11.06.2020

2010 - 2019: Das Beste Des Jahrzehnts: Justin Timberlake - The 20/20 Experience




JUSTIN TIMBERLAKE - THE 20/20 EXPERIENCE


"Unter strengen Maßstäben" (Schäuble) müsste hier eigentlich nur die Videoverlinkung zu Timberlakes Auftritt in der US-amerikanischen Talkshow "Ellen" zu sehen sein, ohne jeden weiteren Kommentar. Um nicht zu sagen: kommentarlos. Nicht nur, dass er das nicht gerade leicht zu singende "Mirrors" bis auf die letzte Nuance perfekt auf die Bühne bringt und der Song ohnehin einer der Höhepunkte auf dem ersten Teil seines "The 20/20 Experience"-Projekts ist - die Performance mit seiner Begleitband The Tennessee Kids ist so atemberaubend groß und mit positiven Power-Vibes geflutet, dass es mir einen Adrenalinschub nach dem anderen durch die müde Hülle meines irgendwie noch immer eher weltlichen Daseins peitscht. Noch dazu, und auch das muss gesagt werden, löst der smarte Timberlake einen leichten Man-Crush bei mir aus. Wie es ein ehemaliger Arbeitskollege einmal ausdrückte:"Flo, im nächsten Leben bin ich eine Frau und habe Fixgehalt." Count me the fuck in! 

Auch über "Mirrors" hinaus ist Teil 1 der "20/20 Experience" immer noch von herausragender Qualität. Ich bleibe zwar bei meiner früheren und außerdem hier geäußerten Einschätzung, das Album komme mit dem ungewöhnlichen Eröffnungsdoppel "Pusher Love Girl" (alleine die Chuzpe, mit diesem achtminütigen Slomo-Feger zwischen klassischen Streicherarrangements, Ketamin-RnB und Future Beats den Startschuss zu geben) und der ersten Single "Suit & Tie" noch etwas schwer in die Gänge, aber dann Jeschäftsfreunde! Aaaaber dann!

Ab "Don't Hold The Wall" brechen alle Dämme. Timberland und Timbaland schütteln federleichte und gleichzeitig mit ordentlich Gravitas verzierte Sieben- bis Achtminüter aus dem Pophimmel, mit all den pompösen Albernheiten und funky Arschgewackel und auf die Knie zwingendes Pathos und Schmetterlinge im Bauch und Marriannengraben-Tiefe mit dreifach-doppelten Böden und gefühlsechtem Blümchensex und JALECKENSIEMICHDOCHAMARSCH: so geil war's seit "Thriller" oder "Lovesexy" nicht mehr. Alles am Ende gekrönt von der ungewöhnlich subtil arrangierten Megaballade "Blue Ocean Floor", die mit all dem unwürdigen Rest aus der Kotzekiste eines schmierigen Pop-Produzenten und dessen fürs ewig krähende Formatradio gezüchteten Gesangsdarstellern den fucking Boden aufwischt. 

"The 20/20 Experience I" ist das beste, anspruchsvollste und ausgefeilteste Album Timberlakes. Und ich will jetzt kein peinliches Geflenne wegen N'Sync und Teenie und Dauerwelle hören. 

Grow a pair. 




Erschienen auf RCA, 2013. 

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