frustrierter und verbitterter als in der Vergangenheit, sodass die Platte einem großen Brocken glich, an den sich nur Hartgesottene herantrauten, die in der Folge aber von einem einzigartigen Album sprachen.
Im Januar 2007 erschien mit "Yes Sir" ein neues Album des Wahlberliners, das (gottlob bei Weitem nicht überall) für einige fast schon skandalöse Fehleinschätzungen sorgte, die mich ob ihrer blanken Gedankenlosigkeit im Subtotal (wtf?) daran erinnerten, dass nicht jeder vom hilflosen Gestammel ins Journalistenfach wechseln muss.
"Yes Sir" ist das bis zum heutigen Tag schönste, ausgeglichenste Album von David Judson Clemmons, ist in der Grundstimmung viel heller, freundlicher und vielseitiger als seine früheren Arbeiten und genau deshalb völlig einzigartig. Auch wenn Songs wie das poppige "Someday" zunächst verwirren: sein dunkles Timbre ist immer noch unnachahmlich, bekommt auf "Yes Sir" aber so viele Sonnenscheinmelodien auf den Leib geschneidert, sodass daraus eine interessante, gegensätzliche Stimmung entsteht. Wie Clemmons im Interview aus dem Februar 2007 erklärte, ist sein Vater in erster Linie für diese Veränderung verantwortlich, der ihn praktisch auf dem Sterbebett darum bat, doch mal eine Platte zu machen, zu der er tanzen kann. Ich weiß nicht, ob man zu "Yes Sir" tanzen kann, dass diese Platte in ihrer Gesamtheit ein wichtiges Statement eines immer wieder unterschätzten Künstlers ist, steht außer Frage. "The Miranda Song", "Our Houses" (!!!), "Red Hot Soul", "Shine" und "The Sweet Hereafter" sind Sternstunden eines Mannes, der hoffentlich noch viel zu sagen haben wird.
"Yes Sir" von David Judson Clemmons ist im Januar 2007 auf Village Slut erschienen und kann unter der Mailadresse cds@fullbliss.com bestellt werden.
22.10.2007
Dings Milchglasgitarre
Eine Platte, die auf einem ganz schmalen, gefährlichen Grat balanciert. "Daydreaming" ist das Debut des Musikers Rafael Anton Irisarri aus Seattle. So klingt heute also Musik aus der einstigen Grunge-Hochburg: Ambientflächen, Synthesizerflecken, Knacken und Zirpen im Hintergrund, vorne arbeitet sich ein Piano durch teils diffuse Strukturen, die mal zusammenhanglos und verloren, mal hauchfein zu offensichtlich erscheinen. Das ist er, der gewagte Ritt zwischen den Welten. Dass man sich an die Gefälligere im Nachhinein mehr erinnert (und im schlimmsten Fall von ihr abgeschreckt wird), liegt in unserer Natur. Aber man sollte nicht überhören, dass neben eingängigeren Stücken wie "Lumberton" auch viele sehr interessante, traumhaft-schwebende Songs ("Voigt-Kampf") den Weg auf diese erfreulich kurzweilige Platte gefunden haben, die die Balance wieder herstellen. "Daydreaming" ist bei aller Affinität zur Sanftheit überraschend rau produziert und entfaltet seine Stärken ironischweise zur Nacht. "Ich wählte den Titel schon, um so etwas wie die Sehnsucht nach besseren Dingen im Leben zu umschreiben. (...) Der Gedankenprozess, dieses Durchspielen der Möglichkeit, dass etwas passiert, passiert sein könnte, dann aber doch nicht passierte, aber vielleicht eines Tages doch … eine Art Selbstgeißelung der Gedanken." sagte Irisarri einmal in einem Interview mit der Zeitschrift De:Bug. Tatsächlich hat man das Gefühl, als würde man seinem eigenen Leben hinter von Wasserdampf beschlagenen Glasscheiben zuschauen und plötzlich jeden seiner Schritte zunächst vorausahnen und im Anschluss hinterfragen. Das kann wahnsinnig machen. But nevermind (!): "Daydreaming" ist als tröstender Begleiter an deiner Seite.
"Daydreaming" von Rafael Anton Irisarri ist im Jahre 2007 auf Miasmah erschienen
Innocence, I Fall Asleep
Wenn man in diesen Tagen darauf verzichtet, die Vorzüge des Internets hinsichtlich des Musikkonsums zu seinem Vorteil zu nutzen, darf man sich im Grunde nicht beschweren, wenn man hinterher etwas ratlos vor den Lautsprechern sitzt. Noch dazu, wenn das Label ACT oder ECM heißt und die Musik sowas ähnliches wie Jazz sein soll. Bitte nicht falsch verstehen: Nik Bärtschs "Stoa" oder Brahems "Le Voyage De Sahar" (beide ECM, beide 2006) sind auch heute noch gern gehörte Platten. Aber "Pasodoble", das Duo-Debut des schwedischen Bassisten Lars Danielsson und des polnischen Pianisten Leszek Mozdzer ist eben so ein Paradebeispiel dafür, was mir am heutigen, vor allem europäischen Jazz nicht gefällt. Bei der betont schlichten, künstlerischen Covergestaltung angefangen, zieht sich das Malheur über die Produktion, den Sound, das Artwork bis hin zu den Linernotes: es ist unsagbar fad'. Bei Danielssons "Melange Bleu" (2006, ACT) war nach dreißig Sekunden klar, dass hier nichts Neues zu hören sein wird und ich verzichtete auf einen Kauf. Es ist nämlich letztendlich immer der gleiche Schmu: verhaltene Pianotupfer, leises Vorantasten, meist im hinteren Albumdrittel dann kleinere Ausbrüche, nur um sich danach gleich wieder ins gemachte Nest zu legen, zurück in die Sicherheit des prasselnden Kaminfeuers und des dampfenden Kräutertees. "Pasodoble" ist furchtbar gefällig, tut keinem, aber auch wirklich so gar keinem weh, ist soundtechnisch ohne jede Herausforderung und prädestiniert für die Zuhörerschaft ab 65, die in kalten Winterabenden die passende Untermalung zur wöchentlichen Schachpartie suchen. Das ist okay, und es ist ja auch ganz schön, wenn eine Platte schmerzfrei an einem vorbeizieht.
Aber es darf mich sicher schon ein bisschen wurmen, dass sich hier vor allem in Skandinavien eine Szene entwickelt hat, die sich wohl angesichts immer noch turbulenter Verkaufszahlen in einer kreativen Sackgasse gigantischen Ausmaßes das Eigenheim mit Vorgarten eingerichtet hat und seitdem im Wachkoma-ähnlichen Zustand das Land mit mut-, risiko-, und leidenschaftslosen Arbeiten überzieht. Gerade bei Danielsson ist es schade, wo ich ihn an dieser Stelle noch so lobend für seine großartige Idee und den Mut zum Außergewöhnlichen erwähnte.
Was von "Pasodoble" bleibt, ist eine nette, schöne, feine, langweilige, nichtssagende Platte von betörender Schönheit und gähnender kreativer Leere. Und natürlich die traditionelle Speichelleckerei in den Linernotes. Fehlt nur noch, dass sich Lars offiziell ein Kind von Leszek wünscht. Mit diesem peinlichen Quatsch kann man doch auch so langsam mal aufhören. Oder muss man dem Hörer den Kram einfach schönlabern?
"Pasodoble" von Lars Danielsson und Leszek Mozdzer ist am 27.April 2007 auf ACT erschienen.
17.10.2007
So all i ask you is, who are you here with?
Von Zeit zu Zeit ermuntere ich meinen kleinen MP3-Player dazu, mir seine ganz persönliche Zufallswiedergabe zu kredenzen, und wenn er das tut und gemäß seinem Vorhaben eben zufällig auf den SINCE BY MAN-Ordner stößt, entscheide ich mich in 9 von 10 Fällen dazu, die Wiedergabefunktion auf "Normal" zu stellen und mir von dem wilden Getöse komplett und in Farbe den Kopf verdrehen zu lassen. Es kommt heutzutage höchst selten vor, dass allzu harte musikalische Kost auf dem Plan steht, und noch seltener passiert es, dass ich auf meinem Blog darüber schreiben mag. Viel zu viele Menschen schreiben über den immer gleichen Kram und in dieses Horn des Ochsen namens "Verschmischtes und Triviales" möchte ich nicht unbedingt mitpetzen.
Da Since By Man aber durch ihre diesjährige (offiziell nie bestätigte) Auflösung aber langsam in Vergessenheit geraten und schon zu Lebzeiten alles andere als bunte Hunde waren, will ich die Gelegenheit nutzen und darüber berichten, dass diese fünf Burschen die für mich wohl beeindruckendste harte Musik produzierten, die ich mindestens seit dem Zenit von Neurosis, "Times Of Grace", kennenlernte. Ihre beiden Studioalben "We Sing The Body Electric" (2003) und "Pictures From Hotel Apocalypse" (2005) sind völlig wahnwitzige Chaosklumpen, die ihre musikalischen Wurzeln im (Post) Hardcore, Punk und Metal haben, aber vor allem durch die Art des Vortrags derart eigenständig sind, dass Vergleiche mit anderen Combos wie Converge (deren Kurt Ballou das Debutalbum produzierte) völlig absurd erscheinen. Das Quartett aus Milwaukee setzt nicht auf eine aufgeblasene Muskelschau, sondern demonstriert auch Dank der hervorragenden Produktionen ihrer Alben, wie man die innere Zerissenheit völlig ohne Klischees und ohne alberne, aufgesetzte Härte, dafür mit cleverer Dynamik authentisch präsentiert und sie in den Texten und den Artworks sogar intellektuell befeuert. Großen Anteil an dem Erscheinungsbild hatte besonders Sänger Sam Macoon, dessen eher helles Schreien der originelle Hinhörer der Band war und sie alleine deshalb auf Distanz zum ansonsten gebrüllten Einheitsbrei gehen ließ. Aber auch die exzellente, befreite und lebendige Gitarrenarbeit, der es auf den ersten Blick egal war, ob sie gerade im Takt spielt, oder vermeintlich unsauber ausbricht, trägt viel dazu bei, dass dieser vertonte Wahnsinn so intensiv und nah am eigenen Ich explodiert.
Wenn es in diesen Tagen noch hart & heftig sein soll, dann lege ich ihre Platten auf. Eine einzige Naturgewalt.
"We Sing The Body Electric" ist im Jahre 2003, "Pictures From Hotel Apocalypse" im Jahre 2005 auf Revelation Records erschienen.
14.10.2007
Kalte Wärme
Dem ein oder anderen wird Ulrich Lasks Arbeit "Polar Circles" durch den Titel geläufig sein, der vor wenigen Tagen im Rahmen des Jazzradios von mir vorgestellt wurde. Es fiel mir zugegebenermaßen schwer, ihn überhaupt in einer solchen Situation zu präsentieren, wo doch speziell dieses Album seinen Reiz im Kontext entfaltet und es nur schwer vorstellbar ist, dass ein einzelnes Stück, das aus jenem Kontext herausgerissen wurde, die ganz besondere, meditative Atmosphäre des Werks widerspiegeln kann. Denn die (auch von mir) ansonsten gerne zur Diskussion stehende These, dass Albenkonzepte in heutigen Tagen eher überholt denn spannend sind, greift in diesem Fall nicht.
"Polar Circles" entstand vor etwa drei Jahren in Arjeplog, einem kleinen Dorf im nördlichsten Winkel Schwedens. Genauer gesagt in der dortigen Kirche: Lask erhielt vom Bürgermeister der Stadt die Erlaubnis, die kleine Kapelle in den lithurgiefreien Stunden zu nutzen, um seine Eindrücke der "sonnigen Nächte eines arktischen Sommermonats" auf seine Instrumente (Saxofon, Klarinette, Electronics) zu übertragen. Besonders in Verbindung mit dem stimmungsvollen Artwork mit traumhaften Fotos vom Polarkreis entsteht eine einerseits kühle, skandinavische Stimmung, an der es sich trotzdem bestens wärmen lässt. "Polar Circles" spaziert Arm in Arm mit Melancholie, Glücksgefühlen und der Lust am Leben durch meterhohen Schnee und trägt im Innern soviel Liebe mit sich herum, dass man Lask alleine für diese großartige Idee (und natürlich für deren höchst einfühlsame Umsetzung) auf ewig dankbar ist.
"Polar Circles" von Ulrich Lask ist im Jahre 2005 auf Nabel Music erschienen.
09.10.2007
In Der Umlaufbahn
Eine doch eher unaufdringliche und fast schon schüchterne Platte haben Fridge mit "The Sun" zur Jahresmitte hin veröffentlicht. Schüchtern ist als Beschreibung zugegebenermaßen etwas irreführend, das britische Trio weiß schließlich sehr genau, was es hier tut. Aber es ist auch eine Platte, die im Kleinen ihre Kreise zieht. Stolz, ja. Und mit sich und der Welt zufrieden. Und wenn sie im Player liegt, dann lasse ich den lieben Gott auch gerne mal einen guten Mann sein. Es fühlt sich einfach gut an.
Das letzte Lebenszeichen der "Vergessenen des Postrock", wie sie ein Journalist mal nannte, liegt bereits sechs Jahre zurück. Das damalige Album "Happiness" war zwar schwer verdreht und kratzbürstig mit seinem wild gluckernden Glockenspiel und dem nervösen Drum- und Effektgeplucker, obgleich ebenso zart wie die Blüte, die das wunderschöne Cover zierte. "The Sun" ist dagegen fast schon unerhört straight und kuschelig, gleichzeitig aber auch etwas robuster. Das verbotene Wort: songorientierter. Immer noch erfreulich originell und ungewöhnlich, sind Kieran Hebden, Adem Ilhan und Sam Jeffers im Jahr 2007 zielstrebiger als jemals zuvor. Sie halten ihren Sound mehr im Zaun und das ist gut so. Bass, Gitarre und Schlagzeug (offensichtlich hat Hebdens vorzügliche Arbeit mit dem Jazzdrummer Steve Reid einige Spuren hinterlassen) stehen im Vordergrund, während die elektronischen Elemente sehr geschickt in den Basissound eingelassen wurden. "The Sun" ist immer noch meilenweit von dem heute leider üblichen Postrock-Einerlei entfernt und klingt fast ein wenig wie die zart poppige, europäische Variante von Tortoise. Jazz, Elektronik und Indie im wärmenden Sonnenlicht. Der Eisschrank hat die Tür offen gelassen.
"The Sun" von FRIDGE ist am 8.6.2007 auf Temporary Residence erschienen.
05.10.2007
Playlist 4.10.
Das haben sie gehört, beziehungsweise verpasst:
01 Nik Bärtsch's Ronin - Modul 36
02 McCoy Tyner - Effendi
03 Charles Mingus - Moanin'
04 Nina Simone - Don't Explain
05 Wayne Shorter - Mahjong
06 Anouar Brahem - Le Voyage De Sahar
07 Ornette Coleman - Faces And Places
08 Eric Dolphy - Hat And Beard
09 Lizz Wright - Blue Rose
10 Alice Coltrane - Los Caballos
11 John Coltrane - Compassion
12 Herbie Hancock - The Eye Of The Hurricane
13 Andrew Hill - Wailing Wail
14 Ulrich Lask - Orange Circle
15 Kammerflimmer Kollektief - Subnarkotisch
Vielen Dank fürs Zuhören!
01 Nik Bärtsch's Ronin - Modul 36
02 McCoy Tyner - Effendi
03 Charles Mingus - Moanin'
04 Nina Simone - Don't Explain
05 Wayne Shorter - Mahjong
06 Anouar Brahem - Le Voyage De Sahar
07 Ornette Coleman - Faces And Places
08 Eric Dolphy - Hat And Beard
09 Lizz Wright - Blue Rose
10 Alice Coltrane - Los Caballos
11 John Coltrane - Compassion
12 Herbie Hancock - The Eye Of The Hurricane
13 Andrew Hill - Wailing Wail
14 Ulrich Lask - Orange Circle
15 Kammerflimmer Kollektief - Subnarkotisch
Vielen Dank fürs Zuhören!
01.10.2007
In Eigener Sache Vol.2: Jazzradio
Wie im Zuge meiner letzten Radiosession von Anfang September bereits angekündigt, wird die nächste Ausgabe unter einem jazzigen Stern stehen. Am 4.10.2007 können Sie ab 21 Uhr unter dem unten stehenden Link mit dabei sein. Wie immer ist alles, was Sie dafür benötigen eine aktuelle Version des Winamp Players, den Sie HIER kostenlos herunterladen können.
Viel Spaß beim Hören!
JAZZRADIO
Viel Spaß beim Hören!
JAZZRADIO
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Angaben gemäß § 5 TMG
Florian Eiler
Siegener Straße 6
65936 Frankfurt
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Redaktionell Verantwortlicher
Florian Eiler
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Quelle:
https://www.e-recht24.de
24.09.2007
"Oha!" im Sinne von "Uff!"
Es wird Zeit eine Platte zu erwähnen, die zu meinen großen Überraschungen dieses Jahres zählt. Niko Schabel, Jahrgang 1978 und gebürtiger Münchener, zog vor sieben Jahren nach Berlin, studierte dort Audio-Engineering und gründete ein Jazztrio, das bald zum "Niko Schabel Quartett" heranwuchs. Seit 2003 arbeitet er mit der indischen Sängerin Bajka an dem Projekt Radio Citizen, das im September 2006 auf dem amerikanischen Label Ubiquity das Debut "Berlin Serengeti" veröffentlichte.
"Berlin Serengeti" ist ein - Verzeihung - saucooles, stimmungsvolles Album zwischen Soul, Funk, Hip Hop, und Jazz der 60er Jahre. "Ich bin furchtbar gelangweilt von all dem öden Programming und dem Lounge-Overkill", sagt Schabel. Damit ist er wohl nicht alleine. Vor allem die stete Flut an seichter, belangloser Lounge Musik ist zu einem echten Ärgernis geworden. Radio Citizen haben damit nichts am Hut. Multiinstrumentalist Schabel legt Wert auf eine offene Ausrichtung seiner Musik, ohne jedoch den Fokus, das Ziel aus den Augen zu verlieren. Es scheint fast, als sei sein musikalisches Vorbild John Coltrane auf "Berlin Serengeti" als geistiger Mentor anwesend, als dirigiere er Schabel durch seine Tunes. Was er anpackt gelingt: "The Hop" ist ein derber, groovender Arschwackler-Hit, "Birds" ein dichter Latin-Lover, "Black Forest" huscht hektisch durchs Soundgestrüpp, "Championsound" ein Bananen-Smoothie mit Sahne, "Mondlicht" ein schwebendes Energieteilchen...ich könnte stundenlang so weitermachen.
Viele stilistisch ähnlich gelagerte Platten leiden oftmals an der zu seichten Umsetzung, an Ziellosigkeit, an den thematisierten Schlichtheiten. Schabels Debut ist anders. Dieses Album funktioniert immer, egal an welcher Stelle man den Laser auf die Reise schickt.
"Berlin Serengeti" ist immer und überall weit davon entfernt, banal oder oberflächlich zu sein. Stattdessen ist es mit Verlaub: völlig großartig.
"Berlin Serengeti" von RADIO CITIZEN ist im September 2006 auf Ubiquity erschienen.
23.09.2007
The All Seeing Shorter
Gut möglich, dass Wayne Shorter in naher Zukunft mehr als nur zweimal in meinem CD-Regal auftaucht. Dass der derzeitige Stand der Dinge dringend einer Überprüfung bedarf, liegt in erster Linie an einer Platte, die seit Tagen in meinem CD-Player klebt. "Juju" versprach alleine schon durch das Line-Up mit den beiden Coltrane-Sidekicks MyCoy Tyner (Piano) und Elvin Jones (Drums) eine spannende Angelegenheit zu werden, dass mich das Album aber derart in seinen Bann zieht war nicht eingeplant.
Es liegt sicher nicht nur an den genannten Musikerpersönlichkeiten, dass "Juju" manchmal als das "A Love Supreme" Shorters bezeichnet wird. Ich möchte diese Einschätzung gar nicht weiter kommentieren; dass Shorter auf seinem fünften Soloalbum allerdings alleine hinsichtlich des Tons seines Instruments unüberhörbar auf Tuchfühlung mit dem Sound Coltranes geht, steht außer Frage. Auch das Zusammenspiel des Quartetts, insbesondere im fantastischen Titelstück, zwingt ob seiner Intensität, der wie magisch ineinander verzahnten Struktur und dem wild vor sich hin brodelnden Feeling zu seelischen Überreaktionen. "When I wrote this tune, I was thinking of Africa [and]...was tyring to picture the old african rites.", schreibt Shorter in den Liner Notes zu "Juju", einer Reminiszenz an die Schlichtheit von afrikanischen Gesängen, wie er anmerkt.
Shorters zweites Album für das Blue Note-Label lebt aber auch von den überwältigenden, einfühlsamen Melodien. Wenn nach kurzem Drum-Intro von Jones McCoy das Eröffnungsthema von "Mahjong" anspielt, Shorter kurz darauf mit seinem Tenor-Saxophon einsteigt, die Melodie aufnimmt und weiterspinnt, und das Quartett (am Bass: Reggie Workman) sich plötzlich in einer luftigen Höhe blind die Bälle zuwirft, bleibt mir meist nicht viel anderes übrig, als die Kinnlade ganz entspannt nach unten gleiten zu lassen. Das ist schlicht sensationell.
Die weitere Entwicklung Shorters, hin zu immer freieren und offeneren Strukturen hat ihren Ursprung möglicherweise exakt auf dieser Platte. Innerhalb von 18 Monaten nahm der Musiker nicht weniger als sechs Alben auf und spielte zudem seit 1964 noch im Miles Davis Quintett, in welchem er unter anderem an heute legendären Werken wie "In A Silent Way" oder "Bitches Brew" mitwirkte. Das Nachfolgealbum "The All Seeing Eye" (obgleich es vor der Veröffentlichung jenes Werks noch 2 weitere Aufnahmesessions gab), geht hinsichtlich des freieren Ansatzes konsequenterweise gleich mehrere Schritte weiter und präsentiert mit einem Oktett ein großes Ensemble (u.a. mit Herbie Hancock), das die Musik weiter entzerrt, sie aber deswegen nicht weniger intensiv erscheinen lässt.
"Juju" von WAYNE SHORTER ist im Jahre 1964 auf Blue Note erschienen.
16.09.2007
Lichtnahrung
SEAWORTHY - MAP IN HAND
Es ist ein purer Genuss, in einer Platte zu versinken, die den Gedanken und den Interpretationen soviel Raum zum Tasten und Forschen gibt, die einerseits in ihrer Philosophie so extrem und kompromisslos und andererseits in ihren Mitteln so minimalistisch, subtil und behutsam ist, dass ich selbst in der mit 45°C heißen und sicher etwas übertemperierten Herbst-Badewanne vor Ergriffenheit das Frösteln anfange. Wie erholsam und sogar heilsam ist es, diesen drei Musikern zuzuhören. Seaworthy aus Australien arbeiten auf "Map In Hand" mit Feedbacks, mit leisen, zögerlichen Gitarrendrones und -loops und Field Recordings. Ein leises Knacken hier und ein verhuschtes Rauschen dort.
Ursprünglich auf Kassette aufgenommen und erst im Nachgang am Computer minimal bearbeitet, ist es vor allem der Klang, der mitten ins Herz trifft. Er erdet, beruhigt, schützt und öffnet den Blick.
Auf Null zurückkommen.
Alles was zählt, liegt in diesem Moment...
Es scheint, als würde jeder Ton, jede Schwingung von "Map In Hand" tief in den Körper eindringen und ihn von innen erhellen.
"Map In Hand" von SEAWORTHY ist in November 2006 auf 12k erschienen.
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