03.01.2009

Platz 19



Charles Lloyd Quartet - Rabe De Nube

Wenn das deutsche Feuilleton ein ECM-Album in den höchsten Tönen lobt und preist, dann habe ich üblicherweise keine besondere Lust mehr, ein Öhrchen zu riskieren. Die letzten Monate des Jahres zeigten jedoch, dass meine ECM-Ablehnung strenggenommen differenziert werden könnte, wo nicht müsste: "Rabo De Nube" des Charles Lloyd Quartetts ist ein über weite Strecken hochklassiges, zeitgenössisches Jazzalbum. Keine Spur von dem austauschbaren und gefälligen Piano-/Kammerjazz, der ansonsten aus der Münchner Labelecke dringt; stattdessen ist es dem erneut neu zusammengewürfelten Quartett um den mittlerweile siebzigährigen Saxofonisten Lloyd gelungen, eine mitreißende, aufgeladene Performance ein zu fangen.

Es ist dabei faszinierend zu beobachten, wie das Kollektiv die Fähigkeit besitzt, seinen musikalischen Weg zu formen, ihn dabei immer wieder neu zu erfinden, ihn vielleicht sogar hier und da zu verlieren und am Ende mit einem Anschlag des Pianos, des Bass' oder des Schlagzeugs wieder knietief in der Tradition, sozusagen an der Wurzel, ankommt. Maßgeblichen Anteil daran hat aus meiner Sicht der junge Pianist Jason Moran, der spätestens beim fantastischen "Bookers Garden" im Set angekommen ist und sich die Seele aus dem Leib swingt. Experten sehen in seinem Spiel eine Art spirituelle Verbindung zu Monk einerseits, was seine perkussiven Anschläge betrifft, sowie zu einem seiner Lehrer Andrew Hill andererseits. Von ihm habe Morgan erfahren, was es heißt, seinen Instinkten zu vertrauen, sich dabei aber immer wieder auf neue Umgebungen ein zu lassen. Welche Spielfreude! Welche Euphorie!

Aber auch die weiteren Mitstreiter Lloyds, die Rythmusfraktion bestehend aus Eric Harland am Schlagzeug und Reuben Rogers am Bass, tragen dazu bei, dass dieser Abend im April 2007 zu etwas Besonderem wurde, wie der Meister selbst erklärt. Nicht nur das Baseler Publikum, sondern auch seine Begleiter seien dazu bereit gewesen, die Reise ins Unbekannte mit ihm an zu treten. Der Spaß, den alle Beteiligten an dieser Mission hatten, ist deutlich zu hören.

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