04.02.2016

2015 ° Platz 8




VOICES FROM THE LAKE - LIVE AT MAXXI


Donato Dozzy und Guiseppe Tillieci haben für ihre Performance im MAXXI Kunstmuseum in Rom die vom Debut bekannten Dubtechno-Beats in der großen Kiste mit den vielen Ideen gelassen und als Ersatz die noch größere Kiste mit den noch viel, äh, vieleren Ideen geöffnet - eine Schatzkammer des Sounds. "Live At MAXXI" klingt unverschämt gut, so weit und klar, so breit und tief. Ich glaube nicht, dass ich im Jahr 2015 besser klingende Musik gehört habe. 

Ich kann nur erahnen, was es benötigt, um als Musiker an einen solchen Punkt zu gelangen. Dozzy und Tillieci sind für ihre akribische Auseinandersetzung mit Sound und -Design bekannt, was sich sowohl auf ihrer selbstbetitelten ersten Platte als auch auf den Arbeiten ihrer anderen Projekte abseits von Voices From The Lake hören lässt. Mit "Live At MAXXI" geht das Duo gleich mehrere Schritte weiter. Auch deshalb, weil sie bis auf wenige, im Gesamtbild des Werks beinahe untergehenden, Momente auf die klassischen Beats verzichteten - das verärgert die Peer Group, die von ihren Helden doch bitteschön immer und immer wieder dieselbe Suppe vorgesetzt bekommen möchte. Aber wer Ohren hat, der höre, denn diese Platte ist ein Meisterwerk des hypnotischen Ambients: jedes noch so kurze Rascheln, jedes Zucken, jede Fläche, jedes Funkeln, jedes Gluckern hat seinen Platz in diesem Universum, flüstert ins Ohr, reibt sich, fließt, schaukelt, und arbeitet nur auf diesen einen großen Moment hin, auf den "Live At MAXXI" ab der ersten Sekunde ausgerichtet ist. Die abschließende Coverversion "Max" von Paolo Conte ist der himmel-, seelen- und herzaufreißende Höhepunkt. 

Glücksgefühle, Gänsehaut, Freudentränen. 






Erschienen auf Editions Mego, 2015.


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