17.10.2007

So all i ask you is, who are you here with?


 

Von Zeit zu Zeit ermuntere ich meinen kleinen MP3-Player dazu, mir seine ganz persönliche Zufallswiedergabe zu kredenzen, und wenn er das tut und gemäß seinem Vorhaben eben zufällig auf den SINCE BY MAN-Ordner stößt, entscheide ich mich in 9 von 10 Fällen dazu, die Wiedergabefunktion auf "Normal" zu stellen und mir von dem wilden Getöse komplett und in Farbe den Kopf verdrehen zu lassen. Es kommt heutzutage höchst selten vor, dass allzu harte musikalische Kost auf dem Plan steht, und noch seltener passiert es, dass ich auf meinem Blog darüber schreiben mag. Viel zu viele Menschen schreiben über den immer gleichen Kram und in dieses Horn des Ochsen namens "Verschmischtes und Triviales" möchte ich nicht unbedingt mitpetzen.

Da Since By Man aber durch ihre diesjährige (offiziell nie bestätigte) Auflösung aber langsam in Vergessenheit geraten und schon zu Lebzeiten alles andere als bunte Hunde waren, will ich die Gelegenheit nutzen und darüber berichten, dass diese fünf Burschen die für mich wohl beeindruckendste harte Musik produzierten, die ich mindestens seit dem Zenit von Neurosis, "Times Of Grace", kennenlernte. Ihre beiden Studioalben "We Sing The Body Electric" (2003) und "Pictures From Hotel Apocalypse" (2005) sind völlig wahnwitzige Chaosklumpen, die ihre musikalischen Wurzeln im (Post) Hardcore, Punk und Metal haben, aber vor allem durch die Art des Vortrags derart eigenständig sind, dass Vergleiche mit anderen Combos wie Converge (deren Kurt Ballou das Debutalbum produzierte) völlig absurd erscheinen. Das Quartett aus Milwaukee setzt nicht auf eine aufgeblasene Muskelschau, sondern demonstriert auch Dank der hervorragenden Produktionen ihrer Alben, wie man die innere Zerissenheit völlig ohne Klischees und ohne alberne, aufgesetzte Härte, dafür mit cleverer Dynamik authentisch präsentiert und sie in den Texten und den Artworks sogar intellektuell befeuert. Großen Anteil an dem Erscheinungsbild hatte besonders Sänger Sam Macoon, dessen eher helles Schreien der originelle Hinhörer der Band war und sie alleine deshalb auf Distanz zum ansonsten gebrüllten Einheitsbrei gehen ließ. Aber auch die exzellente, befreite und lebendige Gitarrenarbeit, der es auf den ersten Blick egal war, ob sie gerade im Takt spielt, oder vermeintlich unsauber ausbricht, trägt viel dazu bei, dass dieser vertonte Wahnsinn so intensiv und nah am eigenen Ich explodiert.

Wenn es in diesen Tagen noch hart & heftig sein soll, dann lege ich ihre Platten auf. Eine einzige Naturgewalt.

"We Sing The Body Electric" ist im Jahre 2003, "Pictures From Hotel Apocalypse" im Jahre 2005 auf Revelation Records erschienen.

14.10.2007

Kalte Wärme



Dem ein oder anderen wird Ulrich Lasks Arbeit "Polar Circles" durch den Titel geläufig sein, der vor wenigen Tagen im Rahmen des Jazzradios von mir vorgestellt wurde. Es fiel mir zugegebenermaßen schwer, ihn überhaupt in einer solchen Situation zu präsentieren, wo doch speziell dieses Album seinen Reiz im Kontext entfaltet und es nur schwer vorstellbar ist, dass ein einzelnes Stück, das aus jenem Kontext herausgerissen wurde, die ganz besondere, meditative Atmosphäre des Werks widerspiegeln kann. Denn die (auch von mir) ansonsten gerne zur Diskussion stehende These, dass Albenkonzepte in heutigen Tagen eher überholt denn spannend sind, greift in diesem Fall nicht.

"Polar Circles" entstand vor etwa drei Jahren in Arjeplog, einem kleinen Dorf im nördlichsten Winkel Schwedens. Genauer gesagt in der dortigen Kirche: Lask erhielt vom Bürgermeister der Stadt die Erlaubnis, die kleine Kapelle in den lithurgiefreien Stunden zu nutzen, um seine Eindrücke der "sonnigen Nächte eines arktischen Sommermonats" auf seine Instrumente (Saxofon, Klarinette, Electronics) zu übertragen. Besonders in Verbindung mit dem stimmungsvollen Artwork mit traumhaften Fotos vom Polarkreis entsteht eine einerseits kühle, skandinavische Stimmung, an der es sich trotzdem bestens wärmen lässt. "Polar Circles" spaziert Arm in Arm mit Melancholie, Glücksgefühlen und der Lust am Leben durch meterhohen Schnee und trägt im Innern soviel Liebe mit sich herum, dass man Lask alleine für diese großartige Idee (und natürlich für deren höchst einfühlsame Umsetzung) auf ewig dankbar ist.

"Polar Circles" von Ulrich Lask ist im Jahre 2005 auf Nabel Music erschienen.



09.10.2007

In Der Umlaufbahn



Eine doch eher unaufdringliche und fast schon schüchterne Platte haben Fridge mit "The Sun" zur Jahresmitte hin veröffentlicht. Schüchtern ist als Beschreibung zugegebenermaßen etwas irreführend, das britische Trio weiß schließlich sehr genau, was es hier tut. Aber es ist auch eine Platte, die im Kleinen ihre Kreise zieht. Stolz, ja. Und mit sich und der Welt zufrieden. Und wenn sie im Player liegt, dann lasse ich den lieben Gott auch gerne mal einen guten Mann sein. Es fühlt sich einfach gut an.

Das letzte Lebenszeichen der "Vergessenen des Postrock", wie sie ein Journalist mal nannte, liegt bereits sechs Jahre zurück. Das damalige Album "Happiness" war zwar schwer verdreht und kratzbürstig mit seinem wild gluckernden Glockenspiel und dem nervösen Drum- und Effektgeplucker, obgleich ebenso zart wie die Blüte, die das wunderschöne Cover zierte. "The Sun" ist dagegen fast schon unerhört straight und kuschelig, gleichzeitig aber auch etwas robuster. Das verbotene Wort: songorientierter. Immer noch erfreulich originell und ungewöhnlich, sind Kieran Hebden, Adem Ilhan und Sam Jeffers im Jahr 2007 zielstrebiger als jemals zuvor. Sie halten ihren Sound mehr im Zaun und das ist gut so. Bass, Gitarre und Schlagzeug (offensichtlich hat Hebdens vorzügliche Arbeit mit dem Jazzdrummer Steve Reid einige Spuren hinterlassen) stehen im Vordergrund, während die elektronischen Elemente sehr geschickt in den Basissound eingelassen wurden. "The Sun" ist immer noch meilenweit von dem heute leider üblichen Postrock-Einerlei entfernt und klingt fast ein wenig wie die zart poppige, europäische Variante von Tortoise. Jazz, Elektronik und Indie im wärmenden Sonnenlicht. Der Eisschrank hat die Tür offen gelassen.

"The Sun" von FRIDGE ist am 8.6.2007 auf Temporary Residence erschienen.


05.10.2007

Playlist 4.10.

Das haben sie gehört, beziehungsweise verpasst:

01 Nik Bärtsch's Ronin - Modul 36
02 McCoy Tyner - Effendi
03 Charles Mingus - Moanin'
04 Nina Simone - Don't Explain
05 Wayne Shorter - Mahjong
06 Anouar Brahem - Le Voyage De Sahar
07 Ornette Coleman - Faces And Places
08 Eric Dolphy - Hat And Beard
09 Lizz Wright - Blue Rose
10 Alice Coltrane - Los Caballos
11 John Coltrane - Compassion
12 Herbie Hancock - The Eye Of The Hurricane
13 Andrew Hill - Wailing Wail
14 Ulrich Lask - Orange Circle
15 Kammerflimmer Kollektief - Subnarkotisch


Vielen Dank fürs Zuhören!

01.10.2007

In Eigener Sache Vol.2: Jazzradio

Wie im Zuge meiner letzten Radiosession von Anfang September bereits angekündigt, wird die nächste Ausgabe unter einem jazzigen Stern stehen. Am 4.10.2007 können Sie ab 21 Uhr unter dem unten stehenden Link mit dabei sein. Wie immer ist alles, was Sie dafür benötigen eine aktuelle Version des Winamp Players, den Sie HIER kostenlos herunterladen können.

Viel Spaß beim Hören!

JAZZRADIO

Impressum

Angaben gemäß § 5 TMG 

Florian Eiler 
Siegener Straße 6 
65936 Frankfurt 

Kontakt 
flow@dreikommaviernull.de 

Redaktionell Verantwortlicher
Florian Eiler 
Siegener Straße 6 
65936 Frankfurt 

Haftung für Inhalte 
Als Diensteanbieter sind wir gemäß § 7 Abs.1 TMG für eigene Inhalte auf diesen Seiten nach den allgemeinen Gesetzen verantwortlich. Nach §§ 8 bis 10 TMG sind wir als Diensteanbieter jedoch nicht verpflichtet, übermittelte oder gespeicherte fremde Informationen zu überwachen oder nach Umständen zu forschen, die auf eine rechtswidrige Tätigkeit hinweisen. Verpflichtungen zur Entfernung oder Sperrung der Nutzung von Informationen nach den allgemeinen Gesetzen bleiben hiervon unberührt. Eine diesbezügliche Haftung ist jedoch erst ab dem Zeitpunkt der Kenntnis einer konkreten Rechtsverletzung möglich. Bei Bekanntwerden von entsprechenden Rechtsverletzungen werden wir diese Inhalte umgehend entfernen. 

Haftung für Links 
Unser Angebot enthält Links zu externen Websites Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Die verlinkten Seiten wurden zum Zeitpunkt der Verlinkung auf mögliche Rechtsverstöße überprüft. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten ist jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte einer Rechtsverletzung nicht zumutbar. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden wir derartige Links umgehend entfernen. 

Urheberrecht 
Die durch die Seitenbetreiber erstellten Inhalte und Werke auf diesen Seiten unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung des jeweiligen Autors bzw. Erstellers. Downloads und Kopien dieser Seite sind nur für den privaten, nicht kommerziellen Gebrauch gestattet. Soweit die Inhalte auf dieser Seite nicht vom Betreiber erstellt wurden, werden die Urheberrechte Dritter beachtet. Insbesondere werden Inhalte Dritter als solche gekennzeichnet. Sollten Sie trotzdem auf eine Urheberrechtsverletzung aufmerksam werden, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden wir derartige Inhalte umgehend entfernen. 

Quelle: https://www.e-recht24.de 


24.09.2007

"Oha!" im Sinne von "Uff!"




Es wird Zeit eine Platte zu erwähnen, die zu meinen großen Überraschungen dieses Jahres zählt. Niko Schabel, Jahrgang 1978 und gebürtiger Münchener, zog vor sieben Jahren nach Berlin, studierte dort Audio-Engineering und gründete ein Jazztrio, das bald zum "Niko Schabel Quartett" heranwuchs. Seit 2003 arbeitet er mit der indischen Sängerin Bajka an dem Projekt Radio Citizen, das im September 2006 auf dem amerikanischen Label Ubiquity das Debut "Berlin Serengeti" veröffentlichte.

"Berlin Serengeti" ist ein - Verzeihung - saucooles, stimmungsvolles Album zwischen Soul, Funk, Hip Hop, und Jazz der 60er Jahre. "Ich bin furchtbar gelangweilt von all dem öden Programming und dem Lounge-Overkill", sagt Schabel. Damit ist er wohl nicht alleine. Vor allem die stete Flut an seichter, belangloser Lounge Musik ist zu einem echten Ärgernis geworden. Radio Citizen haben damit nichts am Hut. Multiinstrumentalist Schabel legt Wert auf eine offene Ausrichtung seiner Musik, ohne jedoch den Fokus, das Ziel aus den Augen zu verlieren. Es scheint fast, als sei sein musikalisches Vorbild John Coltrane auf "Berlin Serengeti" als geistiger Mentor anwesend, als dirigiere er Schabel durch seine Tunes. Was er anpackt gelingt: "The Hop" ist ein derber, groovender Arschwackler-Hit, "Birds" ein dichter Latin-Lover, "Black Forest" huscht hektisch durchs Soundgestrüpp, "Championsound" ein Bananen-Smoothie mit Sahne, "Mondlicht" ein schwebendes Energieteilchen...ich könnte stundenlang so weitermachen.

Viele stilistisch ähnlich gelagerte Platten leiden oftmals an der zu seichten Umsetzung, an Ziellosigkeit, an den thematisierten Schlichtheiten. Schabels Debut ist anders. Dieses Album funktioniert immer, egal an welcher Stelle man den Laser auf die Reise schickt.

"Berlin Serengeti" ist immer und überall weit davon entfernt, banal oder oberflächlich zu sein. Stattdessen ist es mit Verlaub: völlig großartig.


"Berlin Serengeti" von RADIO CITIZEN ist im September 2006 auf Ubiquity erschienen.



23.09.2007

The All Seeing Shorter



Gut möglich, dass Wayne Shorter in naher Zukunft mehr als nur zweimal in meinem CD-Regal auftaucht. Dass der derzeitige Stand der Dinge dringend einer Überprüfung bedarf, liegt in erster Linie an einer Platte, die seit Tagen in meinem CD-Player klebt. "Juju" versprach alleine schon durch das Line-Up mit den beiden Coltrane-Sidekicks MyCoy Tyner (Piano) und Elvin Jones (Drums) eine spannende Angelegenheit zu werden, dass mich das Album aber derart in seinen Bann zieht war nicht eingeplant.

Es liegt sicher nicht nur an den genannten Musikerpersönlichkeiten, dass "Juju" manchmal als das "A Love Supreme" Shorters bezeichnet wird. Ich möchte diese Einschätzung gar nicht weiter kommentieren; dass Shorter auf seinem fünften Soloalbum allerdings alleine hinsichtlich des Tons seines Instruments unüberhörbar auf Tuchfühlung mit dem Sound Coltranes geht, steht außer Frage. Auch das Zusammenspiel des Quartetts, insbesondere im fantastischen Titelstück, zwingt ob seiner Intensität, der wie magisch ineinander verzahnten Struktur und dem wild vor sich hin brodelnden Feeling zu seelischen Überreaktionen. "When I wrote this tune, I was thinking of Africa [and]...was tyring to picture the old african rites.", schreibt Shorter in den Liner Notes zu "Juju", einer Reminiszenz an die Schlichtheit von afrikanischen Gesängen, wie er anmerkt.

Shorters zweites Album für das Blue Note-Label lebt aber auch von den überwältigenden, einfühlsamen Melodien. Wenn nach kurzem Drum-Intro von Jones McCoy das Eröffnungsthema von "Mahjong" anspielt, Shorter kurz darauf mit seinem Tenor-Saxophon einsteigt, die Melodie aufnimmt und weiterspinnt, und das Quartett (am Bass: Reggie Workman) sich plötzlich in einer luftigen Höhe blind die Bälle zuwirft, bleibt mir meist nicht viel anderes übrig, als die Kinnlade ganz entspannt nach unten gleiten zu lassen. Das ist schlicht sensationell.

Die weitere Entwicklung Shorters, hin zu immer freieren und offeneren Strukturen hat ihren Ursprung möglicherweise exakt auf dieser Platte. Innerhalb von 18 Monaten nahm der Musiker nicht weniger als sechs Alben auf und spielte zudem seit 1964 noch im Miles Davis Quintett, in welchem er unter anderem an heute legendären Werken wie "In A Silent Way" oder "Bitches Brew" mitwirkte. Das Nachfolgealbum "The All Seeing Eye" (obgleich es vor der Veröffentlichung jenes Werks noch 2 weitere Aufnahmesessions gab), geht hinsichtlich des freieren Ansatzes konsequenterweise gleich mehrere Schritte weiter und präsentiert mit einem Oktett ein großes Ensemble (u.a. mit Herbie Hancock), das die Musik weiter entzerrt, sie aber deswegen nicht weniger intensiv erscheinen lässt.

"Juju" von WAYNE SHORTER ist im Jahre 1964 auf Blue Note erschienen.



16.09.2007

Lichtnahrung


SEAWORTHY - MAP IN HAND

Es ist ein purer Genuss, in einer Platte zu versinken, die den Gedanken und den Interpretationen soviel Raum zum Tasten und Forschen gibt, die einerseits in ihrer Philosophie so extrem und kompromisslos und andererseits in ihren Mitteln so minimalistisch, subtil und behutsam ist, dass ich selbst in der mit 45°C heißen und sicher etwas übertemperierten Herbst-Badewanne vor Ergriffenheit das Frösteln anfange. Wie erholsam und sogar heilsam ist es, diesen drei Musikern zuzuhören. Seaworthy aus Australien arbeiten auf "Map In Hand" mit Feedbacks, mit leisen, zögerlichen Gitarrendrones und -loops und Field Recordings. Ein leises Knacken hier und ein verhuschtes Rauschen dort.

Ursprünglich auf Kassette aufgenommen und erst im Nachgang am Computer minimal bearbeitet, ist es vor allem der Klang, der mitten ins Herz trifft. Er erdet, beruhigt, schützt und öffnet den Blick.

Auf Null zurückkommen.
Alles was zählt, liegt in diesem Moment...

Es scheint, als würde jeder Ton, jede Schwingung von "Map In Hand" tief in den Körper eindringen und ihn von innen erhellen.


"Map In Hand" von SEAWORTHY ist in November 2006 auf 12k erschienen.

08.09.2007

Nebel



ANDREW HILL - SMOKE STACK

Der amerikanische Pianist Andrew Hill wagte für sein viertes Album "Smoke Stack" ein Experiment, an dem sich vor ihm bereits Musiker wie Ornette Colemann und John Coltrane erfolgreich versuchten. Hill besetzte seine Rhythmusgruppe mit einem Schlagzeuger und gleich zwei Bassisten. Richard Davis und Eddie Khan agieren auf Hills zweitem Album für das legendäre Blue Note Label indes nicht wie bei den eben erwähnten Vorreitern als eine unzertrennliche Stimme, sondern verdichten den Sound durch ihr freies, geteiltes Spiel zu einer manchmal nahezu undurchdringlichen Nebelbank. Dazu passt ein Schlagzeuger wie Roy Haynes mit seinem stets im Fluss befindlichen, ungeheuer leichtfüßigen und doch hochkomplexen Spiel natürlich formidabel. Herausragend das Titelstück, das nicht nur eine von Hill unverwechselbare Melodie geschenkt bekam, die er zum Schreien schön gegen Ende in den wild vor sich hin brodelnden Rhythmusdunst einwebt, sondern darüber hinaus auch als Blaupause für Hills Ansatz gelten darf, seine Musik mehrdimensionaler, freier und komplexer auf zu bauen und sich dennoch in definierten Strukturen zu bewegen.

Das durch die Hinzunahme eines weiteren Bassisten zum Quartett erweiterte Klaviertrio hat noch mehrere magische Momente auf "Smoke Stack" verewigt. Beispielsweise das von Davis fantastisch gestrichene Basssolo in "Wailing Wall", das den Klang der Gruppe innerhalb dieser knapp sechs Minuten entscheidend prägt und der Melancholie ungewohnt deutlich Tür und Tor öffnet. Oder das komplexe "30 Pier Avenue", bei dem der ansonsten im Hintergrund spielende Eddie Khan ein Solo beisteuern darf, und Hill durch sein variantenreiches und unkonventionelles Spiel beeindruckt.

Andrew Hill ist im April diesen Jahres im Alter von 75 Jahren verstorben. Ein Jahr vor seinem Tod erschien sein letztes Album "Time Lines". Hill kehrte mit dieser Veröffentlichung in den Blue Note Hafen zurück.


"Smoke Stack" ist im Dezember 1963 auf Blue Note erschienen.

05.09.2007

Playlist 4.9.

Wer am gestrigen Dienstagabend ein Ohr riskierte und sich einen Überblick über das verschaffen möchte, was gespielt wurde, ist mit dieser Playlist wohl bestens aufgehoben.

01 Scott Taylor - Vespers
02 Tomboy - Synchronize
03 Richard Davis - Last Time
04 Plaid - Porn Coconut Co
05 Prefuse 73 - Keeping Up With Your Quota
06 Gudrun Gut - Rock Bottom Riser (with Uta Heller & Matt Elliott)
07 Apparat feat. Raz Ohara - Hold On (Chris De Luca Vs.Phon.o Remix)
08 Konono No.1 - Ungudi Wele Wele
09 Jamie Lidell - A Little Bit More (Luke Vibert Remix)
10 Whitehouse - Mouthy Battery Beast
11 Boards Of Canada - Corsair
12 Benfay - Quick Drifter
13 Frank Bretschneider - The Moon Is A Hole In The Sky
14 Gabriel Ananda - Sweet Decay
15 Gui Boratto - Beautiful Life

Ich danke fürs Zuhören!

02.09.2007

In Eigener Sache Vol.1: Tanzradio

Am Dienstag, den 4.September 2007, findet eine Fortsetzung meiner kleinen DJ-Reihe statt. Unter dem unten stehenden Link können Sie ab 20 Uhr etwa eineinhalb Stunden lang das Beste aus dem Bereich der elektronischen Musik hören. Alles was Sie dafür benötigen ist eine aktuelle Version des Winamp-Players, die Sie hier kostenlos herunterladen können.

Viel Spaß beim Hören!

Tanzradio

01.09.2007

Hold On




Wer auch im September des Jahres 2007 immer noch verzweifelt auf der Suche nach DEM Sommerhit ist und bisher außer Disco-Plattheiten wie "Hot Summer" nichts spannendes auftreiben konnte, dem sei hiermit wärmstens Apparats (feat. Raz Ohara) "Hold On" im Chris De Luca Vs. Phon.O-Remix ans Herz gelegt. Der Track ist ein blanker Wahnsinn zwischen Prince-Funk aus den frühen Neunzigern und aktuellem Timberlake-Sex.

Ich bin zwar gerade Dank eines Meniskusschadens tanztechnisch etwas auf verlorenem Posten, mit diesem Song auf den Ohren hingegen könnte ich auch locker nackig aus dem zweiten Stock hüpfen und auf der Straße Laternen austreten.

Bisher klarer Sieger im "Song des Jahres"-Wettbewerb.

"Hold On" ist am 11.5.2007 auf Shitkatapult erschienen.