DEEPCHORD - LANTERNS
Die beste Dubtechno-Scheibe des Jahres 2014, soviel sei in Hinblick auf die große Jahresbestenliste heute schon verraten, wurde im Mai auf Astral Industries veröffentlicht. Deepchords "Lanterns" erschien vor einem halben Jahr ausschließlich als beschämend teure und auf 500 Stück limitierte Doppel-LP mit zwei unterschiedlich eingefärbten durchsichtigen Vinylscheiben, wunderbarem Artwork inklusive eines Riesenposters. Die Aufmachung ist schon aller Ehren wert, wenngleich mir dieser aus "limitiert & teuer" zusammengeflickte Exklusivitätsteppich immer noch schwer aufs Gemüt schlägt; die dazu passende Musik ist geradewegs ein Erlebnis. Im Vergleich mit dem ebenfalls exzellenten, dezent kratzigen und bisweilen kühl und distanziert klingenden "20 Electrostatic Soundfields" aus dem vergangenen Jahr, hat "Lanterns" indes weniger den Charme von verstaubten Industrieanlagen im Herbst, die mit Stroboskopfeuerwerk angestrahlt werden. "Lanterns" ist in allen Bereichen homogener und wirkt dadurch introspektiver als Deepchords frühere Arbeiten - die durchgehend auch nicht von schlechten Eltern waren.
"Lanterns" brachte mich immerhin mit seinen leise vor sich hin schachernden Beats, die sich so wunderbar in das blitzende Noisegestrüpp einpassen, dem tongewordenen Tunnelblick in die Nacht und dem sich subtil und fast verschämt zeigenden Hedonismus dazu, meinen seit dem letztjährigen Umzug stillgelegten und astrein benamten "Space Projektor" von Mathmos wieder anzuschmeißen, um im tiefsten Rot mit diesen gut 64 Minuten Musik gemeinsam durch die Sossenheimer Nacht zu glühen.
2012 war es die "Voices From The Lake"-LP mit ihrer todessehnsüchtigen Unterwasser-Glory, ein Jahr später verschlug mir Segues "Pacifica"-Schulung in strahlendem Weiß die Sprache, im Jahr 2014 ist es der verschwommene, pulsierende, ziellose Weg durch den Untergrund der Großstadt von "Lanterns", der mich durch das Leben trägt.
Erschienen bei Astral Industries, 2014.
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