12.01.2009

Platz 15




Nik Bärtsch's Ronin - Holon

"Ekstatischer Groove und asketisches Form- und Klangbewusstsein schließen sich nicht aus, sondern können Kombinationen eingehen, die unsere Wahrnehmung überraschen."(Nik Bärtsch)

Die Module entfalten sich nur langsam. In sich ruhend, mit einer minimalen Spannung, einer kaum wahrnehmbaren Vibration, steuern sie einem unbekannten Klimax entgegen. Niemand weiß, wie ihr Ziel aussieht, oder wann sie es erreichen werden. Die Musiker selbst vermutlich am Allerwenigsten, sie sind zu jeder Sekunde in der Jetztzeit. Im steten Fluss türmen sie Impuls auf Impuls, zaghaft zunächst, aber selbst dann ungeheuer zielstrebig. Die Entladung in den Groove gerät immer derart perfekt, als sei die Band mit verborgenen Nervenbahnen miteinander verbunden. Ein in sich verschmolzenes Kollektiv, das mit einer Stimme spricht.

"Holon" ist ein Groovelabyrinth. Eine dunkle Klang- und Bewegungslandschaft, in der Anlage unglaublich diszipliniert, im offenen Raum pulsierend und lebendig. Was für ein Gegensatz! Dennoch: wo das letzte Studioalbum "Stoa" ob seiner Einzigartigkeit und Intensität noch einer kleinen Sensation glich, hat es der Nachfolger ungleich schwerer: der Überraschungseffekt ist passé, "Holon" verlangt nach einer tieferen Auseinandersetzung. Die Weiterentwicklung der Band zu einem etwas lebhafteren Auftreten, das angesichts einiger Passagen Vergleiche mit progressivem Mathrock oder gar King Crimson zulässt, mag sich in den ersten Durchgängen noch nicht offenbaren. Gibt man "Holon" indes die Chance, seine Mystik und seine Kraft auf den direkten Moment zu spiegeln, dann erwacht dieser Postjazz aus seinen selbst erbauten Zweifeln, er wird Teil eines Ganzen und die Ganzheit aus Teilen.

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