14.01.2018

Best Of 2017 ° Die Plätze 24 bis 22



Platz 24 - ILLUVIA - ILLUVIA


Ganze elf Veröffentlichungen stehen für das Jahr 2017 alleine auf Ludvig Cimbrelius' (aka Purl) eigenem Label Eternell im Büchlein; ihm und seinen Arbeiten zu folgen ist ähnlich wie bei Brock van Wey aka Bvdub eine Herausforderung, bisweilen eine kostspielige noch dazu. Hinzu kommen schließlich noch Releases für Labels wie Archives und A Strangely Isolated Place. Die Musik für das Illuvia-Projekt war für den fortlaufend produzierenden Schweden der Weg aus einer Depression, wie Licht, das durch die Ritzen von dunklen Mauern bricht - eine zu gleichen Teilen kraftvolle wie sensible Mischung aus delikaten Ambientsounds, perlendem Piano und vereinzelten Drum'n'Bass Beats, mit einer Extraportion Wärme spendenden Lichts der Mitternachtssonne und dem sich niemals verdunkelnden Himmel des schwedischen Sommers. Hoffentlich geht Ludvigs Wunsch, "Illuvia" auf Vinyl zu veröffentlichen, noch in Erfüllung.  Die digitale Version gibt es hier auf Bandcamp.





Erschienen auf Eternell, 2017.






Platz 23 - MR JUKES - GOD FIRST


Von Pitchfork erwartbar böse runtergesaut, von Fans geliebt: das Debut des Bombay Bicycle Club Frontmanns unter dem neuen Alias Mr Jukes ist ein nimmermüder Husarenritt durch Hip Hop, Soul, RnB, Jazz und die angeschlossenen Funkhäuser, der natürlich mit seinen vielen Kollaborationen (u.a. De La Soul, Charles Bradley, Lalah Hathaway) auf dickes Namedropping schielt, aber für den Hörer hat's ja indes nur Vorteile: die zehn Songs sind kurzweilige und stets abwechslungsreiche kleine Diamanten, die vor allem auf der B-Seite an der Grenze zur Sperrigkeit balancieren und somit für eine wirklich angenehme Langzeitwirkung sorgen. Besonders herausragend ist der emotionale Funkensprüher "When Your Light Goes Out" mit Lianne La Havas am Mikrofon. Man wünscht sich Knicklichter for Life.





Erschienen auf Island Records, 2017.






Platz 22 - MELANIE DE BIASIO - LILIES


Ich hatte an "Lilies" ein bisschen zu knabbern, denn die belgische Sängerin überrascht mit leicht verändertem Sound und einer Art von Helligkeit, die ihren vorangegangenen Platten komplett abging. De Biasios Statement, dass "Lilies" zwar eine Dunkelheit innewohnt, es für sie aber auch, Zitat: "luminous" sei, ist nachvollziehbar. Im Vergleich mit "No Deal" ist die tiefste Nacht mittlerweile vorüber. Vielleicht liegt es an der auf "Lilies" geringer gewordenen Distanz zwischen De Biasio und ihrer Außenwelt, weil die Frau, die bislang mit ihrer sowohl erotischen als auch introvertierten Musik als unnahbarer Sehnsuchtsort diente, sich nun verletzlicher und natürlicher gibt. In diesem Zusammenhang sind Songs wie das aus der 2016er EP "Blackened Cities" entlehnte und mit neuer, atemloser Inszenierung ausgestattete "Gold Junkies" sowie minimalistische Skizzen wie "Let Me Love You", oder "Brothers" - vom Fingerschnippi-Solocrooner "Sitting In The Stairwell" ganz zu schweigen - zunächst irritierend. Die Reduktion der Arrangements scheint zunächst von der glühenden Intensität und der Dramatik ihrer Musik etwas einbehalten zu haben. Das Bild ändert sich jedoch, wenn der Zoom die nur angenehm kurzen 40 Minuten von "Lilies" im Panorama präsentiert: zwischen der bekannten Jazzästhetik, die hier noch dürrer ausfällt, zarter Elektronik und Trip Hoppigem Bassgepumpe ist "Lilies" noch genau so intim wie "No Deal", de Biasio scheint sich lediglich etwas entmystifiziert zu haben.





Erschienen auf Play It Again Sam, 2017.


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