THOMAS DYBDAHL - ALL THESE THINGS
Resteverwertung 2018, Teil 2. Der Styler unter den Singer/Songwritern. Nur ein Jahr nach seinem Album "The Great Plains" stand auch schon "All These Things" vor der Tür - und weil damit so schnell wohl nicht zu rechnen war, schlief ich mal wieder den Schlaf der Gestressten. Nur durch einen puren Zufall bekam ich Wind von dieser Platte, aber da war es erstens schon Dezember 2018 und zweitens DIE_LISTE bereits final ausgeknobelt. Außerdem, und das ist bei "All These Things" durchaus a thing: es war Winter.
Denn Dybdahl hat sich dieses Mal in sunny California für die Aufnahmen niedergelassen, genauer gesagt im Kreativ-Viertel Echo Park in Los Angeles - und mit Verlaub: das hört man. Aus jeder Note dieser fantastisch klingenden Produktion strahlt die über dem Pazifik untergehende Sonne Kaliforniens, hinter jedem Beat haucht eine Brise über die den Sunset Boulevard säumenden Palmen hinweg, jede Silbe von Dybdahl's mehr gehauchter denn gesungener Poesie reißt selbst dem whitest cis-Mann alive den Mankini weg. Musik für den Blick über eine pulsierende Metropole in der Dämmerung.
Dem Sextett (mitunter dabei so außergewöhnliche Musiker wie Patrick Warren, David Baerwald oder Brian MacLeod) ging es unter Dybdahls Führung um den Spirit, die Fokussierung auf den Song. Tatsächlich erinnerten die Sessions an den berüchtigten Tuesday Night Music Club, einem Zusammenschluss verschiedener Musiker, Songwriter und Produzenten aus den frühen neunziger Jahren, aus dem 1993 das erfolgreiche und gleichnamige Solodebut von Sheryl Crow entstehen sollte. Warren, Baerwald und MacLeod waren bereits damals mit von der Partie, der vierte im Bunde war Larry Klein, der bereits Dybdahls 2014er Werk "What's Left Is Forever" produzierte und auch für "All These Things" an den Reglern saß. Die Band arbeitete an den Arrangements, spielte und übte die dann fertigen Kompositionen und nahm sie sogleich in den Redwood Studios auf.
Es sind die feinen Nuancen in der Musik, die jene besondere, sehnsuchtsvolle Atmosphäre erzeugen. die den Bildern plötzlich so viel Leben einhauchen: ein nachhallendes Pink Floyd-Gitarrenlick hier, ein funky angejazztes Highlight an den Keyboards da, dazu einer der besten Schlagzeugsounds, den ich jemals hörte. Musik für schweres, getäfeltes Holz, kräftigen Whisky, durchgewühlte Bettlaken und die selbstgedrehte Kippe danach. Mysteriös. Dunkel. Sexy.
Erschienen auf 1Micadventure/V2, 2018.
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