MARIBOU STATE - PORTRAITS
Das ist die Platte, die ich mir an Stelle der letzten Enttäuschung von Bonobo ("The North Border") gewünscht hätte. "Portraits" der beiden Engländer Chris Davids und Liam Ivory fischt stilistisch in durchaus ähnlichen Gewässern wie Simon Green: Lockere, nicht zu toughe Beats, eine sommerfrische Downbeat-Ästhetik in der Soundauswahl, soulig-laszive Gesangsstimmen - Musik für den Instagram-Filter "Hazy" und für die Generation der an Biermischgetränken nippenden Elektro-Indie-Gemeinde in Karohemden von H&M.
Zugegeben, das klingt mehr als nur eine Spur despiktierlich, aber immerhin habe ich auch zwei Karohemden von H&M und die Szenephysiker unter meinen Lesern wissen: minus mal minus ergibt plus. "Portraits" ist ein wunderbar stimmiges Sommeralbum zum in die Sonne blinzeln, mit eingängigen Pianomelodien, perfekt aus- und einbalancierten Stimmen wie beispielsweise Holly Walker in "Steal" oder auch Pedestrian in "The Clown", dazu einige echte Hits für den herzhaften Biss in eine saftige Limette - "Rituals" und das swingende "Home" machten mir meinen Sommer so richtig schön ölig, schwitzig und nackig, und als ich die Scheiben für die diesjährige Liste auswählte, musste ich gar nicht in den Untiefen der Sammlung herumwühlen: "Portraits" hielt sich bis in den Dezember wacker im Stapel neben dem Plattenspieler.
Prima "Songwriting" (Lena Meyer-Landruth) , prima "Fokus" (Jabadahat), prima "Stimmung" (Sven Väth).
Erschienen auf Ninja Tune, 2015
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