14.10.2007

Kalte Wärme



Dem ein oder anderen wird Ulrich Lasks Arbeit "Polar Circles" durch den Titel geläufig sein, der vor wenigen Tagen im Rahmen des Jazzradios von mir vorgestellt wurde. Es fiel mir zugegebenermaßen schwer, ihn überhaupt in einer solchen Situation zu präsentieren, wo doch speziell dieses Album seinen Reiz im Kontext entfaltet und es nur schwer vorstellbar ist, dass ein einzelnes Stück, das aus jenem Kontext herausgerissen wurde, die ganz besondere, meditative Atmosphäre des Werks widerspiegeln kann. Denn die (auch von mir) ansonsten gerne zur Diskussion stehende These, dass Albenkonzepte in heutigen Tagen eher überholt denn spannend sind, greift in diesem Fall nicht.

"Polar Circles" entstand vor etwa drei Jahren in Arjeplog, einem kleinen Dorf im nördlichsten Winkel Schwedens. Genauer gesagt in der dortigen Kirche: Lask erhielt vom Bürgermeister der Stadt die Erlaubnis, die kleine Kapelle in den lithurgiefreien Stunden zu nutzen, um seine Eindrücke der "sonnigen Nächte eines arktischen Sommermonats" auf seine Instrumente (Saxofon, Klarinette, Electronics) zu übertragen. Besonders in Verbindung mit dem stimmungsvollen Artwork mit traumhaften Fotos vom Polarkreis entsteht eine einerseits kühle, skandinavische Stimmung, an der es sich trotzdem bestens wärmen lässt. "Polar Circles" spaziert Arm in Arm mit Melancholie, Glücksgefühlen und der Lust am Leben durch meterhohen Schnee und trägt im Innern soviel Liebe mit sich herum, dass man Lask alleine für diese großartige Idee (und natürlich für deren höchst einfühlsame Umsetzung) auf ewig dankbar ist.

"Polar Circles" von Ulrich Lask ist im Jahre 2005 auf Nabel Music erschienen.



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