SECRET PYRAMID - MOVEMENTS OF NIGHT
Es ist Freitag der 26.September 2014. Ich habe seit vier Tagen Urlaub und das ist der erste Moment, in dem ich ihn wirklich spüren kann. Ich sitze mit einer Kanne Jasmintee auf der Couch, neben mir liegen Schnuffel und Kleini, zwei unserer Mitbewohner. Meine Welt ist ruhig. Ein Sandelholz-Räucherstäbchen nebelt das Wohnzimmer und die 3,40qm große Ecke aus Luft, Liebe und Musik ein, aus der ich seit über sieben Jahren geschwungene Wortklumpen herausstampfe, und ich höre mich endlich durch den Stapel der seit Tagen noch verschweißten LPs. Sortiere die nächsten Blogposts. Räume die digitale und analoge Musikbibliothek auf. Recherchiere.
Lege "Movements Of Night" auf den Plattenteller.
Und alles ist Herbst. Und salzig, erdig, rot-braun. Elementar.
Es folgt der sich nur selten bahnbrechende Reflex, zu dieser Musik sofort etwas zu schreiben. Bevor der Alltagssturm wieder kommt und ich wieder den Halt verliere.
"Movements Of Night" ist gleichermaßen subtil und kraftvoll, überlegt, mit großer Weite und Tiefe. Eine dieser Platten, die mich schon nach den ersten Sekunden in ihren Bann ziehen, weil Ihr Klang, ihre Töne so einzigartig sind. Und weil hier etwas im Subklang zu hören ist, das nur ich hören kann. Das ist kein elitäres Geschwätz, aber dafür universell für jeden, der zuhört und sich erinnern kann. Denn es sind die eigenen Bilder, die eigenen Erinnerungen, die eigenen Erfahrungen, die sich wie die Rose von Jericho entfalten können, weil sie von dieser Musik getränkt und damit wiederbelebt werden.
All das, was hier gerade ist, auf der Couch mit Jasmintee, Katzen, Räucherstäbchen und Kerze, fühlt sich wie 37 Jahre Leben an. Das Getöse vor der Tür wird nicht verschwinden, aber es ist für den Moment einfach nicht wichtig.
Erschienen auf Students Of Decay, 2013.
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