Platz 18 - ZARA McFARLANE - ARISE
Eine interessante Entwicklung hat die britische Sängerin Zara McFarlane mit ihrem neuen Album "Arise" vollzogen, war doch der Vorgänger ein introvertiertes Werk aus nokturnem Jazz, zaghaftem Pop und modernem Soul. Auf "Arise" liegt der Jazz mindestens in der Nachmittagssonne, der Pop bekam mehr Groove und der moderne Soul bekam mehr Reggae in die Dreads gezwirbelt - das Schillern und die Lebhaftigkeit dieser Aufnahmen sind im Vergleich mit dem flackernden Kerzenschein von "If You Knew Her" eine willkommene Abwechslung und wirken wie eine Frischzellenkur für die Sängerin. Großartig produziert (höre: der Bass in "In Between Worlds"), mit mehr Verve als zuletzt, ist "Arise" in der Ausstrahlung zwar immer noch intim, aber heller, luftiger und in der Folge sogar markanter als das ohnehin schon fantastische "If You Knew Her". Zwei unterschiedliche, aber künftige Klassiker.
Erschienen auf Brownswood, 2017.
Platz 17 - ODDISEE - THE ICEBERG
Auf Oddisee ist Verlass, der Mann veröffentlicht ausschließlich Qualitätsware. "The Iceberg" ist im Vergleich zum Vorgänger "The Good Fight" nochmal kompakter und eingängiger: mit der Single "Things" wagt er sich sogar erstmals zaghaft in Dancefloorbereiche vor, während ihm mit "Want To Be" gar ein sonniger Monster-Popper mit deutlicher Soul und Funk-Schlagseite gelungen ist. In meinen Ohren gibt es in der internationalen Hip Hop Szene niemanden, der ihm das Wasser reichen kann - dabei agiert er immer noch meilenweit unter dem großen Mainstreamradar und zieht stoisch sein eigenes Ding durch. Immer größeren Stellenwert bekommt seine Liveband Good Compny, mit der er nicht nur jährlich über 100 Konzerte spielt und nun sogar ein - ernsthaft!: fantastisches Livealbum mit kompletter Band veröffentlichte, sondern deren Talent und vielfältige Instrumentierung ihm ganz offensichtlich den eigenen Produktions- und Songwritinghorizont erweitert.
Erschienen auf Mello Music Group, 2017.
Platz 16 - THE LIFE AND TIMES - THE LIFE AND TIMES
Normalerweise ist ein neues Album meiner liebsten noch aktiven Rockband ein Garant für die Top 3, dieses Mal reicht es immerhin noch für die 20 besten Alben des Jahres. der Grund (für beides): Das Trio hat etwas die Poliermaschine bemüht und die Arrangements gestrafft. Das Ergebnis sind kürzere, aufgeräumtere Songs mit weniger Wall-Of-Sound-Dramatik, dafür ein in der Ausstrahlung etwas breitbeiniger rockender Gesamteindruck. The Life And Times sind immer noch großartig, immer noch völlig einzigartig, immer noch Meilen von der gleichgemachten Soße zeitgenössischer Rockmusik entfernt - die komplette A-Seite der (im Vergleich mit der digitalen Fassung verspätet erschienenen) LP-Version ist ein einziges Erlebnis. Der Moment, der mir auf einer ansonsten fehlerlosen Platte Kopfzerbrechen bereitet, ist die offensichtliche Hommage an die ärgerlichste Rockband der letzten 20 Jahre Queens Of The Stone Age in "Out Through The Door", bei dessen Melodieführung mir glatt der vegane Rollbraten wieder hochkommt. Was soll sowas?
Erschienen auf SlimStyle Records, 2017.