FELIX LABAND - DEAF SAFARI
Zu meiner eigenen Überraschung werden die erwähnten Differenzen beim Durchhören des Albums nicht nur nicht kleiner, sie werden beinahe zu einer echten Herausforderung. Ich twitterte es neulich bereits: beim epischen "The Devil Threatens Me" zeltet die Mitbewohnerin mental vor der Klagemauer und wirft mir alle paar Minuten ein "Was ist das denn für ein Scheiß?" vor meine qualmenden Ohren - hier könnte ich zur Verbesserung des Klimas glatt "Decade Of Aggression" der Thrashopas von Slayer auf den Player betonieren und die Anlage derart aufdrehen, dass die Bevölkerung in Uruguay noch etwas davon hätte.
Eheliche Auseinandersetzung zu Felix Labands neuem "Deaf Safari" Album. Glaube, ich könnte eher Slayer auflegen.O.o
— Flo (@3_40qm) 13. Juni 2015
"Deaf Safari" ist tatsächlich kein Easy Listening für den Sommer. Der südafrikanische Produzent ist hinsichtlich der kulturellen Verschmelzung elektronischer Tanzmusik mit der Musik und Kunst vor seiner Haustür, um das große Bild zu verwenden: seines Lebens, den berühmten Extraschritt nach vorne gehopst und nach eigener Aussage endlich in seiner Mitte angekommen. Laband hat mit Musik- und Sprachsamples aus seiner Heimat eine musikalische Collage kreiert, die zwar fast immer auf dem berüchtigten 4/4 House-Beat basiert, aber mehr als nur Flashbacks aus afrikanischer Tradition provoziert. Laband verweist hier besonders auf den Kwaito-House Südafrikas, einem Musikstil, der sich in den 1990er Jahren entwickelte und zum Symbol für die Veränderungen zwischen den Apartheid- und Post-Apartheid-Generationen wurde. Diesen zwischen Schwerelosigkeit und aufgeheiztem Bewegungsdrang umhertaumelnden Sound verziert Laband sehr prominent mit fast schmerzhaft intensiven Spachsamples aus Nachrichtensendungen, rituellem Zulu-Gesang und wildem Schamanistengeschrei, mit großer Perfektion ausgewählt und sorgfältig auf jeden passenden Beat getupft. Auffällig ist die Schwere, die die oftmals leichtfüßige Musik damit erhält, und wie stark sich der Fokus auf die Stimmen und die Worte konzentriert.
"Deaf Safari" ist Instrumentalmusik, nur mit Worten.
Erschienen auf Compost, 2015.
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