Platz 9 - RICHARD EDWARDS - LEMON COTTON CANDY SUNSET
Und dann fühlte ich mich schlecht. Weil da einer über sein am seidenen Faden hängendes Leben singt, darüber wie alles zusammen zu brechen schien: die Ehefrau weg, das gemeinsame Haus weg, das gemeinsame Kind weg. Über eine rätselhafte Krankheit, die ihm in praktisch nullkommanix 25 Kilo Körpergewicht raubte. Darüber, dass er Schmerzmittel futtert wie andere Leute Pommes. Und trotzdem auf Tour geht, wegen der Schmerzen 23 Stunden in Embryonalstellung verbringt und sich für die eine Stunde auf der Bühne mit allem, was er hat, zusammenreißt. Und der germanische Sesselpupser, der auf "Lemon Cotton Candy Sunset" zunächst und in erster Linie wegen des ikonischen Covers und wegen der beiden unterschiedlich eingefärbten Schallplatten auf dieses Doppelalbum aufmerksam wird, hört eine romantische, melancholische, eingängige und mit bittersüßen Melodien verzierte Musik, die einen kalifornischen oder eben Sossenheimer Sonnenuntergang begleiten kann - wenn nicht muss. Dabei ist das hier die vertonte Agonie. Hoffnungslosigkeit. Das Ende ist nah. Die Krankheit wird nach Monaten als die gefährliche Darmerkrankung Clostridium difficile diagnostiziert, zu einem Zeitpunkt, an dem Edwards' schon beinahe dem Tod geweiht ist. Und er entscheidet sich dazu, darüber zu singen. Eine berührende, persönliche Musik, die die Wiederauferstehung ihres Schöpfers, als auch, in der Essenz, das Leben feiert.
Richard talking about the creation of this song:
"I wrote this song when I was really, really sick in the gut," says Edwards. "I had come to believe that being sick made me a bad person. I could feel relationships in my life suffering, but it was hard to do much about it when I was suffering to the extent that I was physically. I used to sit in my office and listen to 'Texas Girl at the Funeral of Her Father' over and over at night and feel really hopeless. It was a hard time. But my little daughter kept treating me the same, not looking at me like I was sick, and she got me through it, I s'pose. She wanted to sing on the record and this song felt like the place. She howls all through the bridge. So that's, quite obviously, my favorite part."
Erschienen auf Joyful Noise, 2017.
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