BRAZZAVILLE - THE OCEANS OF GANYMEDE
Liebe auf das erste Ohr war es beileibe nicht, als ich vor zehn Jahren erstmals Bande mit Brazzaville knüpfte. Mittlerweile ist das betreffende Album von damals - "East L.A. Breeze" - in meiner Gunst durchaus signifikant gestiegen, einige Songs wie "Peach Tree" oder ganz besonders "1983" tauchen auch immer wieder auf meinen selbstgestrickten Samplern auf. Ja, sowas mach' ich immer noch. Alte Schule. Fuck you, Spotify!
Trotzdem verliere ich die Band um David Arthur Brown in all dem Trubel zwischen Businesstrottelei, Ernährungsgestolper und Katzentoilettenbaden dummerweise öfter aus den Augen als mir lieb ist. Auf das neue Album "The Oceans Of Ganymede" stieß ich praktisch nur aus Zufall, und es brauchte weniger als eine halbe Minute aus "Happy Man", um frenetisch mit meinen Geldscheinen zu wedeln.
And I love you
I don't care 'bout the cruel things you do
Take my heart
Crush it in your hands
'cause with you I'll always be a happy man
Brown ist ein Weltenbummler, der sich nach einigen vom Heroin vernebelten Jahren auf den Straßen von Los Angeles zum Ende der 1970er mittlerweile in Barcelona niedergelassen hat, und es gibt keine Note auf dieser Platte, die seine Erlebnisse, sein Leben und seinen Spirit nicht in sich trägt. Es gibt auch keine Note auf dieser Platte, die nicht den Geist Barcelonas zwischen urbaner Freiheit, Ausgelassenheit und Melancholie mit dem bittersüßen Fotofilter aus dem Sommer 1976 einfängt. Es gibt keine Note auf dieser Platte, die ohne herzergreifende Wärme, Liebe und Hingabe gespielt ist, keine Note, der nicht die Sehnsucht nach Frieden und Schönheit innewohnt.
Alles ganz schön pathetischer Mist? Zu dick aufgetragen? Ich soll mal wieder runterkommen? Urlaub machen?
Brown schrub in seinem Band-Manifest:
Brazzaville is dedicated to the naïve idea that the world is a beautiful place filled with wonder. We believe that there is another reality, just below the surface of our waking world, in which all is well. This is the true reality for us. We are committed to becoming less afraid of the world around us by helping others whenever possible. We love playing music and we dream of having a ship that runs on waste oil so that we may travel the seven seas making new friends and eating salted cod and mangosteen.
"The Oceans Of Ganymede" klingt genau so.
Weltumarmende Intimität. So ehrlich und aufrichtig wie es nur irgend möglich ist. Das kann man unmöglich, ich wiederhole: unmöglich nicht lieben.
Erschienen im Eigenvertrieb Brazzaville, 2016.
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