FUNCTION - INCUBATION
Function aka David Sumner stammt weniger aus dem Sandwell District-Dunstkreis, als viel mehr direkt aus deren Epizentrum und hat mich durch mehrere Maxis das ein oder andere Mal ziemlich um den Finger wickeln können. Sein Debutalbum über Ostgut Ton führt diese Serie großzügig fort, denn ich zappelte schon nach vierdreifünftel Sekunden des noch umschmeichelnden Openers "Voiceprint" am Haken. Der Drive der folgenden Stücke ist geradezu unmenschlich, fast schon schmerzhaft. Function hetzt mich von einer dunklen, abgeranzten Gasse in die nächste, die Tunes sind unbehaglich und wirken gestresst. Hier regiert nicht die Tiefe und die Wärme, hier regiert der eiserne Groove und die verdammte Bassdrum, die wie ein Vorschlaghammer alles kaputtdotzt.
Wenn Voivod Science Fiction Metal sind, dann ist Function Science Fiction Techno. Es sollte schon mit Erika Steinbach zugehen, wenn "Incubation" im Jahr 2013 noch von einem anderen Technoalbum abgefangen werden würde. Kinder, wo sind die Drogen?
HANNIBAL MARVIN PETERSON - THE TRIBE
Das Amsterdamer Label Kindred Spirits hat mit "The Tribe" einen verschollen geglaubten Schatz geborgen. Das Debutalbum des Trompeters Hannibal Marvin Petersons sollte ursprünglich 1979 veröffentlicht werden, es erschienen aber nie mehr als eine Handvoll Testpressungen, die in den letzten drei Dekaden bei Sammlern bizarre Werte im viertselligen Bereich erzielten. Das Album, aufgenommen mit Hilfe eines 13 köpfigen Kollektivs, gilt als vergessene Perle des Spiritual Jazz im Zeichen der bedeutenden Pharaoh Sanders, Alice Coltrane und Rashied Ali-Werke aus den siebziger Jahren. Wenngleich anschmiegsamer als die genannten Vergleiche, groovt der Tribe sehr ordentlich und angemessen benebelt durch fünf Aufnahmen, die bedeutend weniger tranig sind, als man das bei bloßer Genrebezeichnung im Ohr haben könnte.
Vergleiche mit Max Roachs "We Insist!"-Album, sowohl den Schmerz als auch die Extravaganz betreffend, sind durchaus legitim.
Erschienen auf Kindred Spirits, 2013.
DEXTER STORY - SEASONS
Bock auf geile Hippiegedröhnschunkelei, live von der Strandpromenade in Los Angeles, auf Rollschuhen, mit Blumen im Haar, Love'n'Peace, Wärme, Sonnenstrahlen, Vanilleeis und leichte Lektüre aus der Harlem Renaissance? Dann muss "Seasons" unser aller Sommerplatte des Jahres 2013 werden, und ich kann es ehrlich gesagt gar nicht erwarten, dieses Album zu den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings zu hören.
Is it smooth? Hell yeah! Is it warm? You bet! Ist es banal oder cheesy? Not a friggin' second. Das farbenfrohe und positive Cover weist schon darauf hin, was es hier gibt: tiefenentspannte, emotionale, lebensfrohe Soulmusik.
Kann es jetzt bitte endlich, endlich, endlich Sommer werden? Fick' dich weg, Winter!
Erschienen auf Kindred Spirits, 2013.
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