HALFTRIBE - ARCHIPELAGO
"Archipelago" hat aus mehreren Gründen eine Erwähnung verdient. Erstens: Das sechte Album des britischen Produzenten Ryan Bisset erschien im März 2020 und damit zur Hochzeit der allgemeinen Verunsicherung rund um das Coronavirus und war für die nächsten Wochen ein tröstender und umarmender Soundtrack. Sowas bleibt. Selbst beinahe eineinhalb Jahre später spüre ich eine besondere Verbindung zu dieser Musik.
Zweitens: auch ohne die Dramatik aus Zeiten der Pandemie wird vor allem die erzählerische Natur von "Archipelago" offensichtlich, sicherlich subjektiv gespeist aus den Gedanken, die sich um Fernweh und Sehnsucht den Weg in die eigene Realität bahnen. Halftribes Stil hat mich schon ab dem ersten Kontakt mit seiner Musik fasziniert, ich schrieb damals zu "Luxia", seinem Debut für das spanische Label Archives:
"(...) dieser Hauch von intellektueller Kühle und Klarheit in einer ansonsten sehr intimen und weichgezeichneten Umgebung. "Luxia" benötigt keine Rettung aus dem Kitsch, aber es ist gut, ein wenig angedeutete Schärfe zu spüren. Macht klar im Kopf. Befreit den Geist."
- und "Archipelago" führt diese Linie fort. Bissets Kompositionen und Sounds wirken immer etwas "crisp", sie bilden Kratzer ab, Ermüdung, Verschleiß. Das ist nicht nur charmant, das verschafft seiner Musik auch eine naturalistische Ebene; eine, die nicht nur abbildet, sondern auch kommentiert.
Und Drittens: die handnummerierte und auf 200 Stück limitierte CD ist ganz in der Tradition des Labels Sound In Silence so wunderbar gestaltet, dass ich mich frage: ist die CD in dieser Form und für diese Musik vielleicht nicht doch das bessere, schönere Format?
Frage ich Sie! Kann man ja mal drüber nachdenken.
Erschienen auf Sound In Silence, 2020.