AMBLARE - AMBLARE
"Matt and Alex especially want to thank Bryan for his love, encouragement, friendship, excitement, and passion. This recording is dedicated to his life and memory. We will miss him forever." (Amblare)
RIP Bryan St. Pere
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Das könnte die kürzeste Rezension aller Zeiten auf diesem Blog werden. Die Sache ist nämlich wirklich schreiend einfach: Du magst eine (!) der folgenden Bands, und Du wirst "Amblare" lieben. Das ist die Dreikommaviernull-Zufriedenheitsgarantie im Best Practice und Service Excellence Cluster.
A Perfect Circle, Hum, The Life And Times, Helmet, Failure, Shiner.
Jep, eine reicht.
Vielen Dank, Merci Beacoup, Mille Grazie - das war's, schönen Abend noch, hoabe d'Ehre!
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Ich habe gesagt, es "KÖNNTE" die kürzeste Rezension aller Zeiten auf diesem Blog werden. Aber nicht mit mir, Freunde der Sonne!
Alles, was ich da just ins Weltnetz erbrochen habe stimmt freilich, und ich nehme davon auch keine Nanosilbe zurück. Es fehlt allerdings noch eine Kleinigkeit. Denn es wäre nun ebenso freilich ein Leichtes, mir so unschöne Repliken wie "aufgewärmter Kaffee", "nicht gerade originell", "also alles schonmal dagewesen", "wer will denn so 'ne alte Scheiße heute noch hören?" vor die Tür zu karren, und bevor ich den ganzen Plunder mit einem rasenden Raketenfurz von Angus Youngs Gardinenstange in die Luft gehen lasse, sei noch eine Frage erlaubt: was ist denn an aufgewärmten Kaffee auszusetzen? Hm? Schön in den Edelstahlkochtopf, bisschen Ziegenkäse, bisschen Melasse, bisschen Bärlauch, schnell aufkochen lassen und dann ab damit ins Klo, aber Vorsicht: es könnte das Porzellan angreifen! Huch, ich bin im Rezept verrutscht, KEINE MELASSE, das versaut einem echt alles. Senf! Senf muss rein!
"Amblare" wurde von den drei Musikern Matt McGuyer (u.a. bei Mock Orange), Alex Wallwork von den Stonern Faerie Ring und Bryan St.Pere der 90er-Alterna-Stars HUM (pun intended!) erdacht und wird jedem Kind der Neunziger die Freudentränen in die Augen treiben. Emotional, melancholisch, drückend, zerbrechlich, heavy, deep, groovend, dazu mit einer gewissen Nerdigkeit, die bionatürlich jedes Klischee draußen vor der Tür lässt. Breaks, die einen Quantum Break verursachen können. Gitarren, die untenrum ganze Planeten wegschieben und obenrum Glühwürmchen im Weltall unsittlich berühren. Ein Schlagzeuger, der mit Ambossen auf die Kessel drischt. Eine an das letzte Hum-Meisterwerk "Inlet" erinnernde Produktion, was wenig Raum für Überraschungen lässt, wenn der Mann an den Reglern Matt Talbott heißt und bei Hum die Gitarre bedient und am Mikrofon steht - ein außergewöhnliches Gespür für Raum und Tiefe, für spaciges Geflacker und gleichzeitig für die Verdichtung von Sound und Vision. Wenn's einen Beweis benötigt: ich habe keine Vorstellung davon, wem bei einem absoluten Monstrum wie "Mine'd" nicht die Knie weich werden würden.
Und wo ich jetzt schon einen Titel explizit erwähnte, muss ich zwangsläufig auf den zweiten Smash-Hit dieses Albums hinweisen, genau genommen ist es DER Hit, der in anderen Zeiten Leben verändern könnte: "Underest" hat alles für die Tanzfläche und alles fürs Gefühl, eine Hymne für Generationen. Warum hört hier keiner zu? Warum läuft das so komplett unter jedem Radar? Warum ist Rockmusik so kolossal am Arsch?
Nun, darum: Die Herzallerliebste und meine Wenigkeit wohnten die Tage einer Nirvana Tribute-Party in einer Frankfurter Diskothek bei, Todestag und Tralala, Untertitel "Hardcore, Garage, Grunge". Ich wiederhole das besser nochmal: eine Nirvana Tribute-Party mit dem Untertitel: "Hardcore, Garage, Grunge". Unendliche Möglichkeiten, einen fantastischen Abend zu haben. Ein ganzes Jahrzehnt vollgestopft mit der besten Musik der Welt zur Auswahl. Ich könnte - Uhrenvergleich: JETZT - mit dem Aufzählen von Songs und Bands und Alben in den Sektoren "Hardcore, Garage, Grunge" beginnen und wenn Du mich in 72 Stunden wieder siehst, werde ich immer noch nicht damit aufgehört haben. Right? Right!
Was stattdessen passierte: Der DJ ballerte zur besten Sendezeit gegen halb eins die neunminütige (!) Guns'n'Roses-Saftgranate "Estranged" auf eine leere Tanzfläche. Für volle neun Minuten. N-E-U-N.
Es ist einfach alles egal geworden.
Alles. Ist. Einfach Fucking. Scheiß. Egal.
Hört diese Platte.
Erschienen auf Melodic Virtue, 2024.