Bevor der Listenquatsch nun aufhört: mir ist aufgefallen, dass ich zu wenig über die Platten des abgelaufenen Jahres geschrieben habe, und irgendwie muss ich diesbezüglich nachsitzen. Deshalb hier flott in Kurzform die 10 besten Scheiben 2009, aufgeteilt in zwei Portionen, zum besseren Verdauen. Tötö!
Platz 6
Malakai - Ugly Side Of Love
Bezirzendes Weirdo-Gerumpel aus englischen Garagen, in denen Nasarechner und Strohballen gemeinsam Kühe bumsen. Typ trägt vermutlich Dreads und einen grün-schwarz gestreiften Schlabberpullover. Soul und Funk treffen auf herrlich unprätentiöse Hip Hop-Beats, als Beilage wird eine Stimme gereicht, die seit Tagen nur Kaffee und Zigarettenqualm und die Spucke eines Crack rauchenden Stevie Wonder an sich vorbeischwimmen sah. Die FAZ brachte Beck als Vergleich ins Spiel, aber das hat Malakai nicht verdient. Die FAZ hingegen schon. Und trotz Bristol- und Portishead-Verbindung: macht richtig Spaß.
Platz 7
The Heavy - The House That Dirt Built
Nach dem Debutklassiker "Great Vengeance And Furious Fire" aus dem Jahr 2007 schmiss die Band aus dem Vereinten Königreich einen ebenso fantastischen Nachfolger auf die Tanzfläche. Ihr dreckiger, schmieriger Soul- und Bluesrock mit einem sehr feinen Händchen für großartige Hooklines und Melodien reifte auf "The House That Dirt Built" zu einem steppenden Monster voller Glückseligkeit, schmutzigem Sex, Drogen und Garagenrock. Modern und frisch, gefährlich und höllisch tanzbar. Eine der besten Bands der Gegenwart.
Platz 8
Fever Ray - Fever Ray
Die Hälfte der schwedischen Geschwisterbande The Knife dreht hier eigenständig frei: Karin Dreijer Andersson mit einem knisternden, nokturnen, sehr warmen Elektro Album für den Ambient-Club auf Psychopharmaka. "Fever Ray" hat eine erstaunliche Tiefe, ist zu gleichen Teilen umarmend und abweisend und einen großartigen Flow über Albumdistanz. Muss man auch erstmal "hinkriegen" (G.Schröder). Dauerbrenner 2009.
Platz 9
Pan American - White Bird Release
Neben der Emeralds-Platte das großartigste Stück Ambient 2009. Wunderbar zusammengestellt, kreiselnde Sounds, die mich immer wieder tiefer in den akustischen Wattebausch drücken, toller Spannungsaufbau. "White Bird Release" ist sehr subtil, die verhuschten Gitarrenloops hängen sich kaum merklich an dubbige Dürre und verschmelzen zu einem sehr organischen Klangkörper, der wenig mit Sterilität und klaren Konturen zu tun hat. Mark Nelson - früher übrigens mit der Postrock-Quasi-Legende Labradford unterwegs - weiß sehr genau, was er hier tut, und das meint nicht "souverän", sondern mit großem Weitblick und großer Neugier. Du spürst es nicht immer, wenn diese Musik läuft, aber wenn die Auslaufrille erreicht wurde, dann fehlt Dir was.
Platz 10
Black Dice - Repo
Teerschwarze Raupen, so groß wie die Hochhäuser Brooklyns, schrauben sich durch würmelnde Beatkrabbler, Fetzen von Silberfolie kontaminieren klares, kaltes Wasser. Vernoised und verhext von zwei durchgeknallten Soundchaoten mit Tourrettsyndrom aus New York, die mit "Repo" etwas erschaffen haben, das so klar ist wie die Wurzel aus 78842343748437483523783425478250257309. Ein Flow wie ein umherstolpernder Wolpertinger aus dem Kopftunnel von Karl Valentin, und mindestens genauso humorvoll. "Repo" schleppt sich nur so durch eine heruntergekommene Postmoderne, rotzt unentwegt Blut an die eigene Fassade, hinter der nichts als Egomanie und komplette Leere regiert. Eine angemessene Zustandsbeschreibung des vergangenen Jahres.