Es ist nicht weniger als eine Schande epochalen Ausmaßes, welche Absonderlichkeiten unsere Qualitätsjournalisten, beispielsweise als Ressortleiter "Innenpolitik" in Deutschlands größter Tageszeitung, in wie von selbst formidabelst benamte und also sogenannte Leitartikel hineinschreiben dürfen, wenn man dafür genausogut einen Kieselstein vom Grund des Mains (an der Biegung Aschaffenburg eingesammelt) fragen könnte, was er so generell von Integrationspolitik, Rechtsextremismus und Multikulturalismus hielte - wenn man denn bloß eine Antwort des leidlich bealgten Steinchens erhielte.
Jasper von Altenbockum ist das alles egal, der Mann hatte offensichtlich am Tag vor seiner Idee, den 1992 in Rostock-Lichtenhagen erlebten Aufstand der Schwachköpfigen an das "Ende der Utopie Multikulturalismus" zu koppeln und menschliche Fackeln als Besinnungshilfe für "Sozialromantiker" und "Sozialalchemisten" zu bewerten, eine Familienportion Kohl oder Broccoli oder Blausäurekäse gegessen und musste ordentlich durch sämtliche Körperöffnungen flatulieren, man kennt's ja und alles muss raus, was keine Miete zahlt, HÄ HÄ, jedenfalls: die offenbar nicht unterzukriegende Mär vom Niedergang der "Multikultigesellschaft" muss immer wieder aus den untersten Schubladen der geistigen Brandstifter herausgeholt werden, Seehofers Horst macht es uns auch alle paar Wochen mal wieder vor, wenn die Umfragewerte im Keller sind und sich das Hirnwasser bedrohlich der Minimalgrenze nähert, weil, wir wissen's alle: "die 68er sind an allem Schuld" (Grebe).
So markiert also der Mordversuch einiger verstrahlter und lobotomierter Gewalttäter an vietnamesischen Asylanten nicht nur das Ende einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung (von den ganzen obenrum auf Halbmast geflaggten Menschen gerne als "Utopie" bezeichnet), die de facto bis heute weder abgeschlossen, noch überhaupt mal erst vollständig begonnen hat, und des Weiteren einen Weckruf an die Politik und die Gesellschaft gleichermaßen - die Konstruktion einer solchen Argumentation geriert sich nicht nur immerwährend als eine einerseits warnende, anderserseits zum Durchhalten auffordernde Botschaft an die Wahrung der stets durch Dönerbuden, Moscheen und Kopftüchern bedrohten nationalen Identität, sie sendet auch das fatale Signal aus, dass Gewalt, gegen Minderheiten zumal, eben doch zum Erfolg führt, ja mehr noch: die Kraft hat, gesellschaftspolitische Veränderungen im Sinne der Täter zu forcieren.
Danke Rostock 1992, ohne Euch wäre Deutschland heute schon tot.
Man steht einfach nur fassungslos in der Gegend rum.
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